Samstag, 14. November 2020

Der Name der Knöteriche

In der letzten Gartenpraxis ging es um den Namen Knöterich, der doch so wenig schmeichelhaft klingt. Ob man ihn nicht lieber Bistortie nennen könnte, damit er attraktiver wird und dadurch eine weitere Verbreitung erfährt. In der Tat klingt der Name Knöterich eher nach einer Pflanzenkrankheit, die sich durch Kümmerwuchs und verknotete Triebe auszeichnet.

Auch die schönen, zahmen Sorten des Scharbockskrauts gingen auf Pflanzenmärkten erst weg wie geschnitten Brot, als sie kurzerhand in Zwergranunkeln umgetauft wurden.

Doch auch andere Pflanzen leiden unter doofen Namen, die dafür sorgen, dass niemand sie so recht im Garten haben will. Während andere sich überbieten mit königlichen und rühmlichen Namen, wie Ruhmeskrone, Wunderblume, Prachtkerze oder Goldlack, sind bescheidenere Pflanzen dem Namen nach die botanischen Aschenputtel geblieben. Hier meine Nominierungen für eine baldige Umbenennung:


  • Gefleckte Taubnessel (Lamium maculatum): Taubnessel klingt ja schon nicht nett. Das hört sich an, als wäre die Pflanze sensorisch etwas minderbemittelt, während alle anderen Pflanzen hören können, was der Gärtner ihnen sagt. Gefleckte Taubnessel klingt dann vollends unpoetisch, als hätte sie noch einen weiteren Makel, zum Beispiel die Masern. Auf Englisch wird es auch nicht besser, da heißt sie Spottet Dead-Nettle. Allerdings nennen die Engländer inoffiziell auch purple dragon. Ja, damit kann man doch arbeiten! Wie wäre es also mit Purpur-Drache?

 

  • Brauner Storchschnabel (Geranium phaeum): Braun ist im deutschen weder ein positiv belegter Begriff noch eine besonders schöne Farbe für eine Pflanze. Nichts, was einem ins Auge fallen würde, ist braun bei diesem Geranium! Auch hier kommen einem die Briten wieder zu Hilfe, dort heißt die Art dusky crane's-bill, mourning widow oder black widow - yesss, viel besser! Wie wäre es also mit Schwarzer Witwe?


 

  • Russel-Brandkraut (Phlomis russeliana): Klingt eher nach Brennnessel-Erfahrungen beim Berühren der Blätter oder nach akuter Waldbrandgefahr. Da die Art aus der Türkei stammt und dort in Haselnussgebüschen wächst, könnte man die Staude stattdessen Türkischen Salbei oder Haselnuss-Salbei nennen oder wegen der Anordnung der Blüten im Kreis rund um den Stängel auch Hummel-Karussel.


 

  • Kartoffelrose (Rosa rugosa): Sie bildet Hagebutten, keine Kartoffeln. Die sind zwar knollengroß, aber trotzdem wird der Name ihr nicht gerecht. Er kommt von der Form der Blätter, die an Kartoffellaub erinnern. Immerblühende Rose wäre eine bessere Bezeichnung, denn sie ist die einzige Wildrose, die immer weiter blüht.

 


  • Kriechender Günsel (Ajuga reptans): Der vordere Namensteil deutet darauf hin, dass die Staude Ausläufer bildet, und der hintere ist auch nicht besser. Dabei ist der Günsel überaus attraktiv für Schmetterlinge und es gibt ihn mit wunderschönem violettem Laub. Warum also nicht als Vorschlag zur Güte wenigstens Kriechende Blaukerze als Namen?


 

  • Gilbweideriche (Lysimachia vulgaris und punctata): Ist der Gilb nicht der Schrecken einer jeden Gardine? Niemand möchte doch ernsthaft irgendwas etwas Vergilbtes in Haus oder Garten haben. Wenn schon, dann doch wenigstens Goldweiderich, denn das sind die Blüten: Goldgilb, äh: -gelb.


  • Chinesische Bleiwurz (Ceratostigma plumbaginoides): Bleibt die mit dem Namen nicht wie Blei im Regal liegen? Warum heißt die überhaupt so? Das soll einerseits daher kommen, dass man früher dachte, die Pflanze würde gegen Bleivergiftungen helfen, laut anderen Quellen färbt der Wurzelsaft die Haut bleigrau, was eher ungesund aussieht. Kann man die Pflanze nicht einfach Blauwurz nennen wegen der blauen Blüten?

  • Witwenblume (Knautia): Was wie wir oben gesehen haben eher ein passender Name für den Braunen Storchschnabel wäre, trifft hier eine besonders lebensfrohe Blume nicht besonders gut. Wenn schon, dann doch bitte Lustige Witwe oder Schmetterlings-Rüsche.
 
  • Miesmäulchen (Chelone obliqua): Der Name kommt vom immerwährend schlechtgelaunten Gesicht der einzelnen Blüten. Zum Glück gibt es schon einen besseren Namen und ich muss mir keinen ausdenken: Schlangenkopf!
 

  • Bartnelke (Dianthus barbatus): Der Name hat doch wohl langsam einen Bart... Damit die schöne, einfach zu ziehende Nelke endlich mal von ihrem verstaubten Image runterkommt, braucht sie dringend einen neuen Rufnamen. Auf Englisch heißt sie Sweet William, was nicht so richtig weiterhilft. Nach europäischerm Votum, denn so befinden es einhellig die Italiener, Franzosen und Spanier, müsste sie Poetennelke heißen.

