Samstag, 14. Dezember 2024

Botanik im Winter und Kohlmeisen in der Hand

Die Kohlmeise auf der Hand ist besser als die Ringeltaube auf dem Dach, oder? Vor 12 Jahren war ich mal im Botanischen Garten Dresden und hatte beobachtet, dass Eichhörnchen und Kohlmeisen dort Wegezoll kassieren, nur leider hatten wir keine Leckereien dabei. Seitdem habe ich mir immer vorgenommen: Solltest du noch einmal nach Dresden kommen, bringst du Nüsse mit. Am letzten Samstag war ich dann tatsächlich dort, um für die Regionalgruppe der Gesellschaft der Staudenfreunde einen Vortrag über das Leben in der Laubstreu und im Boden zu halten, und zwar in einem Gebäude im Botanischen Garten. Ich hatte ein Päckchen ungesalzene Erdnüsse dabei und wollte mal testen, ob die Meisen immer noch so zudringlich sind. Sowas mitzuführen ist ja immer praktisch, falls der ICE irgendwo strandet (tat er zum Glück nicht, zumindest nicht für länger 😬 ).


Ich konnte es mir dann nicht verkneifen, am Freitag und am Samstag in den Botanischen Garten zu gehen, schließlich hatte ich sehr viele Erdnüsse dabei.

Hier hätten jetzt eigentlich die Eichhörnchen kommen müssen, aber sie hatten mehr Angst als Hunger:

Auf die immer neugierigen Kohlmeisen war aber Verlass: Kaum war ich am hinteren Ende des Geländes angekommen, schauten sie sehr forsch aus den Ästen und ich habe einfach mal eine halbe Erdnuss auf der ausgestreckten Hand hingehalten. Dreimal habe ich es geschafft, dass eine Kohlmeise landete und die Erdnuss geholt hat. Der Nachteil ist, dass der Vogel damit erstmal sehr lange beschäftigt ist und so bald keinen Hunger mehr hat, aber es waren ja genug Meisen da. 


Nachdem das Varieté-Programm erfolgreich beendet war, ging es weiter mit der Kamera durch den Botanischen Garten. Nun ist da im Dezember nicht mehr allzu viel Blühendes los und wer den Winter nicht mehr ertragen kann, geht in eines der Gewächshäuser und kommt mit beschlagener Brille wieder heraus, um sich die Welt fortan mit Weichzeichner anzusehen, was keine Dauerlösung ist. Also hält man Ausschau nach schönen Samenständen, Rinden und Früchten. Und da gibt es eine ganze Menge.

Im neu angelegten Senkgarten steht noch der Kohl, während andere Nutzpflanzen erfroren sind, wie die Chilis.






Eingefrorene Schärfe:


In den Randbeeten steht das Löwenohr und sieht auch nach Frost noch schön aus, wie die orangefarbenen Blütenreste aus den Samenständen leuchten.



Im Reich der Korbblütler und Gräser sieht man jetzt ganz besonders schöne Samenstände.

Rudbeckia

Vernonia fasciculata
Amsonia illustris


Spanische Golddistel (Scolymus hispanicus)

Spanische Golddistel (Scolymus hispanicus)

Die Physalis lässt sich auch nicht lumpen im Dezember:




Leuchtende Berberitzenbeeren:


Golden strahlende Kopfweide:




Diese merkwürdige Schlingpflanze ist Stinkwein (Paederia foetida), gestunken hat sie nicht mehr:


Eine Clematis mit typischem Wuschelkopp:

 Der Spargel hat sich geschmückt wie ein Weihnachtsbaum:


Immergrüne kontrastieren im Winter besonders gut mit den warmen Farben einziehende Pflanzen, hier Ilex (links) und die abblätternde Rinde vom Vielblütigen Doppelschild neben Elfenblumen:


Kohl mit Gräsern:



Bei aller Liebe: Jetzt würde ich diesen Garten aber doch mal im Frühling oder Sommer sehen! Wenn er im Dezember schon so schön ist, wie muss das erst im Sommer sein? Vielleicht gibt es dann allerdings weniger Kohlmeisen...

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....und dann kam die Tage ein Paket aus der Schweiz bei mir an von der lieben Yase, die ich schon lange von ihrem Blog Alltagsaufhübscher kenne. Sie ist eine begnadete Künstlerin an der Nähmaschine und mit den Stricknadeln - und überhaupt, schaut unbedingt mal rein bei ihr!

Sie hat mir tatsächlich wunderschöne, warme Socken gestrickt - ich bin ganz von den selbigen!

Schaut her, sind sie nicht toll? Sie mussten gleich zur Fotorunde in den Park mitkommen und ich hatte keine kalten Füße!



Ganz herzlichen Dank, liebe Yase, ich bin überwältigt!

Samstag, 7. Dezember 2024

Väterchen Frost hat's immer noch drauf

In manchen Jahren kommt er seltener als der Weihnachtsmann zu Besuch – den milden Wintern sei Dank. Aber wenn Väterchen Frost schließlich doch einmal vorbeischaut, ist es immer wieder ein Fest! Dann wird der Garten, der am Tag zuvor noch mitleiderregend bis matschig aussah, wieder trittfest und wunderschön. Das sollte man als einen Feiertag begehen, denn nie konnte man besser rechtfertigen, warum man die ollen Staudenstängel stehengelassen hat!

Ist dieser Naturgarten, den ich in einer Kleingartenanlage entdeckt habe, nicht ein Traum? Nicht auszudenken, wenn schon alles abgeschnitten wäre, einschließlich der Gräser.






Sogar die Kugelspringer haben sich feingemacht, sind aber weniger zahlreich unterwegs und eher zur Mittagszeit, wenn die Temperaturen etwas gestiegen sind.


So mag ich selbst die Hortensienblüten ganz gern.

Hortensie

Der erste richtige Frost des Winters ist sowieso der beste. Stauden, die bei Eiseskälte zu Brei werden, sind erst einmal schön schockgefroren und stehen da wie eine Eins. Ein zweites Mal schaffen sie das Kunststück meistens nicht, wenn die Temperaturen einmal wieder viel höher waren. Dann sinken sie dunkelgrün und matschig zu Boden, sodass ihre Stängel nicht mal mehr das Fliegengewicht eines Spatzes tragen können. Aber einmal schaffen sie es, beim großen Frost-Festival mitzumachen und gut dazustehen. Ein Beispiel dafür ist der Kerzen-Knöterich, dessen große Blätter nicht allzu viel aushalten.

Die Wilde Karde hält sich auch nach dem Frost wacker senkrecht - Kunststück, ist sie doch längst vorher schon abgestorben.


Auch die Früchte des Pfaffenhütchens sind noch schön rot und bekommen immer noch Besuch von Mönchsgrasmücken, die vermutlich wieder versuchen, hier zu überwintern.

So schmücken die Vögel die Sträucher und Samenstände selbst dann, wenn kein Frost da ist, der sie in Glanz und Gloria versetzen könnte...