Samstag, 12. September 2020

Die Demokratisierung des Gemüses

Die Demokratisierung des Gemüses, sprich: Gärtnern für alle in der Stadt und ganz ohne Zäune und Wachschutz, geht das? Kommt drauf an. In Städten oder Stadtvierteln, in denen Vandalismus stärker wuchert als Giersch, Zaunwinde und Knöterich zusammen, wird es sicher anstrengend. Selten wird man eine besondere Tomatensorte dazu gepflanzt bekommen, eher verschwindet eine besondere Tomate in fremden Mägen. Wenn das mühsam gezogene Gemüse also von Leuten geklaut wird, die sich nie drum gekümmert haben, oder die schönen Hochbeete auf dem öffentlichen Platz von Graffiti statt Blumen geschmückt werden, kann einem die Lust am Grün für alle, die keinen eigenen Garten haben, sicher schnell vergehen.

Alles vergebliche Liebesmüh also mit dem demokratisierten Gemüse? In manchen Städten scheint es doch zu klappen. In Coburg, Bayern, kann man zunächst einen Garten mit Blumen und rotem Grünkohl bewundern, der aber hinter Gittern verschlossen liegt und nicht betreten werden kann. Kunststück also, dass der Kohl noch da ist?



Ohne Zaun stehen diese Kübel herum, gänzlich grafittifrei und ohne eine einzige Einwegflasche zwischen den Blumen:


 

Dahinter die Treppe hinauf gibt es aber schöne Hochbeete aus Cortenstahl, der immer vor Rost so schön errötet, während man selbst bei diesem edlen Hochbeet ganz blass vor Neid wird. Bepflanzt ist es mit Salbei, Erdbeeren, Ringelblumen, Zucchii, Kapuzinerkresse und Duftverbene als kleiner Lufterfrischer für zwischendurch.




 Dahinter steht noch ein ausgeklügelter Erdbeerturm.


Das alles wird betreut vom Grünflächenamt und kommt gut gewässert, aber ohne Grafitti oder Vermüllung daher. Was hat Coburg, das andere Städte nicht haben?

Auch nett ist der "Stinknormale Stadtgarten" in Rathenow, Brandenburg. Hier findet man ebenfalls keinen Stein des Anstoßes. Der Park, in dem der Gemüsegarten liegt, gehört zum ehemaligen Gelände der Bundesgartenschau 2015 in Rathenow und hat daher einen Zaun drum herum, der vielleicht auch nachts ganz geschlossen wird.

 

Hier gibt es eine gigantische Feuerbohne in einem Ziegelsteinbeet.

 


Obstspaliere von Apfel bis Kirsche rahmen die Beete kunstvoll ein. Ein Riegel Spalierobst zeigt sogar Herz. Was so akkurat gezogen wurde, stammt ganz sicher noch aus BUGA-Zeiten.






Ganz so stinknormal ist dieser Stadtgarten also doch nicht...

Wie ist es in eurer Stadt? Gibt es öffentliche Gemüsegärten und wenn ja, wie klappt es damit?

 


12 Kommentare:

  1. Bei uns gibt es sowas nicht, dafür sind wir vile zu klein und vile zu ländlich.
    Im vergleichsweise urbanen Freiburg um die Ecke (das sich ja immer selbst als Green City lobt - warum, ist mir unklar) gibt es selbstverständlich öffentliche Gemüsegärten, die aber meist sehr vermüllt und zerstört daherfleddern. Ich würde auch nichts aus diesen Beeten essen wollen, da pieseln Hinz und Kunz und Waldi drauf...
    Ich nehme an, dass Coburg deutlich mehr Geld für die Straßenreinigung ausgibt. Wo es sauber und ordentlich aussieht, ist die Hemmschwelle wohl höher, Müll fallen zu lassen oder irgendwas kaputt zu machen. Jedenfalls sieht das wirklich hübsch aus da!

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  2. Liebe Elke,
    Wer bei uns außerhalb des Gartenzauns gärtnert, bekommt Vandalismus der besonderen Art zu sehen: Die Wildschweine marodieren durch den Ort und hinterher liegt selten ein Stein auf dem anderen. Man hatte übrigens angeblich vor der Maueröffnung vor den Toren Berlins keinerlei Probleme mit Wildschweinen. In Westberlin kannten wir dieses Problem sehr wohl. Ich habe schon früh gelernt, bei kapitalen Keilern doch eher den geordneten Rückzug anzutreten. Und da sich die Wildschweine im Grunewald so wunderbar vermehren, haben auch sie nach der Grenzöffnung das Umland für sich erschlossen. Es wäre ein Fest für sie, wenn wir freundlicherweise im Ort für sie Gemüsebeete anlegen würden.
    Liebe Grüße
    Steffi

