Samstag, 16. Juli 2016

Flotte Bienen

Wenn ich vor die Wahl gestellt wäre, ob mich George Clooney oder eine flotte Biene in meinem Garten besuchen soll, würde ich mich ohne zu zögern für die Biene entscheiden. Die wird mich genauso wenig verstehen, wenn ich mein eingerostetes Englisch an ihr ausprobiere, sieht aber auch gut aus. Außerdem muss ich ihr keinen Espresso servieren, sondern ihr einfach nur Blumen schenken.

Neulich an der Schafgarbe traute ich auch prompt meinen Augen nicht - die Prominenz war da und schwänzelte auf den Blüten herum. Wie eine Diva drehte sie sich im Kreis und streckte den Hintern in die Luft, der ganz gelb bepudert war mit Pollen. Madame sah aus wie eine Blattschneiderbiene, aber nicht wie eine von meinen Wicken-Weibern (Megachile ericetorum), denn die besuchen lieber keine Korbblütler. Es war eine Megachile centuncularis. Diese Art besucht auch offene Blüten, wie Schafgarbe oder Färberkamille. Ich fühlte mich sehr geehrt, sie an meinen Blumen zu treffen, das war nämlich eine Premiere. Und wie das bei Prominenten so ist, habe ich sie danach auch nicht wiedergesehen. Sie war wohl auf Tournee.


Ja, Bienen, und vor allem die wilden, sind hochinteressante Tiere, und bei ihnen Paparazzi zu spielen ist viel spannender als die Klatschpresse zu lesen. Das fand auch Philippe Boyer, und hat seine schönen Bienenfotos zu einem Buch zusammengefasst, in dem er von wilden und zahmen Bienen inklusive Hummeln erzählt und aus dem Nähkästchen plaudert.



Das Buch heißt "Vom Leben der Wildbienen - Über Maurer, Blattschneider und Wollsammler" und ist vor ein paar Wochen im Ulmer-Verlag erschienen.

Philippe Boyer ist Franzose und macht gute Fotos. Ich weiß nicht, wo er genau lebt, aber es scheint ein bisschen südlicher zu sein, denn die Flugzeiten im Buch liegen deutlich vor denen unserer Bienen. Außerdem kann er die Holzbiene beobachten, auch so eine schillernde Persönlichkeit, die meinem Garten fehlt. Alle Bilder hat er ohne Blitz aufgenommen, so wie ich das auch immer mache.



Der Band ist kein Bestimmungsbuch, sondern zeigt einfach tolle Aufnahmen mit Texten, die Lust aufs Beobachten machen. Dazu tragen auch die Auszüge aus dem hübsch illustrierten Feldtagebuch bei. In beeindruckenden Bildern zeigt der Autor oft sehr intime Details der Bienen. Sogar die Eiablage der Mauerbiene ist dokumentiert - man glaubt nicht, wie groß so ein Ei im Verhältnis zur Biene ist - vielleicht könnt ihr es im nächsten Bild rechts erkennen:


Die Blattschneiderbienen hat er tatsächlich bei ihrer Schneidertätigkeit fotografieren können, was mir noch nicht vergönnt war. Zusätzlich zu den Bienen werden auch ihre Parasiten vorgestellt, außerdem einige andere Blütenbesucher, wie Schmetterlinge und Fliegen. Bei manchen Fotos stimmt allerdings die Bildunterschrift nicht - die Fliege auf Seite 103 zeigt uns ihr Hinter- und nicht ihr Vorderteil, die Ölkäfer auf Seite 89 sind keine Larven.

Alles in Allem ist das ein schönes Buch mit tollen Fotos, das dazu animiert, gleich noch ein Bienenhotel aufzustellen, damit immer mehr illustre Gestalten sich die Ehre im Garten geben.

* Alle Fotos, die nicht erkennbar Buchseiten zeigen, sind von mir und stammen nicht aus dem Buch.

