Sie ist die Zicke unter den Pflanzen, das Fräulein-rühr-mich-nicht-an des Grünzeugs. Jeden Annäherungsversuch unterbindet sie mit einer gekonnten Stichprobe ihrer Wehrhaftigkeit. Die meisten Weidetiere meiden sie, verzichten gern auf das Prickeln auf der Zunge. Auch wir Gärtner lieben sie nicht gerade, dabei bekommen wir ihre Samen oft kostenlos eingeflogen, aber mehr als uns lieb wäre: Auf offenem Boden kann sie lästig werden, in dichtbewachsenen Staudenbeeten hat sie aber nicht den Hauch einer Chance. Trotzdem macht es uns die Distel schwer, sie ins Herz zu schließen.
Dabei können die Pflanzen durchaus hübsch sein, die Blüten wie Puderquasten in leuchtendem Lila. Hummeln besuchen sie gern. Distelfinken mampfen die Samen, Raupen fressen sich trotz Bewaffnung durch das Laub.
Die Nickende Distel (Carduus nutans) ist eine besonders hübsche Art mit bescheiden geneigten Köpfen und vom Aussehen her durchaus gartenwürdig. Sonnige, trockene Plätze mag sie gern. Mit dem Sprung über den Gartenzaun täte man ihr einen großen Gefallen, denn ihre Bestände sind rückläufig.
Wer erst einmal testen möchte, ob er mit der kratzbürstigen Art der Disteln im Garten zurechtkommt, der sollte es zunächst mit der zweijährigen Mariendistel (Silybum marianum) probieren. Sie lässt sich leicht aus Samen ziehen und besticht durch weiß gezeichnetes Laub, das den Winter über die Beete schmückt. Ihre violetten Blütenköpfe sind besonders imposant. Die Samen werden von Sumpfmeisen gern geplündert, da sie fettreich und groß sind.
Ebenfalls zweijährig ist die Eselsdistel (Onopordum acanthium) - sie ist groß wie ein Esel und grau wie ein Esel. Mit ihrer mannshohen Gestalt ist die graue Eminenz eine Ausnahmeerscheinung im Pflanzenreich und macht als Solitär soviel her wie ein Kandelaber-Kaktus. Durch ihre herausragende Größe hat sie besonders viele Rasierpinsel-Blüten.
Langlebiger ist die Purpur-Kratzdistel (Cirsium rivulare 'Atropurpureum), eine sterile Züchtung der feuchte Plätze liebenden Wildart. Mit wehrhaften Sämlingen, die sich überall breit machen, ist bei dieser Auslese also nicht zu rechnen.
Ähnlich und besonders edel, aber nicht heimisch
sondern aus Japan, ist Cirsium japonicum. Die Staude ist von hoher
Gestalt mit weinroten Blüten, die von Hummeln geliebt werden - und auch wohl von Blattläusen.
Im Null-Euro-Beet hat mich dieses Jahr die Gewöhnliche Kratzdistel (Cirsium vulgare) beehrt. Obwohl sie meine Avancen mit bösen Stichen quittiert hat, habe ich ihr den Platz von Herzen gegönnt - zu schön waren ihre rosa Bürstenköpfe.
Ja, Disteln sind Diven, aber das sind Katzen auch mitunter, und die mögen wir schließlich. Wir sollten öfter Platz schaffen in unseren Gärten für die Femme Fatale unter den Pflanzen - man muss sie ja nicht gleich kuscheln wollen.
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Zum Abschluss noch eine Buchbesprechung zu "Mach mir den Garten, Liebling!: (K)ein Landlust-Roman" von Ellen Berg, erscheinen 2015 im Aufbau-Verlag.
Die Handlung: Luisa lebt nur für ihre Arbeit, für anderes hat sie keine Zeit. Ihre Tante, die in Italien weilt, hat ihr zwar ihren Schrebergarten anvertraut, doch Luisa hat ihn lieber einem Auftragsgärtner zur Pflege überlassen. Doch nun kommt ihre Tante zu Besuch und der Garten sieht aus wie ein Friedhof. In der Firma gibt es einen neuen Chef und Luisa muss um den Erhalt ihres Arbeitsplatzes und den ihrer Mitarbeiter kämpfen. Sie fängt an, den Garten wieder auf Vordermann zu bringen, lernt das Gärtnern zu schätzen und verliebt sich auch noch. Dazu gibt es einige Intrigen zu bewältigen.
