Dies hier ist sicherlich der verkannteste Speisepilz Mitteleuropas: Der Schopftintling (Coprinus comatus). Er ist ein wahrer Kulturfolger, wächst nahe menschlicher Siedlungen auf Wiesen und Rasenflächen, und das oft in ansehnlichen Grüppchen.
In Gärten kann man ihn mit ein bisschen Glück auch begrüßen und man sollte sich nicht über ihn aufregen, wenn er auf dem mehr oder weniger gepflegten Rasen eine gesellige Pilzparty veranstaltet, schließlich schmeckt er doch auch so gut, solange seine Weste noch weiß ist. Denn der einzige Grund, warum er nicht das Schicksal des Steinpilzes teilt und tonnenweise auf Märkten verkauft wird, ist seine geringe Haltbarkeit: Noch bevor er überhaupt das Supermarktregal erreichen hätte, wäre er schon zu schwarzer Tinte zerflossen, die niemand in der Küche haben möchte.
In meinem Garten kann ich im Herbst stets ein hübsches Rudel vom Schopftintling beobachten. Meine Kolonie wächst sogar jedes Jahr ein bisschen mehr, weil ich sie gut behandle und mit dem Rasenmäher einen großen Bogen um sie mache. Ich bin sogar ein wenig stolz auf meine illustren, aber flüchtigen Gäste. Bald wäre es also an der Zeit, sie auch einmal in die Pfanne zu hauen. Vorher wollte ich aber noch wissen, ob es wirklich keinen giftigen Doppelgänger gibt?
Daher habe ich mir das Buch "Der Pilzberater für unterwegs" von Björn Wergen vorgenommen. Zunächst: Der Name täuscht - man kann es auch ganz hervorragend auf dem Sofa lesen.
Der Preis ist mit 9,90 Euro nicht zu hoch - und wenn es dabei hilft, ein paar kostenlose Pilzmahlzeiten zu finden, hat es sich doch schon gelohnt. Denn genau das soll das Werk leisten - anstatt ein reines Bestimmungsbuch zu sein, möchte es dem Speisepilzanfänger im Gelände Hilfestellung bieten.
Dabei stellt es die häufigsten Arten und ihre giftigen Nebenbuhler vor, beantwortet nebenbei aber auch alle Fragen, die dem Laien auf der Zunge liegen, bevor es der Pilz tut: Ist ein Fruchtkörper essbar, wenn ihn eine Schnecke angebissen hat? Ist der Fliegenpilz wirklich unverwechselbar? Warum gibt es im Herbst besonders viele Pilze?
Ich habe beim Lesen wirklich viel gelernt, auch dank der guten Abbildungen. Noch ein Pluspunkt: Der Leser wird nicht für dumm verkauft und bekommt dankenswerterweise auch mal ein Fremdwort zu sehen.
Vermisst habe ich allerdings das Judasohr (Auricularia auricula-judae) als Speisepilz - oder ist der große Lauschangriff auf Holunderbüsche mittlerweile in Verruf geraten, so wie der Kahle Krempling? Vielleicht schafft es diese Frage ja in die zweite Auflage?
Gefunden habe ich aber zielsicher meine Eingangsfrage: Hat der Schopftintling einen giftigen Verwandten, der ihm ähnlich sieht?
Die Auflösung: Mit dem Grauen Faltentintling kann man ihn noch am ehesten
verwechseln, aber der ist nicht so eine strahlende Persönlichkeit ganz in Weiß und wäre immerhin solange ungiftig, wie man die Finger vom Alkohol lässt.
Hurra, somit steht der Pilzpfanne aus dem eigenen Garten im nächsten Jahr nichts mehr im Wege!
Hurra, somit steht der Pilzpfanne aus dem eigenen Garten im nächsten Jahr nichts mehr im Wege!
Hallo Elke,
AntwortenLöschenvor vielen Jahren, als wir noch in einer Plattenbauwohnung lebten, wuchsen auf unserem Wäscheplatz Schopftintlinge. Wir haben sie geerntet und gegessen. Von vielen Nachbarn wurden wir immer wieder gefragt, ob wir sie wirklich vertragen hätten. Konkurrenz bei der Ernte hatten wir trotzdem keine. Uns war es recht.
Liebe Grüße Helga
Danke für diese schönen Fotos! Mich faszinieren dies eigenartigen Lebewesen sehr!
AntwortenLöschenLG
Astrid
interessanter Beitrag!
AntwortenLöschenIch habe zerfließende Schopf-Tintlinge vor kurzem im Wald gesehen, ich finde es gruselig (http://fliederbaum.blogspot.co.at/2013/11/november-und-gruselige-verganglichkeit.html)
lg
Du wirst lachen - wir haben hier eine riesige Kolonie von diesen Hübschen und ich traue mich einfach nicht, ihn zuzubereiten. Ich kenne mich mit Pilzen einigermassen aus, weiß auch, dass er jung hervorragend schmeckt und einen Hauch von Spargel hat (ich mag Spargel...) und trotzdem traue ich mich nicht. Selten blöd, oder? Denn wie du ja schon schreibst ist er ein hervorragender Speisepilz. Na ja, nachdem er ja nicht wieder weg gehen wird, kann ich mir das ja noch mein Leben lang überlegen ob ich es nicht doch mal wage oder ich warte einfach mal deinen Verkostungs-Post im nächsten Jahr ab. Weiß du, was passiert, wenn man über die Dinger drübermäht ? Man verschleppt so die Samen bzw. die drin enthaltene Tinte in andere Gartenbereich und schwupps - da hat man die nächste Kolonie ganz woanders... (ich habe es Herr Waldhaus ein paar Mal gesagt, dass er um sie rummähen sollte, aber er wollte nicht... jetzt schimpft er...) *gg* Hab vielen Dank für das tolle Porträt und den Buchtipp ! Einen schönen Sonntag noch - GLG, Christine
AntwortenLöschenSehr schöner Bericht! Ich habe auch ein dickes Pilzbuch - und trotzdem, ich trau mich an keinen ran. Irgendwie habe ich immer das Gefühl, ich würde mich vergiften. Und so bleibt es beim Champignon aus der Höhlenzucht!
