Sonntag, 1. Mai 2011

Hotelcheck

Bienenhotels kann man ganz einfach und günstig selbst bauen.
Das müssen keine Paläste sein.
Was aber, wenn man die guten Stücke aus Platzmangel direkt auf der Terrasse oder dem Balkon präsentieren muss und Onkel Otto oder Tante Trude beim Kaffeeklatsch die Nase rümpfen könnten bei unserer geballten Bastelwut? Improvisationstalent, Artenschutz und Sparsamkeit zählen in solchen Momenten nicht, das kennen wir alle nur zu gut - und das Bienenrotlichtviertel direkt neben dem Kaffeetisch oder dem Grill wissen die wenigsten ausreichend zu würdigen.


Entweder man kann durch wahnsinnig gutes Backtalent von den windschiefen Nisthilfen ablenken oder muss dem Besuch einen Blumenkohl ans Ohr quasseln, auf dass er seine Umgebung gar nicht erst allzu genau wahrnimmt - oder aber doch in den sauren Apfel beißen und ein schmuckes Bienenhotel vom Profi käuflich erwerben.

Schließlich sollten die Hersteller sich doch mit so etwas auskennen, und nicht nur formschöne, sondern auch funktionale Nisthilfen anbieten, oder?

Die Bienen und Wespen haben selbst mitgemacht und als Hotelkritiker inkognito folgende Herbergen getestet:

Insektenhäuschen Wilde Biene /"Holzbiene", u.a. von Keimzeit-Saatgut

Kostenpunkt: Etwa 13 Euro
Material: Weichholz schichtverleimt, außen behandelt. Haltekette zum Aufhängen (Besonderes Merkmal: Nicht rostfrei).
Maße: ca. 17 x 15 x 8 cm, Gewicht ca. 500g


Auf dem Etikett von meinem Testexamplar steht "Made in China" - was werden die Bienenmaden in Deutschland dazu sagen?
Nicht viel, wie sich seit mittlerweile zwei Jahren zeigt:
Das Hotel ist zwar dem Aussehen nach die Nisthilfe der Herzen, aber die Insekten haben andere Maßstäbe. Die Bohrlöcher werden fleißig inspiziert, aber immer für absolut untauglich befunden.

Man sieht auch, wo der Hase im Pfeffer liegt: Weichholz ist ungeeignet, da es reißt und splittert.
In so eine Bruchbude möchte selbst diese Lehmwespe (Ancistrocerus) bei näherer Überprüfung doch nicht einziehen:


Hier zeigt sich ein weiterer Baumangel: Das schichtverleimte Holz reißt auseinander - zum Glück war keine Insektenbrut in den Röhren!


Diese "Holzbiene" fällt also leider komplett durch.
Bestenfalls als Deko-Objekt ist sie zu gebrauchen, man muss aber hoffen, dass wirklich kein Insekt einzieht - es würde ihm nicht gut bekommen.

Design gut - Ausführung mangelhaft: Keine Sterne.


Insekten-Nistblock von Schwegler aus Holzbeton

Kostenpunkt: Etwa 20 Euro
Material: Schwegler Spezial-Holzbeton. Metall-Aufhängebügel, rostfrei.
Farbe: naturgelb
Maße: 14 x 8 x 26 cm
Gewicht: ca. 3,7 kg


Diese Nisthilfe hat den Charme eines Plattenbaus, kommt aber in ansprechendem Gelb daher.
Das Design ist eher klotzig, aber die Insekten achten auf so etwas nicht und sind hochzufrieden mit diesem Hotel.

Ancistrocerus nigricornis und andere solitäre Wespen sowie die Mauerbienen sind gerne eingezogen:


Hier kann man gut anhand der verschlossenen Löcher sehen, wie hoch die Annahmequote ist:


Wichtig sind auch viele verschiedene Lochdurchmesser, eine Anforderung, die diese Nisthilfe erfüllt - von ganz dünn bis groß genug für dicke Mauerbienen ist alles dabei.

An den Ecken scheint es, als würde der Holzbeton abbröckeln, aber so sah der Block von Anfang an aus und sein Zustand verschlechtert sich nicht weiter.
Witterungsbeständig ist er auch ohne Unterstand, nur einen technisch begabten Specht sollte man womöglich nicht in seine Nähe lassen.

Alles in allem eine brauchbare Nisthilfe. Einen Punkt Abzug gibt es für die Bröckeloptik am Rand.

Fortsetzung folgt...

15 Kommentare:

  1. Wie immer genial geschrieben!
    Unser Insektenhotel hat kürzlich ein Specht entdeckt und sich schwer dran zu schaffen gemacht. Heute muss noch eine Sicherheitstür eingebaut werden, sprich ein Hasendrahtgitter davor montiert werden.
    Liebe Grüße, Margit

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  2. Und Du bist sicher, dass Tante Trude und Onkel Otto dann nicht einen anderen Grund zum "Meckern" finden?
    Z.B. "Dieses Viehzeug hier"

    GlG Jane

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  3. Hallo Elke
    Schlichtweg ein genialer Post! Ich bin hin und weg. Hihi... Plattenbau für Bienen und Wespen. Ich bin langsam aber sicher auch dabei, mir Gedanken über ein Insektenhotel zu machen. Allerdings soll's dann Marke Eigenbau sein. Aber für die Tips, wie z.B. Hartholz, bin ich dankbar, daher warte ich schon gespannt auf die Fortsetzung.
    Wünsche Dir eine gute Woche!
    Liebe Grüsse
    Alex

