Samstag, 24. Oktober 2020

Das Mulch-Mysterium

Seit ich meinen Walzenhäcksler habe, diesen gefährlichen Allesfresser unter den Gartengeräten, geht es mir und meinem Garten deutlich besser. Ich muss nicht mehr mühsam vornüber gebeugt die abgeschnittenen Äste mit der Schere vorkauen, um sie möglichst alle in die Biotonne zu bekommen, und dann in die Tonne steigen und auf dem Schnittgut waghalsig herum hüpfen, um es noch mehr zusammen zu quetschen, damit mehr reinpasst.

Jetzt kann ich die Äste einfach durch den Häcksler drücken und bekomme schön klein geschredderten Mulch gratis. Alles, was ich dem Garten nehme, erhält er postwendend zurück in Form von Gehacktem. Ich verteile das Schreddergut auf den Staudenbeeten und unter den Sträuchern, auch der Topf mit der Himbeere bekommt immer eine eigene Mulchdecke ab.

 

Das Pfaffenhütchen wurde nicht geschreddert, die Früchte haben die Vögel auf den Mulch geschmissen

 

Das hält die Feuchtigkeit im Boden und die Regenwürmer bei Laune. Diesen Sommer hatte ich wirklich den Eindruck, dass der Garten die Trockenheit länger ohne Gießen ausgehalten hat unter der Mulchschicht.


Auch finde ich immer wieder herrlich von weißem Pilzmyzel durchzogene Aststücke, kleine Hütchenpilze oder die Geweihförmige Holzkeule (Xylaria hypoxylon), die in einem winzigen Stückchen Holz aus meinem Mulch wohnt und  es zersetzt. Im Mulch findet die reinste Pilzparty statt.


Geweihförmige Holzkeule


Winzige Pilze auf einem Rosenblatt

Doch halt, war da nicht was? Beim Mulchen schwebt immer gleich das Schreckgespenst der Stickstofffixierung über dem grübelnden Gärtner. Droht wirklich eine Mangelernährung der Pflanzen durch das Mulchen, weil die zum Abbau der Holzhäcksel nötigen Mikroorganismen Stickstoff brauchen? Den bekommen sie jedenfalls nicht aus dem Mulch, der im Vergleich zu seinen holzigen Bestandteilen nur eine verschwindend geringe Menge Stickstoff enthält. Also entnehmen die kleinen Helfer ihn dem Boden. Nun haben wir den Salat: Solange die Mikroorganismen noch mit Holzknabbern beschäftigt sind, fehlt der Stickstoff den Gartenpflanzen. Und die werden uns das spüren lassen, indem sie gelblich und marode werden, so heißt es immer. Die Strafe folgt eben auf den Mulch, äh: Fuß.


Psst, unter dieser Mulchschicht schläft der Bärlauch

Manchmal macht der Häcksler Ketten aus den Ästen

Die Geweihförmige Holzkeule, dieses bizarre Wesen, ist also ein böser, kleiner Stickstoffräuber?

Soweit die Theorie der Stickstofffixierung. Als Abhilfe soll man einen Langzeitdünger, zum Beispiel Hornspäne, unter den Mulch schmeißen. Sie enthalten viel Stickstoff, allerdings wird der auch nicht sofort frei, die Hornspäne müssen ebenfalls erst gründlich verdaut werden.

Ein unlösbares Problem also und die Mulcherei schadet am Ende mehr als sie nutzt? Ich muss sagen, dass ich noch keinerlei Mangelernährung bei meinen Stauden und Sträuchern beobachtet habe. Im Gemüsebeet unter Starkzehrern wird das schon anders aussehen. Meine Waldstauden jedoch kennen sich aus mit einer dicken Laubschicht, die sich nur langsam zersetzt. Zum einen kommt Stickstoff teilweise auch über den Regen in den Boden (leider, muss man sagen, denn er reichert sich auf mageren Böden an, was in Naturschutzgebieten ein Problem ist), zum anderen werfe ich immer den gesamten Rasenschnitt auf die Beete. Und der zersetzt sich rasend schnell und liefert dabei eine gute Portion Stickstoff. Im Frühjahr bekommen alle Beete zusätzlich Kompost als Starthilfe.

Sämling vom Rauling, frisch gepflanzt und direkt gemulcht


Gefleckte Taubnessel mit Mulchschicht

Mulcht man über Jahre, ist der Stickstoffkredit auch irgendwann zurückgezahlt: Die alte Mulchschicht ist abgebaut und hat Humus und Stickstoff produziert, die neue kann nun schuldenfrei angegangen werden. Die Regenwürmer lieben außerdem mit belaubtem Astschnitt gemulchte Beete und tragen zusätzlich zu einem ausgeglichenen Nährstoffhaushalt bei. Ich glaube auch, dass die Gehölze die obere Schicht Mulch gar nicht kratzt, sie wurzeln längst in ganz anderen Sphären.

 

Wie sind eure Erfahrungen mit gehäckseltem Astschnitt auf den Staudenbeeten? Habt ihr eine Mangelernährung beobachtet?

