Samstag, 17. September 2011

Von Kresse und Katzen

Als ich 1992 das erste Mal ohne Unterschrift eines Erziehungsberechtigten in der Hauptstadt war, besuchte ich ein vegetarisches Restaurant in Berlin-Kreuzberg. Das Gericht war mit Blüten garniert.
Beides war für mich eine Sensation!
Aus der tiefsten Provinz stammend kannte ich überhaupt keine vegetarischen Gastronomiebetriebe.
Dort, wo ich herkam, konnte selbst die Bestellung eines simplen Salattellers zu einem Wagnis werden - nie enthielt er einfach nur Gemüse, das wäre zu einfach. Nein, irgendwo war immer Kochschinken oder sonstwas versteckt, denn das scheint meistens unter Gewürz zu firmieren und nicht unter Fleisch.

Und hier war nun nicht nur nachweislich kein Fleisch im Essen, sondern auch noch Blumen!
Kapuzinerkresseblüten (Tropaeolum majus), um genau zu sein. Blüten gehörten für mich bis dato an eine Pflanze dran, nicht ans Essen.
Schmeckte aber.
 

Trotzdem bringe ich es bei meiner eigenen Kapuzinerkresse nicht über mich, die Blüten zur Beilage zu erklären.
Von irgendwas müssen die letzten Ackerhummeln das Jahres ja auch leben. Die ernähren sich schließlich hauptberuflich von Blumen.

Ohne Blüten gibt es nun mal keine Samen, die eine Grundversorgung mit Kapuzinerkresse auch im nächsten Jahr sicherstellen können.


Leider ist die robuste Rankblume etwas in Verruf geraten - zu grell sind ihre Farben für die so angesagten, Ton-in-Ton-Bepflanzungen der leisen Töne.


Dabei gibt es auch dezente, fast weiße Auslesen, sogar nahezu schwarze oder apricot-farbene sind erhältlich. Die kosten allerdings auch gleich etwas mehr, während die orangefarbenen Promenadenmischungen für kleines Geld zu haben sind.
Muss man ja auch nur einmal kaufen, danach kann man eigenes Saatgut gewinnen - und vielleicht eine neue Auslese ziehen, die Hausmarke eben.

Die Anzucht ist denkbar einfach. Solange sie genug Freiraum und Sonne hat, gibt es keinen Zickenkrieg.


Auch kulinarisch hat Tropaeolum majus es faustdick hinter den dicken Knospen. Die kann man nämlich wie Kapern verwenden.
Aber das hieße ja wieder Blüten zu essen.
Glücklicherweise kann man stattdessen die jungen Blätter ernten. Kleingeschnitten sind sie genauso zu verwenden wie die altbekannte Gartenkresse. Schmeckt nicht viel anders - der Name Kapuzinerkresse kommt schließlich nicht von ungefähr.

Der Geschmack stammt von den Senfölglykosiden, die auch in Kreuzblütern vorkommen.
Daher interessieren sich auch die Kohlweißlingsraupen sehr für die Pflanze:

Raupe vom Kleinen Kohlweißling
Auch anderen Besuch kann man entdecken:


Leider wird die Kapuzinerkresse gern von Blattläusen geplagt. Als Gewürz kommen die Blätter daher erst in Frage, nachdem die Kavallerie in Form von Marienkäfern und Schwebfliegen Tabula rasa gemacht hat.
Jetzt im Herbst sind die Blätter schön frei von Beifang.

Die gute alte Bauerngartenpflanze sollte viel öfter gepflanzt werden, so hoch sind Zier- und Nutzwert.

Vielleicht kommen nächstes Jahr doch auch mal Blüten ins Essen. Schließlich jährt sich dann mein augenöffnender Berlin-Besuch zum 20. Mal. Und das ist schließlich ein Grund, über die Stränge zu schlagen. Aber ohne Kochschinken.

