Mittwoch, 7. März 2012

Enthemmte Schneeglöckchen

Ein Garten ohne Schneeglöckchen ist wie ein Garten ohne Frühling. Daher erfreuen sich Galanthus nivalis und Anverwandte bei Gärtnern großer Beliebtheit. Aber hier gibt es deutliche Unterschiede in der Art der Hinwendung zu den kleinen Zwiebelblumen: Da sind zum einen die einfachen Schneeglöckchen-Möger und zum anderen die Sammler, die Galanthophilen, die schon einmal einen dreistelligen Betrag für eine einzige Zwiebel einer ganz besonderen Varietät bezahlen. Der Sortenreichtum ist schwindeleregend - mal ist ein grüner Fleck irgendwo an der Blüte hinzugekommen, mal ist die Form ganz absonderlich, mal kommt die Farbe Gelb hinzu.



Diese Vielfalt suggeriert, dass das Gemeine Schneeglöckchen oft und gern mutiert und durchaus offen für Neues ist. Und so robbe ich jedes Jahr wieder durch meinen Garten und hoffe insgeheim, beim Drehen und Wenden einzelner Blüten auch einmal eine innovative Neuerscheinung zu entdecken. Bisher habe ich aber keinen einzigen Abweichler gefunden, so gründlich ich auch gesucht habe. Dabei wäre es doch zu schön, eine neue Sorte auf eigenem Grund und Boden aufzustöbern. Ob Form, Farbe oder Tupfen anders sind als bei der Standardausgabe, wäre mir sogar völlig egal. Ich erwarte auch nichts Unmögliches - keinen Blauschimmer oder gar rote Tupfen. So anspruchsvoll bin ich ja gar nicht. Bei meinen Blümchen jedoch ist alles soweit normal geblieben. Jede Blüte hat ihre grünen Abzeichen dort, wo sie laut Schneeglöckchenhandbuch hingehören, und auch die Form ist eher konservativ.



Ob es daran liegt, dass der komplette Bestand meines Gartens von einer großzügigen Spende aus einem Paderborner Garten abstammt? Glöckchen aus der Bischofsstadt benehmen sich offenbar grundanständig und mutieren nicht einfach so, denn das gehört sich nicht. Schließlich legt man dort Wert auf Traditionen. Obwohl die Zwiebeln jetzt schon Jahre im liberalen Bielefelder Boden verbracht haben, treiben sie immer noch keine Stilblüten. Dabei finden sich im Stadtpark allerorten immerhin gefüllte Formen, und zwar in den hintersten Gebüsch-Ecken, wo höchstens mal Hunde und sensationsgierige Hobbyfotografen nach dem Rechten sehen - kurz: wo gärtnerische Absicht wohl ausgeschlossen werden kann.

Gefüllte Grazien im hintersten Parkgestrüpp


Allein meine Schneeglöckchen werden wohl völlig frei von Aufregern und Medienrummel bleiben. Vielleicht entstehen neue Sorten auch gar nicht so einfach, sonst könnte das ja jeder und die einzelnen Varianten wären nicht so teuer. Macht ja nichts, ich mag sie auch so. Und mal ehrlich: von Weitem fallen ein paar kleine grüne Flecken zusätzlich auf den Blütchen doch sowieso nicht auf.


Wer also das große Glück hat, Exemplare aus einem anderen Garten geschenkt zu bekommen, sollte unbedingt zugreifen, auch wenn die Pflanzen ganz gewöhnlich sind. Ganz ungewöhnlich ist nämlich ihre Robustheit und Vermehrungfreude - sowohl durch Zwiebeln als auch über Samen, den Ameisen sei Dank. Damit die Initialzündung aber gelingt, sollte man Schneeglöckchen nach der Blüte mit Laub ("In the Green", wie der Galanthophile sagt) verpflanzen, anstatt trockene Zwiebeln im Herbst zu kaufen, wie es für nahezu alle andere Zwiebeln angezeigt ist. Dann wachsen sie gut an und schon bald hat man einen üppigen Bestand, in dem man auf Schatzsuche gehen kann. Möglicherweise findet sich ja doch einmal ein Sonderling, der uns vielleicht nicht reich, aber unsagbar stolz machen wird.

