Samstag, 5. April 2025

Narzissen: Mysterium oder Massenware?

Narzissen sind Massenware, vor allem zu Ostern. In meinem Garten sind sie es leider nicht. Ich pflanze und pflanze, rette weggeworfene Narzissenballen mit meistens der Sorte 'Tête à Tête' vom Friedhof und habe dann, wenn es gut läuft, im nächsten Frühjahr schöne gelbe Batzen im Garten. Aber eigentlich träume ich auch von einer Narzissenwiese oder einem Narzissenwald, wie man sie oft an alten Gehöften sieht.



Doch lange halten die Diven bei mir immer nicht, sonst gäbe es im Garten wohl nur noch Stehplätze, wenn jede der geretteten 'Tête à Tête's noch da wäre. Ich habe auch Pflanzen, die jedes Jahr zuverlässig wiederkommen, aber nur mit Blättern. Blüten wollen sie nicht rausrücken. 

Nur eine hohe Narzisse dankt mir ihre Rettung und blüht wirklich jeden Frühling. Mit genau einer Riesenblüte, die immer zuverlässig von mir wegschaut, als würde sie einen Fluchtweg aus dem Garten suchen, wo Narzissen anscheinend so sehr gequält werden, dass sie das gelbe Handtuch werfen. 


Was läuft da schief? Nun, zum einen die Schnecken, die sich gern auf die Blüten stürzen, bis es so aussieht, als wären die Narzissen verschwunden, dabei sind sie nur einfach grün, weil alles Gelbe gefressen wurde. Oft warten sie nicht mal, bis die Knospe richtig aus dem Boden ist, und vernichten sie schon zuverlässig. Auch in meiner ausdauernden Flaggschiff-Narzisse mit der einen großen Blüte habe ich schon Nacktschnecken oben aus dem Gelben rausgepult, schwindelfrei sind die Biester ja.



Und dann liest man ja immer, dass Narzissen im Gegensatz zu Tulpen einen feuchten oder frischen, nährstoffreichen Boden wollen, der nie austrocknen darf. Und wie zum Hohn wächst seit ein paar (auch trockenen Jahren) eine Narzisse im Gemeinschaftsbeet unter den Kugelahorn-Bäumen und blüht immer üppig. Sie stammt mit Sicherheit von so einem Ostertopf aus dem Gartencenter.

Also, wenn da der Boden nicht sowas von vollständig austrocknet, dann weiß ich es nicht. Niemand schneidet die sich entwickelnden Samen heraus oder düngt die Pflanze. Im Gegenteil: Unter den Ahornen ist es eher staubtrocken und die Bäume saugen mit ihren flachen Wurzeln alles an Nährstoffen weg, was sie kriegen können.

Anscheinend hat diese Narzisse die Pflegeanleitungen für ihre Gattung nicht gelesen. Hoffentlich tut sie es auch nicht. Ich werde es ihr jedenfalls nicht unter die gelbe Nase reiben.

Narzissen sind Massenware und Mysterium gleichermaßen, oder?


... und jetzt ist es ohnehin so trocken, dass die Schnecken Pause haben. Regen wäre mir aber doch lieber.

Samstag, 29. März 2025

Kompost als Spiegel der Gesellschaft

Kompost als Spiegel der Gesellschaft - was will sie denn jetzt schon wieder damit sagen? Ist die Gesellschaft etwa komplett verrottet und müffelt bisweilen? Nein, ich will damit sagen, dass ich immer viel über die Menschheit als Ganzes und über mich dabei lerne, wie ich den Komposter befülle, der so ein vermaledeiter Thermokomposter ist. Und der wird im Inneren immer gern zu feucht, nach außen aber gibt er sich blickdicht. Und genau hier beginnen die Probleme. 