PS: Die Ernte von Kapuzinerkresse-Samen wurde jäh unterbrochen, als Nachbars Katze, die kein Vegetarier ist, mit einem tollen Spielzeug meinem Blumenbeet entstieg. Es war ein Grasfrosch, den ich ihr flux entwendet habe.
Das hier ist die Tote-Frosch-Stellung:


Die Finger hielt er sich schützend über die Augen und rührte sich nicht mehr, ich konnte aber seine Schluckatmung spüren. Unter Aufsicht, und zwar meiner und nicht die der Katze, konnte er wieder unbehelligt in der Rabatte untertauchen.

17 Kommentare:

  1. Liebe Elke,

    Kapuzinerkresse-Blüten sind bei uns immer mit im Salat und natürlich auch Borretsch-Blüten oder die schöne gestreifte Malve Zebrina. Bei der Kapuzinerkresse kontrolliere ich aber ganz genau, wer sich im Kapuzenzipfelchen versteckt, denn das sind die Lieblingsplätze der Ohrwürmer. Die Blüten tauche ich ganz kurz vor dem Servieren in das Dressing, damit sie nicht zusammenfallen. Optisch und geschmacklich spitze!

    LG,
    Christiane aus dem Gartl

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  2. Hallo Elke,
    ich habe mir die Tote-Frosch-Stellung gerade mal in der Vergrößerung angesehen. Sieht klasse aus, wie er sich die grazilen Finger so vornehm vor die Augen hält.;-)

    Kapuzinerkresse wächst bei mir im Gemüsegarten. Leider habe ich sie viel zu spät ausgesät, sie fängt erst jetzt an zu blühen, da sind mir die paar Blüten zum Essen auch viel zu schade.

    Selbst heute muss man hier viel Glück haben, überhaupt irgendein vernünftiges vegetarisches Gericht auf der Speisekarte zu finden...

    Liebe Grüße von Bärbel

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  3. Liebe Elke
    Die Kapuzinerkresse-Blüte finde ich wunderschön. Leider gedeiht bei mir die Pflanze sehr schlecht. Sie bekommt schnell braune Blätter....
    Ich bewundere Dich. Den Frosch hätte ich nie in die Hände nehmen können. Entdecke ich einen Frosch in meiner Nähe, muss ich ja beinahe eine "Tote-Frosch-Stellung" einnehmen ;-)
    Vielen Dank auch für Deinen lieben Kommentar auf meinem Blog. Soooo lieb!
    Hab ein schönes Wochenende und sei ganz lieb gegrüsst.
    Herzlichst Yvonne

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  4. Liebste Elke
    Ich war ja eine richtig lange Zeit nicht bei dir auf Besuch und drum hatte ich jetzt auch sehr viel Interessantes nachzulesen … und dabei wollt ich doch einfach mal schnell eine Stippvisite machen – wurde aber nix daraus, denn du hast ja wieder so viel Tolles, Interessantes, auch solches zum Schmunzeln uns beschert. Grinsen musste ich über deinen Schweiz-Besuch. Und danke dir für die Gartenvorstellungen, ich muss gestehen, ich kenne beide Gärten (noch) nicht, aber was nicht ist, kann wirklich noch werden. Und hast schon recht, wir wohnen halt auf … oder besser gesagt ‚in’ einer Insel – keine Eurönli, dafür harte Fränkli die derzeit wirklich steinhart sind, v.a. eben für die anderen rund um uns.
    Hui, welche Menge Zieräpfelchen. Ja gell, es reut einen einfach, so was wegzuwerfen und wer will heutzutage noch was einkochen oder so – ist doch viel einfach, alles im Supermarkt einzukaufen und man braucht eh viel weniger oder gar keine Zeit dazu. Ich bin derzeit auch an der Apfelernte bzw. am Verwerten, obwohl wir keinen Apfelbaum haben. Aber in Nachbarsgarten steht einer und jetzt mach ich halt mal Dörrapfelringli. Mjami, die erste Portion hat ganz toll geschmeckt.
    Der Frosch hat ja noch Glück gehabt - dank dir. Und dass man die K.Kresse essen kann, das wusste ich, hab aber nicht gewusst, dass daraus auch 'Kapern' entstehen können. Tja, ich bin auch nicht so eine Blüemliesserin, aber wenns denn mal auf dem Teller hat, beisse ich beherzt rein.
    Du ja, ich werde von der Algarve auch noch ‚grüne’ Fotos zeigen. Unser Hotel lag in einem wunderwunderschönen Garten. Hach, ich schwelge grad wieder.
    Dir liebe Elke wünsch ich ein richtig schönes Wochenende und schick einen herzlichen Gruss
    Ida
    … und danke dir fürs Kompliment zur Stele. Ich hoff, die Teile halten den Winter aus, was eigentlich kein Problem sein dürfte, und wenn nicht, mach ich halt wieder eine Kugel oder auch zwei oder drei …

