Bei Schmetterlingen war es schon lange üblich, ihnen angenehm klingende und leicht zu merkende Trivialnamen zu geben. Sie werden nicht immer einfach nur nach ihrer Futterpflanze benannt, wie der Distelfalter, sondern genauso oft nach ihrer Zeichnung, wie Admiral, C-Falter oder Gammaeule. Andere bekamen sogar richtig schöne Namen verpasst, wie die Wiesenvögelchen oder das Waldbrettspiel.
Da hatten die Wanzen schon immer das Nachsehen. Meistens haben sie nicht mal einen prosaischen deutschen Namen bekommen, sondern einfach mal: Gar keinen! Der wissenschaftliche musste lange Zeit reichen, und der ist nun mal nicht so leicht zu merken und macht das Tier auch nicht gerade zugänglich oder sympathisch. Doch damit ist nun zum Glück Schluss!
Wer hat damit wohl angefangen? Und wie kamen die Namen zustande? Ich stelle mir das als einen lustigen Abend mit Diashow vor, wo unter viel Gelächter die besten Namen ausgewählt werden.
Vom Farn-Wichtel hatte ich schon berichtet, aber es gibt noch mehr. Hier der Unbeständige Schmalhans (Dicyphus errans), der oft im Garten auftaucht und aussieht, als bräuchte er mal mehr zu essen. Schmalhans trifft es also ganz gut - und man darf annehmen, dass der Namensgeber schon älter ist, denn das Wort Schmalhans ist doch schon sehr in Vergessenheit geraten. Gut, das macht die Wanze dann vielleicht für unter 20jährige nicht so zugänglich wie für uns ältere Semester.
Die dünne Wanze saugt an Insekten und vertilgt gern Blattläuse.
Doch was wäre der Unbeständige ohne eine ganze bucklige Verwandtschaft? Daher gibt es auch noch den Kahlen Schmalhans (Dicyphus pallicornis) und den Langen Schmalhans (Dicyphus pallidus).

Das ist hier ist eine andere Sichelwanze, der Landräuber (Nabis rugosus), früher einfach Braune Sichelwanze genannt.
Einer Ameise ähnelt die Ameisen-Sichelwanze (Himacerus mirmicoides), die neuerdings Kurzhorn-Buschräuber genannt wird, was ich aber weniger einprägsam finde als Ameisen-Sichelwanze. Hier ein etwas schüchternes Jungtier, das sich in einem trockenen Blatt versteckt:
Dann hätten wir noch die Helle Krummnase (Oncotylus punctipes), eine Wiesenwanze. Nicht ganz so ein schmeichelhafter Name, aber immerhin überhaupt einer.
Einige Fruchtwanzen wurden neuerdings in Enak umbenannt - wer oder was ist bitte ein Enak? Hier eine unbekannte Enak-Nymphe, die farbenprächtig auf einer Distel sitzt - wie gemalt!
Die Nördliche Fruchtwanze (Carpocoris fuscispinus) ist nun als Gelber Enak bekannt. Sie ist eine sehr häufige Wanze, die gern auf Samenständen herumsitzt.
Das ist der Verkannte Enak (Carpocoris purpureipennis), früher Purpur-Fruchtwanze genannt:
Und das hier ist der/die/das Plink (Notostira elongata), früher unter dem prosaischen Namen Grasweichwanze bekannt:
Bei anderen Arten änderte sich gar nichts am Namen - denn welcher könnte hier treffender sein als eben Schillerwanze?
Damit sie nicht so ganz ohne Umbenennung auskommen muss, hat sich bei ihr zur Abwechslung mal der wissenschaftliche Name von Eysarcoris venustissimus zu Stagonomus venustissimus geändert. Irgendwas ist immer.