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  3. Moin Elke!
    In Uelzen haben wir öffentliche Gärten (noch) nicht. Es würde wahrscheinlich auch nicht funktionieren, da hier extrem viele Idioten und Vandalierer rumrennen! Man sieht jedes Wochenende, was schon wieder zedeppert wurde. Bei uns pinkeln die Typen vor die Haustür... möchte mir nicht vorstellen, dass die aufs Gemüse pinkeln. ;-)
    Dafür gibt es hier einige Schreber- und Pachtgärten. Ich bin selber Gartenpächterin. Aber auch in geschlossenen Anlagen, mit hohen Toren und sogar Stacheldraht darüber, kommen die Idioten rein und machen Mist! Meinem Nachbarn haben sie 2 sehr zutrauliche Enten geklaut, kurz vor Weihnachten. Eigentlich sollten diese Tiere eines natürlichen Todes sterben, man kann sich vorstellen, was mit ihnen geschah! Einen seiner Hähne haben sie vergiftet.
    Vielleicht gibt es Orte, an denen gemeinschaftliches und öffentliches Gärtnern funktioniert- für unsere Stadt sehe ich da leider schwarz.
    Liebe Grüße
    Daniela

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  4. Hallo Daniela,
    das ist ja schlimm und traurig, was du berichtest. Bei uns in Bielefeld wird auch in Schrebergärten eingebrochen, Gemüse geklaut und aus den Lauben geklaut. Dabei ist auch dort nachts abgeschlossen.
    Viele Grüße
    Elke

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  5. Hallo Elke,
    bei uns in Köln gibt es einen öffentlichen Bauerngarten innerhalb des Botanischen Gartens. Da habe ich nie Vandalismus gesehen. Auch auf Baumscheiben findet man schon mal Gemüse. Ich selber habe aus meinem Vorgarten mit sinnlosen Rasenflächen einen Küchengarten gemacht. Und wir wohnen hier echt nicht in einer Villengegend. Es gibt inzwischen ein unverschlossenes Tor am Eingang. Das hat aber weniger mit Diebstahl zu tun, sondern mit den immer gleichen dämlichen Hundehaltern, die meinen ihre Hunde dürften überall hin und überall hin kacken.
    Einmal konnte ein Mann den Trauben nicht widerstehen, die nach außen wuchsen und hat sich eine geklaut. Blöderweise kam ich gerade vom Einkaufen und war genau hinter ihm. Erwischt! Boah, war ihm das peinlich. Und vor ein paar Jahren dachten zwei Männer wohl, dies wäre ein botanischer Garten und machten in aller Ruhe Besichtigung. Auch erwischt und gefragt ob sie immer auf fremden Grundstücken ohne Einladung herumlaufen. Sie guckten ziemlich bedröppelt und zogen von dannen. Geklaut wurde ein einziges Mal eine Pflanze aus einem neu bepflanzen Kübel vor dem Tor. Vandalismus habe ich nie erlebt. Als Bilanz von ca. 15 Jahren in einer Millionenstadt finde ich das völlig in Ordnung.
    VG
    Claudia

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    1. ps.: Ich war kürzlich bei meiner Freundin in einer idyllischen Kleinstadt in der Pfalz zu Gast. Sie erzählte mir, dass dort nichts sicher ist. Ein großes, massives Tor schützt inzwischen ihr Grundstück. Also genau andersherum als man gemeinhin denkt.

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  6. Vor wenigen Jahren hatte das Gymnasium einen Versuch gemacht und Hochbeete aufgestellt. Klassenweose sollten die Beete bepflanzt und gepflegt werden... Es sah anfsngs sehr schön aus. Der Sommet war dann heisd, und die Motivation der Schüler in den Ferien war fragwürdig.... Das ist wohl der Grund, weshaöb der Versuch nicht wiederholt wird
    Herzlichst
    yase

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  7. hier bei uns auf dem Rathausplatz gibt es Hochbeete
    mit Tomaten ect. und Kräutern
    betreut werden sie von Leuten aus der Nachbarschaft so viel ich weiß
    in der Stadt gibt es auch Rundbeete (eßbare Stadt)
    und auf der Burg einen Gemeinschaftsgarten

    passiert ist da wohl noch nichts
    jedenfalls habe ich nichts gehört

    liebe Grüße
    Rosi

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  8. Es gab wohl mal einen Versuch mit Hochbeeten auf einem Tiefgaragen-Dach. Ich glaube, da kümmert sich aber niemand mehr darum. Das ist wohl oft das Problem. Schön, wenn es klappt mit solch öffentlichen Gärten.
    Viele Grüße von
    Margit

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  9. We have Neighbourhood Farms. Fenced. Employing and training a small staff, then selling produce to cover costs.

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  10. Hallo Elke,
    wunderbare Eindrücke zeigst du und noch besser ist, dass sich jeder daran erfreuen kann, ohne dass in nullkommanix alles wieder zerstört wird. Danke für die schönen Bilder, da muss ich mal schauen, was Coburg sonst noch zu bieten hat. ;-))
    Lieben Gruß, Marita

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  11. Hallo Elke, ja es gibt Städte und Gemeinden, da läuft es! Ein Garten steht und fällt mit den Menschen die sich für ihn einsetzen oder kümmern! Wie Du beschrieben hast, sind es keine Großstädte, ich glaube das spielt eine Rolle. Meine Freundin lebt in Coburg und genießt diese unglaublich schöne Stadt. Alte Stadtmauern und auffällig viele historische Gebäude sowie eine Feste, die geben schon eine grandiose Kulisse. Bei uns wird viel Gemüse angebaut, doch auch von Feldern bekommen die Kohlköpfe Füße...LG, Stephanie

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