Die Art und Weise, wie der Garten gerettet wird, ist nicht alltäglich. Es wird sich des Crowdfundings bedient und mit virtueller Währung bezahlt.
Das Ganze ist kurzweilig geschrieben und ich habe das Buch in einem Rutsch weggelesen. Viele Passagen, vor allem des Büroalltags, waren witzig erzählt. Die Szenen mit dem Garten haben mich weniger überzeugt. Warum zum Beispiel die Buchsbäume als Friedhofsgewächse bezeichnet werden und weg sollen, passt nicht zum aktuellen Buchstrend, zumal sich die Pflanze jedem Gartenstil unterordnen kann. Und warum gibt es gleichzeitig Magnolienblüten und Tomaten?
Im Grunde war es eine lustige, leichte Lektüre, aber zum Gärtnern hatte ich mir mehr Kompost-Slapstick und mehr Handfestes erhofft.
Auch wenn sie ein wenig kratzbürstig sind, sind Diseln eigentlich wundervolle Pflanzen!!!
AntwortenLöschenDas Buch könnte mir auch gefallen! Hört sich auf jeden Fall ganz interessant an!
Viele Grüße von
Margit
Das Buch wollte ich mir noch zulegen....hatte es schon in der Hand, nur den Gutschein nicht dabei....:-)) Ellen Berg schreibt immer so lustig...
AntwortenLöschenIch glaube, ich muss im Frühjahr mal etwas achtsamer durch den Garten gehen...die Disteln werden bei mir meistens mit dicken Handschuhen und Unkrautstecher entfernt. Ich wollte mir letztens Samen von der Marinedistel besorgen...nur sind sie leider zweijährig und ich so ungeduldig...:-))
LG Sigrun
Sehr interessant und faszinierende Fotos! Bis jetzt habe ich immer alle Disteln herausgerissen, wenn ich sie denn alle erwischt habe. Dieses mannshohe Ding (jetzt weiß ich endlich, daß sie auch einen Namen hat) fühlt sich in unserem Garten auch wohl.
AntwortenLöschenAber nun werde ich sie mal stehenlassen.
Das Buch könnte mich auch interessieren. LG & schönes Wochenende
Christiane
Und vergiss die Karden nicht! Pinselblüten, anmutig aufrechte Gestalt - und die runden Samenköpfe sehen gerade jetzt wunderschön aus. Ich versammle sie in Kleingruppen, dann sieht der Fruchtschmuck besonders schön aus. Und sie retten das Überleben der Distelfinken.
AntwortenLöschenEine wahre Liebeserklärung an die Distel. Ich kann es gut verstehen, denn in diesem Jahr habe ich auf einer Viehweide viele davon gesehen und sehr schöne Macro-Bilder davon gemacht, da sie sehr viele interessante Facetten bieten kann. Ausserdem sind sie wunderbare Schmetterlingspflanzen und für diese habe ich in meinem Garten einen eigenen Wildblumen-Bereich angelegt. Dort darf alles wachsen, was auf Feld und Wiese auch so wächst - so auch die Wehrhafte - die Distel.
AntwortenLöschenschön dass mal jemand die distel lobt!!
AntwortenLöschenhier am bahndamm wachsen karden - die mit den riesigen, dekorativen samenständen welche früher zum kardieren der wollstoffe verwendet wurden.....
ob ich mal eine ausgrabe?
xxxx
I had the green and white leaves in Porterville.
AntwortenLöschenSuch a pretty plant.
Till it tried to eat me!
Das Buch hatte ich mir auch schon notiert. An Distel habe ich leider nur die gartentauglichere Kugeldistel zu bieten. Die mag ich aber sehr, auch wegen der Farbe.
AntwortenLöschenLG Dagmar
Hm liebe Elke, du machst uns ja dieses stachelige Gewächs richtig schmackhaft, dazu noch so toll bebildert. Nun, ich für meinen Teil würde sie trotzdem nicht in den Garten holen wollen, definitiv zu stachelig ;-)
AntwortenLöschenLiebe Grüsse und hab einen schönen Sonntag.
