Samstag, 30. April 2022

Schneckenschiss

Ihr kennt ja sicher diese wunderbaren Gartenzitate, die in keinem Gartenbuch, keiner Gartenzeitschrift fehlen dürfen:

  • To plant a garden is to believe in tomorrow. (Audrey Hepburn)
  • Gärten sind wie gute, alte Freunde. Sie können trösten, beglücken, versöhnen, begeistern. 
  • Gardening is the purest of human pleasures. (Francis Bacon)
  • Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Marcus Tullius Cicero) 
  • Wähle die Pflanzen, die an den deinem Garten vergleichbaren Standorten in der Natur vorkommen, und der Erfolg für ihr Gedeihen und die Harmonie der Pflanzen dürfte dir sicher sein. (Beth Chatto)
  • Wer mich ganz kennenlernen will, muss meinen Garten kennen. Denn mein Garten ist mein Herz. (Hermann Ludwig Heinrich von Pückler-Muskau) 

 

Ich denke, dass viele dieser Sprüche vor dem Klimawandel geäußert oder niedergeschrieben wurden. Bei den meisten ist das ja schon anhand des Datums verbürgt. Denn vor dem Klimawandel war alles besser, denn den gab es ja früher nicht, und früher war alles besser. Quod erat demonstrandum. Zum Beispiel gab es weniger Schnecken, denn Schnecken erfrieren in milden Wintern nicht, ein trockener Sommer ist dagegen nur ein kurzfristiges Aufatmen, das jeder frostfreie Winter wieder ausgleichen kann.




In meinem Garten kann ich diese Sprüche daher gut umwandeln in: 

  • To plant a garden is to believe in snails. (Elke Schwarzer)
  • Gärten sind wie Verwandte. Sie können frustrieren, nerven und dir deine Fehler ständig unter die Nase reiben.  (Elke Schwarzer)
  • Gardening is the purest of molluscan pleasures. (Elke Schwarzer)
  • Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an Schnecken nicht fehlen, du kannst dich durch Lesen aber wenigstens davon ablenken. (Elke Schwarzer)
  • Wähle die Pflanzen, die an den deinem Garten vergleichbaren Standorten in der Natur vorkommen, und der Erfolg für ihr Gedeihen und die Harmonie der Pflanzen dürfte dir sicher sein. Außer du hast Nacktschnecken, dann vergiss den ganzen Standort. (Ergänzt durch E. Schwarzer)
  • Wer mich ganz kennenlernen will, muss meinen Garten kennen. Denn mein Garten ist  - ja, was eigentlich? Ein schleimiges Loch voller Schnecken und ohne Blüten, weil die Schecken sie gefressen haben?

 

Tatsächlich fängt mein Frust schon ganz früh im Jahr an, wenn die Schneeglöckchen ohne Blüten dastehen. Auch Narzissen und Scillas sind nicht lange bunt, bald sind sie nur noch grün mit unappetitlichen Resten an der Spitze. Junge Stauden-Wicken, die letztes Jahr noch geblüht haben und einen Meter hoch waren, sind nicht mehr da.

Hier wundert sich die Mauerbiene, warum der Schneeglanz so kurze Blütenblätter hat:


In letzter Zeit wird sogar der Bärlauch angefressen und dabei zugeschissen. Das einzige Gemüse, was mein Garten im Überfluss produziert, ohne dass ich was machen muss, und nun muss ich ihn teilen.


 

 

Die einzigen Pflanzen, die tatsächlich in meinem Schleimgarten momentan unbehelligt bleiben, sind diese:

  • Primeln
  • Helleborus 
  • Wiesenrauten
  • Akeleien
  • Fette Henne (Schäden minimal)
  • Storchschnäbel
  • Allium aflatunense
  • Lysimachia
  • Berg-Flockenblume
  • Helmkraut
  • Knoblauchsrauke
  • Erdbeeren (zumindest das Laub)
  • Seifenkraut
  • Echter Salbei
  • Gräser und Farne
  • Aronstab
  • Andorn
  • Oregano
  • Frauenmantel
  • Purpur-Leinkraut
  • Falsche Alraunwurzel
  • Traubenhyazinthe (sogar die Blüten bleiben dran!)
  • Phlox
  • Kerzen-Knöterich
  • Waldmeister
  • Wolliger Hahnenfuß
  • Echinops ritro (sehr alte Pflanze, zäh und unknackig)

 

Es ist auch nicht so, dass es nicht genug Gammelgrün gäbe. Auf dem Boden liegt viel rum und manchmal gehen die Nacktschnecken da auch ran, aber eine Selektion hin zu den Schnecken, die Gammelware fressen und keine lebenden Pflanzen, ist mir noch nicht gelungen.