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  5. was für zauberhafte, wunderschöne, zarte Bilder von der Kapuzinerkresse. Bin begeistert! Die lieben wir übrigens auch - sie passen so wunderbar in den Gemüsegarten und sie fangen jetzt grad noch mal mit einem Feuerwerk an Farbe an. Zarte Farben schätze ich den Rest des Jahres - im Herbst darf bei uns ruhig kräftig orange und rot geleuchtet werden.
    Die tote-Frosch-Stellung war mir unbekannt - wieder was gelernt!
    Viele Grüße Renate

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  6. Wunderschöne Bilder von der Kapuzinerkresse, die ja förmlich strahlt voll Farbe ;) Supi, dass man Sie Essen kann, mir würde das allerdings mit einer selbstgezogenen Pflanze auch irgendwie schwer fallen ;)

    Schön, dass du das Fröschchen retten konntest :) Nachbarschaft Katze wird schmollen und der Frosch wird heute Abend deine Heldentat laut quakend in grosser Runde verkünden ;)

    Schönes WE,
    Lg Sandra

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  7. Huuuuuuaaaaaaa! Scheint das Fröschle wohl zu denken! Da hast Du wieder ein geniales Foto gemacht, Mädel! Grins, wusstest Du, das Frösche auch schreien können? Katerchen Noah hat diesen laut einem Froscherl entlockt. Vermutlich hat der grüne Hüpfer gemerkt, das Rettung in Gestalt eines Zweibeiner möglich wäre und hat sich daher lauthals geäussert. Habe ihn natürlich gerettet und dem unglücklich in die Welt schauenden Noah erklärt, dass dies kein Spielzeug ist. Ich bin sicher, er hat mich verstanden... jaaawohl *kicher*.
    Meine Kapuzinerkressen wurden leider bis in den Herbst bevölkert und es war nix mit mampfen... also habe ich's im nächsten Jahr bleiben lassen. Hmm, aber ich könnte es im nächsten Jahr eigentlich nochmals versuchen damit, aber diesmal auf Balkonien... wäre doch zugleich noch eine hübsche Verzierung.
    Liebe Grüsse
    Alex

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  8. So schöne Makrofotos, liebe Elke!
    Ich mag die Kapuzinerkresse sehr, die Farbe, die Form der Blätter und der Knospen. Vor ein paar Jahren hatte ich auch eher dunkelorange- bis braunfärbige am Bach, nur für den hübschen Anblick. Gegessen hab ich sie noch nie, da hab ich irgendwie eine Beißhemmung, schon verrückt, oder? Sollte frau eher beim Fleisch haben...
    Naja, wieder was zum Nachdenken...
    Danke für den interessanten Post!
    LG Elisabeth