Jedes Jahr, wenn ich wieder mühsam den fertigen Kompost entnommen habe und mit Ästen, Efeuranken und Ähnlichem gerungen habe, die völlig überraschend wieder nicht verrottet sind, nehme ich mir wie immer vor:

  • keine Efeuranken mehr in den Kompost
  • auch keine Äste von Kletterspindeln oder anderen Pflanzen mit ledrigen Blättern
  • schon gar keine Halme vom Bambus
  • überhaupt keine Äste
  • wirklich gar keine Äste
  • nun ist mal Schluss mit Ästen

Und wie klappt das dann? Gar nicht. Wieder stopfe ich Efeutriebe in den Behälter. Denn: Aus den Augen, aus dem Sinn. Wo ein offener Komposter mahnend bis anklagend seinen Inhalt offen preisgibt, schluckt meiner alles und macht auch alles ungesehen, aber nicht ungeschehen.

Daher kommen auch viele Probleme der Menschheit: Wir wählen oft die schnelle Lösung, wenn wir die Konsequenzen nicht sehen können oder sehen wollen. Und lernfähig sind wir anscheinend sowieso nicht, aller Evolution zum Trotz. Aber Bequemlichkeit siegt dann eben oft, die schnelle Lösung muss her, auch wenn sie langfristig nicht taugt. Das gilt leider auch bei Umweltfragen, die wir nicht gelöst bekommen, weil wir dazu unser Verhalten anpassen müssten.

Und so ist mein Komposter eine halbwegs passable Parabel auf das Verhalten der (Wegwerf-)Gesellschaft. Immerhin kommt doch irgendwann was Brauchbares raus, wenn man nur lange genug wartet und die leidigen Äste immer wieder zurückwirft, was man anderem Müll ja nicht sagen kann.

Ein anderes Problem sind die vielen Eierschalen im Kompost. Während das leere Frühstücksei noch einmal schnell mit der Hand zerdrückt wird, bevor es in den Behälter kommt, macht man das bei roh aufgeschlagenen Eiern nur noch widerwillig bis überhaupt nicht. Und so finde ich immer Unmengen von eiförmigen Eierschalen wieder, die fast noch für den Osterstrauch taugen würden (Gammel-Edition). Hier kann man einige ganze Eierschalen sehen (die Folie dagegen, die ich hier hineinwerfe, ist wirklich verrottet):

Und so verteile ich die Eierschalen dann mit dem Kompost im Garten und zerdrücke sie dann wenigstens noch schnell. Mit Handschuhen.

Als ich neulich aus dem Fenster sah, war ich dann aber doch ganz begeistert über diese Vorgehen: Eine Gruppe Spatzenmädchen hatte sich um so ein zerdrücktes Ei versammelt und knabberte die Schale. Den Kalk können sie gut für die eigene Eiproduktion gebrauchen. Auch Meisen nutzen so eine Quelle gern.

Wenn doch nur auch die Efeuranken im Kompost einen Abnehmer finden würden....

 

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Und bei der Verlosung hat gewonnen: Bea mit dem Kommentar

 

Moin,

herzlichen Glückwunsch !!!!! Du hast es verdient mit deinem Blog, einfach herrlich lesenswert...und als alter Gartenliebhaber....sehr lesenswert.

Herzliche Frühlingsgrüße Bea

 

Schick mir deine Adresse und du bekommst das Buch zugeschickt!

 

Samstag, 22. März 2025

Beste Freunde

Schon so oft habe ich versucht, Winterlinge im Garten anzusiedeln. Was habe ich für Ableger aus anderen Gärten angeschleppt oder weggeworfene Pflanzen gerettet und eingepflanzt. Hier und hier zu bewundern. Wie haben sie es mir gedankt? Gar nicht. War immer nur ein kurzes Gastspiel. Und dann bringe ich einmal von der Staudenbörse einen Batzen Kerzen-Knöterich wurzelnackt nach Hause und was ist drin? Ein Winterling als blinder Passagier. Und der lebt noch und vermehrt sich sogar, auch wenn er ruhig mal blühen könnte, aber wir wollen ja nicht kleinlich sein.


