Donnerstag, 7. November 2013

Küchengeräte auf Abwegen

Zieräpfel sind neuerdings in aller Munde. Während man die Bäumchen in den ersten Jahren nur bewundernd anschaut und den Vögeln jeden einzelnen Apfel gönnt, wächst mit zunehmender Größe der Gehölze auch der Wunsch, irgendetwas kulinarisch Wertvolles mit den kleinen Früchtchen anzustellen. 

Zwischen den unzähligen Zierapfelsorten gibt es allerdings deutliche Unterschiede, auch im Geschmack. Wer die Suche nach dem richtigen Kandidaten von Anfang an auch mit der Absicht angeht, später einmal leckere Gelees und Liköre zu produzieren, sollte jetzt im Herbst unbedingt in der Baumschule einmal den Mund so richtig voll nehmen. Gute Händler werden das nicht gleich als Sündenfall werten und den Interessenten des Paradieses verweisen.

Dieser bei einem Ausflug entdeckte, hübsch gelb-rote Zierapfel entpuppte sich zum Beispiel als wahre Köstlichkeit - süß mit einem Hauch Grapefruit. Leider befand sich kein Schild an diesem Baum, vielleicht ist es ein Butterball?

Hat man schließlich seine Lieblingssorte glücklich im Garten, wird man feststellen, dass diese kleinen Äpfelchen ganz schön mühsam zu verarbeiten sind. Für Gelees und Konfitüren ist ihre Größe noch kein Drama - man entfernt lediglich die Stiele, kocht alles gut durch und entledigt sich dann der Kerngehäuse mit Hilfe eines Siebes oder der Flotten Lotte.

Für Likör ist es aber vorteilhaft, wenn das Kerngehäuse entweder vor oder nach dem Einlegen in Wodka spurlos verschwindet, damit man mit den alkoholisierten Früchten noch etwas backen kann. Für ausgewachsene Äpfel gibt es ja mittlerweile Utensilien, mit denen man die Frucht gleichzeitig entkernen und vierteilen kann. Für Zieräpfel wurde natürlich noch kein Folterwerkzeug erfunden, also habe ich mich selbst in meiner überfüllten Küchenschublade umgeschaut, ob ich nicht irgendetwas umschulen kann. Ich habe ja immer etwas dafür über, wenn sich Küchengeräte nicht nur auf die faule Haut legen, sondern öfter als einmal im Jahr zum Einsatz kommen.

Und so bin ich für den Likör auf die Schnapsidee gekommen, die Äpfel mit dem Kirschentkerner zu malträtieren. Schließlich passen die kirschgroßen Früchte doch ebenso gut zwischen die Klauen dieses Gerätes. Daher habe ich mutig probiert, was dabei heraus kommt - im Idealfall das Kerngehäuse.

Wenn man die Frucht präzise in Position bringt, kann man es tatsächlich schaffen, dass Stiel, Blütenansatz und Kerngehäuse mit nur einer einzigen Bewegung heraus katapultiert werden. Gut, welchen Teil der Küche man mit dem Geschoss trifft, ist immer wieder eine Überraschung, aber das ist lange nicht so schlimm wie mit Kirschsaft die Einrichtung zu verzieren. Man muss das einfach sportlich sehen. Je nach Größe des Apfels ist allerdings nie das ganze Kerngehäuse verschwunden, mitunter muss man mit einem Messer noch Schnitzarbeiten verrichten.

Die Äpfel sind nun hohl, so dass der Alkohol besser eindringen kann und sie leichter untergehen sollten. Trotzdem werden sie höchst unwillig zum Nichtschwimmer. Die Verdrängung der Früchte ist immerhin geringer, so dass mehr Alkohol in das Gefäß passt.

Zierapfelwodka in Arbeit - diesmal mit braunem Kandis



Während alle Äpfel glücklich im Glas sind und sich schon voll laufen lassen können, muss man noch eine mühsame Suchaktion nach verschossenen Trümmern in der Küche starten. Wenn der Likör dann aber in sechs Wochen durchgezogen ist, sind die Früchte schon küchenfertig und die Arbeit hat sich gelohnt - also dann: Prost!

