Samstag, 13. Oktober 2018

Im Frühtau zum Berggarten

Es gibt öffentliche Gärten, die guckt man sich im Vorbeigehen an und vergisst sie alsbald wieder, wenn uns nicht gerade ein Eichhörnchen anspringt oder eine kulante Katze kuschelbereit um die Blumenbeete schleicht. Und dann gibt es die, die auch ohne Menschen, Tiere, Sensationen so schön sind, dass man immer wieder hin möchte und sich auf jeden Besuch unbändig vorfreut, sogar, wenn es Eintritt kostet.

So ein Kandidat ist der Berggarten in Hannover, der gegenüber vom großen Herrenhäuser Garten liegt. Der Große ist natürlich auch schön, aber seine Reize sind eher aus der Vogelperspektive hinreichend zu würdigen. Der kleine Brudergarten ist dagegen botanisch ausgerichtet und erfreut zur Zeit mit den schönsten Präriebeeten außerhalb Amerikas. Der Eintritt ist mit 3,50 Euro nicht zu viel für soviel Glanz und Gloria.




Links Solidago rugosa 'Fireworks', mittig Sonnenhut und Prunkwinde, rechts Cassia hebecarpa:












Die Namen der Pflanzen sind meistens auch ausfindig zu machen, da der Großteil akribisch beschriftet ist. Sehr gut. Bei den Bäumen ist sogar oft das Pflanzdatum vermerkt. Der Hahnensporn hier ist also schon über 50 Jahre alt und durfte letztes Jahr hoffentlich tüchtig Geburtstag feiern.


Überall findet sich ein Eckchen, wo man ungestört sitzen kann, zum Beispiel im Pergolagarten oder hinten im waldigen Bereich, oder hier mit Blick auf die alten Zierkirschen:



An manchen Wegbiegungen lauern richtig Charmeure, wie das Kletterherzchen (Dicentra scandens), das sich tatsächlich an einem Spalier meterhoch hangelt - das Tränende Herz ist sicher stolz auf diese Verwandtschaft, die es zu Höherem gebracht hat. Die Blüten sind fröhlich gelb und erinnern auf den ersten Blick an gelben Lerchensporn. Der ist des Kletterns aber nicht so mächtig.


Auch eine nette kleine Szene für das Familienalbum: Die Krötenlilie ruht sich auf Lungenkraut und Purpurglöckchen aus und bettet ihr edles Haupt im Staudenbeet.


Die Aronia testet hier gerade ihre Tauglichkeit als Trockenobst, während der Korkspindelstrauch sehr aufdringlich errötet ist.



Es gibt große Kunst  - hier eine Herde Pinsel in den Rasen gepflanzt (im Bild daneben farblich passend der Katzenschwanz Bulbine frutescens):


... und auch Kleinkunst zu bewundern. Der Künstler dieses filigranen Blattwerks war unauffindbar, vermutlich nur ein Gastauftritt oder die Gage war zu schlecht.



Kerzen-Knöterich mit Gräsern:


Ungewöhnlich für Oktober: Fingerhut und Tintlinge einträchtig beeinander im selben Beet:


An den Gewächshäusern findet man Formalitäten: Saisonale Beete mit akribisch in Mustern gepflanzten Sukkulenten, daneben Kakteen und Kohl:



Fuchsien mit Efeu, rechts Euphorbia palustris:


... und immer wieder Astern:


Herbstkrokusse, um diese Jahreszeit wie es sich gehört ohne Laub:



Doch trotz aller Attraktionen hat der Berggarten ein Problem - vor allem für Frauen. Die Toilette liegt nämlich vor dem Kassenbereich und so muss man ganz lieb bitten, um mal kurz außerhalb des Gartens Dringendes zu erledigen und dann möglichst ohne noch mal Eintritt zu zahlen (und Schlange zu stehen) wieder eingelassen zu werden. Nur nicht aufgeben, Fragen lohnt auf jeden Fall, bevor man am Ende noch die Gewächshäuser verpasst, weil's allzu dringlich wird. Schließlich ist man ja nicht alle Tage im Berggarten...

