Samstag, 11. Mai 2019

Das Gras wachsen sehen

Bei manchen Pflanzen scheiden sich die Geister. Erst ist man Feuer und Flamme für sie, bis ein Punkt kommt, an dem man skeptisch wird, ob man das Richtige getan hat, als man sie gepflanzt hat. So ein Wackelkandidat ist Carex morrowii 'Ice Dance'. Diese Segge hat grünes Laub mit weißen Randstreifen, daher der hübsche Sortenname. Von durch die Beete tanzen kann aber nicht die Rede sein, eher ist es ein Walzen - 'Ice Waltz' oder 'Eispanzer' wäre vielleicht eine bessere Bezeichnung, weil er wie ein grünweißer Panzer durch die Beete kriecht.



Das Gras treibt nämlich Ausläufer. Kurze zwar, aber mit der Zeit wird es immer breiter und verdrängt andere Pflanzen, die nicht stark genug sind bei dieser Landnahme. Deshalb kann man die Segge auch gleich nach Erhalt beherzt teilen, das liegt ihr im Blut, da wächst sie einfach weiter und schon hat man zwei Eispanzer im Beet.

Hier kann man ganz gut sehen, wie groß die eine Pflanze in drei Jahren geworden ist.

Ich habe jetzt die Ausläufer abgestochen und eingetopft, um das unbepflanzbare Siedlungsbeet mit den drei Kugelahornen zu ergänzen. Dort könnte die robuste Natur von Carex morrowii gut hinpassen, da ist es elend trocken und durchwurzelt. Ahorn eben.



Unter den Bäumen könnte 'Ice Dance' seine Trümpfe ausspielen. Trockenheitsverträglich ist es, wüchsig auch.

Wenn es aber blüht, dann geschieht dies mit einer Zartheit, die nicht zu diesem dominanten Wesen zu passen scheint. Filigrane weiße Fusselblüten, die aussehen, als würden weiße haarige Raupen einen Zweig hinaufkrabbeln. Oder Zahnbürsten. Oben drauf gibt es dann noch einen braunen Staubwedel. Unfassbar hübsch im Gegenlicht.






Die Ameisen finden die Blüten auch spannend und zerrupfen manchmal so eine weiße Raupe.


Bei Carex morrowii gibt es also eine Geschlechtertrennung: Ganz oben, der braune Staubwedel, ist der männlicher Teil des Blütenstandes, die weißen Raupen sind die weiblichen Teile.


Später werden diese dicker und bilden die Samen. Wer weiß, vielleicht knabbert die ein Vogel?


Hopp oder topp also? Ich bin noch unentschlossen, ob ich das Gras lieben oder verfluchen soll. Ich hatte die Hoffnung, dass es etwas Ordnung in meinen wilden Garten bringt. Klappt bei der Blüte mindestens, denn da hat es schon bewundernde Blicke geernet. Und ich ernte gleich wieder Ausläufer.

16 Kommentare:

  1. Hallo Elke, klingt ein wenig wie russisch Roulette , wenn man sich diese Pflanze in den Gaten holt. Einmal nicht aufgepasst und saube um sie herum alles abgestochen, ist sie schon wieder einen Schwupp größer. Fast wie eine ausserirdische Lebensform, die sich heimlich, wenn man weg sieht langsam ausdehnt, bis sie einen erquetscht..... Du hast recht, die hübschen Blütchen sind ganz anders als die Beschreibung zum Rest der Pflanze die jetzt in meienr Vorstellung ist.... Ist ja fast so , als würde man sich den Giersch extra ins Staudenbeet pflanzen. Uuuups. Stimmt ja, den gibt es ja auch tatsächlich in der Staudengärtnerei zu kaufen. Zwar , wie deine Segge, buntblättrig. Das macht aber nichts am Wesen. Giersch ist Giersch und Segge ist wohl Segge. Wünsche dir ein schöne Wochenende. Liebe Grüße, der Achim

    PS und dreh der Segge mal lieber nicht den Rücken zu, man weiß bei Ausserirdischen ja nie so genau......