 
Vielleicht braucht Eranthis in meinem Garten eine Ammenpflanze, mit der er sich gut versteht. Die beiden sind unzertrennlich. Im wahrsten Sinne, denn selbst wenn ich wollte, ich würde den zarten Geophyten wohl nicht aus der innigen Umarmung der Knöterich-Wurzeln reißen können, die sich wie ein fetter Lindwurm durchs Beet winden.

Und dann ist da noch dieses Carex 'Evergold', das 90 % des Jahres nicht zu sehen ist, weil die Lenzrose ihre Riesenblätter darüber legt, bis es komplett im Dunkeln hockt. Dann schwingt sich später noch der Wasserdost auf und macht noch mehr Schatten. Jedes Frühjahr zur Lenzrosenblüte erbarme ich mich und schneide das Gras frei. Und wundere mich, dass es überhaupt noch da ist.


Die Helleborus, die als einzige meiner Lenzrosen beim Austrieb eine wunderschöne violette Laubfärbung zeigt, ist mein ganzer Stolz, denn ich habe sie als Sämling vor über 10 Jahren bekommen.



Die Märzenbecher, deren Blüten auch in diesem Jahr von den Schnecken gefressen wurden, habe ich in letzter Minute wieder mit einem antischneckistischen Schutzwall aus Kardenblüten umgeben - ob es was nützt?




Während der weiße Krokus 'Miss Vain' immer weniger wird, sind allein die Elfen-Krokusse eine echte Erfolgsgeschichte in meinem Garten. Die brauchen keinen Aufpasser, sie vermehren sich auch so, blühen reichlich und bilden inzwischen einen richtig schönen rosa Teppich. Man weiß zwar nicht mehr, wo man auf dem bisschen Rasen noch hintreten soll, aber das nehme ich dafür in Kauf. Die Blütenblätter, die mal heller, mal dunkler, sind, sind einfach zu schön!











Die vor Ewigkeiten gesetzten Crocus vernus 'Pickwick' mit den schicken Streifen sind weniger geworden über die Jahre, aber sie sind noch da, und ich glaube, sie haben sich vermehrt, denn es sind neue Stellen von ihnen besiedelt worden und es gibt auch mal weiße zwischendrin. Ich las mal, dass Elfen-Krokusse in der Nähe dazu führen, dass sich auch die Garten-Krokusse vermehren - kann das sein, wo es zwei unterschiedliche Arten sind?




Bei der Zweifarbigen Sandbiene sieht man auf jeden Fall, dass Elfen-Krokusse nicht knausern, was den Pollen angeht. Die Körner sind riesig und reichlich. Rechts im Bild müsste Crocus tommasinianus "Barr's Purple" sein, den ich zu Weihnachten geschenkt bekam. Die späte Pflanzzeit im Dezember hat ihm offensichtlich nicht geschadet. Zumindest glaube ich, dass er es ist, denn ich kann mich in dem Beet an keine anderen lila Krokusse erinnern und 'Ruby Giant', der seit Jahr und Tag an derselben Stelle im Rasen wächst, ist steril. Man kann sich auch nicht alles merken und auch nicht alle Pflanzstellen markieren.



Eins steht fest: Ein Frühling ohne Krokusse ist doch einfach nichts!
 
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Die liebe Xenia von Berlingarten hat übrigens ein schönes Interview mit mir gemacht. Ihr findet es hier. Ganz herzlichen Dank an Xenia, die sehr kluge Fragen gestellt hat!

Samstag, 15. März 2025

Es gibt was zu feiern!

Letzte Woche Dienstag bekam ich die Nachricht, dass es sich lohnen würde, zum Deutschen Gartenbuchpreis nach Dennenlohne zu fahren, also nach Franken ins übernächste Bundesland. Ich habe erst gezögert, denn das ist schon sehr weit weg, wenn man ziemlich im Norden von NRW wohnt. Am Mittwoch habe ich mich dann doch aufgerafft und ein Zimmer in einem schönen kleinen Hotel in Gunzenhausen gebucht, das in einem wirklich historischen Gebäude untergebracht ist, und die passenden Zugtickets dazu.

