Samstag, 21. August 2021

Lustiges Gelb

In Zeiten des Klimawandels muss man sich fragen, ob Phlox und Hortensie nicht ausgedient haben. Dieses jahr kommen sie noch glimpflich davon, aber in den Dürrezeiten kann man gleich eine Standleitung zu ihnen legen, um sie ausreichend zu bewässern. 

Dieser kleine Phlox hier ist im Halbschatten bis Zuvielschatten sogar noch hart im Nehmen. Dieses Jahr freut er sich über den Regen und blüht, was er nicht jedes Jahr tut. Die Pflanze habe ich übrigens 2010 an einem Blumenmarkt aufgelesen, wo er verschenkt wurde, weil er verblüht war. Dieser Phlox ist zwar stur und macht nie mehr als einen Blütentrieb, aber dafür überlebt er an einer unwirtlichen Stelle - vielleicht, weil es dort nicht so sonnig ist und er deswegen nicht so sehr unter Dürreperioden leidet. Wäre doch schade, so einen alten Phlox-Freund an den Klimawandel zu verlieren...

 


Sind heimische Pflanzen härter im Nehmen? In den letzten Jahren fiel eine Staude positiv, auf, wie sie völlig ungewässert am Wegesrand vor sich hin blühte, und das sogar in fröhlichem Gelb. Lebensfreude trotz Trockenheit? Das ist der heimische Rainfarn (Tanacetum vulgare). Er treibt seine Wurzeln so tief ins Erdreich, dass er mit Wasser auch bei Dürre noch lange Zeit versorgt ist.






Die Pflanze mit den knöpfchenartigen gelben Blüten wuchert zwar stark, aber vielleicht ist das genau das, was man im Garten gebrauchen kann, wenn es nicht  regnet? Eine Staude mit Zukunft also. Außerdem kann man mit Inselbeeten im Rasen gut gegen das Gewucher angehen.

Und so konkurrenzstark ist er dann auch wieder nicht, jedenfalls scheiterte eine Ansiedlung im Null-Euro-Beet kläglich, da ließ er sich von Nachbarpflanzen unterbuttern. Wuchern tut er, wenn er genug Sonne bekommt und schwächere Nachbarn.

Die Blüten haben zwar keine Zungenblüten und sehen vielleicht nicht so umwerfend fröhlich aus wie die einer Margerite, aber dafür blüht der Rainfarn lang und hat seinen ganz eigenen Charme. Er ist eben der Minimalist der Mittelstreifen und Fahrbahnränder.

Außerdem ist er unterhaltsam, denn viele Insekten besuchen die Blüten, hier ist immer was los.

Seidenbienen, Käfer, Schwebfliegen, andere Fliegen und Maskenbienen kann man finden, unter den Schmetterlingen sind es meist kleinere Arten wie der Kleine Feuerfalter und das Kleine Wiesenvögelchen. Sie mögen es meist nicht, wenn ihnen eine Bienen zu nahe kommt.





Die Seidenbiene grast Knöpfchen für Knöpfchen den Rainfarn ab, bis mal wieder ein aufdringliches Männchen auf sie zustürzt:

Rainfarn ist also eine Hotspotpflanze, was Insekten angeht, kann aber noch viel mehr: Da die ganze Pflanze duftet, viele sprechen auch von Gestank, soll ihre bloße Anwesenheit Kartoffelkäfer vertreiben können. Rainfarn ist eine Färbepflanze und vielleicht nicht mehr ganz zeitgemäße Heilpflanze, da er schnell giftig wirken kann.

Und wem das ganze Gelb zu langweilig ist, der kann mal schauen, ob er so komische grüne Kelche an den Blüten entdeckt, die aussehen, als wäre der Rainfarn lieber eine Tulpe.

 

Doch die Pflanze macht das nicht freiwillig, die Rainfarngallmuecke (Rhopalomyia tanaceticola) zwingt ihn zu dieser Persönlichkeitsstörung.

Soviel Spaß und so viele Möglichkeiten zu Entdeckungen hat man doch meist nur mit heimischen Pflanzen...


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...und aus der beliebten Rubrik "Bei Verwendung der Autokorrektur Hure bewahren" ein weiterer rätselhafter Fall zum Rätseln für euch: "es gibt kein Unkraut, nur Beiruter" - gelesen in einer Rezension zu "Der Giersch muss weg!".

11 Kommentare:

  1. Guten Morgen Elke,
    Gelb ist ja nicht so mein Favorit im eigenen Garten, doch mag ich Rainfarn am Wegesrand total gern. Ich muss mir endlich auch mal überlegen welche trockenheitsresistenten Stauden und Gehölze ich in meinen Garten pflanze...auch in diesem Jahr war es bei uns teilweise so trocken, dass ich mit dem Sprenger wässern musste. Ich brauche ein neues Konzept!!! ;-)
    Lieben Gruß und ein feines Wochenende, Marita

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  2. Ich glaube, ich habe das Rainfarn noch nie gesehen. Wächst das vielleicht nicht bei uns?? Das würde sich noch gut machen, in meinem sehr sonnenverwöhnten gelben Garten...
    Herzlichst
    yase

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  3. Hallo, gestern lief mir der Rainfarn über den Weg, eine wahrlich tolle Plfanze.
    Markus Burkhard vom Nordischen Garten schwärmt vom Rainfarn.
    eine wahre top Bienenpflanze
    https://www.youtube.com/watch?v=7OGhhVNWrmI
    Liebe Grüße von Cornelia