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  2. Oh, oh, ich würde es solange es noch geht aus Deinem kleinen garten verbannen und lieber in der freien Wildbahn aussetzen - soweit das ökologisch überhaupt vertretbar ist …
    Ich hatte neben Giersch vor über 35 Jahren auch Segge für meinen weißen Vorgarten in BS entdeckt :-(( Dort habe ich das Zeug nie wieder herausbekommen und es hat den gesamten Vorgarten durchseucht. Klar blüht es schön und ist für Vasen auch ein tolles haltbares Begleitgrün, aber im Vergleich zum Giersch lässt es anderen Stauden irgendwann kaum noch Platz zum Leben. Allerdings für trockene Standorte, wo kaum etwas anderes noch wachsen mag, ist es ideal. Wir haben es als Teich-Filterpflanze im Hochbecken eingesperrt. Im Teich war es die Pest. Da hatte es auch alles durchseucht und alle Pflanzen vereinnahmt. Klar gibt es verschiedene Seggen - die Morgenstern-Segge hat zum Beispiel ein weniger einnehmendes Wesen. Aber Deine Exemplare sehen auch sehr eroberungsfreudig aus …
    Daher kann ich die Begeisterung für Seggen eigentlich nicht ganz verstehen. Aber vielleicht hat das ja auch System, dass Seggen jetzt so in Mode gekommen sind, und es nachher Tatgeber-Bücher, Folien zum Abdecken, Unkrautvernicher und Baggerfirmen gibt, die helfen das 'Deko-Gras' wieder loszuwerden ;-)
    Grüne Gartengrüße von Silke

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  3. Liebe Elke,
    Ich tue mich mit Gräsern so schwer und zwar genau aus diesem Grund, da sie ja oft so ein einnehmendes Wesen haben. Im Terrassenbeet habe ich mich jetzt dazu durchgerungen, es mit zweien zu probieren, denn der Gatte mag es so sehr und ich denke, die Aster wird die beiden in Schach halten, denn mit der kämpfe ich ähnlich.
    Ich bin gespannt, ob ich mich dem Thema Gräser öffnen kann.
    Liebe Grüße
    Steffi

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  4. Moin Elke!
    Ich habe diese Segge auch und mag sie noch. ;-) Vor ca. 4 Jahren habe ich ein paar kleine Ableger bekommen, und nun hab ich schon eine Fläche von mindestens 1qm², von der ich auch schon andere Ecken begrünt habe. Noch nervt es mich nicht! Ich nehme öfter die Ausläufer weg und verpflanze sie. Bei mir wächst sie an eher feuchten Stellen. Für Baumscheiben oder ähnlich unwirtliche Ecken ist es ideal.
    Liebe Grüße
    Daniela

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  5. Hey Elke,
    ich liebe dieses Gras für schwierige Standorte. Schöne Bilder!
    Ich hoffe, bei Dir ist alles gut!
    Herzliche Grüße Renate

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  6. Ich hatte dieses Carex in Freiberg, noch ahnungslos über ihren Ausbreitungsdrang, und wegen dem hübschen Äußern gepflanzt. Ich hab es nicht mit umgezogen....das muss wohl einen Grund haben 😅.
    LG Sigrun

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  7. liebe Elke ! danke für deine feine beobachtungen besonders mit den insekten ! diese carex habe ich an verschiedere stelle gepflanzt * habe sie am liebsten in töpfe in der höhe wo man sie gut sieht (mit anderen sedum sum beispiel) denn sie ist eigentlich nicht sehr hoch (und sie ist dann versteckt durch höhere pflanze)
    schönes wochenende :)
    mo