Ich bin schon mittags angekommen mit einer halben Stunde Aufenthalt in Ansbach, wo ich mir noch schnell den Hofgarten angeschaut habe. In Gunzenhausen hatte ich noch Zeit, die vielen Störche im Ort zu bewundern, die die Nähe der Altmühl schätzen. Dann hat mich ein netter Mitarbeiter vom Ulmer-Verlag abgeholt und wir sind zur Preisverleihung zum Schloss Dennenlohne gefahren.

Nach einer Besichtigung der Gartenbuchbibliothek, wo Erinnerungen hochkamen an schon vergessene Bücher, ging es los mit der Preisverleihung.


Ich hatte insgeheim damit gerechnet, dass mein neues Buch "Richtig gute Pflanzen für Insekten" ausgezeichnet würde, aber erst kam die Kategorie "Bester Garden Creator", was Blogs oder Instagram umfasst. Der dritte Platz wurde vorgestellt, der zweite.... und als der erste angekündigt wurde schreckte ich irgendwann hoch, als ich merkte: Die sprechen ja über mich! "Günstig Gärtnern" hat doch tatsächlich den ersten Platz belegt, ist das zu fassen?


Diese Urkunde habe ich mit nach Hause gebracht, die Krokusse haben gratuliert:


Nun gibt es also den Preis zu feiern und gleichzeitig das 15jährige Blog-Jubiläum. Ich möchte mich bei meinen treuen Lesern bedanken und verlose ein Exemplar von "Meise mag Melisse", das dieses Jahr in einer neuen Auflage erschienen ist -  mit noch mehr Babybildern (nicht von mir, sondern von den Vögeln).

 


Hinterlasst mir bis zum 22.3.2025 23:59 Uhr hier auf dem Blog einen Kommentar und ihr seid bei der Verlosung dabei, wenn euer Wohnsitz in Deutschland liegt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

 

Samstag, 8. März 2025

Frühjahrsputz

Der Frühling ist schön und man freut sich natürlich über ihn, weil es schon ein Jahr lang keinen mehr gab. Gleichzeitig weiß man aber auch, woher das Wort Frühjahrsputz kommt: Wenn die Sonne nachmittags so schräg durch die Scheiben ins Haus fällt (wovon sie im letzten halben Jahr abgesehen hat und vorher war das Laub der Bäume im Weg), sieht man jedes Staubkorn. Und da sind immer welche, egal, ob man gerade erst gewischt hat oder nicht. Da fühlt man sich sehr unter Druck gesetzt, finde ich.

Auch die Vögel machen gerade Frühjahrsputz, aber nicht wegen Staubkörnern, sondern wegen größerer Baustellen. Die Nistkästen müssen vor dem Nestbau aufgeräumt werden. Alte Nester würden die Kohlmeisen zwar nicht aus dem Kasten befördern, aber alles andere muss raus.

Der neue waschbärsichere Hochsicherheitstrakt, den ich im Herbst aufgehängt habe, muss hergerichtet werden, obwohl es ein Erstbezug ist.


Ich staunte also die Tage nicht schlecht, als ich etwas in dem grünen Gitter stecken sah. Als ich näher kam, erkannte ich, dass es bedrucktes Papier war. Für einen kurzen Moment dachte ich, die Kohlmeisen hätten Post bekommen oder der Waschbär hätte ihnen einen Denkzettel verpasst. Oder war es ein Knöllchen wegen zu lauten Gesangs?


Ich zog das Papier aus dem Eingangsbereich und erkannte es als Bedienungsanleitung für den Nistkasten. Da ich ihn vor dem Aufhängen nicht geöffnet hatte, wusste ich auch nicht, dass da eine Anleitung versteckt war. Und die musste nach Ansicht der Kohlmeisen raus, vermutlich hatten sie sie schon ausgelesen. Als Gutenachtgeschichte taugt die Anleitung wohl auch nicht, es gibt einfach keinen Spannungsbogen.

