Freitag, 18. März 2022

Im Wald und im Waldgarten

Die meisten Leute gehen ja gern in den Wald. Bäume werden dabei als erholsam wahrgenommen, Insekten aber eher in die Kategorien kneifend oder stechend, in jedem Fall aber nervend einsortiert. Dabei hat der Wald viel mehr zu bieten als Waldbaden und Wettlauf mit den Mücken. Meine Lieblingsbeschäftigung im letzten Winter war das Aufspüren von Tieren im Totholz. Da gibt es einiges zu entdecken, zum Beispiel diesen Goldschatz hier, der in einer Höhle im Mulm überwintert hat, ein Goldlaufkäfer.


 

Viel kleiner sind diese roten Schlümpfe, die aussehen wie gestrickt, eine Reihe linke, eine Reihe rechts:

 


Es sind Springschwänze, namentlich Bilobella brauneri, die sich das Springen aber abgewöhnt haben, weil es im Totholz unter der Rinde nur zu Kopfschmerzen führen würde.

Und weil ich so viele Insektenlarven und unbekannte Käfer fotografiert habe, hat mich das Buch "Insekten im Wald" von Beat Wermelinger, das im Haupt-Verlag erschienen ist, brennend interessiert.


 

Und es lohnt sich absolut! Insekten wurden in allen Lebenslagen fotografiert, die Fotos sind wirklich toll. Man braucht allerdings manchmal einen robusten Magen, Stichwort Totengräber. 

Der schweizer Autor geht ausführlich auf die Funktionen der Insekten ein und erklärt verständlich die Zusammenhänge. So ist es für laubabwerfende Bäume zum Beispiel gar nicht schlimm, wenn sie im Frühsommer von Raupen kahlgefressen werden. Der Kot der Raupen, die ja schon die Blätter nahezu komplett verdaut haben, ist von Mikroorganismen leichter abzubauen als ganze Blätter, so wird der Boden rasch gedüngt und die Bäume können gestärkt wieder austreiben. Kurzzeitig dringt mehr Licht an den Waldboden und Kräuter können blühen und Bestäuber anlocken. Immergrüne Nadelbäume allerdings leiden sehr unter solchen Fressattacken.

Das Leben der Ameisen wird genauso beleuchtet wie das der Prozessionsspinner.


Auch auf neue Arten wird in dem umfangreichen Buch eingegangen.

Mir hat es sehr geholfen, ich habe viel gelernt und konnte dieses Tierchen, das ich im Teutoburger Wald an Totholz fotografiert habe, dank des Buchs endlich als Kamelhalsfliegenlarve bestimmen.



 

Vielleicht kann ich ja auch das ein oder andere Insekt im Garten wiedertreffen, wo er doch immer waldähnlicher wird.

Wer sich mit den Insekten des Waldes beschäftigen möchte und wissen möchte, wer genau beim Waldspaziergang gerade kneift oder sticht, ist mit diesem leicht verständlichen, aber nicht populärwissenschaftlichen Werk gut bedient.


8 Kommentare:

  1. Liebe Elke,
    dein Goldlaufkäfer ist ein echtes Schmuckstück!
    Dass die Bäume von den Raupen-Fressorgien sogar profitieren können, finde ich ganz spannend - wer hätte gedacht, dass sie auch ihr Gutes haben. Es ist eben in der Natur alles gut eingerichtet!
    Liebe Grüße und ein schönes Wochenende,
    Susanna

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  2. Vielen Dank für Deine Buchempfehlung, sehr interessant. Deine Fotos von kleinen und winzigen Hüpfern und Kriechern sind wieder erste Sahne, natürlich samt den Kopfschmerz-Kommentaren und anderen unterhaltsamen oder wissenswerten Bemerkungen. Schade, dass das letztes Jahr so gar nicht geklappt hat, ich habe mich extra bei Mutti angemeldet, um Dich zu supporten. Das bescherte mir in Folge eine Unmenge von Mutti-Mails, lach. Genieße einfach das Wochenende, LG Wurzerl

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    1. Danke für deine Stimme, das tut mir leid, dass es dann eine Mailflut gibt...
      VG
      Elke

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  3. Once again, I learn something new every time I visit your blog - thanks.

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  4. Meine Stimme hast du ja schon...;-) Das Insektenbuch ist sicher toll,,,,da habe ich vollstes Vertrauen zum Haupt-Verlag. Man findet eben doch nicht alles bei Google im Internet...:-)
    LG Sigrun

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  5. Keine Frage, meine Stimme gilt dir und deinem sehr amüsanten und lehrreichen Blog. Deine Vorstellung der Käfer im Wald und anderen Krabblern hat mir gut gefallen. Bei meinen Waldspaziergängen geht mein Blick immer suchend auf Boden und Bäumen ob da nicht irgendwo etwas läuft oder krabbelt oder fliegt. Den herrlichen Goldlaufkäfer habe ich auch schon öfter angetroffen, er ist wunderschön. Ich frage mich manchmal, wie lange können wir diese kleinen Wunder noch sehen. Hoffentlich klappt es diesmal besser mehr der Bewertung.
    Liebe Grüße
    Edith

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  6. Hallo Elke,
    der Goldlaufkäfer ist ja ein toller Fund und klasse hast du ihn erwischt. Das ist ja nicht immer so einfach mit den Krabblern.
    Deinen Blog mag ich, meine Stimme hast du. :)
    Viele Grüße
    Gabi

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  7. ich musste doch mal lachen
    Springschwänze mit Kopfschmerzen ;)
    toll was du alles entdeckt hast
    und das Buch ist sicher lehrreich

    liebe Grüße
    Rosi

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