Samstag, 2. April 2022

Vom Rösten und von Risslingen

Manche Verluste im Garten sind ja nur schwer zu verschmerzen, vor allem, wenn man so lange auf etwas hingearbeitet hat. Mein Kaffeestrauch zum Beispiel hat sich letztes Jahr ja mächtig angestrengt und mir mal so richtig gezeigt, wo der Kaffee wächst. Übervoll hing er, das musste doch gewinnbringend einsetzbar sein.

Also zunächst mal Kaffeekirschen pflücken. Das ist der spaßige Teil an der Sache gewesen, denn wo sonst kann man mitten im Winter Beeren pflücken ohne kalte Finger zu bekommen?

Hier waren sie also und mussten gepuhlt werden, dann getrocknet.


 

Und nun kam der knifflige Teil, das Rösten. Wir haben uns für die Pfannenvariante entschieden, das erschien für die kleine Schale Kaffeebohnen die beste Option. War es dann aber doch nicht, denn das Bisschen Bohne wurde so schnell so heiß, dass es eher der Herstellung von Holzkohle glich. Es roch auch gar nicht nach Kaffee, sondern hatte ein befremdliches, karamellartiges Aroma, das erst noch erfunden werden muss. Was soll ich sagen, es schmeckte auch nach allem, aber nicht nach unserem allerliebsten Heißgetränk. Mist.

Was zu einem herz- wie magenerwärmenden Genuss werden sollte - immerhin sind es Kaffeeebohnen aus Deutschland - wurde immerhin zu einer olfaktorischen Herausforderung.

Zumindest an Erfahrung haben wir gewonnen. Geht also so nicht, die Pfanne muss kälter rösten. Nächstes Jahr ein neuer Versuch.



Dafür hat es dann an anderer Stelle im Garten ganz unverhofft geklappt, obwohl das gar nicht nötig gewesen wäre. Als im Winter im Park mal wieder Sträucher auf den Stock gesetzt wurden, lagen auch Äste vom Gewöhnlichen Schneeball herum, mitsamt Früchten. Die hängen ja immer wie sauer Bier am Strauch, weil sie so recht keiner fressen mag.

Hier tut die Amsel nur so, als würde sie Schneeballbeeren futtern, in Wahrheit hat sie sich eine Hagebutte geschnappt:


 

Also habe ich im Sinne der Aufklärung an Ort und Stelle und in Ermangelung einer Gartenschere Risslinge produziert und mit nach Hause genommen. Im Garten angekommen habe ich sie in die Erde gesteckt und auf Kundschaft gehofft. Dummerweise konnte ich die Stelle aber schlecht überblicken und plötzlich waren alle Früchte weg, in welchen Mägen auch immer gelandet.

Wer schon einmal Sträucher vermehrt hat, wird wissen, dass Risslinge die Wunderwaffe sind, denn die Wunde am Ast wird durch das brutale Abziehen vergrößert, die Rinde reißt als langer Streifen mit ab und so werden rasch viel mehr Wurzeln gebildet als bei einem glatten Schnitt.

Der Schneeball scheint ein Großmeister der Risslinge zu sein und hat sich gleich mächtig ins Zeug gelegt. Jetzt hat er dicke Knospen. Also habe ich zwar keinen eigenen Kaffee getrunken, aber einen Strauch mit ungenießbaren Beeren vermehrt. Naja, irgendein Gartentier wird sich schon über diesen Gewinn freuen.



14 Kommentare:

  1. Guten Morgen Lony,
    ja, diese Röster sind ja als Neuware irre teuer und nehmen sehr viel Platz weg. Da kann man jede Bohne in Gold aufwiegen... Wir versuchen es noch mal mit der Pfanne.. Beim Backofen soll der Nachteil sein, dass man sie nicht knacken hört, dann sind sie nämlich fertig. Unsere kamen gar nicht zum Knacken, da wurden sie schon schwarz. :(
    Viele Grüße
    Elke

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  2. Das klingt ja echt spannend mit den Kaffeebohnen. Mit der Pfanne ist es wirklich heikel beim anrösten. Ich gucke ganz gerne mal Kochshows und keine Ahnung wie viele Leute da schon versucht haben Pinienkerne anzurösten und es nicht geschafft haben, viele verbrenenn zu schnell...leider. Denn die Kerne sind ganz schön teuer.
    Meine Frikadellen mache ich auch lieber im Ofen, denn in der Pfanne sind sie bei mir IMMER innen roh und außen verbrannt.

    Interessant mit den Risslingen...derzeit steht ein Geißblatt Ableger im Wasser und ich hoffe auf Wurzeln. Nachdem sowohl mein Rosensteckling und auch der Efeu Ableger nicht wollten (pöh), hoffe ich nun auf den.
    Aber, ich gebe nicht auf!
    Und ich bin gespannt, was du über den nächsten Versuch berichtest, Versuch macht klug oder so ähnlich heißt es.
    Viele Grüße
    Gabi

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    1. Meine Efeu-Risslinge (von den Blütentrieben) stehen seit Ende Februar in der Vase, treiben oben lustig aus, unten aber bisher keine richtige Wurzelbildung, nur die Rinde geht so warzig auf, um Wasser aufzunehmen, naja, wird sicher noch...
      VG
      Elke