 
 
Fallen euch noch weitere Pflanzen ein, die mit einem schöneren Namen besser bedient wären?

9 Kommentare:

  1. Guten morge Elke,
    und wieder kräftig gelacht in deinem Post. Bitte? der war gar nicht so zum Lachen gedacht? Ich finde schon denn bei der letzten Blume, der Bartnelke, dich ich übrigens gar nicht mag egal welchen Namen die trägt, muß man tatsächlich sehr gut des Lesens mächtig sein. Ist bei mir scheinbar nicht der Fall, denn ich wunderte mich über den von dir präverierten Namen "Pöten-Elke" . Ich hab echt ein paar Sekunden in diesem Zustand verweilen müssen, bis ich den Fehler bemerkte..... Ist wohl so ein Wort wie unser Fisch-Maus, den wir bald wieder abhalten (Fisch Schmaus)....
    Herrlich, wenn der Tag so beginnt, da bin ich mal gespannt, wie der wohl weiter geht....

    Ein schönes Wochenende wünscht euch der Achim

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  2. Hallo Elke,
    das sind ja interessante Betrachtungen und amüsant und unterhaltsam dazu. ;-) Für die Bartnelke bevorzuge ich auch die Bezeichnung Tausendschön und bei der Kartoffelrose muss ich zugeben, die Namensgebung ist schon sehr verwirrend. :-) Die Umbennenung von Polygonum zu Bistorta mussst ich erstmal speichern und weitere bot. Namen sollen wohl folgen. Jedenfalls dürfen sie auch mit kuriosesten Namen in meinen Garten, die Chelone mochte aber nicht bleiben.
    Hab ein feines Wochenende - sonnige Grüße, Marita

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  3. Jahrelang hieß das Brandkraut bei mir nur "Bommelblume" - viiiiel schöner. Und so passend! Aber gegen die Umbenennung des Günsel muß ich nun doch protestieren, so ein hübscher Name - und auch "Knöterich" ist für mich ausgesprochen wohlklingend!
    Ich fände einen neuen Namen für den Waldsauerklee unbedingt angebracht. ;-) So eine hübsche Pflanze, warum heißt die nicht beispielsweise "Frühlingsfärbchen" in Anspielung auf die herrlich frischgrünen Blätter?

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  4. Wo, bitteschön, kann man Namensänderungen einreichen? Ich würde vorschlagen du reichst sie einfach mal ein, mal schauen was sich tut, wahrscheinlich nichts. Ehrlich gesagt, habe ich mir darüber noch nie Gedanken gemacht. Ich kannte auch den Namnen Tausendschön für die Bartnelke und er gefällt mir auch besser.
    Lieber Gruß
    Edith

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  5. Ich habe letzte Woche von einer Gartenbesitzerin, die wir für Bayern blüht Naturgarten ausgezeichnet haben, einen Ableger der Stinkenden Nieswurz bekommen. sie wusste nicht, was das für einen Tolle Pflanze ist. und der Name war ihr Schin gar nicht geheuer....;-)) Die braucht auch dringend ein besseres Image.
    Schwarze Witwe finde ich auch grenzwertig, da mein Gedanke sofort in Richtung giftige Spinne geht...;-)) Hummel-Karussell finde ich prima...
    LG Sigrun

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  6. Also - Knöterich finde ich persönlich ja ein schönes Wort. Da denke ich an was, was sich überall festknötert und unverdrossen weiterknötert. Und ehrlich gesagt finde ich Miesmäulchen auch bedeutend lustiger und angenehmer als Schlangenkopf: das klingt für nicht nach etwas, was ich unbedingt in meiner Nähe haben wollte. :D
    Beim Gilbweiderich muss ich dir allerdings uneingeschränkt Recht geben, das hört sich ausgesprochen kümmerlich an.

    Ich finde ja "Weißwurz" immer etwas ungeschickt nahe an der Weißwurst... und "Leberblümchen" und "Ochsenauge" überzeugen mich auch nicht so richtig.

    LG
    Centi

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  7. Stinkender Storchschnabel, der mit Ruprechtskraut auch nicht lieblicher daherkommt... So ein liebenswertes und unziemperliches Pflänzchen. Und so ein übler Name
    Danke für das Lachen
    Herzlichst
    yase

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  8. Hallo Elke,

    ja, das ist schon sowas mit den Namen. Knöterich finde ich eigentlich ganz nett. Schwarze Witwe - hmmmm - gefääääährlich! Gilbweiderich brachte halt den Gilb (das Gelb) in die Stoffe und leider kein Gold. Die Chelone kenne ich nur unter Schlangenkopf. Unter diesem Begriff finde ich spontan das Foto ein kleines bisschen grenzwertig wo die Biene aus dem Gesicht kriecht.
    Aber das Hummel-Karoussel werde ich mir merken wenn es - neben dem Haselnussstrauch - im nächsten Sommer wieder öffnet.
    VG
    Claudia

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  9. Hallo Elke,
    wie sieht es denn mit der Hundsrose (Rosa canina) aus? Gemein dieser tollen Pflanze so einen Namen aufzudrücken!
    Leider ist mit der Kartoffelrose nicht gut Kirschen essen. Sie wird als Neophyt eingestuft und sollte nicht mehr gepflanzt werden. Das hat mich selbst gewundert, aber durch Wurzelausläufer und die Samenverbreitung durch Vögel, verdrängt sie heimische Gewächse.
    Meine habe ich gleich aus dem Garten verbannt!
    Schönes Wochenende, LG...Stephanie

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