Samstag, 1. November 2025

Totholz frei Bordsteinkante

Wenn irgendwo Anhänger mit Gartenabfällen herum stehen, muss ich reingucken, das ist wie ein Zwang. Es könnte ja etwas drin sein, aus dem man Stecklinge machen kann, oder gar eine ausgerupfte Pflanze, die andere als Unkraut abtun, mir aber als Gartenstaude gefallen würde.

Neulich stand also ein so ein Anhänger vor dem Haus rum. Die Nachbarin gegenüber hatte die Korkenzieherweide radikal kappen lassen. Nun sollte das Grün samt Totholz abtransportiert werden. Das waren richtig dicke Stammstücke, teilweise schon leicht wie Balsaholz, also voll mit Pilzen und schon ganz mürbe. Andere waren voll mit Asseln. Wann bekommt man schon mal so feines Totholz frei Bordsteinkante?

Ich habe also gefragt, ob ich mir die besten Stücke heraus nehmen darf. Durfte ich. Logo, der Anhängerbesitzer hatte so ja auch weniger zu tun bei der Entsorgung. Da helf ich doch gern!

Bei vier Stücken habe ich dann aufgehört. Was ich Stunden später natürlich bereut habe, da wäre doch noch mehr gegangen. Aber dann war der Anhänger schon weg.

Das "Balsaholz"-Stück bildet nun eine Beetbegrenzung, die anderen drei habe ich unter dem Pfaffenhütchen drapiert, wo dank der flachen Wurzeln sowieso nichts so richtig wachsen will. Das Stück mit den vielen Aststummeln bietet sehr viele Versteckmöglichkeiten für Krabbeltiere. Mittlerweile erscheinen unzählige Fruchtkörper der Geweihförmigen Holzkeule und von irgendwelchen roten Glibberpilzen. Diese ganze Destruentengesellschaft wäre ohne mich wohl im Holzhackschnitzelkraftwerk verbrannt worden.



Moosassel im neuen Altholz

Totholz puffert nicht nur Trockenheit ab, sondern bietet sehr vielen Tieren einen Unterschlupf oder eine Nahrungsquelle, entweder durch das Abgrasen von Pilzrasen oder direktes Fressen des Holzes, oder aber durch das Jagen von eben diesen Zersetzern.

Nicht nur unzählige Asseln, die sehr gute Humusbildner sind, treffen sich unter Totholz, weil es dort schön feucht ist. Auch Laufkäfer und Glühwürmchen halten sich hier gern auf, um von dort zu ihren nächtlichen Raubzügen aufzubrechen.

Larve vom Kleinen Leuchtkäfer in meinem Garten

Körniger Laufkäfer (Carabus granulatus) unter einem Rindenstück

Totholz mit Rinde ist besonders begehrt, weil man sich als flaches Tier dort hineinquetschen kann.

So finden sich dann viele Fressfeinde von Nacktschnecken ein, wie die Glühwürmchen, wobei man natürlich dazu sagen muss, dass sich unter dem Totholz die Beute genauso wohlfühlt.

Auch als Sitzplatz oder Sonnenbank ist es sehr gefragt. Die Heckenbraunelle sieht nur so leidend aus, in Wirklichkeit genießt sie gerade ein Sonnenbad.

Dieser Ast vom Zierapfelschnitt ist ein ganz beliebter Ausguck bei den Vögeln:


Mein älteres Totholz ist schon wieder fast komplett zu neuer Erde geworden. Nur noch die Rinde ist wie am ersten Tag, denn bei Birkenholz bleibt sie immer als letztes übrig:


Ich musste also dringend wieder neue Ware ranschaffen.

Wann immer man in der Nachbarschaft Totholz ergattern kann, sollte man also zugreifen. So entfallen weitere Transportkosten und auch größere Stücke, die nicht auf den Fahrradgepäckträger passen, lassen sich schnell in den eigenen Garten umziehen.

12 Kommentare:

  1. Bei unserem Nachbarn fällt immer wieder mal schönes Totholz ab, das ich nur zu gerne nehme und inzwischen fragt er mich sogar, ob ich etwas davon haben möchte. Richtig gefreut habe ich mich, als einmal die vierjährige Tochter unserer anderen Nachbarn in unseren Garten gehüpft kam und mich fragte: "Susanna, hast du Totholz? Da wohnen Kellerasseln drin!" Ist es nicht toll, wenn schon die Kleinen so ans naturnahe Gärtnern herangeführt werden?
    Viele Grüße
    Susanna

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  2. Liebe Elke,

    und so findet man im Totholz jede Menge Leben und Wunder der Natur, man muss nur die Augen aufmachen.

