Samstag, 2. Mai 2020

Storchschnabel in Gelb

Storchschnäbel, Geranium, sind bei Staudenfreunden äußerst beliebt, wenn es nicht gerade der Stinkende ist. Bei allen braven Vertretern der Gattung wird gern das Sammelfieber ausgelöst, um möglichst alle Arten mit ihren Sorten im Garten zu haben.


Jedem fortgeschrittenen Geranium-Fan dürfte bekannt sein, dass die Stauden am liebsten in Blau oder Lila blühen, manche in Rosa, und einige auserlesene Sorten in Weiß. Was man also garantiert nicht findet, ist ein gelb blühendes Geranium, wofür die meisten Gartenbesitzer auch wirklich froh und dankbar sind, denn diese schreiende, geschmacklose Farbe kommt ihnen höchstens in Form einer Narzisse ins Beet. Im Mai soll das grelle Gelb aber bitte wegbleiben.

Und wenn man nun aber unerklärlicherweise doch einen gelben Storchschnabel haben möchte, weil man diese Farbe fröhlich und nicht etwa abstoßend findet? Nun, wenn wir ein bisschen mogeln, kriegen wir auch das Unmögliche hin! Wie das denn, ist sie jetzt völlig übergeschnappt, meint ihr?

Man nehme einfach den Wolligen Hahnenfuß (Ranunculus lanuginosus). Selbst von Nahem betrachtet ähneln die Blätter einem Storchschnabel und die gelben Blüten erkennt man aus einiger Entfernung sowieso nicht mehr im Detail, schließlich sind sie auch nicht größer als die eines handelsüblichen Storchschnabels.





Moment, sind Hahnenfüße nicht einerseits gelb und andererseits das wuchernde Elend, man denke nur an den Kriechenden? Der Wollige ist aber wirklich herzallerliebst. Der bildet einen hübschen Horst, wie es auch ein braves Geranium ganz tugendhaft tut, und hat sagenhaft kuschlige Blätter.

Und er verträgt Halbschatten und lichten Schatten. Seine typisch hahnenfußartigen Blüten sind unterseits auch ganz behaart, wie schon die kugeligen Knospen.






Die Staude lässt sich sehr einfach aus Samen ziehen, sobald sie reif sind, will heißen, wenn man sie einfach vom Samenstand abstreifen kann.




Dann einfach aussäen und ganz schnell hat man kleine Keimlinge, die rasch wachsen und schon im nächsten Jahr blühen. Die Samen von meinem Wolligen Hahnenfuß stammen aus dem Park nebenan, wo sie an der Bachböschung wachsen. Da die Pflanze zwar heimisch ist, aber an genau dem Standort eigentlich nicht wild wächst, und ich weiß, dass sie von jemandem absichtlich dort ausgesät wurde mit Saatgut aus einem anderen Bundesland, habe ich mir erlaubt, ein paar Samen mitzunehmen. Das hier ist die Mutterpflanze, ganz schön groß:


Das hier war der Nachwuchs im Herbst:



Die Blütenfarbe ist ein eher warmes Gelb, wie beim Goldlack, die Blütenfarbe der Kriechenden Gämswurz wirkt daneben deutlich kühler.








Ranunculus lanuginosus ist eine der Nahrungspflanzen der Hahnenfuß-Scherenbiene. Man muss also gar keine Hahnenfußwiese oder Beete voll von Ranunculus repens haben, um sie in den Garten zu locken. Mit dem Wolligen Hahnenfuß kann man ganz einfach wiesenartige Effekte ins Beet zaubern. Das ist doch schön. Für trockene, sonnige Plätze ist übrigens der Illyrische Hahnenfuß (Ranunculus illyricus) geeignet, den besucht die Biene auch.

Na, ich denke mal, ich habe jetzt keinen von euch wirklich überzeugt vom Wolligen Hahnenfuß, oder? Doch zu gelb, was?

9 Kommentare:

  1. Guten Morgen Elke,
    nein, nicht zu gelb und bei meiner Mutter am Teich bestimmt handzahm. Da gab es auch mal eine gelbe Wasserpflanze, die zum Landgänger mutierte und dann leider nach Jahren verschwand. Ebenso wie die Sumpfdotterblume sich dort leider nicht halten will. Aber da es dort auch gelbe Sumpfschwertlilien gibt, könnte ich mir diese wolligen Köpfe neben Wollgras und gelbem Wasserfelberich richtig gut vorstellen …
    Bei uns verschwindet sogar der sonst so üppige und wuchernde Hahnenfuß anscheinend aus der Wiese am Steg. Oder ist der etwas später dran?
    Vermissen tue ich die ersten kleinen Blättchen des Wunderlauchs. da tut sich noch immer nix im Topf. Wahrscheinlich hätte ich die kleinen grünen Kügelchen doch früher mit der Erde in Kontakt bringen müssen, oder ich habe sie versehentlich im so trockenen letzten Sommer ersäuft :-((