12 Kommentare:

  1. Obwohl ich keine Zieräpfel habe und Likör nicht mag: dein Post ist köstlich!! Zum lesen und zum essen u d trinken....Danke!
    Herzlichst
    yase

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  2. Oh, dieser Zierapfel von dir würde mich aber auch reizen...sehr schön sieht er aus! LG Lotta.

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  3. Hallo Elke,
    meine Zierapfelsorte hat leider nur erbsengroße Früchte.Hatte ich mir auch ganz anders vorgestellt. Ich glaube da wäre auch dein Kirschkernentferner nicht ausgelastet. Wie schmeckt denn der Likör, wie Apfelkorn ? Kenne ich nämlich noch aus meiner Sturm und Drangzeit.
    Liebe Grüße
    Dagmar

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  4. Liebe Elke,
    herrlich hast du das wieder geschrieben. Besonders den Part, dass man jeden Apfel von Herzen den Vögeln gönnt. Mein Topf-Bäumchen trägt nur wenige Äpfelchen, aber ist bildschön anzusehen. Und so lasse ich die paar Miniäpfelchen am Baum, nach dem Frst freuen sich die Amseln. Hätte ich so einen großen, wie man hier am Wegesrand öfter findet, würde ich deien Liköridee gerne umsetzen. Danke für den erheiternden Post.
    Liebe Grüße, Johanna

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  5. Hallo Elke,
    der Entkerner hat offensichtlich überlebt, das du ihn vor so harte Herausforderungen gestellt hast.
    Jetzt bin ich erstmal im Garten schauen gegangen, was ich mir da in aller Hektik vor dem Urlaub gepflanzt habe. Das Sonderangebot war ein Malus 'Liset' und hat kleine rote Früchte. Aber essbar scheint er auch. Eigentlich wollte ich ihn für die Vögel und als Gegenstück zur straßenseitigen neuen Häuserzeile, die meine Optik stört....Vor unserem Schloss wächst, glaube ich, deine tolle Sorte, als Dachbaum.
    LG und ein schönes Wochenende, Sigrun

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  6. Klasse, ich sehe dich im Geist die Löcher schießen! Du bist sehr geduldig - ich würde die Krise kriegen.

    Sigrun

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  7. boah, was für eine Idee, ich sitze hier mit breitem Grinsen. Zieräpfel habe ich keine im Garten, aber der Nachbar - dem klaue ich im Advent immer ein paar übrig gebliebene für die Dekoration - das reicht mir vollkommen.

    Gruß
    Llewella

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  8. Liebe Elke,
    so cool deine Geschichte wieder :-))
    Ganz viele liebe gemütliche Wochenendsgrüße
    sendet dir Urte

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  9. Hihi, die Äpfelchen haben ein glückliches Ende *hicks*. Gegen so ein Schnapsbad ist doch wirklich nichts einzuwenden. Lach, was für eine super Idee mit dem Kirschkern-Dingsbums. Vielleicht macht man diese Arbeit aber besser im Freien, dann haben anschliessend auch die Vögel was davon und Du muss die Küche nicht nach Überbleibsel absuchen. Alternative wäre natürlich, die Vögel ins Haus zu lassen, ich wette, da wäre Deine Mietze absolut begeistert von.
    Hab einen gemütlichen Sonntag
    Alex

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  10. Hallo Elke,
    keine schlechte Idee, allerdings müssen die Zieräpfelchen dafür eine gewisse Größe haben. Wenn mein Prof. Sprenger so viele Äpfelchen liefern würde, dass ich sie kulinarisch verwerten könnte (was er aber leider nicht tut...), wäre mit so einem Kirschentkerner nicht nur das Gehäuse weg, sondern das gesamte Äpfelchen Matsch. ;-)
    Ich beneide Dich wieder einmal um den Golden Hornet!

    Liebe Grüße, Bärbel

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  11. Liebe Elke, finde die Idee wirklich gut! Es ist doch immer wieder überraschend, welche Geräte man für gewisse Arbeiten heranziehen kann - man muss nur den Mut dafür aufbringen.

    lg kathrin

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