Die Kohlmeisen sind aber auch voll pingelig... Wäre doch ein hübscher Teppich gewesen, aber nein.... Sie wollen wohl lieber ihren eigenen Teppich verlegen, den hochflorigen grünen.

Nachdem sie die Anleitung in die Drahtröhre gesteckt und ich diese Wurfsendung entfernt habe, ging es aber noch weiter - die Vögel haben noch mehrere, aber kleinere Papierschnippsel aus dem Kasten geholt. Nun sieht der Bereich unter dem Zierapfel aus wie mit unförmigem Konfetti beworfen.

Na ja, immerhin heißt das ja, dass sie den Kasten trotz seines komischen Vorbaus als Neststandort akzeptieren, hurra! 



Samstag, 1. März 2025

Jedes Jahr dieselbe Frage

Oft stellt man sich Fragen, da fragt man sich, ob man die einzige ist, der sie in den Sinn kommen: Was ist Bio-Mineralwasser? Wurde das aus artgerecht gehalten Wasserbüffeln mit Auslauf gewonnen? Und: Muss man sich vor der Zahnreinigung die Zähne putzen?

Eine andere, gerade viel diskutierte Frage kommt aber jedes Jahr garantiert wieder: Wann schneidet man die Staudenstängel? Und für wen lässt man sie überhaupt stehen?

Die einen lassen alles bis Mai an Ort und Stelle, weil dann noch Insekten aus den Strünken schlüpfen können. Andere schneiden im Februar oder März alles ab, wenn die Krokusse und Schneeglöckchen sonst in dem Gestrüpp verschwinden würden. Es wird in den sozialen Medien oft behauptet, dass in den Stängeln sowieso nichts überwintert, was Beine hätte oder irgendwann Beine bekommen würde.

Die Wahrheit liegt sicher irgendwo dazwischen und auf jeden Fall gilt: Nichts Genaues weiß man nicht.


Der Aurorafalter oder der Schwalbenschwanz zum Beispiel heften sich als Puppe gern an Stängel. Da sollte man vorher nachschauen. Hat man sowieso keine ihrer Futterpflanzen im Garten gehabt, ist es sicher unwahrscheinlich, dass sie beim Rückschnitt über die Klinge springen.

Wildbienen in den Stängeln sind eher nicht da, denn dafür müssten wir Stängel vom vorletzten Jahr immer noch im Garten haben.

Und je exotischer die Stauden im Beet sind, umso unwahrscheinlicher ist es, dass sich jemand dafür interessiert, aber ganz auszuschließen ist das auch wiederum nicht, denn es gibt Nachtfalter, die sich als Raupe von sehr vielen, auch fremdländischen Pflanzen ernähren. Und dies muss gerade im Falle von Mark-Bewohnern nicht mal erforscht sein, zu versteckt sind sie darin.

Auch ich finde es natürlich gut, wenn ich die Krokusse ungehindert sehen und fotografieren kann. Daher recherchiere ich, welche Stängelbewohner in meinen Stauden theoretisch vorkommen könnten, idealerweise finde ich auch noch heraus, ob sie den Winter darin verbringen.

Beim Gewöhnlichen Wasserdost (Eupatorium cannabinum) gibt es zum Beispiel einige, unter anderem die Kletteneule, deren Raupe im Stängel bohrt. Sie überwintert aber als Ei. Es gibt auch Minierfliegen, wie Melanagromyza eupatorii, die in den Stängeln leben können - und hier wird es noch schwieriger, herauszufinden, wann sie ihn verlassen, es deutet sich aber nach Recherche an, dass sie im Stängel überwintern.

Dann wäre da noch das Federgeistchen Adaina microdactyla, das auch im Mark von Eupatorium cannabinum frisst. Und seine Puppe oder Raupe kann sich tatsächlich noch im April in den letztjährigen Stängeln befinden.