26 Kommentare:

  1. Oh ja, die Schneeglöckchen und ihre Sorten. Ich habe im letzten Jahr in Schottland nicht schlecht gestaunt, als ich in einem Garten war, der berühmt für seine Schneeglöckchen Show im Frühjahr sei. Was es da alles für Sorten gab (leider nicht zukaufen, sonst hätte ich gleich zugeschlagen)... unglaublich. Ich dachte ja mal, es gäbe lediglich einfach "nur" Schneeglöckchen. Okay, ich entdeckte dann in meinem Garten auch ein paar gefüllte Exemplare,aber leider sind diese nicht so Vermehrungsfreudig wie die einfache Sorte. Schade kann man hierzulande lediglich diese zwei Sorten kaufen. Ein bisschen mehr Abwechslung wie auf der grossen Insel wäre auch hier schön. Aber wie Du schon so schön geschrieben hast, das Schneeglöckchen ist auch in der einfachen Form einfach zauberhaft.
    En liebe Gruess
    Alex

    AntwortenLöschen
  2. Am schönsten finde ich sie in den Auwäldern der Donau. Da bilden sie ganze zusammenhängende Flächen am Boden. Alles andere ist noch grau bis beige und am Boden alles grün mit diesen zarten reinweiß leuchtenden Blütenköpfen. Wenn dann noch die Sonne durch die unbelaubten Zweige der Bäume scheint, ist es doppelt so schön. Das Zarte am Boden unter dem mächtigen Erscheinungen in der Höhe...
    Ich grabe mir manchmal welche aus und setze sie im Garten ein, sie werden allerdings dann von Jahr zu Jahr weniger, ich habe Wühlmäuse im Verdacht...also muss ich dann wieder in die Au...was mich nicht stört, siehe oben :-)
    Dein Foto ganz unten finde ich besonders schön, so viel Licht nach vielen den dunklen Wintertagen!
    Liebe Schneeglöckchengrüße
    Elisabeth

    AntwortenLöschen
  3. Ja liebe Elke Schneeglöckchen sind wunderschön.Ich mag sie auch.
    Die armen blühen im Winter und auch die Christrose.Deswegen sind sie besonders schön.
    Schöne Woche noch und liebe GRüße Jana

    AntwortenLöschen
  4. Das sind einfach wunderschöne Bilder, komischerweise habe ich noch keine Schneeglöckchen im Garten.

    Die sind mir immer entgangen vor lauter Krokussen und winterlingen....muss ich nachholen!
    Lg Carmen

    AntwortenLöschen
  5. Mittlerweile blühen auch in meinem Garten die Schneeglöckchen, auch die 0815 Sorte :), aber sie bereiten mir große Freude und das ist wohl das Wichtigste. Heute war es allerdings recht kühl, also wollten sie ihre Glöckchen nicht öffnen und blieben den ganzen Tag geschlossen.

    lg kathrin

    AntwortenLöschen
  6. Ich sah dich gerade auf Knien durch den Garten robben (vor meinem geistigen Auge). Ich bin bekennender Schneeglöckchenmöger und besitze vier Sorten - das reicht!

    Sigrun

    AntwortenLöschen
  7. Liebe Elke, du hast wundervolle Schneeglöckchen- egal welche Zeichnung auf den zarten Blüten- Hauptsache sie bringen den Frühling! Liebe Grüße Annette

    AntwortenLöschen
  8. Hallo Elke,

    das finde ich beeindruckend, welches Detailwissen du über Schneeglöckchen hast ...

    Gruß Dieter

    AntwortenLöschen
  9. aus einem Bauerngarten in Dithmarschen an der Westküste habe ich gefüllte Schneeglöckchen und damit kann ich auch immer besonders liebe Freunde erfreuen
    und im garten meiner Tochter wachsen wunderbare Märzenbecher oder wie werden wie genant, in freier Natur unter Schutz, ihr muß ich mal ein paar ablucsen
    aber sie lässt sie in Ruhe waschen und verblühen , nur dann vermehren sie sich auch ,
    Jedes Hacken, schneiden, sowie ständiges Bearbeiten ist Gift für Blumenzwiebel, auch müssen sie ihr Kraut einziehen und brauchen humosen Boden, aber keine Staunässe
    Gruß von Frauke

    AntwortenLöschen
  10. In meinem Garten habe ich nur die ganz normalen aber ich freue mich jedes Jahr wenn sie endlich wieder blühen. Dieses Jahr möchte ich die dicht gewachsene Horste endlich etwas vereinzeln.