    Herzliche Grüße und ein wundervolles 1. Novemberwochenende
    wünscht Dir
    Anke

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  3. So etwas ist natürlich eine gute Gelegenheit. Bei mir liegt im Garten inzwischen auch so einiges an Totholz herum. Und hinten im Garten an der Grundstücksgrenze versuche ich gerade, so etwas ähnliches wie eine Benjeshecke zu etablieren. Grünschnitt fällt bei uns ja auch immer reichlich an. Wir haben zwei ziemlich "wilde" Gartenbereiche, die auch keine Nachbarn irgendwie weiter tangieren. Da stehen auch die Komposter und dergleichen. Das ist ideal.
    Herzliche Grüße und ein schönes Wochenende
    Elke

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  4. Immer wieder spannend, was es da am Totholz zu entdecken gibt. Ich finde es gut, dass mittlerweile sogar in Parks auch mal was liegenbleibt.
    Liebe Grüße
    Heike

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  5. Als ich neulich eine " Raupe" in einem Schneckenhaus entdeckt habe, hat mir Google zum Glück verraten können, dass es eine Glühwürmchen Larve ist. :) was siH alles faszinierendes finden lässt!

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  6. Das finde ich jetzt richtig toll, was sich im Totholz finden lässt, sehr faszinierend! Danke fürs Zeigen! Ich habe vor 2 Jahren eine Totholzecke angelegt und besonders nach Regen turnen dort unzählige Weinbergschnecken herum...

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  7. Totholz gibt es bei uns reichlich, in dem Heckensaum, der unser Grundstück umgibt, darf alles liegen bleiben, was morsch ist. Auf dem Kompostplatz gibt es noch einen Haufen, auf dem alles Grobe dahinrotten darf. Da sind auch Abschnitte von alten Brettern und Zaunlatten drin, und ich war schon oft überrascht, wie schnell das alles zu feinem Mulm zersetzt ist. Zusammen mit normalem Kompost gibt das eine tolle Erde.
    Deinen Zwang, in Hänger mit Grüngut zu schauen, kann ich gut nachvollziehen.
    Hier auf dem Land liegen am Waldrand immer irgendwelche riesige Häufen mit Schnittgut oder entsorgten Pflanzen - das wird dann alles irgendwann gehäckselt - ich muss da auch immer drin rumwühlen, und schauen ob sich was Brauchbares finden lässt. In Grüngutabfälle auf Friedhöfen gucke ich auch immer, da habe ich schon die schönsten Pflanzen gerettet.
    Lieber Gruß
    Inge

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    1. Auf dem Friedhof schaue ich auch immer gern nach. Oft finde ich dort Pflanzen, die andere als Unkraut gejätet haben, wie Baldrian.
      VG
      Elke

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  8. Schön zu lesen wieviele "Pflanzenretterinnen" es so überall gibt. Ich habe früher auch öfter auf Friedhofsabfällen nach Brauchbarem gesucht, habe immer etwas gefunden. Hier im Garten darf unter den Hecken auch einiges liegenbleiben, ich muß das immer verteidigen wenn der Eigentümer den Rasen mäht und anschließend " aufräumt", inzwischen fragt er : Kann das weg?? Oder brauchst du das noch? Ist doch nett.
    Liebe Grüße
    Edith

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  9. Warum hast Du das nicht vor einer Woche geschrieben? Am Montag war bei uns die Grünholzsammlung. Warum bin ich bloß so ein Vollpfosten (noch nicht tot), aber eben auch nicht so denkfähig, dass ich von alleine darauf komme, dass man da mal am Wochenende vor der Abholung einen Spaziergang machen könnte, um nach Totholz zu suchen. Danke für den wertvollen Tipp, das kommt in die Frühjahrs-To-Do-Liste, da wird wieder gesammelt. LG Wurzerl

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  10. Hallo Elke,
    ich meine vor kurzem gehört zu haben, dass es mittlerweile eine App fürs Pflanzen retten gibt, die gleiche wie für die Nahrungsmittel "too good to go"
    Und Totholz sollte Lebendholz heißen.
    Viele Grüße
    Gabi

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  11. Wenn ich irgendwo Totholz sehen, dann lacht mein Herz. Ich bin auch so eine Sammlerin für meine winzigen Gartenbewohner. Habe auch gerade wieder zwei herrliche Baumstämme ergattert. Sie bilden vorerst das Untergestell für eine Vogeltränke. Die Stämme, die ehemals unter der Tränke standen, sind inzwischen ziemlich zerbröselt und an anderer Stelle im Garten untergekommen.
    Einen herzlichen Sonntagsgruß von Marianne

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