Samstag, 6. April 2019

Die Marotten der Meisen

Es wird berichtet, dass Amseln im Vorfrühling etwas gegen gelbe Pflanzen haben und sie ausreißen. Jedenfalls soll der Amselmann wohl in manchen Gärten gelbe Krokusblüten oder die von der frühen Iris danfordiae einfach abgerissen und daneben in den Dreck geworfen haben. Man könnte verstehen, dass Herr Amsel mit dem gelben Schnabel seiner Angebeteten einen gelben Blumenstrauß pflücken möchte, aber entweder hat er darauf schon bald keine Lust mehr oder es darf einfach kein anderes Gelb neben ihm geben.

Ganz andere Marotten haben die Blaumeisen. Dass sie manchmal Apfel- oder Kirschblüten zerfleddern, sieht man öfter, was auch daran liegt, dass ich Apfel, Kirsche und Blaumeise im Garten habe. Gut, sollen sie mal machen, schließlich bleiben immer noch genug Blüten übrig und vielleicht finden sie ja auch manchmal Beute darin, die dem Baum nicht gut bekommt.

Hier bastelt die pastellfarbige Blaumeise in einer Blut-Pflaume:


Was ich jetzt aber in Potsdam beobachtet habe, ist schon ein ganz anderes Kaliber. Dort, in sehr guter Wohnlage, befanden sich ein Blaumeisenpaar und eine Magnolie mit dicken rosa Knospen. Diese Vögel, vielleicht etwas verwöhnt im Park Sanssouci und von dem ganzen Prunk um sie herum etwas angeödet, haben es sich zur Aufgabe gemacht, den Sicherheitsdienst für diese Magnolie zu spielen.




Eine Knospe nach der anderen haben sie sich vorgenommen: Aufmachen, Blaumeisenpolizei! Erst wird, wenn sie noch dran ist, die pelzige Knospenhülle abmontiert, und dann geht es ans Eingemachte: In die perfekte rosa Knospe wird ein dickes Loch gepickt. Nichts drin? Schade, dann auf zum nächsten Opfer.



 
Ob die Blaumeisen darin wirklich auf fette Beute hoffen? Ihr Tun erscheint ein bisschen weniger sinnlos als das Ausreißen von Krokussen durch Amselmänner. Die Magnolie wird trotzdem nicht mehr schön blühen, die angepickten Knospen werden teilweise verbräunen und sich nur verkrüppelt öffnen. Es gibt Gartenbesitzer, die die Blaumeisen deswegen erst arg beschimpfen und den Baum dann einnetzen, bis die Knospen sich öffnen. Dafür braucht man allerdings bei so mancher alter Magnolie ein ganzes Festzelt.

Hier sieht man den Schaden besonders gut, wenn die Meise ihn nicht mehr kaschiert:


Da aber Magnolien sowieso nichts für den Naturgarten sind, da nur wenige Insekten etwas von ihnen haben, wollen die Blaumeisen vielleicht auch einfach nur wenig dezent darauf hinweisen, dass sie gern einen Baum im Garten hätten, der auch mal Raupen zu bieten hat. Recht haben sie.

19 Kommentare:

  1. Ach ja Elke,
    nachdem Du und Wolfgang mich nun aufgeklärt haben, sehe ich Magnolien jetzt auch in einem etwas anderen Licht. Soll aber nicht heißen, dass wir deswegen unseren 22 Jahre alten Magnolienbaum am Teich - den wir voll Freude 1997 vom Hochzeitsgeld gekauft haben, deswegen jetzt roden werden. Zumal er inzwischen auch der Ramblerrose Polstjärnan ein ideales Rankgerüst bietet. Aber den Gedanken an eine weitere Magnolie habe ich inzwischen verworfen, da sie in trockenen Sommern auch sehr viel Wasser benötigen ...
    Jetzt hast Du also zumindest den Magnolien-Locher enttarnt. Vielleicht glückt es Dir ja doch irgendwann auch beim gemeinen Lenzrosen-Locher. Obwohl sich mein Verdacht erhärtet, dass es der Dickmaulrüssler ist ;-(
    VG Silke, die sich mal Wolfgangs Profil ausleiht, da der andere Laptop unter den Katzen- & Gartenfotos ächzt und jetzt dringend entschlackt werden muss.