    Liebe Grüsse Rosana

    AntwortenLöschen
  11. Guten Morgen Elke,
    die Bilder sind wieder wunderbar gewählt und auch der Text einfach gut geschrieben! Leider habe ich auch nit soviele Schneeglöckchen! :( Einige stehen am Waldrand, aber die sind gefährdet durch durch unsere 12 Hundepfoten, haben die Viecher ;) doch keine Augenmerk auf so etwas filigranes.

    Meine Tochter hat es geschafft, auch den letzten Überlebenden Deiner Sendung zu meucheln! :/ Vielleicht magst Du mir bei geeigneter Witterung nochmals ein paar Tochterpflänzchen zukommen? Das wäre ♥

    LG,
    Pupe

    AntwortenLöschen
  12. Sehr schöner Beitrag. Gut zu wissen, dass Schneeglöckchen aus Bischofsstädten Anstand besitzen. Liegt wohl an der katholischen Blumenerziehung ;)

    Ich bedaure immernoch, dass bei mir auf dem kleinen Rasengürtel nichts zu sehen ist von derart Pflanzen. Nur die Hundehaufen vermehren sich dort gerade. :(

    AntwortenLöschen
  13. Hallo Elke,
    ein gelungener Beitrag, vielen Dank!
    Ich freue mich auch in jedem Frühjahr über diese zauberhaften Blüten und dass es immer mehr werden. Wild in der Wiese oder unter den Sträuchern, wo sie bei der Gartenarbeit nicht im Weg sind, mag ich sie besonders.
    Herzliche Grüße Joona

    AntwortenLöschen
  14. ich gehoerte auch zu denen, die jahrelang die vertrocknente zwiebelchen vergeblich einsetzten:(( bis dann mal in dem buendel 2 oder 3 durchkamen! seitdem erobern sie meinen vorgarten - und weil sie so freundlich aussehen, gibts wohl auch niemanden, der sie nicht mag (oder etwa doch???). inzwischen habe ich auch gefuellte, wobei ich dir recht geben muss, dass man von oben den unterschied kaum sehen kann.... sicher kein grund, einen kredit fuer den zukauf seltener arten aufzunehmen:))noch schlimmer soll es ja angeblich mit japanern und leberbluemchen sein - da werden phantasiepreise bezahlt, die nur noch von edeluhren etc. zu schlagen sind:)

    AntwortenLöschen
  15. Schneeglöckchen sind toll und die verschiedenen Sorten sowieso ;)

    Mal wieder ein interessanter und schöner Post,

    lieben Dank und liebe Grüße,
    Sandra

    AntwortenLöschen
  16. ja wirklich, einen sehr schönen Blogeintrag hast du geschrieben. Macht immer wieder Spaß bei dir zu lesen. Schneeglöckchen sind für mich auch ein Mysterium. Oft wunder ich mich an welchen Stellen sie wachsen und wie sehr sie manche Orte aufwerten können...egal ob besonders oder nicht. Jede einzelne Pflanze unterscheidet sich ja doch von der anderen wenn man genau hinschaut ;-) Aber wenn ich mal eine lila-gelb-karierte sehen sollte, sag ich Bescheid ;-)

    Liebe Grüße aus´m Norden!

    AntwortenLöschen
  17. Auch im ausgeflippten Berlin finden sich zurzeit nur die Normalos. Aber schön sind sie allemal. Deine Geschichte ist wieder herrlich und ich werde mal in den hintersten Büschen Ausschau halten. Wenn ich eine Varietät entdecke, lade ich sie ein, mich in meinen Garten zu begleiten. Mitschnacken, sozusagen.

