Montag, 18. November 2013

Zappenduster

Die Gemeine Hauskatze, vor allem wenn sie hauptsächlich Dosenfutter serviert bekommt, lässt sich bedeutend besser auf Sommer- als auf Winterzeit umstellen. Der Grund ist, dass ihre Mahlzeiten nach der Zeitumstellung im Oktober eine geschlagene Stunde später eintrudeln, was eine Unverschämtheit ist. Aber auch der berufstätige Gartenbesitzer mag die leidige Winterzeit gar nicht gern, das liegt aber weniger am Futter als an der ständigen Dunkelheit.

Durch die Uhrumstellerei schafft man es von einem Tag auf den anderen, den Garten unter der Woche gar nicht mehr bei Tageslicht zu Gesicht zu bekommen. Man tappt bis zum nächsten Wochenende völlig im Dunkeln: Erstickt der Rasen schon unter Laub oder geht's noch? Blühen ungesehen bereits die ersten Christrosen? Brauchen die Vögel schon wieder neue Sonnenblumenkerne? Man weiß es nicht so genau, denn es herrscht das Reich der Finsternis.

Wenn ich mein Revier nach einer elend langen Woche schließlich mal wieder erblicke, bin ich höchst erstaunt, wie sehr sich das alles verändert hat: Die Bäume und Sträucher sind durchsichtig geworden, viele Stauden haben sich noch mehr in Richtung Erdreich zurückgezogen, und die Zahl der Zieräpfel, die sich in etwas Marzipankartoffel-Ähnliches verwandelt haben, ist schon wieder gestiegen. Es gibt selten Positives zu entdecken nach fünf Tagen Abstinenz - niemand hat die Blätter wieder an die Bäume geklebt, zum Beispiel. Trotzdem gibt man die Hoffnung nicht auf am Freitag Nachmittag.



Schlechte Zeiten für Feierabendgärtner also. Möchte man keine Flutlichtanlage im Garten installieren, muss das Gärtnern wohl oder übel auf das Wochenende verlegt werden. Das erfordert ein bisschen Voraussicht, vor allem im November:

  • Die Langzeitwetterprognose spätestens am Sonntag Nachmittag bei Einsetzen der Dämmerung prüfen: Droht unter der Woche Frost, schnell noch alle Dahlien und Gladiolen aus der Erde ziehen, bevor man es mit der Taschenlampe zwischen den Zähnen tun muss (ich weiß, wovon ich rede...).
  • Vogelfutterspender ebenfalls kurz vor knapp auffüllen. Das reicht zwar sowieso keine Woche lang, aber ein paar Tage halten die Grünlinge, Gimpel und Meisen auch so durch.
  • Beim Aufstellen eines Komposters an die Lage denken: Nur, wenn man ihn trockenen Fußes sowie mit verbundenen Augen finden kann, benutzt man ihn auch im Winter freiwillig für die Küchenabfälle. Das spart auf Dauer Müllgebühren
  • Im Winter Saatgut zu bestellen ist zwar eine schöne Ersatzdroge, aber man sollte Sämereien stets bei Tageslicht ordern und nicht abends bei Kerzenschein - das ist zwar sehr romantisch, aber erstens kann man dann die Preise schlechter lesen, zweitens neigt man sonst unweigerlich dazu, die Dimensionen des Grundstücks in der immerwährenden Dunkelheit hoffnungslos zu überschätzen - bei Nacht sind nicht nur alle Katzen grau, sondern auch alle Gärten groß. So ein Irrtum wird schnell teuer.
  • Vor den ersten Minusgraden die letzten frostempfindlichen Gemüsereste ernten. Am Wochenende hat man sowieso mehr Zeit zum Kochen, daher ist der Zeitpunkt nicht allzu schlecht gewählt. 
  • Falls die Regentonne noch nicht geleert ist, kann man im Hellen noch alle Fensterbank-Gießkannen füllen, um die Zimmerpflanzen unter der Woche bei Laune zu halten. Das spart viel Leitungswasser und bekommt ihnen auch besser. 
  • Nicht eilig ist es mit der Ernte des Topinambur, der wartet den ganzen Winter auf unsere Kochkünste.
  • Immerhin teures Geld für die winterliche Gartendeko im Außenbereich kann man sich sparen, man sieht sie ja sowieso nie. Wer seine Nachbarn wirklich sehr, sehr gerne hat und ihnen etwas bieten möchte, kann natürlich trotzdem dekorieren, was das Zeug hält. Zierendes aus Naturmaterialien ist in jedem Fall günstiger und oft auch schöner - und vor allem immer wieder neu.