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  2. Guten Morgen Elke,
    wie interessant die Verhaltensweisen von Amselmann und Blaumeise. Ich denke du hast Recht, das Anpicken der Magnolienblüten ist sicher ein dezenter Hinweis auf mehr naturnahe Gehölze. ;-) Hier sind in der Nachbarschaft die Magnolien voll aufgeblüht und sehen schon beeindruckend aus, aber leider währt die Blütezeit nicht sehr lange ... mal abgesehen davon, dass sie für meinen Garten viel zu groß werden.
    Hab ein schönes Wochenende, Marita

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  3. Das ist ein echt interessantes Verhalten der Vögel, wobei ich das mit den gelben Krokussen noch nicht beobachtet habe. Ein Vogelfutterplatz in meinem Garten stand mitten in gelben Krokussen, und die Amselmännchen haben sich nur für das Futter interessiert. 😉
    Ich fände es nicht weiter schlimm eine Magnolie im Garten zu haben, auch wenn sie den Insekten und Vögeln nicht viel bieten. Solange es genug andere nützliche Pflanzen und Gehölze gibt, soll eine Magnolie ruhig erlaubt sein. Ich hätte gerne eine Stellata, die passt optisch noch am besten in einem Naturgarten.

    Was das Verhalten von Blaumeisen angeht bin ich schon sehr gespannt, ob ich welche an meinem Kaiserkronen sehen werde. Ich habe das erste Mal welche und Blaumeisen sorgen bei denen für die Befruchtung.

    Ein wunderschönes sonniges Wochenende wünsche ich dir! Ich bin auch gleich im Garten anzutreffen. 😉

    Viele Grüße
    Daniela

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  4. Ich hätte gerne eine Magnolie, aber Sauerei und Blütezeit stehen in keinem Verhältnis, sagt mein Lieblingsmensch.... und nun, ist es vielleicht ganz gut so..,
    Aber schon interessant, die Blaumeise
    Herzlichst
    yase

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  5. Na dann hoffe ich doch, das meine Blaumeisen in der gerade üppig blühenden Blutpflaume ein paar Räuschen finden. Manchmal picken sie einfach die Erdnüsse im Ganzen aus der Schale, die eigentlich fürs Eichhörnchen bestimmt waren.
    Wunderbare Naturbeobachtungen...und das mit dem Amsel-Gelb wusste ich noch nicht......;-)
    LG Sigrun

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    1. Räupchen natürlich...für das Blaumeisen-Frühstück..;-))

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  6. Bei uns zeigen weder Amseln noch Blaumeisen ein solches Verhalten und wir haben viele gelbe Blumen und auch eine Blutpflaume im Garten. Wie bei den Menschen gibt es wohl auch bei den Piepmätzen ein paar schräge Vögel.
    LG, Varis

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  7. Das konnte ich bisher noch nicht beobachten! Wir hatten ja den ganzen Winter über fast gar keine Vögel im Garten. Jetzt aber ist einiges geboten... Meisen, Amseln, Rotkehlchen etc. Im Moment ist echt was geboten. Und bisher führen sich alle anständig auf.... na ja fast alle. Die großen Saatkrähen sitzen in unserer riesigen Esche und kac... auf unseren Eingangsbereicht einschließlich Briefkasten! Aber so lange sie mir nicht auf den Kopf machen, geht es ja noch!
    viele Grüße von
    Margit

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  8. Liebe Elke,
    Ich konnte das auch noch nicht beobachten. Vielleicht müssen Stadtvögel mehr Stress abarbeiten, wer weiß das schon.
    Liebe Grüße
    Steffi

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  9. Liebe Elke,
    das ist ja hochinteressant. Das Geld der Krokusse weckt sicher das Konkurrenzgefühl beim Amselmännchen, was die Meisen da treiben, weiß ich auch nicht. Vielleicht finden sie ja tatsächlich etwas in den Knospen?
    lg Johanna

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  10. Hallo Elke, ich lese ja deine Beiträge sehr gerne, aber der heutige gefällt mir sehr gut.
    So viel Neues und interessantes aus der Vogelwelt, da staune ich.
    Zum Glück scheint hier noch alles in Ordnung zu sein, unsere Amseln sind so zahm, dass sie tatsächlich ganz schön fordernd sind was Nahrung anbelangt. Sie kommen ganz dicht zu der Türe und warten bis sie etwas bekommen.
    Die Kohlmeisen lieben es im Teich zu baden.
    Liebe Grüße und Danke für deine tollen Beiträge.Edith

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  11. Perhaps the yellow flowers is like birds that attack their reflection in wing mirrors on cars? Seeing off a 'rival'?