    Mein Sämling von Stacheldraht blüht zur Zeit richtig toll: mit nur 4 creme-gelben bis weißen Blütenblättern und leicht roten kleineren transparenten Stacheln - nicht ganz so wie die Mutter, aber vielleicht brauchen sie noch etwas Zeit. Denn die zierlichen Blättchen kommen in diesem Jahr auch etwas mehr nach der Mutter. Ich bin gespannt wie einnehmend ihr Wesen jetzt wird. Inzwischen hat sie die 1m-Marke überschritten und ist auf Expansionskurs. Daher kann ich gut verstehen, dass dieses einnehmende und wehrhafte Wesen so gar nix für Deinen kleinen Garten ist …
    Regenerfrischte Maigrüße schickt Silke

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    1. So, jetzt habe ich doch mal schnell im immer noch versteckten Blog in der Teichlandschaft bei meiner Mutter nachgeschaut: brennenden Hahnenfuß - Ranunculus flammula, der war auch wunderschön. Irgendwann werde ich den mal wieder besorgen. Er blühte 2009 jedoch erst im Juli ...

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  2. Hallo Elke,
    gelbe Stauden findest du in meinem Garten auch eher selten ;-), aber einige dürfen ganz dezent halt doch, wobei ich den Frauenmantel jetzt gar nicht so richtig gelb empfinde. Als ich meinen Garten anlegte habe ich nach der Empfehlung "kühle Farben vergrößern optisch einen kleinen Garten" gehandelt, aber natürlich auch, weil mich diese Farben eher ansprechen. Doch mittlerweile gibt es zum Herbst eine Aufweichung dieses Konzeptes und ich habe auch dunkelrote und gelbe Stauden, aber für den Ranunculus würde ich mich dann doch nicht entscheiden.
    Lieben Gruß und hab ein feines Wochenende, Marita

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  3. Liebe Elke, ein spannender Beitrag. An manchen Stellen im Garten wächst bei uns auch Hahnenfuß.

    Die fehlenden Bilder kamen aufgrund eines Pluginfehlers zustande. Jetzt funktioniert aber wieder alles. Auf den Bildern sind allerdings definitiv Maiglöckchenhähnchen zu sehen. Feuerwanzen kenne ich ebenfalls und kann die beiden unterscheiden ;)

    LG Kathrin

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  4. Jetzt hast Du mich wirklich neugierig gemacht! Ich bin ja ein großer Storchschnabel-Fan. Ich habe auch einige verschiedene... aber als Sammler würde ich mich nicht bezeichnen. Ich verteile diese Pflanzen nur großzügig, weil (zumindest die meisten) so schön pflegeleicht sind. Sie sind meine Waffe gegen Unkraut-Attacken aus der Nachbarschaft! Bei dem Wolligen Hahnenfuß könnte man wirklich meinen, dass es sich um Geranium handelt.
    Viele Grüße von
    Margit

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  5. Gelb finde ich sehr schön im Garten, auch bei uns gibt es Hahnenfuss, den kriechenden. Kriechen darf er da, wo ich es ihm erlaube. Wenn man einen Naturgarten betreibt gehört Hahnenfuss einfach mit ins Bild. Das man ihn auch per Samen vermehren kann, ist mir ganz neu. Dem Garten hat der Regen sehr gut getan, einmal ist der Blütenstaub abgewaschen und die Natur macht einen sehr frischen Eindruck.
    Dir noch einen schönen Sonntag,
    liebe Grüße
    Edith

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  6. Stimmt, Elke. Ist mir zu gelb. Den kriechenden Hahnenfuß habe ich genau so wie ein Habichtskraut, das mir mal eine Verkäuferin angedreht hat mit dem Satz "Nehmen Sie ruhig reichlich!" Die wusste schon warum. Löwenzahn ist auch so ein Kandidat, der hier in Massen wächst. Reichlich immer wieder ausgesät von der ungepflegten "Rasenfläche nebenan. Meine Aversion gegen Gelb machte das alles nicht besser.
    Aber deine Fotos sind es schon wert genau betrachtet zu werden. Da darf auch für mich Gelb.
    VG
    Claudia

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  7. Du hast mich jedenfalls davon überzeugt, dass ich das ausjäten des kriechenden Hahnenfusses nich all zusehr übertreiben muss, wegen der Bienen... Danke ;)
    Herzlichst
    yase

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  8. Wow !!! Wunderschöne Aufnahmen !!!
    Herzliche Grüße und ein schönes Wochenende, helga

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