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  3. Liebe Elke,
    Hier fressen die Amseln sie an den Böschungen des NOKs.
    Die rote Traubenkirsche verzehrte ich mal als Kind.
    Damals war alles in Auffruhr, Giftpflanzenlisten.. ect gab es noch nicht.
    Ich musste alles ausspucken mit dem Finger in den Hals!
    Nur beruhigte dann die Hausärztin!
    Ich sollte viel Kirschsaft trinken, angeblich entgiftet dieser.
    Darüber las ich später nichts mehr.
    Grüße von Frauke

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  4. Das ist ja eine interessante Erfahrung mit dem Rösten der Kaffeebohnen... die Kaffeekirschen finde ich auch sehr dekorativ, wenn dann der zweite Versuch auch nicht klappen sollte. ;-)
    Jetzt weiß ich endlich an welchem Strauch die schönen roten Früchte wachsen, sie sind im Winter immer ein toller Anblick.
    Lieben Gruß von Marita

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  5. Hallo Elke,
    meine diesjährige Kaffeebohnenernte wartet auch aufs Rösten. Ich versuche es diesmal auf einem Teestövchen mit Teelicht. Das hat ja auch schon eine ganz schöne Hitze. Die Bohnen werde ich in ein kleines Pfännchen ohne Sandwichboden geben. Dann ist die Hitze hoffentlich direkter regulierbar. Die rote Umhüllung der Kaffeebohnen kann man zu einem Tee aufbrühen, der enthält dann auch Koffein. Einge Bohnen werde ich wieder einpflanzen, denn meine Kaffeepflanze wird mit den Jahren zu groß für die Wohnung und den Transport nach draußen im Sommer.
    liebe Grüße

    Annette von den Beetschwestern

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  6. Liebe Elke,
    das Kaffee rösten bei dir finde ich spannend! Ich werde deine Fortschritte nun Jahr für Jahr verfolgen. :)
    Ich habe dieses Jahr ungewollt mit Strauchschnitt neue Pflanzen produziert: Zweige vom Chinesischer Flieder habe ich in den Boden gesteckt, um den Laubhaufen für Igel und Co. ein bisschen zu fixieren. Sie haben munter dicke Knospen gebildet ...
    Liebe Grüße
    Susanna

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  7. Der Traum von der eigenen "Kaffeeplantage" hat sich leider noch nicht verwirklicht, aber das kommt, das kommt. Jednfalls hast du verfolgen können, wie sich der Kaffee so entwickelt, das hat nicht jeder. Dem Geheimnis des Röstens wirst du auch noch auf die Schliche kommen, frag mal in einer Rösterei nach den Geflogenheiten und den speziellen Wärmegraden.
    Liebe Grüße
    Edith

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  8. Dass Du nun um den Kaffeegenuss gekommen bist, tut mir leid. Vom Gefühl her hätte ich mich ja eher an das Backrohr getraut, niedrige Temperatur, zumindest zu Beginn, aber ob das letztlich besser geschmeckt hätte??? Ich denke einfach an Hopfen, oder Tabak, das wird ja ganz schonend in Darren etc. einfach langsam luftgetrocknet, was wohl dem Aroma gut tut.
    Aber sei nicht traurig darüber, dafür hast Du einen Super-Artikel in der Gartenflora geschrieben - über Schnirkelschnecken, die ich auch gerne mag und der ist Dir seeehr gut gelungen. LG Wurzerl

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  9. Das sind ja mal Erfolgserlebnisse...;-) Egal wie der Kaffee geschmeckt hat, das war Permakultur der Spitzenklasse. Ich hab heute gerade an einer Kornelkirsche herumgerissen...mal sehen, ob sie auch so einen Vermehrungswillen hat.
    LG Sigrun

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  10. Hallo Elke,
    anscheinend ist es mit der Kaffeeproduktion nicht so einfach! Zumindest war es optisch ein Erlebnis.
    Dafür kannst Du Deinen Erfolg beim Schneeball voll auskosten. So kommt man günstig zum heimischen Gehölz!
    LG...Stephanie

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  11. Ui, das ist ja wieder sehr spannend!
    Das wäre toll gewesen - eigenen Kaffee aus dem eigenen Garten.
    Nächstes Jahr klappt es bestimmt viel besser.
    Sie sehen jedenfalls schon ziemlich interessant aus :-)
    Ganz viele liebe Grüße von Urte

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  12. Hallo Elke,
    so einfach scheint es mit der Kaffeerösterei nicht zu gehen. Aber du hast deine Erfahrungen gesammelt und nächstes Jahr wird es besser.
    Ich konnte in Kassel auf einer Messe beobachten wie Frauen aus Uganda Kaffee auf einem offenen Feuer in einer Pfanne geröstet haben. Nachdem ich meine Tasse Kaffee bestellt hatte, dauerte es gut 20 Minuten bis ich den Kaffee genießen konnte. Und er war gut.
    Liebe Grüße
    Anette

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  13. wow
    eigenen Kaffee ;)
    auch wenn es nicht geklappt hat vielleicht muss man mit niedriger Temperatur anfangen ..
    aber du wirst es ja wieder versuchen ;)
    der Schneeball sieht immer schön aus mit seinen roten Beeren
    interessant was du über Risslinge schreibst

    liebe Grüße
    Rosi

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