Ida
Ich mag sie sehr, vornehmlich allerdings auf wilden Flächen :-) Dass eine Distel Nationalpflanze und auf Flaggen zu finden sein kann lernte ich als ich das erste mal in Schottland war. Die stilisierten Blüten gefielen mir besonders gut, sie zeiren dort alles mögliche und sind allgegenwärtig. Ach wie schön ist es Fotos aus der grün/lila Jahreszeit zu sehen, ich merke wie mir die schon jetzt die Farben fehlen!
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Elisabeth
Liebe Elek , wunderbar dass du eine Lanze für die Distel brichst. Der Vogel des jahre der Stieglitz heißt ja auch Distelfink. Und er liebt besonders die Karde. Dies verwildert auch gerne auf Böschungen, an Bahndämmen. Im Garten hatte ich schon die nickende Distel ausgesäht als sie die Pflanze des Jahres war. Und der Anbau war nicht so einfach, erst Vorsaat, im Jahr darauf blühte sie erst. Die Saat dazu verschickte ich an die Nabu zum Verwildern auf Ödflächen. Ich wollte sie nicht so gerne dauerhaft haben , da Enkel auf dem Rasen laufen.
AntwortenLöschenAber mein Favorit ist eine kleine blaue Distel mit silbernem Laub, die sich immer wieder selbst versamt im Rosenbeet. Bei Gaissmeyer fand ich sie unter dem namen Blaukappe, kleiner Mannstreu. Daran sitzen viele Hummeln, Bienenarten, Davon kann ich dir auch gerne Saat schicken im nächsten Sommer. Und bestellt ist nun noch eine Purpur Kratzdiestel . Liebe Grüße von Frauke
Bestellt habe ich nun noch eine
Hallo Elke,
AntwortenLöschengrad heute sah ich an einem Weidenzaun eine blühende, reifbedeckte Distel stehen und etliche Sämlinge dazu...deine Aufnahmen der stacheligen Diven sind klasse.
LG Marita
Hallo Elke,
AntwortenLöschenich hoffe Du bist gut in das neue Jahr gestartet - alle lieben und guten Wünsche von mir.
Nach einem langen Winterurlaub (oder ist das Sommerurlaub, wenn am Reiseziel gerade Sommer ist? ;-) sind wir nun wieder in der (kalten) Realität und im Alltag angekommen.
Dein Beitrag über die Disteln gefällt mir ausgesprochen gut, sehr interessant und informativ. Wenn man mehr Platz im Garten hätte, könnte man auch schön eine ganze Ecke einrichten mit diesen kratzbürstigen Gesellen einrichten...könnte ich mir schön vorstellen. Aus Frankreich hatte ich mir im Sommer Samen einer hübschen Distel mitgebracht, mal sehen ob die Aussaat Erfolg hat.
Mit dem vorgestellten Buch hatte ich auch schonmal geliebäugelt - aber so wie es klingt, wurde dieses wohl von (k)einem wirklichen Gartenliebhaber geschrieben...
Winterliche Rosengrüße von Christine (die den Frühling kaum erwarten kann...)
PS. Danke übrigens für den netten Kommentar und den Hinweis mit dem Buch...wenn ich mal in Ruhestand bin und die Kinder aus dem Haus würde mir das sicher viel, viel Spass machen...
Liebe Elke,
AntwortenLöschenwie immer witzig geschrieben und - ich werde es mit der Mariendistel aufnehmen :))
Mal sehen, wer kratzbürstiger ist
Ich hoffe, bei Dir ist alles gut?
Viele Grüße von Renate
Hallo liebe Elke,
AntwortenLöschenwas für wunderschöne Bilder und ein toller Text :) Hast du auch Erfahrungen mit der Färberdistel gemacht? Die wollte ich in diesem Jahr aussäen, aber ich habe noch überhaupt keine Ahnung von Disteln und finde auch nur wenige Informationen darüber :( Hoffentlich ist sie nicht zu kratzbürstig zu mir :)
Ganz liebe Grüße, Hannah
Die Distel wär nicht so meins.
AntwortenLöschenAllerdings sind deine Bilder toll!
Aber den Roman werd ich bestimmt im Urlaub lesen.
Ich mag die Bücher von Ellen Berg - sie sind
einfach so schön kurzweilig.
Liebe Grüße Urte :-)