Das Fördern von Nützlingen, was ja immer das Allheilmittel sein soll, ist auch nur bedingt zu empfehlen. Wer schon einmal beobachtet hat, wie Amsel und Singdrossel arbeiten, wird bemerken, dass es doch Waldvögel sind, die oft in der Laubstreu wühlen und gern beim Herumwerfen von Blättern frei Schussbahn hätten. Sie pflügen aber nicht ins dichte Staudendickicht, vor allem ein Bärlauchbewuchs wird nicht aufgesucht. Der Igel walzt da problemlos durch, aber für ihn sind Schnecken nur eine Notnahrung, und er kann sich von ihrem Verzehr Lungenwürmer holen. Unser hustet schon.

Kann der Tigerschnegel die Rettung sein? Von ihm habe ich zu wenige und finde ihn meistens nur im Kompost:


Ich bin daher nach einem milden Winter wie dem letzten wieder mal einigermaßen frustriert. Bald aber ist Sommer, dann hört der Schneckenfrust auf und ich kann mich stattdessen grämen, dass der Säulenapfel Fruchtmonilia hat. Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. Ein Mangel an Schnecken oder Frust ist jedenfalls nicht zu beklagen.


 

12 Kommentare:

  1. Wie wahr! Ein kleiner Trost, dass es auch "Profis" so geht. Auf viele Pflanzen verzichte ich eben, und freue mich an den Robusten (Akelei, Wiesenmargerite statt Gartenmargerite, Goldlack, Wilde Möhre, Phlox, Ähriger Ehrenpreis etc.) Um die einzelnen Exemplare der besonderen Pflanzen, auf die ich trotzdem nicht verzichten möchte, zittere ich dann aber, z.B. Wolfsmilch, Angelika, Herzgespann, Pfirischblättrige Glockenblume... Der Muskatellersalbei ist leider auch unter den Verlierern. Zum Glück finden die Wildbienen bei mir trotzdem genug Blüten! Grüße von einer Leidensgenossin!

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  2. Wie war das bei "Notting Hill"? (Das hab ich wirklich mal gern geguckt ...) Wer am ärmsten dran ist, kriegt den letzten Brownie. Meiner! Ich hab nämlich auch noch Wühlmäuse, die erledigen den Rest!
    Nein, im Ernst, auch wenn die Schnecken bei uns das Kaukasus-Vergissmeinnicht, das oft wegen der rauen Blätter als schneckenresistent gepriesen wird, ratzekahl fressen, wenn ich mich einmal umdrehe, genieße ich den Garten - gerade jetzt wo alles so schön sprießt und grünt. Also: der Brownie ist noch zu haben ...
    Liebe Grüße
    Susanna

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  3. Bei deinen umgewandelten Sprüchen musste ich gerade schmunzeln.
    Zum Thema Schnecken kann ich nur soviel sagen: wir haben seit 2014 Laufenten die auf unserem Grundstück patrouillieren. Wir hatten vorher auch massiv Probleme mit Schnecken. Seit wir unsere 3 Laufis haben (unser Grundstück ist 463m2, mehr Enten wäre fürs Auge schön und lustig, aber da würden wohl die Pflanzen drunter leiden) sehe ich nur noch selten Schnecken. In manchen Gegenden kann man auch Laufenten für ein paar Wochen mieten. Gut wäre im Herbst, damit sie die Schneckeneier im Boden fressen können und evtl. nochmals ein paar Wochen im Frühling.
    Vielleicht wäre das ja auch eine Lösung für den eint oder anderen Garten?
    Liebe Grüsse
    Esti