    Liebe Grüße und ein schönes Wochenende
    Jo

    AntwortenLöschen
  18. Schneeglöckchen habe ich inzwischen massenweise. Einen ganzen Batzen hab ich aus dem aufgegebenen Garten meiner Mutter übernommen (und gleich geteilt), viele meiner eigenen Horste zum x-ten Male ge- und im Neubaugarten verteilt (ich hab nämlich in unserem Noch-Garten seeehr guten Humusboden, der die Grüppchen schnell wachsen lässt). Zwar hab ich mittlerweile drei Sorten (eine davon ist auch so gefüllt, wie die von Dir gezeigte), aber ich mag sie alle gleich gern - Hauptsache viele :o). Für mich sind Schneeglöckchen und Wildkrokusse deshalb so besonders wertvoll, weil sie die ersten sind, die das Ende des Winters anzeigen.

    AntwortenLöschen
  19. Liebe Elke
    Ein toller Post so am Montagmorgen ... also ich werde mich auf jeden Fall dran machen, ein paar der unsrigen Schneeglöckchen zu versetzen, irgendwo in den Rasen - am besten, wenn mein Mann es nicht sieht, sonst verdreht er wieder einmal mehr die Augen - du weisst schon von wegen "meine Güte, was macht denn die jetzt wieder " *Grins*.
    Hm, ich befürchte, auch in meinem Garten gibts keine Raritäten - aber auch ich finde sie allesamt wunderhübsch und ich glaub, sie sehen wirklich gleich aus wie die deinigen.
    Ich wünsch dir einen guten Wochenstart und schick einen lieben Gruss
    Ida

    AntwortenLöschen
  20. ahhh sind das schöne Bilder von Deinen Galanthus!
    Viele Grüße von Renate

    AntwortenLöschen
  21. Liebe Elke,-
    eher zufällig bin ich über den Schweizer Garten in deinem Bielefelder Garten gelandet.
    Vielleicht entdecke ich dich einmal, wenn ich durch den Bürgerpark spaziere.
    So schliesst sich der Kreis ;-)
    Du hast einen wunderschönen und interessanten Blog,- es wird nicht das letzte Mal gewesen sein, dass ich bei dir vorbei geschaut habe.
    Herzliche Grüße aus dem Westen
    Sigrid

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Hallo Sigrid!
      Toll, dass jemand aus Bielefeld mitliest!
      Ich wohne im Osten, im Bürgerpark bin ich aber auch manchmal - das Staudenbeet oben an der Wertherstraße ist zu schön. Und wenn man schon da ist, kann man ja auch noch in den Rosengarten schauen.
      Viele Grüße
      Elke

      Löschen
    2. Mit dem vorherigen Gärtnermeister war es dort wirklich ein Traum,- seinem Nachfolger fehlt wohl noch ein bisschen mehr Herzblut.
      Aber ich liebe es, dort zu sitzen, besonders dann, wenns draussen etwas wärmer ist.
      Ich habe meinen Garten "zurücklassen" müssen, von daher ist der Park zu meinem Ersatzgarten geworden.
      Und deinen Tipp mit dem Fenstergemüse,- den werd ich umsetzen, das hat mir gefallen.
      Viele Grüße in den Osten ;-)
      Sigrid

      Löschen
    3. Hallo Sigrid,
      der Rosengarten gefällt mir auch nicht so 100%ig. Ich mag lieber Rosen inmitten von Stauden, und dort sind es ja hauptsächlich reine Rosenbeete. Aber trotzdem, zum Blüten-Fotografieren ist es ganz nett dort.
      VG
      Elke

      Löschen
  22. Wow, schöne Fotos! Es lohnt sich doch, bei Pflanzenblogs mal die Empfehlungen durchzuschauen: Über drei Ecken bin ich hierher gekommen und werde wieder reinschauen...
    Sonnige Grüße!

    AntwortenLöschen
  23. Hallo Elke,
    seitdem wir Galanthophile im Freundeskreis haben, schaue ich auch jedem Schneeglöckchen unter den Rock ;-). Wir haben aber auch nur die ganz gewöhnlichen. Und davon reichlich :-). Ich finde, sie sind trotzdem etwas ganz besonderes und wir mögen sie sehr. VG Brigitta

    AntwortenLöschen

Mit der Nutzung der Kommentarfunktion erklärst Du Dich mit der Speicherung und Verarbeitung Deiner Daten durch diese Website einverstanden.