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  12. Hallo Elke, die Meise hat ja echt ne Meise, so schöne Knospen so zu durchlöchern. Das ist ja aber alles harmlos. Ich habe eine Blaumeise im Garten,die greift unser Haus an! Ich dachte erst ganz entsetzt, der Specht, der immer im Haselnußstrauch nebem dem Haus in den toten Ästen herum pickt ist jetzt aufs HAus übergegangen. Aber nein, es ist ein Meise mit Meise. Sie hämmert sich eine Höhle unter und in die Brätter, die den Rand verkleiden. Das hört man bis ins Erdgeschoss und im ganzen Haus, wie sie unser Häuschen zerhackt......
    Mal sehen, wie das weiter geht.
    Liebe Grüße, der Achim

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  13. Liebe Elke,
    das ist ja ein sehr interessanter Bericht, beide Verhaltensweisen sind mir bisher nicht begegnet, vielleicht weil es in meinem Naturgarten viele andere Hackmöglichkeiten gibt. Mit Amseln sieht es bei uns immer noch schlecht aus, sie haben sich nur ein wenig vermehrt, nach dem großen Amselsterben, was ich sehr bedaure.
    Liebe Grüße
    Edith, die Naturwanderin

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  14. Hallo Elke,
    die Meise hat wohl n Vogel! Die schönen Blüten anzupicken! :-)
    Wir haben seit 4 Jahren Meisen in unserem Dekohäuschen brüten. Und es MUSS genau dieses Haus sein. Egal ob es auf dem Boden steht, oder mit dem Einflugloch an der Hauswand - es wird bezogen und damit basta!
    Liebe Grüße,
    Krümel

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  15. Hallo Elke,
    bei uns haben die Blaumeisen die blühenden Kätzchen 'abgeknipst', bis wir bei einem Vortrag über Bienen erfahren haben, darunter sitzt der Nektar.
    Die Tiere sind schon schlau - haben doch in England die Aluminiumdeckel auf den Milchflaschen aufgepickt um an die Sahne zu kommen (damals gab es auf der Milch noch Sahne).
    Liebe Grüße
    Braunelle

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  16. Liebe Elke,
    wieder toll geschrieben! Ich wusste gar nicht, dass manche Vögel solche Marotten haben, erklärt aber warum so manche Blüte von Anfang an schon recht zerzaust aussieht.
    Ich wünsche Dir eine wunderschöne Woche.

    Viele liebe Grüße
    Wolfgang

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  17. Nanu, das ist ja ein Ding!
    Also wir haben auch etliche Meisen hier im Garten,
    aber zum Glück haben sie nicht so eine Meise und durchpieksen
    die Blüten unseres schönen Magnolienbaumes.
    Der blüht herrlich und ohne Löcher :-)
    Ganz viele liebe Grüße von der Urte

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  18. Hallo,
    habe gedacht, meine gerade in voller Blüte stehende Schattenmorelle - ein noch junger Baum mit ca 4 m Höhe - kränkelt, als ich gestern eine große Menge Blüten unter ihr bemerkte. Ja, ganze Blüten!
    Ein Blick nach oben entlarvte die Übeltäter:
    Ein Blaumeisenpärchen montierte eine Blüte nach der anderen ab! Scheinbar sinnlos und zufällig werden die Stängel am Blütenansatz durchgebissen und die Blüten fallen gelassen. - Noch sind ja genug Blüten dran ... .

    Habe schon daran gedacht, dass die Meisen wegen der momentanen Trockenheit scharf auf den Pflanzensaft sein könnten, aber meine Vogeltränke wird von ihnen ebenfalls besucht. Weiß jemand, woher das Verhalten kommt?

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