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  4. Hallo liebe Elke.
    Du bist aber auch eine liebe tust aber viel
    für deine Bienchen und co.Toll finde ich dein
    Hotel für die Insekten.Du weißt immer so viel und beschäftigst dich damit.Finde ich so klasse,da kann man allerhand lernen.
    Wünsche dir eine schöne Woche und liebe Grüße Jana

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  5. Liebe Elke,

    was Du so alles machst - super! Besondere Bewunderung spende ich Deiner Metalldose. Sag mal, dass müsste doch auch mit einem Blumentopf aus Ton funktionieren. Zumindest hätte der schon mal das Loch für die Belüftung. So etwas kleines könnte ich auf meinem Balkon auch unterbringen.

    Liebe Grüße
    Jutta

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  6. Liebe Elke
    Ja ja, man muss halt nicht immer auf die Äusserlichkeiten achten und dies bewahrheitet sich auch bei den Insektenhotels. Suuuuper, wie du uns das zeigst!
    Du hast eine Baumphäonie aus einem Sämling selbst gezogen. Alle Achtung! Bin sehr gespannt, wie deine erste Blüte ausschaut. Die zeigst du uns doch, oder? Und wie lange hast du denn auf diese Blüte gewartet?
    Hab einen guten Sonntagsausklang und sei ganz lieb gegrüsst
    Ida

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  7. Hallo Elke,
    ein toller Praxistest und wieder mal so herrlich geschrieben! Mein Mann will mir schon seit Jahren ein Insektenhotel bauen, aber dabei ist es bisher auch geblieben...Vielleicht sollte ich nun doch auf das Plattenbaumodell zurückgreifen? Hmm, ich warte mal Deine Fortsetzung ab, vielleicht ist ja auch noch was optisch Ansprechenderes dabei. ;-)

    Das erste Foto vom Bienenrotlichtviertel ist klasse!

    Liebe Grüße von Bärbel

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  8. So eine Nisthilfe ist anscheinend eine gute Idee, leider habe ich so etwas noch nicht im Garten. Aber vielleicht wirds heuer noch etwas. Jedenfalls vielen Dank für die tolle Beschreibung.

    lg kathrin

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  9. Wieder mal köstlich beschrieben! Aber da kann man mal sehen ... all diese Billigprodukte, die auf den Markt geworfen werden!
    Wie gut, daß es in unserem Waldgarten so viele Schlupfwinkel, Totholz usw. gibt, daß wir so etwas gar nicht erst brauchen.

    Liebe Grüße
    Sara

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  10. Es erstaunt mich auch, wie plötzlich in sämtlichen Garten(super)märkten Bienenhotels angeboten werden, und dass es offenbar endlich einen 'Markt' für sie gibt. Die Dinger haben wir schon in den Achtziger Jahren gebaut, damals wurde so etwas als 'Öko' belächelt, jetzt stehen sie fast in jedem Garten. Ich begrüße das ausdrücklich, selbst wenn minderwertige Qualiät angeboten wird, werden sich ganz sicher auch für diese auseinanderfallenden Behausungen irgendwelche Bewohner und Nutznießer finden. Noch schöner würde ich es allerdings finden, wenn jetzt noch die passenden Nahrungspflanzen für die Besiedler dieser Hotels im eigenen Garten angepflanzt würden.
    LG
    Sisah

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  11. Hallo Elke,
    bei dir ist es mal wieder hochinteressant. Ich möchte auch schon länger ein Insektenhotel haben, aber leider ist es bisher beim Wunsch geblieben. Allerdings leben in unserem uralten Gartenhaus viele Bienen und andere Insekten in Löchern und Nischen. Hinter der Garage lebt eine große Kollonie von Sandbienen, die den kahlen, trockenen Bereich unter der Dachtraufe besiedelt haben. Sandbienen mag ich besonders, weil bei ihnen immer was los ist. Da sie nie angreifen können auch unsere kleinen Enkel den Bienen bei ihren Aktivitäten zusehen.
    Liebe Grüße
    Anette

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  12. Hallo Elke,
    danke für deinen Tipp mit dem Holzkäfer. Das habe ich nicht gewusst.
    So ein Bienenhotel hat mir mein Mann auch schon selbst gebaut. Wir heissen die Insekten in unserem Garten herzlich willkommen.
    Liebe Grüße Dorothea

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  13. Liebe Elke
    Dieser Post ist genial! Hab ich die Idee mit der Blechdose von dir *frag?* ich habe jedenfalls fleissig gesammelt und befüllt. Unser grosses Insektenhotel das in einem alten hohlen Baumstamm einquartiert ist, wird regelmässig von einem "viech" geplündert und ausgeräumt. ...
    die Hotel-Dosen sind nun sicher in der Holzbeige integriert, ich verwende immer Schnittgut von Stauden mit hohlen Stengeln, sogar Hahnenfuss-Stengel funkionieren!
    Bin ja sehr gespannt auf die fortsetzung!
    LG Carmen

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  14. Ist ja süüüüüss, eine Biene als Bienenhotel. Griessli Cornelia

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  15. Vielen Dank für deinen Hotelcheck. Da ich von Beruf Handwerker bin würde ich allerdings so ein Hotel selber bauen.

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