Oder nehmen wir den Dichtpunktierten Walzenhalsbock. Seine Larven fressen in den Stängeln vom Natternkopf, bewegen sich aber anscheinend zur Überwinterung bis hinunter zur Wurzel, sind also ungefährdet bei einem Rückschnitt.


Ich gehe also so vor: Die Stängel vom Wasserdorst schneide ich ab, wenn sich die Blüten der Schneeglöckchen zeigen, aber nicht bis zum Boden, und dann lagere das Schnittgut im Garten.



Auch die Wiesenrauten und das Herzgespann lasse ich als Rest stehen. In den hohlen Thalictrum-Stängeln finden sich dann Asseln und Schillerwanzen ein. Tiere, die hohle Stängel nutzen, welche durch Windbruch oder die Schere entstehen, ruhen hier oder fressen auch mal an dem verrottendem Material, in diesem Fall ist es dann auch kaum ein Unterschied, ob es eine heimische oder exotische Staude ist, der der hohle Stängel gehört.


Das hier ist der Rest vom Blutweiderich. Der stört jetzt zugegebenermaßen bei den Fotos von den Elfen-Krokussen.


Wenn man unsicher ist, lieber die Stängel noch im Garten stapeln oder in eine Ecke stellen. Es ist also alles nicht so einfach mit dem Abräumen, aber auf keinen Fall kann man sagen, dass niemals ein Insekt dort überwintern wird. Irgendeinen Kollateralschaden gibt es immer.

Samstag, 22. Februar 2025

Die Stehaufmännchen

Winterharte Stauden sind toll! Man muss sich um nichts kümmern, sie kommen jedes Jahr wieder - sogar, wenn sie so extravagante Persönlichkeiten sind, die schon im Winter unbedingt blühen wollen. Die frühe Blüte fängt die Biene. Oder so ähnlich.

Das artet dann bei solchen winterlichen Temperaturen regelmäßig in Gymnastik aus bei den Blüten und Blättern: Auf und nieder, jeden Tag wieder. In der Nacht geht es gen Boden, viele legen die Blüten einfach mit dem Gesicht nach unten hin, als wollten sie von all dem Elend nichts mehr sehen und wenigstens die wertvollen Staubgefäße schützen. Schmutzig können sie ja nicht werden, da auch die Erdkrume gefroren und damit besenrein ist. Die frostigen Leibesübungen sollten olympische Staudendisziplin werden.

Andere wiederum lassen sich rein gar nichts anmerken und sehen weitestgehend gleich aus - Tulpen, Narzissen und Krokusse wirken bis auf ein paar Eiskristalle an den Blättern unverändert und stehen wacker aufrecht.

Schneeglöckchen dagegen legen sich vor Schreck flach auf den Boden, genauso wie der Italienische Aronstab und die Lenzrosen.

Hier freuen sich die Tulpen vielleicht sogar, dass der Aronstab sich endlich mal hingelegt hat und ihnen auch mal etwas Sonnenschein übrig lässt:


Hier ein Vorher-Nachher-Bild von 'Flore Pleno', das immer das erste ist, das blüht, also auch als erstes bei der Gymnastik antreten muss:



Die Lenzrose Helleborus purpurascens, die bei mir sehr zuverlässig jeden Winter blüht und schon seit Jahren an der Stelle wächst, knickt vor dem Frost auch ein und richtet sich später wieder auf.


Sogar die Knospe, die die erste eines Ausläufers ist, senkt sich ein wenig gen Boden (rechts nach Frost, links ohne):

Mittags - der Rasen ist im Schatten immer noch gefroren - fliegt bei wenigen Grad Plus die erste Fliege und man lässt sich nicht lumpen: Die Krokusse sind die ersten, die in froher Erwartung schon mal die Blüten öffnen. Die Elfen-Krokusse machen immer den Anfang und sind wirklich völlig unverfroren.


