Freitag, 15. Februar 2013

Scharfe Sachen

Sie ist die schönste aller Hexen. Mal schlank, mal pummelig, kann sie einfach alle Farben tragen. Am liebsten natürlich Grün. Und gerade Männern scheint sie reihenweise den Mund wässrig zu machen, vor allem wegen ihrer inneren Werte: Die scharfe Chili-Schote.



Brandgefährlich zu essen ist scheinbar plötzlich in aller Munde. Wie kommt das, fragt man sich. Gerade die Herren der Schöpfung liefern sich regelrechte Wettkämpfe, wer am längsten gute Miene zum scharfen Spiel machen kann. Auf Parties wird gern Chili-Schnaps oder anderes schmerzhaftes Zeugs zum Verköstigen angeboten, Schadenfreude inklusive - bloß nicht das Gesicht verziehen, und auf gar keinen Fall Schwäche oder gar Tränen zeigen! Dann lieber heimlich kalte Milch trinken, bis die schlimmsten Qualen vorüber sind.

Ist die Scoville-Skala womöglich die letzte Mutprobe der Neuzeit, und noch dazu eine völlig legale? Nebenbei bemerkt muss ich sicher nicht erwähnen, dass der Erfinder der Schärfe-Skala natürlich auch ein Mann war, der gute Herr Scoville eben.

Jalapeño

Ich gebe zu, auch ich esse gerne scharf, aber ich schmecke gern noch die restlichen Zutaten im Essen. Dummerweise sind aber gerade Chili-Früchte so unglaublich adrett, farbenfroh und formenreich, dass ich schon ernsthaft überlege, dieses Jahr auch höllische Habaneros anzubauen, denn die haben sogar Eigengeschmack und produzieren nicht nur Schmerzen. Chilipflanzen können die Sammelleidenschaft entfachen wie kein anderes Gemüse. Wo normale Nutzpflanzen an Sortenarmut leiden und viele Varietäten in Vergessenheit geraten oder gar aussterben, kann das den Chilies wohl kaum passieren, denn die sind einfach Kult und werden von Anhängern rund um den Globus verehrt und vermehrt. Der Schärfe wegen. Auch hier scheinen die Züchter wieder hauptsächlich Männer zu sein?

Jalapeño


Egal, der Anbau ist jedenfalls richtig einfach und macht Spaß. Jetzt ist der Zeitpunkt genau richtig, um mit der Aussaat zu beginnen. Erfolgserlebnisse stellen sich am ehesten mit Jalapeños und Verwandten (Capsicum annuum) ein, sie keimen zuverlässig und wachsen so rasch, dass sie noch im selben Jahr Früchte tragen. Ab spätestens Mai kann die Pracht auf der Terrasse herumlungern, wo in der vielen Sonne die Früchte auch an Aroma gewinnen und hübsch rot werden. Umbringen kann man die Pflanzen zuverlässig mit zuviel Wasser im Übertopf. Außerdem müssen die Nachtschattengewächse im Herbst zum Überwintern in die gute Stube, denn sie sind echte Frostbeulen und mit allem unter 5°C extrem unzufrieden. Falls sich in der Sommerfrische die leidige Seiltanztruppe namens Spinnmilben eingefunden hat, kann man sich auch gern von den Pflanzen trennen und lieber einen Neuanfang aus Samen wagen. Gesunde Exemplare aber sind durchaus mehrjährig zu kultivieren.

Alles in allem sind Jalapeños robuste und fruchtbare Sträucher - einfacher im Umgang als Tomaten, auch handlicher. Dafür bringen uns die Paradeiser allerdings auch nicht zum Weinen.