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  9. Ich mag Kapuzinerkresse auch sehr, mein Balkon war damals (vor dem Hauskauf) total überwuchert davon *hach* Und nächstes Jahr gibt es auch wieder welche, denn ab dann wird sie auf dem Kompost wachsen *fest vornehm* *freu* Naja, dass wir vorher den alten Kompost ausräumen und mit neuen praktischeren Gestellen ersetzen müssen, verdräng ich jetzt lieber erstmal... Heute kam das Holz dazu - die Arbeit läuft ja nicht davon.
    Und der Frosch ist ja sowas von genial! Die "Hände" mit den Innenflächen nach außen gewendet... Ich hätte echt nie gedacht, dass sich Frösche tot stellen! Echt ein tolles Bild!
    Liebe begeisterte Grüße,
    Verena

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  10. da kann ich mich den anderen anschließen, tolles Bild vom Frosch und lecker dein Ausführungen zur Kauziner Kresse, Fauna im Salat ist für mich immer ein Zeichen von Bio
    Sonntagsgrüße von Frauke

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  11. Das Foto vom Frosch ist wirklich spitze! Da kann ich mich den anderen nur anschließen. Kapuzinerkresse hatte ich früher ganz oft im Garten. Aber inzwischen habe ich keinen Gemüsegarten mehr und im Staudenbeet hat sie alles überwuchert. Aber der Kompostplatz ist eine gute Idee - werde ich mir mal merken.
    Man kann sehr viele Blüten essen, aber meine drei Männer hier verweigern das leider vollkommen. :-)
    LG Angelika

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  12. Liebe Elke,
    viele Tiere befinden sich in deinem Garten. Es muss ihnen dort gefallen. Echt tolle Bilder.
    Einen schönen Sonntag und liebe Grüße
    Doro ;-)

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  13. Hallo Elke.
    Schöne Aufklärung wieder von dir.Das du immer alles weißt einfach schöööööööööööööön.
    Kapuzinerkresse finde ich auch hübsch aber die verlaust immer bei mir damit habe ich kein Glück.Blüten essen na ja ich schnuppere lieber daran.Nicht nur Pflänzchen haben es bei dir gut sondern auch Tiere.Es spricht sich rum...................
    Wünsche dir eine schöne Woche liebe Elke und bald bist du auch Schneckenbesitzerin.Aber keine Gefressige.
    Sei lieb gegrüßt von Jana

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  14. Liebe Elke! Ich mag Kapuzinerkresse auch sehr gerne, sie darf in keiner Saison im Garten fehlen, das wäre einfach zu schade. Allerdings bringe ich es ebenso wenig wie Du übers Herz die Blüten zu kappen und zu verspeisen.

    lg kathrin

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  15. Liebe Elke,
    der Frosch rührt mich sehr, Hände vor die Augen und hui, "ich bin nicht mehr zu sehen". Glück hatte der kleine Kerl.
    Die Kapuziner Kresse macht bei mir ziemliche Zicken, erst blüht sie nicht, dann kleben Millionen Blattläuse dran und heute, wo ich sie entsorgen wollte, blüht sie, leuchtet ohne Laus und sieht zu schön aus, um gegessen zu werden...
    Kapriziös, die Dame.

    Viele Grüße,
    Jo

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  16. Toll was du aus Deinem Reihenhausgarten gemacht hast!
    Welche schöne Kapuzinerkresse! Unsere hat uns in diesem Jahr total in Stich gelassen. Keine Blüte, nur ein paar Blätter. Naja, der Oleander blüht auch nicht. Bei der wenigen Sonne und den kalten Temperaturen (Schl.-Holst. liegt an der Spitze mit den niedrigsten Sommertemperaturen) kommt bei uns auch nicht so die direkte Freude auf. Wozu stehen da eigentlich Gartenmöbel herum. Das frage ich mich täglich ....

    Liebe Grüsse aus dem hohen Norden von Meggie

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  17. Hallöle,
    ich esse ja auch kein Fleisch aber Blüten habe ich noch nie versucht, wäre mal eine gute Idee danke dafür. Liebe Grüße und merci für deinen Kommentar NADJA

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