Die Preisfrage ist nun: Hat der Frost die Nacktschnecken soweit dezimiert, dass sie die Blüten dieses Jahr nicht anfressen? Bisher ging es gut, aber es war auch zu frostig für Fressattacken. Wie ist eure Prognose?

Samstag, 15. Februar 2025

Wächst nicht gibt's nicht

Ihr kennt es sicher auch, diese Problemzone im Garten, wo man schon alles versucht hat, aber nichts so richtig wachsen will. Bei mir ist es zum Einen die Fläche unter dem Pfaffenhütchen, wo sich eine Süßdolde tapfer hält (aber nicht aussät) und die nervige invasive Silberblättrige Goldnessel immer hinwuchern möchte. Aber das möchte ich wiederum nicht. Sogar der sonst alles bewachsende Bärlauch, dem es völlig schnuppe ist, ob er in der Sonne oder im Schatten wächst, packt diese Stelle nicht mit der Kneifzange an. Das liegt daran, dass das Pfaffenhütchen sehr flach wurzelt und daher den Stauden Konkurrenz um Wasser, Nährstoffe und einfach auch den Wurzelraum macht.

Ein anderes schwieriges Beet ist das unter den drei Kugel-Ahorn-Bäumen in der Siedlung. Auch dort konkurrieren die flach wurzelnden Ahorne mit den krautigen Pflanzen um Wasser und Nährstoffe - man kann kaum etwas einpflanzen, das größer als ein Samenkorn ist, weil der Boden so stark durchwurzelt ist. Der Auftrag von neuer Erde oder Kompost bedeutet nur, dass der Ahorn das sofort spitz kriegt (Spitz-Ahorn halt) und seine Wurzeln einfach direkt nach oben in die neue Erdschicht schickt. Ich versuche daher, die Nachbarn zu überzeugen, das Laub wenigstens als dünne Schicht liegen zu lassen und nicht im Frühjahr restlos wegzuräumen und zu entsorgen, aber das klappt nicht so richtig, zu unordentlich sieht es anscheinend aus. Die Fläche wurde vorletztes Jahr umgestaltet, viele neue Stauden gepflanzt und bisher geht alles gut - aber Kunststück, das Jahr 2024 war so nass, dass keiner unter der Fuchtel der Ahorne Durst leiden musste. In einem Dürresommer wird es vermutlich anders aussehen. Interessanterweise wächst ausgerechnet dort eine dicke Narzisse richtig prima und blüht auch jedes Jahr, obwohl die es ja eigentlich feuchter mögen. Sie ist sogar eine ehemalige Topfpflanze - und daher sowieso Kummer gewohnt? 

Carex foliosissima 'Icedance' kommt da ganz hervorragend klar, Geranium macrorrhizum auch, außerdem ist der ein super Laubschlucker. Die Rote Spornblume wächst dort sogar im Schatten, auch Salbei und Lavendel hocken zusammen mit Fetter Henne sehr nah an den Baumstämmen, am Beetrand gibt es noch - ebenfalls nicht vollsonnig - die Zypressen-Wolfsmilch.

Leider gibt es jetzt zu diesem Beet nur Winterbilder. In diesem Licht erscheint jede Problemzone noch problematischer als im Sommer, nur das erste Foto zeigt die Pflanzen von ihrer Schokoladenseite, während die Übersichten eher dröge Suchbilder sind:

Fette Henne, Astern

Geranium macrorrhizum, am unteren Rand Frauenmantel



'Icedance' mit Waldsteinia ternata


Lavendel, Zypressen-Wolfsmilch, Fette Henne, Astern


Noch mehr Problemzonen werden im neuen Buch von Katrin Lugerbauer behandelt:

Wächst nicht gibt's nicht

Problemzonen im Garten in langlebige Beete verwandeln. Staudenglück trotz Staunässe, Wurzeldruck & Co.