Ja, es ist wahrlich eine Zeit der Entbehrungen für Berufstätige. Immerhin gefällt der Wohnungskatze der nun häuslich gewordene Mitbewohner besser, hat er doch nach Feierabend viel mehr Zeit, mit dem Tiger auf dem Sofa herum zu lungern. Also sollte man dieser Empfehlung der Katze folgen - nachdem man ihr das Abendessen serviert hat natürlich.

18 Kommentare:

  1. Liebe Elke,
    vielen, vielen Dank für Tipp Nummer 4!
    Ich hab ihn mir ausgedruckt und über PC und sonstige "gefährlichen" Stellen gehängt!!
    Lieben Gruß, Doris

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  2. Also ich würde Dir ja doch einen Flutlichstrahler auf Stativ empfehlen. Damit hatten wir kurz vor unserer Hochzeit noch schnell ein erstes Beet bepflanz. Das war nachts eigentlich recht stimmungsvoll. Und die Nachbarn erzählen immer noch davon. Und dank der mobilen Einsatzmöglichkeiten sind die beiden Strahler ab und an noch immer im Garten in Gebrauch - wenn's mal wieder zu schnell dunkel wird oder einfach länger dauert ...
    Nur die Katze findet das wohl nicht so nett ;-)
    LG Silke

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  3. Sehr schön geschrieben! Meinen Schrebergarten besuch ich jetzt auch nur noch am Wochenende. Da ist auch keine Straßenbeleuchtung in der Nähe und man glaubt gar nicht, welche seltsamen Geräusche es im dunkeln da gibt....
    Schöne Grüße, Anna

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  4. Entschuldige, aber jetzt musste ich ganz arg doll schmunzeln über deine "Freierabendgärtner" - ich weiß, du meinst Feierabendgärtner... *hihi*. Ja, momentan ist echt zappenduster und das ist irgendwie doof... Wegen mir könnte das mit dem Licht im November nochmal nachverhandelt werden (mit dem lieben Petrus) ! Hab eine schöne Woche und danke für die tollen Fotos... GLG, Christine

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  5. Im Dunkeln sind die Gärten grösser!! Ich lach mich schlapp....
    Herzlichst
    yase

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  6. Bei dem Kompost-Tip sieht es bei uns sehr schlecht aus. Unserer befindet sich am Fuße des Hanges hinter dem Haus und im Dunkeln wage ich mich da kaum runter. Im Schnee die reinste Rutschpartie und nicht ganz ungefährlich. Bei mir ist die Ersatzdroge 'Vogelfutter' bestellen, was ähnlich blöd endet, da die Vögel gar nicht so viel fressen wollen.

    LG Sigrun

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  7. Liebe Elke, das mit der Dunkelheit macht mir jedes Jahr aufs neue zu schaffen. Kann nicht nochmal Sommer sein? Aber nun gut jetzt heißt es für uns einen Gang runter schalten und die Ruhephase der Natur auch in unser Leben kommen zu lassen. Lieber Gruß vom Garten Fräulein Silvi

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  8. Liebe Elke
    Dein Post spricht mir aus der Seele, nur hast du natürlich an noch viel mehr gedacht, was der berufstätigen Gärtnergilde derzeit Mühe beschert. Danke herzlich dafür.
    Liebe Grüsse
    Ida

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  9. Liebe Elke,
    wunderschöne Bilder - besonders die von Deinen Katzen.
    Beim Lesen von Punkt sechs fielen mir auch meine Regentonnen ein. Werde ich gleich morgen früh nachholen.Eine schöne Woche wünsche ich Dir. LG, Elke.