Zum Glück ist  Jalapeño-Schärfe aber ganz leicht zu dosieren: Es gibt drei Stufen, die je nach Sonneinstrahlung, der die Früchte ausgesetzt waren, variieren können:

1. Stufe: Sehr scharf: Ganze Frucht zerhacken und ins Essen werfen - und bloß nicht heulen, ich hab euch gewarnt!
2. Stufe: Mittelscharf: Frucht feinsäuberlich entkernen, die Samen kann man ja dann weiterverschenken oder aussäen. So wird die Sache schon viel milder.
3. Stufe: Für ganz Vorsichtige: Werden auch noch die weichen Häute entfernt, an denen die Samen wachsen, schmeckt es oft nur noch nach Paprika. Das ist aber langweiliger und beim besten Willen nicht mehr als Mutprobe zu werten.

Nachher auf jeden Fall gut Hände waschen und sich nicht die Augen reiben, denn das brennt in jedem Fall, auch wenn die Suppe nur wenig schmerzhaft ist.

Zu guter Letzt noch ein Tipp, wie man überzählige Früchtchen NICHT konservieren kann: Rohe Schoten im Ganzen durch den Mixer ziehen und unter Speise-Öl einschließen. Funktioniert im Kühlschrank höchstens wenige Wochen ohne grauslige Gärung - und echter Chilischnaps geht anders.



Das in den Chilis enthaltene Capsaicin soll übrigens wie Schokolade die Endorphin-Produktion anregen. Und das kann ja auch Frauen nicht schaden, oder?

16 Kommentare:

  1. Da ist mir Schokolde entschieden lieber. :-))

    Ich weiß, Chilis sind modern, anders kann ichs nicht nennen. Irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, daß die echt alle gegessen werden. In unsere Family mag überhaupt niemand scharf.Und so bleibt es mir erspart Chilis zu säen. Ich tobe mich mit Paprikas aus.....

    lg Frieda

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  2. Ich muss schon zugeben, du füllst die Winterzeit mit schönen Beiträgen.
    Liebe Grüße vom Frollein

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  3. Hallo Elke,
    sieht je sehr ähnlich wie Paprika aus (wovon wir alljährlich eine gewisse Ernte haben). Würde ich mir aber nicht antun wollen, Chili zu pflanzen, denn soooo hartgesotten bin ich auch nicht, dies essen zu wollen. So etwas scharfes wird im übrigen in unserer ganzen Familie nicht gegessen.

    Gruß Dieter

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  4. Oh ja, ich werde heute noch mit der Aussaat beginnen.
    Chilis für Endorphine, am liebsten in Verbindung mit Schoggi! Mmmmmmhhhhhhhh!!!
    Lieben Gruß, Doris

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  5. Liebe Elke,
    genau das habe ich heute vor! Endlich darf ich was säen...
    Was mich sehr beruhigt, ist, dass Du auch die nette Erfahrung mit der Chili-Gärung gemacht hast. Das, was so viele als ultimative Lösung für das Verarbeiten von zu vielen Chilis anpreisen, hat bei mir nach genau 4 Wochen seinen Aggregat- und damit meinen Gemütszustand geändert!

    Danke und liebe Grüße
    Dagmar

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  6. Ich trockne meine Chillis und verwende sie meistens am Stück, da kann man sie beim Essen einfach wieder rausfischen. Das schöne ist ja, dass die auch in schlechten Sommern reif werden, im Gegensatz zu Paprika (im Freiland)
    Und ich liebe Schokolade mit Chilli, und dank dir weiß ich jetzt auch, warum mir das so gut tut :-))

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  7. Janz schöööö scaaaaarf Dein Post :o). Ich mag's auch gerne ein bisschen scharf, aber was sich da manche Menschen antun ist einfach nur dämlich und mit Genuss kann das wohl kaum noch was zu tun haben. Aber jedem nach seinem Gusto so lange man mich da raushält :o).
    Ja, ja, das mit dem Umbringen klappt ganz gut bei den kleinen Roten... ich hab auch schon das eine oder andere Pflänzchen auf dem Gewissen.
    Freue mich auf die Zeitschriften. Du hättest Du auch gerne ein paar Englische... könnte Dir noch ein paar zusammensuchen (zurück schicken musst Du die natürlich nicht.)
    Wünsche Dir ein gemütliches Wochenende.
    En liebe Gruess
    Alex