Wächst nicht gibt's nicht. Problemzonen im Garten in langlebige Beete verwandeln. Staudenglück trotz Staunässe, Wurzeldruck & Co. Katrin Lugerbauer. 2025. 144 S., 125 Farbfotos, geb. ISBN 978-3-8186-2455-2. € 25,00


Aus dem Inhalt:
  • Warum wächst es an manchen Stellen nicht?
  • Schwierige Standorte und welche Pflanzen damit klarkommen:
    • Trockenheit und Sonne
    • Durchlässiger, sandiger Boden und magerer Boden
    • Tiefer Schatten
    • Trockener Schatten
    • (Stau-)nasser Boden
    • Verdichteter Boden
    • Wechselnde Verhältnisse
    • Pflanzsteine
  • Bestehende Beete optimieren und schnelle Lösungen
    • Beeten zu neuem Schwung verhelfen
    • Stauden, die dem Unkraut trotzen
    • Zuverlässige Bodendecker
    • Pflanzen, die sich rasch entwickeln
    • Wintergrüne Stauden

Nacktschnecken haben kein eigenes Kapitel bekommen. Katrin begründet das so, dass es regionale Vorlieben bei den Schnecken gibt, eine Liste mit resistenten Pflanzen also nicht jedem helfen kann, und dann schwankt es auch von Jahr zu Jahr, was sie fressen. In sehr schneckenreichen Jahren haben sie mir auch schon den Bärlauch und die Storchschnabelblüten angefressen, was sie sonst nicht tun. Erstaunt hat mich die Aussage, dass Eupatorium purpureum von Schnecken angefressen wird, in meinem Schleimerparadies Eupatorium cannabinum aber immer mit allem durch- und vor allem zur Blüte kommt. Anscheinend sind die beiden Arten unterschiedlich beliebt?

Zu den im Buch genannten Problemzonen gibt es Tabellen mit Stauden, die sich dafür eignen. Wem die Blütenfarbe wichtig ist, findet einen passenden bunten Punkt zu jeder Staude. Gut finde ich, dass viele heimische Pflanzen erwähnt werden.

Bevor es an die schwierigen Standorte geht, wird zunächst beschrieben, wie man den Boden grundsätzlich verbessern kann, und wie man ihn mulcht, je nach dem, welche Ansprüche die Stauden haben und welchen Boden man vorfindet. Es wird empfohlen, lieber den Standort zu akzeptieren und die dazu passenden Pflanzen zu wählen, als ihn für die Lieblingsgewächse aufwendig zu verbessern.

Mir gefällt sehr gut, dass Katrin nicht zu Unkrautfolien und Bändchengewebe rät und dafür plädiert, einen bestehenden Garten, den man umgestalten möchte, nicht zu roden, sondern die vorhandenen Gehölze zu erhalten und vielleicht aufzuasten, um mehr Licht zu gewinnen. Sie empfiehlt außerdem, das Laub liegen zu lassen, gerade bei den Beeten mit trockenem Schatten.

Wie immer bei Katrin handelt es sich um einen fundierten Ratgeber mit ihren eigenen, immer hervorragenden Fotos, der aus der Erfahrung geschrieben ist – klare Leseempfehlung für alle, die nachhaltig ihre Beete auffrischen oder problematische Stellen begrünen möchten.

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....und jetzt noch zur Gewinnerin meiner Verlosung von "Richtig gute Pflanzen für Insekten": Gewonnen hat Nina mit dem Kommentar

Bin auch gerne beim Lostopf dabei und brauche immer wieder Inspiration für einen Naturgarten. Heute habe ich es endlich geschafft den Weihnachtsbaum zu zerlegen, um Totoholzhaufen aus ihm zu machen. Und siehe da, wir haben an Weihnachten ein Vogelnest im Wohnzimmer gehabt ohne es zu merken :) bin gespannt welche neuen Tiere ich mit dem Buch entdecken kann!


Schick mir deine Adresse und das Buch kommt zu dir!