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  4. Hallo Elke,
    du sagst es, man kann einen alten Wegbegleiter aus früheren Zeiten und Geschmäckern, den Phlox, der halt nun mal da im Beet steht, doch nicht einfach weg-wünschen. Ich habe solche Phloxe im Staudenbeet. Gehen mir bis zur Brust, blühen weiß und rosa und duften irre intensiv. ABER: während das restliche Beet so nach udn nach auf trockenverträglich umgestellt ist und dieses Jahr noch fast keine Bewässerung benötigte (2x bisher, das musste ich sonst pro Woche!)braucht der Phlox sie, sobald die Sonne scheint udn wir über 25 Grad sind. Sonst hängt er total schlaff in der Kurve.
    Dein Rainfarn, den ich auch habe und liebe, hat im Vergleich zu solchen Stauden wie Phlox noch eine interessante Eigenschaft. Phlox muss gestützt werden, angebunden, eingezäunt, sonst knickt er um und vor allem ab. Der Rainfarn ist noch viel höher als er, steht in einem anderen Beet am Rand und wippt, unangebunden bis zum Boden und! richtet sich wieder auf, bleibt wippend etc. aber bricht nicht ab, kein Fizzelchen. Ich hab ihn dennoch ein wenig zusammenbinden müssen, weil er sonst doch all zu raumgreifend ist. Ich hoffe er wuchert bei mir auch bald in den anderen STaudenbeeten. So wenig Arbeit bei so viel Freude hat man mit Prachtstauden aus früheren, feuchten, Zeiten wirklcih nicht.
    Viele Grüße, der Achim

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  5. Hallo Elke,
    den Rainfarn gezielt im Garten anzusiedeln, ist mal eine Idee. Hier im Bergischen Land treffe ich ihn bislang nur außerhalb an namensgebenden Stellen an, sprich am Rain = Feldrand. Da ist der wirklich unkompliziert und hart im Nehmen und immer viel umschwirrt.

    Mein Phlox blüht dieses Jahr irre lang... der hat aber auch Glück mit seinem Standort: an einer Stelle im Garten, die oft schon fast matschig ist, da bei Regen das Wasser vom Hang dort in den Lehmboden fließt - und der trocknet halt nicht so schnell aus. Dazu bekommt der Bodenbereich einigermaßen viel Schatten durch die anderen, niedrigen Stauden (bspw. Ballonblumen), wohingegen die obere Hälfte des Phlox einigermaßen viel Sonne abbekommt.


    Liebe Grüße
    Anne

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  6. Moin Elke,
    auch wenn gelb nicht so meine Farbe ist, den Rainfarn mag ich und deine schönen Fotos von den Insekten auch.
    Hier sieht man ihn am Straßenrand, aber ich vermute, dass da jemand nachgeholfen hatte, denn da stand in diesem Sommer einiges, was da sonst nicht war. Hier in der Gemeinde sind sie immer sehr schnell mit dem mähen, leider.

    Und obwohl der Juli hier wieder sehr trocken war, wässere ich meinen Garten nicht. Nur neu gepflanztes bekommt eine Dusche, alles andere muss halt schnell lange Wurzeln bekommen ;) bisher hatte ich damit Glück.
    Viele Grüße
    Gabi

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  7. Hallo Elke,
    da ich aus dem Norden komme, kenne ich den Phlox schon aus Kindertagen, ich verbinde damit Sommer pur. Ja, er liebt den Norden, dort ist es nicht so heiß und immer einen Tick feuchter, das mag der Phlox gerne. Bei uns hingegen braucht er Zuwendung, sobald es zu trocken wird, wenn man das versäumt, ist es um ihn geschehen. Rainfarn dagegen leidet da nicht so drunter, bei uns in Massen, ich mag ebenfalls seinen Duft und in Wildsträussen macht er eine gute Figur. Dein Vorschlag mit dem Inselbeet im Rasen, den werde ich umsetzen, ein Inselbeet gibt es bei mir.
    Liebe Grüße
    Edith

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  8. Der Phlox hat sich bei mir überhaupt nicht bewährt. Erst mickerte er so vor sich hin und dann ist er komplett verschwunden. Den Rainfarn habe ich zwar nicht im Garten, aber hier sieht man ihn immer an den Wegrändern. Man kann ihn auch sehr gut trocknen und er wertet außerdem meine Kräuterbuschen auf, die wir traditionell am 15. August zur Kräuterweihe mitnehmen.
    Viele Grüße von
    Margit

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  9. Rainfarn eignet sich getrocknet auch sehr gut zum Räuchern. Ich mag ihn, die Farbe, den Geruch und als Räucherkraut.

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  10. sehr schön so viele insekte sind bei dir zu sehen : finde diese pflanze sehr hübsch mit ihre gelbe blumen die im gruenen hintergrund gut zur geltung kommen * heute morgen habe ich an der Loire solche blume fotografiert und dieses jahr sind sie viel grösser als sonst * wir hatten nämlich viel regen und auch wärme * fast wie in den "tropen" !
    danke für die schöne fotos und erklaerungen :)
    liebe grüsse
    mo

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  11. ja.. den Rainfarn sieht man hier auch überall
    im Garten habe ich ihn allerdings nicht
    toll was du alles über diese Pflanze herausgefunden hast

    mit Phlox habe ich leider nie Glück gehabt..

    liebe Grüße
    Rosi

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