9 Kommentare:

  1. Danke für die schönen Bilder!
    Die Krötenlilie ist bei mir nicht heimisch geworden, was mich bei deiner Aufnahme wirklich reut...
    Herzlichst
    yase

    AntwortenLöschen
  2. Der Berggarten scheint sich mit seiner Bepflanzung ja besonders gut für einen Herbstbesuch zu lohnen. Ein tolles Motiv ist der Knöterich vor den Gräsern und Fingerhut im Herbst ist ja schon erstaunlich...Pilze fallen hier dieses Jahr komplett aus.
    LG Sigrun

    AntwortenLöschen
  3. Was für wunderbare herbstliche Eindrücke, Elke... da lohnt sich ein Besuch unbedingt. Danke für's Mitnehmen und den Gartentipp. ;-)
    Lieben Gruß, Marita

    AntwortenLöschen
  4. Liebe Elke, das sind fantastische Bilder! Ich bin ganz begeistert. Vielen herzlichen Dank für's Zeigen

    LG Kathrin

    AntwortenLöschen
  5. Liebe Elke,
    Wahnsinn, dieser Ort schäumt über vor lauter energiegeladener Herbstfreuden. Ich bin wohl ebenso fasziniert, wie du. Die alte Zierkirsche ist ein Wunderbaum und die Kombination von Knöterich und Gräsern wird wohl im kommenden Jahr auch bei mir einziehen müssen. Danke dir du Liebe und eine feine Zeit
    Elisabeth

    AntwortenLöschen
  6. Guten Morgen Elke,
    den Bildern nach zu urteilen warst Du also erst vor einigen Tagen da? Das sind wirklich wieder wundervolle stimmungsvolle Fotos und herrliche Texte! Da bekomme ich fast etwas Sehnsucht gleich heute für ein paar Stunden dorthin zu fahren. Aber unser Garten braucht uns heute nochmals für Gieß- & Aufräumarbeiten, an diesem wohl letzten herrlichen 'Spätsommertag'. Und auch unsere Katzenmädchen wären sicherlich so gar nicht begeistert, wenn wir sie heute nochmals am Morgenspaziergang hindern würden und sie im Haus bleiben müssten ...
    Der Eintritt scheut mich/uns auf jeden Fall nicht. Ist ist eher erstaunlich, dass der Besuch so viele Jahre lang kostenlos war. Aber auch wenn der Garten zu dieser Zeit wirklich toll ist - vor x-Jahren hatten wir ihn auch einmal im Spätsommer besucht, so mag ich ihn doch viel lieber im Frühjahr so etwa bis zur Rhododendronblüte: Die Zwiebelblumen, Wiesenflächen und Frühlingsstauden - das hat mich immer wieder viel mehr fasziniert. Und aus den Anfangsjahren unseres Gartens gibt es immer noch ein paar Pflänzchen, die ich dort gesehen habe, und die bis jetzt noch immer auf der Wunschliste geblieben sind. Es wird wirklich mal Zeit Listen und Realität nach über 20 Jahren zu überprüfen. Denn vielleicht bietet unser Garten - nach dem Verlust der alten 3 herrlichen Apfelbäume und der Mirabelle - nun wieder besser geeignete Standorte für die restlichen Pflanzen auf meiner ganz alten Wunschliste ;-)
    Falls es Dich irgendwann mal wieder in den Berggarten zieht, melde Dich doch mal vorher …
    Ich wünsche Dir einen wundervollen Gartentag!
    VG Silke

    AntwortenLöschen
  7. Liebe Elke,
    ein toller Ort ist das. Die Bilder sind auch wunderschön, besonders die mit Aronia und Korkspindelstrauch, weil dort die herbstliche Färbung so gut ausgedrückt ist. Ich mag diese warmen Farben.
    Eine schöne Zeit und liebe Grüße
    Loretta

    AntwortenLöschen
  8. Hallo Elke,
    ich muss ja gestehen - ich bin eigentlich kein Herbst-Kind. Aber bei DER Blütenfülle... Einfach herrlich!
    Viele Grüße,
    Krümel

    AntwortenLöschen
  9. Eine Farbenexplosion bevor alles irgendwann einmal ins Triste versinkt, super. Ja, es ist immer noch sommerlich bei uns, die Temperaturen bewegen sich immer noch im 27° Bereich. Vielen Dank für diesen Ausflug in den herbstlichen Garten.
    Lieber Gruß
    Edith

    AntwortenLöschen

Mit der Nutzung der Kommentarfunktion erklärst Du Dich mit der Speicherung und Verarbeitung Deiner Daten durch diese Website einverstanden.