AntwortenLöschenSigrun
Liebe Elke
AntwortenLöschenAlso dieses Buch muss ich mir unbedingt merken - hab den Titel auch schon rausgeschrieben. Das wird mir vielleicht im nächsten Jahr auch etwas Hilfestellung sein, wenn ich denn mal dazu komm, in die Pilze zu gehen. Danke herzlich für das Vorstellen.
Liebe Grüsse
Ida
Bei uns haben sich auch einige dieser netten Pilze eingefunden, allerdings habe ich es mir nicht getraut, sie in die Pfanne zu werfen...LG Lotta.
AntwortenLöschenHi Du
AntwortenLöschenDen kannst Du wirklich mal ganz beruhigt und ohne schlechte Gefühle in die Pfanne hauen. Ich habe mir sogar sagen lassen, dass man ihn auch auf dem Dörrgerät trocknen lassen könne und dann gleich so zum Apéro reiche... wie Chips. Hab's aber selber noch nicht ausprobiert, da ich in diesem Jahr ne ganz himmeltraurige miese Pilzsaison hatte *grmpf*. Geniesse Deine Tintenherze.
En liebe Gruess
Alex
Hallo Elke,
AntwortenLöschendanke für den Buchtipp, der ist echt Gold wert. Bei Pilzen habe ich immer eine gewisse Panik, weil ich mich einfach zu wenigauskenne. Das könnte ja jetzt anders werden.
Viele Grüße,
Doris
Liebe Elke,
AntwortenLöschenDein Post ist wie immer ein Genuss zum Lesen und Schauen. Tolle Bilder hast Du gemacht. Ich habe einen Faltentintling im Garten und hoffe, dass auch er im nächsten Jahr wiederkommt.
Da ich nicht so ein ausgesprochener Pilzfan bin, fotografiere ich sie lieber als das ich sie esse. Insofern ist die Vergiftungsgefahr gleich Null.
Liebe Grüße
Jutta
Aha, so heißt also der niedliche Pilz, den ich in der Nähe eines Steinkreises in Irland fotografiert habe! Danke fürs recherchieren ;-)
AntwortenLöschenHallo Elke,
AntwortenLöschendas sind genau die Pilze, die mein Sohn so gerne zerfleddert. Da nützt es mir gar nichts, mit dem Rasenmäher drum herum zu fahren. Ich kenne sie schon von meinem Eltern-Garten, die kann man wirklich nicht verwechseln. Mit unbekannten Pilzen bin ich ängstlicher - trotz Buch frage ich lieber den Pilzberater.
LG Sigrun
Auch wenn er in der Literatur als speisewürdig beschrieben wird, beschränke ich mich beim Sammeln lieber auf die altbekannten Exemplare Setinpilz, Marone und Co....obwohl ich gelesen habe, dass es Menschen gibt, die sie Steinpilzen vorziehen
AntwortenLöschen.Allerdings würde ich mir deine fotografische Metamorphose der Pilze sofort an die Wand hängen, einzigartig ist ihr Weg der Sporenverbreitung per Schmelze.
LG
Sisah
Übrigens sagt mir Wiki, dass der Pilz auch noch nematophag ist, dann kann ja deinem Rasen nichts mehr passieren!
Ich kann dir als Tip noch das Naturkundeforum nennen. Dort habe ich endlich mal jemanden gefunden, der den Champignon aus unserem Garten auch endlich mal als solchen identifiziert hat. Vorher hatte ich noch nie etwas vom Stadtchampignon gehört. Hier der Link: http://nafoku.de/forum/
AntwortenLöschenDass der Tintling essbar ist, wusste ich auch nicht, aber ich kenne mich da auch nicht aus. Aber wenn einer so zu schwarzem Matsch zerläuft, würde ich ihn bestimmt nicht essen wollen. Aber wenn du das überlebst, berichte mal *gg*.
Liebe Grüße
Elke
Liebe Elke,
AntwortenLöschenuiuiui, die sehen gruselig aus :-)
Was man alles essen kann!?
Wenn du das zubereitest musst du es mal zeigen :-)
Bin gespannt wie es dann aussieht!
Ganz viele liebe Grüße
sendet dir Urte
Hallo Elke,
AntwortenLöschenden Schopftintling habe ich bisher im Garten noch nicht gesehen, aber dafür andere, zum Teil riesige Pilze und ich frage mich jedes Mal, was das wohl ist und ob die essbar sind. Letztens habe ich sogar Pilze entdeckt, die wie Champions aussahen. So ein Buch wäre zur Bestimmung gar nicht mal schlecht...aber kann man einen Pilz anhand Fotos wirklich ganz eindeutig bestimmen? Ich glaube, ich würde mich trotzdem nicht trauen, sie zu essen...
Dein Bericht ist wie immer ein Lesegenuss!
Liebe Grüße, Bärbel
Hallo Elke.
AntwortenLöschenDu weißt so vieles über deinen garten und jetzt auch ne tolle Pilzkunde.
Von den Pilzen habe ich noch nie gehört . Wie mir scheint ist wächst in deienm Garten viel nützliches. Laß dir die Pilze schmecken.
Deine Pilzfotos sind jedenfalls schön.
Angenehme Woche und liebe GRÜße Jana.