Er ist das Neozoon der Herzen. Keiner scheint dem blinden Passagier aus Nordamerika böse zu sein, dass er auf dunklen Wegen nach Südfrankreich verschifft wurde von dort aus Europa besiedelt hat. Seit 1998 ist er mittlerweile auch in Deutschland zu Hause. 25 Jahre hat es immerhin gedauert, bis er Hamburg erreicht hat, Klimawandel sei Dank? Warum regt sich keiner über so eine Invasion auf? Die Asiatische Hornisse hat es da deutlich schwerer. Vielleicht liegt es an des Einwanderers schicker Wespentaille oder überhaupt seinem lässigen Aussehen: Wo andere eine Sonnenbrille tragen, um cool auszusehen, hat er sich die Flügel dunkel getönt: Die Rede ist vom Stahlblauen Grillenjäger (Isodontia mexicana).
Der Name klingt ja auch schon wie ein Comic-Held - der Rächer der angeknabberten Pflanze, der Heuschrecken und Grillen fängt und als Larvennahrung in irgendwelche Hohlräume, gern in Bienenhotels, stopft. Dabei verschließt er die Nistkammern mit Grashalmen, die weit und unordentlich aus der Öffnung hinausragen, womit er seine Anwesenheit so deutlich verrät, als hätte er "Mexican grass-carrying wasp was here" an die nächste Hauswand gesprüht. Zum Rasenmähen kann man ihn trotzdem nicht einspannen.
Auch ich wollte diese Sagengestalt immer unbedingt leibhaftig sehen - er war für mich das Einhorn unter den Grabwespen. Kurz habe ich ihn auf der Bundesgartenschau Heilbronn gesehen, zumindest sein Markenzeichen, die Grashalme.
Aber die Wespe selbst blieb mir verborgen. Bis 2024, als ich ein Exemplar in der Stadt auf einer Wilden Möhre sah und fotografieren konnte.
Doch dieses Jahr scheint das Jahr des Stahlblauen Grillenjägers zu sein. Wäre er ein Sternzeichen, hätte er jetzt Saison: Auf einmal ist er überall in Bielefeld präsent.
Letztes Wochenende fand ich sogar drei Jäger gleichzeitig beim Rundlauf auf einer Lauchblüte.
Sie haben inzwischen meinen Garten mit ihrer Anwesenheit beehrt und die Blüten der Wald-Engelwurz besucht. Die schlanke Grabwespe ist nämlich eine überaus eifrige Blütenbesucherin und liebt auch Goldrute und Mannstreu.
Komischerweise ist dem Grillenjäger keiner böse. Angeblich gefährdet er die Bestände von Heuschrecken nicht und wird sogar selbst, trotz seines Migrationshintergrundes, von einigen Parasiten heimgesucht. Oder liegt die Toleranz doch nur daran, dass er so überaus cool ist?
Noch mehr über seine Lebensweise und tolle Bilder gibt es bei Dr. Paul Westrich zu sehen. Er hat auch beobachtet, dass die Art ausgerechnet mit einem anderen Neozoon, der Asiatischen Mörtelbiene, um den Nistplatz konkurriert. Die ist übrigens die nächste Sagengestalt, die ich unbedingt noch sehen muss...
Guten Morgen liebe Elke,
AntwortenLöschenman kann es mit der Wespentaille auch übertreiben , was für ein interessantes Insekt. Da muss ich mich unbedingt im Garten auf die Suche machen, mal sehen, ob es der Grillenjäger auch schon bis Niederbayern geschafft hat. Die passenden Pflanzen hätten wir schon im Garten.
Lieber Gruß
Inge
Die hab ich hier schon öfter im Garten beobachtet, aber noch nie nachgeschaut, wer sich da auf Blüten niederlässt. Danke für den informativen Beitrag! Glg
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