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  8. Liebe Elke,
    nicht alles was fürs Auge schön ist, ist auch angenehm, es stellt sich oft als hinterhältig raus. Das merkt man aber oft zu spät und dann beginnt der Kampf, ich liebe ja Naturgärten, man muß dennoch aufpassen, dass es im Gleichgewicht bleibt, sonst ist er nicht mehr zu erkennen. Ein paar Gemüsebeete will ich dennoch haben und für die Tierwelt auch noch etws tun, garnicht immer so leicht.
    Dir einen schönen Sonntag
    liebe Grüße
    Edith

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  9. Hallo Elke,
    ja die Segge ist schon sehr raumgreifend und muss in ihre Schranken gewiesen werden. Meine sitzt recht trocken und der Ausbreitungsdrang ist daher nicht so groß. Schön finde ich schon die Blattzeichnung und daher darf sie in meinem Garten bleiben.
    Einen schönen Abend, Marita

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  10. Ich bin da mittlerweile sehr radikal und verbanne solche Wucherer gnadenlos. Frauenmantel sieht zwar toll aus... aber ich hatte ihn überall und die kräftigen Wurzelballen waren zum Teil so schwer, dass ich kaum noch schleppen konnte. Jetzt habe ich eine Minisorte, diezwar auch wuchert, die ich aber immerhin noch ausstechen kann! Oh... da fällt mir noch mit Grauen der Schneefelberich ein ...
    Viele Grüße von Margit

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  11. Liebe Elke,
    wir hatten auch einmal ein Gras im Garten, dessen Namen mir gerade nicht mehr einfällt, dass genau diese Eigenschaften hatte, die Du gerade beschrieben hast. Erst waren wir ganz begeistert und haben das Gras recht großzügig angepflanzt, aber nach ein paar Jahren war die Begeisterung weg und das Gras sehr dominant. Dann hieß es teilen und wegwerfen, aber das wurde immer mehr und irgendwann haben wir das Gras schließlich ganz entfernt. Und waren froh, es wieder losgeworden zu sein, nachdem es zwischenzeitlich so aussah, als hätten wir in Bälde nur noch dieses Gras im Garten.
    Ich wünsche Dir einen guten Start in die Woche.

    Viele liebe Grüße
    Wolfgang

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  12. Liebe Elke,
    diese Pflanze habe ich auch und betrachte sie ebenfalls mit gemischten Gefühlen. Aus einer konnte ich bereits viele machen, das gibt mir zu denken. Ich bin noch unschlüssig.
    Liebe Grüße
    Karen

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  13. Man kann sich also sein Unkraut auch gleich selber pflanzen....
    Ich habe Staudensonnenblumenblumen gepflanzt - fingerdicke Ausläufer, überall, nur nicht da, wo ich es wollte..... ich werde wohl zum Spaten greifen müssen....
    Herzlichst
    yase

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  14. Hallo Karin,
    nach ein paar Jahren stand bei mir fest: hopp! Als nicht nur die Ausläufer, sondern auch die Samen ihre Wirkung taten, das Zeug in jeder Fuge und mitten in Polsterstauden auftauchte und selbst unterm Ahorn lästig wurde. Nach zwei Jahren radikaler Ausbuddelei ist Carex jetzt in Schach.
    Viele Grüße
    Claudia

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  15. Hallo Elke,
    ich hab auch so einen Kandidaten: das weiche Honiggras. Super schöner Bodendecker. Und absolut ausbreitungs-wütig. Bildet (wie die ungeliebte Quecke) Rhizome. Wusste ich nicht. Hinterher ist man immer schlauer. Aber schön ist es....
    Liebe Grüße,
    Krümel

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  16. Liebe Elke, wir haben auf dem Hof ein paar Gräser.
    Sie stehen dort gut - es ist trocken und sonnig dort.
    Im Garten mag ich sie nicht so gerne.
    Da steh ich einfach mehr auf buntes Blühzeugs ;-)
    Ganz viele liebe Grüße von der Urte

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