13 Kommentare:

  1. Philippe Boyer ist Fotograph und lebt in Nogent sur Marne und hat dort seit 22 Jahren einen garten wo er u.a. *abeilles solitaires* gerne folgt und photographiert. er hat den prix spécial du Jury Redouté dieses Jahr mit diesem Buch erhalten...weiteres kann man auch in diesem artikel lesen : http://94.citoyens.com/2016/les-spectaculaires-photographies-dabeilles-sauvages-de-philippe-boyer,30-01-2016.html
    hier in unserem garten hatten wir das glück Bienen einen ganzen sommertag zu folgen wo sie die blattstückchen in einem moosbedenkte hängekorb gemacht haben.
    liebe grüsse

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  2. Oh hoher Besuch auf Tournee....:-) Das wäre auch ein Buch für mich....ich kenne ja überhaupt keine meiner Gäste beim Namen. Im Bürgergarten hat unser Naturexperte sogar die Holzbiene entdeckt und das im kalten Freiberg....ein Zeichen des Klimawandels oder auch nur auf Tournee?
    Also schnell noch ein Bienenhotel aufstellen...aber kein gekauftes....das habe ich inzwischen gelernt.
    Ein schönes Wochenende,
    LG Sigrun

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  3. ...was für ein wunderbarer Post und danke für den Tip mit dem Buch; das werde ich mir gleich mal besorgen.
    Schönes Wochenende & LG Christiane

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  4. Das Buch hört sich schön an, werde mich mal informieren. Wäre ja bestimmt schön - auch für die Bienen - wenn ich nicht nur " Hoi Biäli" sagen würde....
    Herzlichst
    yase

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  5. Für Wildbienen, Hummeln & Co. gibt es viele Leckerbissen in meinem Garten. Sie sind mir sehr willkommen. Ich habe auch ein Insektenhotel. ABER: Ahnung habe ich davon keine. Tut mir leid, es ist so. Deshalb wäre es an der Zeit, mal in solch einem Buch zu blättern. Schade finde ich, wenn Bücher Fehler aufweisen. Ist das jetzt Unkenntnis oder handelt es sich um Übersetzungsfehler?
    Liebe Grüße
    Edith

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  6. Für Wildbienen, Bienen, Hummeln und co. gibt es in unserem Garten normalerweise ausreichend zu futtern. Bei dem Wetter heuer habens die kleinen Flieger aber bestimmt nicht leicht. Das Buch werd ich mir noch genauer anschaun.
    Danke für den Tip.
    LG
    Sabine

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  7. Bienen sind wirklich faszinierende Tiere. Ich finde es sooooo schade, dass mein Bienenstein bisher unbewohnt geblieben ist!!
    Viele Grüße von Margit

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  8. oh fein!
    hier müsste man sich auch mal genauer beschäftigen mit den brummelchen - so mitten im naturreservat an der grenze des nationalparks. mit all der wildniss ringsum und der frisierten wildniss in meinem garten finden sich sicher auch interessante exemplare......
    insektenhotel kann ich mir jedenfalls sparen - wer nicht in bäumen oder totholz im wald nebenan unterkommt der haust in den winkeln, nischen und dachböden vom BWH :-)
    xxxxx

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  9. Liebe Elke,
    da musste ich ja lachen beim Vergleich von George Clooney und deinem Bienengast. Ist sicher unkomplizierter mit der Biene *lach. Das Buch hört sich sehr gut an, da habe ich richtig Lust drauf. Ich habe die schwarze Holzbiene im Garten, sie hat ihren Gang in einem modernen Holzstück im Garten. Interessanterweise umschwärmt sie nicht nur die Wisteria, sondern schon vorher die Lenzrosen und sogar den Flieder. Ein eindrucksvolles Tier. So einen Backstein aus Ton mit Löchern für die Mauerbienen habe ich mir im Töpferkurs gemacht. Aber wahrscheinlich zu spät aufgestellt, es sind nur zwei Löcher benutzt.
    Liebe Grüße, Johanna

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  10. Liebe Elke,
    tolle Bilder :-)
    Du hast ja ein tolles Insektenhotel.
    Ich bin mit den Kindern auch dabei eins
    zu basteln und hab eine Frage. Sind die
    Löcher für die Insekten durchgehend (also
    richtige Tunnel) oder sind sie nur angebohrt
    (Sackgassen). So richtig hab ich da noch
    nichts zu gefunden im Netz.
    Ganz viele liebe Sommergrüße
    sendet dir Urte

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    1. Hallo Urte,
      die Bienen wollen Löcher haben, die eine Sackgasse sind. Wenn sie hinten Licht am Ende des Tunnels sehen, ziehen sie nicht ein.
      VG
      Elke

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    2. Danke liebe Elke - da muss ich noch mal umbauen :-)

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  11. Hallo Elke,
    schöne Bilder. Wie sollten die Bienen viel häufiger zu uns einladen. Ich freue mich, dass mich auch immer mehr davon besuchen.
    Liebe Grüße
    der gartenengel

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