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  8. Ich mags gar nicht so scharf, aber ich mag die Pflanzen und GG freut sich, wenn ich sein essen auch ml schärfer mache.
    Bei mir keimt gerade eine Baumchili (Rocoto). Czeck Black und eine unbekannte Mischung lassen noch nichts von sich blicken:)
    Ich gebe gehackte und getrocknete Chilis übrigens gerne an meine Gewürzmischungen. So esse ich nicht so scharf, bringe aber ein wenig Würze rein.
    Schön hast Du das wieder geschrieben.
    LG Cordula

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  9. Hallo Elke.
    Schön sind deine Chilipflänzchen anzusehen.Gesund und knackig.
    Ich mag Chili nicht sonderlich ist mir zu scharf,und wie du schreibst es übergeht die anderen Zutaten.Jeder wie er es mag und wie er es für richtig hält.
    Schönen Abend und schönen Sonntag.Liebe GRüße Jana.

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  10. die endorphine hol ich mir woanders, aber ich ziehe auch jedes jahr wieder ein oder zwei sorten chilis heran, einfach, weil sie huebsch aussehen. wir essen gern gut gewuerzt, aber nicht scharf, und den geschmack von habaneros kann man ja kaum noch wahrnehmen, wenn einem schon so das blech wegfliegt:) ich habe meine chilischoten vom letzten jahr mit viel tomate zu einer sauce gekocht, aber die wird in so winzigen mengen als wuerze genutzt, dass ich vermutlich noch 10 jahre mit dieser ernte hinkomme:)

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  11. Liebe Elke,

    lieben Dank für diesen interessanten Post, ich liebe deine Posts ;)

    Ich habe meine Chillis auch schon ausgesät, die ersten Keimlinge sind gestern "geschlüpft", ich freu mich schon total.

    Wundervolle Bilder,
    lg Sandra

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  12. Ich säe gerne Chilis aus, aber nur milde. Mit den scharfen Früchtchen kann ich eher weniger anfangen.

    lg kathrin

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  13. Liebe Elke,

    ich baue schön seit vielen Jahren Peperoni an und ich habe sehr gute Erfahrungen mit dem aussäen. Von nun bereits 15 Jahren Peperoniaufzucht und -ernte hatte ich nur ein Jahr, in dem ich nur wenige Früchte hatte. Ich fange immer Ende März an und hoffe auf einen sonnigen Sommer.
    Die Schärfe denke ich kommt nicht nur von der Sorte sondern die Sonne spielt die wichtigste Rolle. Ich habe drei verschiedene Sorten probiert und Erfolg gehabt :) ... einfach eine tolle Pflanze!

    Liebe Sonntagsgrüße von Senna

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  14. Hallo Elke,
    witzig, gerade eben habe ich Chili- und Paprikasamen in Erde schlummern gelegt...;-) Ich lasse die Früchtchen immer trocknen und zermahle sie in einer alten elektrischen Kaffeemühle, so bekomme ich dann gut dosierbares und haltbares Chilipulver. :-)

    Liebe Grüße, Bärbel

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  15. Liebe Elke,
    auch wir essen gerne scharf, schon lange Jahre - und ich kenne auch einige Frauen, die es gerne scharf haben;-)
    Die Sortenvielfalt ist eine wirklich verführerische Sache: Jedes Jahr probiere ich neue Sorten von mild bis Hölle aus, denn, wie du schreibst, sie sind so schön anzusehen! Was zuviel ist wird getrocknet, eingelegt, eingefroren und auch verschenkt.
    Was den Geschmack betrifft: Es gibt viele Sorten mit einem Eigenaroma. Ich mag zB alle gern, die schön fruchtig-scharf schmecken! Meine Chilis haben schon gekeimt, ich "bemuttere" sie jeden Tag, bis ich endlich die Tomaten aussäen darf;-)
    Liebe Grüße
    Margit

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  16. Hmm hmm hmm - bei uns ist es genau umgekehrt! Meine Männer sind die Süßen und ich bin schon immer eine ganz Scharfe gewesen *lach*

    Liebe Grüße
    Sara

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