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  10. Hallo Elke,
    klasse, hab mich gerade köstlich amüsiert!!!
    Tja, ich bin da mit meinem Büro zuhause eindeutig im Vorteil...sehen kann ich meinen Garten jederzeit, auch nach der Zeitumstellung im Herbst! Aber ich sag Dir, so erquickend ist das zu dieser Jahreszeit wirklich nicht...
    Die Gartenarbeit muss ich jetzt zwar auch auf das Wochenende verlegen, doch kann ich immerhin tagsüber das Vogelfutter bei Bedarf nachfüllen. ;-)

    Liebe Grüße, Bärbel

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  11. So isses... hihi, ich gehöre zu der Fraktion mit Taschenlampe zum Kompost bei jedem Huddelwetter Raustapser. Noah findet es auch gar nicht lustig, dass das Futter eine Stunde später antrabt, aber das soll er bitte mal meinem Arbeitgeber erklären...
    Hab eine gute Woche.
    En liebe Gruess
    Alex

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  12. Liebe Elke, Du sprichst mir aus der Seele. Ich rätsel auch schon seit Tagen, ob die Christrosen schon blühen oder nicht... mal sehen, wann ich dieses Rätsel lösen kann!!

    lg kathrin

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  13. Liebe Elke,
    da habe ich es ein bisschen besser, ich sehe meinen Garten auch tagsüber. Nur mit der Dauer des Lichts bin ich noch ungeübt. Bis ich mich zur Arbeit aufraffe, ist schon alles vom Dunkel verschluckt. Die Katzen scheinen eine geheime Verabredung zu haben, denn auch meine schnurrt unüberhörbar, wenn ich ihr im Wohnzimmer Gesellschaft leiste. Den Fütterungstermin bestimmt sie aber bei uns selbst. Sie kommt zur gewohnten Zeit nachhause. Ich wünsche dir eine fröhliche kommende Adventszeit und danke dir für den erheiternden Artikel.
    Liebe Grüße, Johanna

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  14. Liebe Elke,
    du kannst immer so schön ausdrücken,
    was man auch so denkt :-)))
    Ein schöner Schmunzelpost wieder !
    Ganz viele liebe Grüße
    sendet dir Urte :-)

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  15. Herrlicher Beitrag, besonders den Hinweis über die Verwendung von Regentonnenwasser finde ich äußerst nachhaltig gedacht, nicht nur für Menschen, die ihren Garten jetzt nur bei Dunkelheit oder der Dämmerung betreten können ;-)
    LG
    Sisah

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  16. Ich frag mich immer, wie ihr das schafft, noch so schöne Fotos in dieser Jahreszeit zu machen...Aber wenigstens kann ich mich an diesen schönen Bildern freuen. Und Du triffst (mal wieder) den Nagel auf den Kopf unsere Katzen haben die Stunde auch noch nicht verknust...
    LG Cordula

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  17. ..."bevor man es mit der Taschenlampe zwischen den Zähnen tun muss (ich weiß, wovon ich rede...)..."
    Ich musste gerade so schmunzeln :0) Wozu gibt es Stirnlampen? Mit denen kann man auch nachts den halben Rasen umgraben und hoffen, dass man einen Regenwurm findet, wenn man dann am nächsten Tag angeln fahren möchte. Am nächsten Tag sieht es dann aus, als wären die Wildschweine da gewesen :0) (Ich weiß, wovon ich rede...)
    Liebe Grüße
    Christine

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  18. Wie immer klasse geschrieben, Elke. Und Du sprichst so viel Wahres! Ich sehe meinen Garten auch nur noch am Wochenende so richtig. Und eigentlich wollte ich heute noch Feldsalat aussetzen, aber es ist schon wieder zappenduster ...

    Viele Grüße,
    Doris

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