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Sonntag, 24. November 2013

Tintenherz in meinem Garten

Dies hier ist sicherlich der verkannteste Speisepilz Mitteleuropas: Der Schopftintling (Coprinus comatus). Er ist ein wahrer Kulturfolger, wächst nahe menschlicher Siedlungen auf Wiesen und Rasenflächen, und das oft in ansehnlichen Grüppchen. 

In Gärten kann man ihn mit ein bisschen Glück auch begrüßen und man sollte sich nicht über ihn aufregen, wenn er auf dem mehr oder weniger gepflegten Rasen eine gesellige Pilzparty veranstaltet, schließlich schmeckt er doch auch so gut, solange seine Weste noch weiß ist. Denn der einzige Grund, warum er nicht das Schicksal des Steinpilzes teilt und tonnenweise auf Märkten verkauft wird, ist seine geringe Haltbarkeit: Noch bevor er überhaupt das Supermarktregal erreichen hätte, wäre er schon zu schwarzer Tinte zerflossen, die niemand in der Küche haben möchte.


In meinem Garten kann ich im Herbst stets ein hübsches Rudel vom Schopftintling beobachten. Meine Kolonie wächst sogar jedes Jahr ein bisschen mehr, weil ich sie gut behandle und mit dem Rasenmäher einen großen Bogen um sie mache. Ich bin sogar ein wenig stolz auf meine illustren, aber flüchtigen Gäste. Bald wäre es also an der Zeit, sie auch einmal in die Pfanne zu hauen. Vorher wollte ich aber noch wissen, ob es wirklich keinen giftigen Doppelgänger gibt?

Daher habe ich mir das Buch "Der Pilzberater für unterwegs" von Björn Wergen vorgenommen. Zunächst: Der Name täuscht - man kann es auch ganz hervorragend auf dem Sofa lesen.


Der Preis ist mit 9,90 Euro nicht zu hoch - und wenn es dabei hilft, ein paar kostenlose Pilzmahlzeiten zu finden, hat es sich doch schon gelohnt. Denn genau das soll das Werk leisten - anstatt ein reines Bestimmungsbuch zu sein, möchte es dem Speisepilzanfänger im Gelände Hilfestellung bieten. 

Dabei stellt es die häufigsten Arten und ihre giftigen Nebenbuhler vor, beantwortet nebenbei aber auch alle Fragen, die dem Laien auf der Zunge liegen, bevor es der Pilz tut: Ist ein Fruchtkörper essbar, wenn ihn eine Schnecke angebissen hat? Ist der Fliegenpilz wirklich unverwechselbar? Warum gibt es im Herbst besonders viele Pilze?



Ich habe beim Lesen wirklich viel gelernt, auch dank der guten Abbildungen. Noch ein Pluspunkt: Der Leser wird nicht für dumm verkauft und bekommt dankenswerterweise auch mal ein Fremdwort zu sehen.

Vermisst habe ich allerdings das Judasohr (Auricularia auricula-judae) als Speisepilz - oder ist der große Lauschangriff auf Holunderbüsche mittlerweile in Verruf geraten, so wie der Kahle Krempling? Vielleicht schafft es diese Frage ja in die zweite Auflage?



Gefunden habe ich aber zielsicher meine Eingangsfrage: Hat der Schopftintling einen giftigen Verwandten, der ihm ähnlich sieht?
Die Auflösung: Mit dem Grauen Faltentintling kann man ihn noch am ehesten verwechseln, aber der ist nicht so eine strahlende Persönlichkeit ganz in Weiß und wäre immerhin solange ungiftig, wie man die Finger vom Alkohol lässt.



Hurra, somit steht der Pilzpfanne aus dem eigenen Garten im nächsten Jahr nichts mehr im Wege!