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  4. Oh ja die Schleimer, die ich immer erst bemerke wenn sie erkennbaren Schaden angerichtet haben. Habe aber den Eindruck, dass es die letzten Jahre weniger waren, da es hier im Garten sehr trocken ist. Während es Anfang der Woche 5-10km entfernt den ersehnten Regen gab, sind hier nur 4l ins Regenmesser gefallen. Ich kann grad keine neuen Stauden setzen, weil ich mit dem Spaten kaum in die Erde komme. Da müsste ich vorher die Stelle ordentlich wässern.
    Lieben Gruß und ein feines Wochenende wünscht dir Marita

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  5. Hallo Elke,
    das hätte ich auch schreiben können! Die Gleichen Ereignisse in meinem Garten, nur, die Amsel "hustet" noch nicht! Dafür habe ich außerdem noch Asseln, die gerne an die Stauden gehen, die von den Nacktschnecken verschont bleiben. Auf ein schönes, schleimiges Gartenjahr.
    LG...Stephanie

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  6. Was sind wir Gartenbesitzer doch für arme Leute, zuviele Gegenspieler vermiesen uns manchmal das Gärtnern. Dennoch, wir bleiben dran, jeder von uns hat so seine Schneckengeschichte. Ich hatte schon Sonnenblumen, im Topf vorgezogen, ins Freie gepflanzt, innerhalb 2 Tagen war nichts mehr zu sehen, ja,da ärgert man sich. Meinen Salat im Beet dagegen, ist nichts passiert, ausser dass die Spatzen sich am zarten Grün zu schaffen machten, er ist trotzdem gewachsen. Ich denke oft, die Nützlinge werden weniger, während die Schädlinge sich fleißig vermehren.
    Liebe Grüße
    Edith

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  7. Und ich hatte wirklich gehofft, du hast ein Allerheilmittel gegen Schnecken! In meinem Kompost leben Schnegel, eher viele. Ich finde die ja faszinierend gruselig - aber die bleiben, weil ich inniglichst hoffe, sie fressen wenigstens die Schneckeneier der Nacktschnecken... Hoffnung stirbt zuletzt. Daran erkennt man auch Gartenbesitzer
    Herzlichst
    yase

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  8. Oh, menno Elke, Deine Sprüche stehen aber so was von komplett auf Wurzerlsgarten verteilt, ich fand sie alle umwerfend. Mein Problem, Deine sind umwerfend komisch, viel zeitgemäßer und dadurch unschlagbar. Wer will noch Cicero oder Chatto zitieren, wenn er eine Elke Schwarzer hat. Muss ich warten, bis Du 80 Jahre tot bist, bis ich Deine Sprüche zitieren kann?
    So lange will (kann?) ich eigentlich nicht warten. LG Wurzerl

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  9. schade dass schnecken nicht gerne gesehen werden * beobachte sie gerne * finde sie immer seltener da es sehr trocken hier ist * vieilleicht ist es der igel hier im winter, höre manchmal wie ein seltsames "husten" ... wusste nicht dass es eine krankheit ist ps les poules et les crapauds se régalent aussi de limaces !
    lg mo

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  10. Oh je, ich kann deinen Frust sehr gut verstehen. Du hast vermutlich schon einiges ausprobiert, da will ich nicht als Klugschnacker dastehen. Letztens sah ich aber irgendwo eine Werbung im Internet, dass man dort Tigerschlegel bestellen konnte.
    Und vor ein paar Jahren hatten wir hier auch eine regelrechte Nacktschneckenplage. Die hat sich mittlerweile von alleine erledigt, vermutlich weil es hier auch seit Jahren immer trockener und trockener wird.
    Grüße
    Gabi

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  11. Ich bin per Zufall auf diesen Blog gestoßen. Sehr interessant. Gute Texte, schöne Fotos! Kann man den Blog nur mit Google-Konto abonnieren?
    Viele Grüße aus Tübingen

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  12. Hallo Elke,
    die ganze Zeit habe ich überlegt: Wieso weiß sie das alles? Wann war sie in meinem Garten? Déjà-vu ohne Ende. Nur die Igel husten nicht. Das hoffentlich bleibt so.
    Viele Grüße
    Claudia

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