11 Kommentare:

  1. Liebe Elke,
    Das beschriebene Phänomen habe ich im Vorgarten beobachten können, als ich völlig unbedarft den Boden mit Rindenmulch aus dem Baumarkt gemulcht habe. Da kann man fast zuschauen, wie dem Boden der Stickstoff rausgezogen wird. Jetzt mulche ich nur noch mit Schnittgut aus dem Garten und ich denke es liegt daran, dass das Schnittgut nicht so einseitig ist. Hier ist nicht nur Rinde, sondern auch Blätter und anderes dabei. Und da kommen sicher auch wieder genügend Nährstoffe mit in den Boden, weil die kleinen Bodenhelfer sich über so viel Vielfalt freuen.
    Liebe Grüße
    Steffi

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    1. Liebe Steffi,
      das denke ich auch, dass es die Vielfalt des Schnittguts ist. Da kommen viele unterschiedliche Holzarten zusammen und es ist auch Laub dran, was schnell zersetzt wird. Rindenmulch ist eben nur das eine und auch vom pH-Wert bestimmt nicht förderlich für viele Pflanzen.
      VG
      Elke

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  2. Hallo Elke,
    mulchen habe ich noch nicht versucht, vielleicht sollte ich das mal mit dem Rasenschnitt im nächsten Jahr konsequent an trockenen Beetstellen durchführen. Wir haben hier 2 große Biotonnen, die alle 14 Tage abgefahren werden, im Frühjahr hole ich mir dann für schmales Geld den Kompost von der Komposttierungsanlage. Ein Häcksler lohnt sich hier nicht wirklich, denn der anfallende Heckenschnitt etc. wird direkt vom Gartenpfleger im Frühjahr mitgenommen.
    Die filigrane geweihförmige Holzkeule habe ich noch nicht entdeckt...werd ich mal in meinen Beeten drauf achten, denn Pilze gibt es da auch.
    Lieben Gruß und ein feines Wochenende, Marita

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  3. Liebe Elke
    Wir haben uns aus vielerlei Gründen vor ca. 2 Jahren einen Häcksler gekauft. Ich finde es total praktisch frisch geschnittenes Gehölze gleich zu häckseln und als Mulch wieder zu verteilen. Zudem profitiert der Boden und zahlreiche Lebewesen von dieser Schicht.
    Hinterm Haus hatte ich zuvor fast jedes Jahr einige Säcke Rindenmulch auf den Wegen verteilt. Das fand ich immer etwas doof, soviele Säcke Einkaufen, auf den Wagen heben, vom Einkaufswagen ins Auto und zu Hause wieder rausheben und hinters Haus tragen. Dies entfällt nun alles.
    Und über Nährstoffmangel muss ich mir keine Gedanken machen. Unsere Laufenten verteilen regelmässig ihren Dünger auf dem Grundstück :o)
    Jetzt muss ich dann mal schauen, ob ich die geweihförmige Holzkeule bei uns auch finde. Die sieht ja toll aus.
    Liebe Grüsse, Esti

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  4. Liebe Elke,
    wir haben seit vielen Jahren einen Häcksler und unsere Erfahrungen sind nur positiv. Ich denke auch, die Vielzahl der Pflanzen die gehäckselt worden sind, geben den Ausschlag für einen guten Mulch. Das frische Schnittgut deportierten wir zunächst im Schatten vom Knöterich, entnahmen dann immer jeweils den schon fertigen Humus unten vom Gehäckselten, um damit unseren Garten zu düngen, Hornspäne waren ebenfalls immer mit dabei, meine Erfahrung, nur positiv. Nun hat unser Garten einen neuen Besitzer, wir haben Haus und den damit verbundenen Garten verkauft, den Häcksler hat der neue Inhaber gerne genommen. Im Laufe der Jahre hatte sich eine Menge Häckselgut angesammelt, die hat der Neue im anders gestalteten Garten großzügig verteilt und somit viel Geld für Rindenmulch oder andere Dünger gespart.
    Dies meine Erfahrungen aus fast 40 Jahren Gartenhäckslerzeit.
    Liebe Grüße
    Edith

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  5. mein Vater hat immer alles mit der Hand geschnitten ;)
    und ich habe es dann zum Grünschnitt gefahren
    gemulcht hat er nicht
    die Pilze sehen ja niedlich aus
    und die Holzkeule bizarr ;)

    von den Stickstoffproblemen hatte ich gar keine Ahnung

    liebe Grüße
    Rosi

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  6. Hallo Elke,
    da wir keinen Häcksler besitzen, kann ich kein Statement abgeben. Unsere Äste kommen auf die verschiedenen Totholzhaufen und verrotten dort gemächlich. Gemulcht wird mit Rasenschnitt und Herbstlaub, das klappt super und im Frühjahr gibts ne handvoll Hornspähne dazu. LG...Stephanie

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  7. Ich hab leider noch keinen Häcksler, aber ich sehe da eigentlich nur Vorteile. Mein Vater hat seine Äste gehäckselt und in die Erdbeeren geworfen. Die sind prächtig gewachsen.
    Alles soll doch im Kreislauf bleiben und nicht auf den Recyclinghof gefahren werden. Der Mulch hat nur Vorteile, vor allem in den trockenen Sommern. Meine Gemüsebeete bekommen immer Rasenschnitt, Kaffeesatz usw...alles was sich so findet.
    LG Sigrun

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  8. Liebe Elke,
    so einen Häcksler hab ich leider nicht.
    Aber bei meinen riesigen Astbergen wäre selbst
    der überfordert. Wir bestellen jedes Jahr für
    unseren Hof und Garten einen großen
    Container und der ist nach einem Monat
    Baum-, Wildwein-, Hecken-, Strauch- und Rosenschnitt
    übervoll. Meine Männer hüppen da dann auch immer drauf herum,
    um so viel wie möglich rein zubekommen.
    Ich lass zum Mulchen nur Herbstblätter auf den Beeten liegen.
    Ganz viele liebe Grüße sendet dir Urte

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  9. We prune, and chip, and mulch. My only issue is to remember to keep the mulch away from the trunk of shrubs and trees (that root flare disappears in the layers)

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  10. Wir häckseln auch seit ein paar Jahren und mulchen vor allem unter den Beerensträuchern, die kennen das ja so auch von "zuhause" aus dem Wald. Klappt wunderbar, düngt über die Jahre kostenlos, hält den Boden feucht und unterdrückt Unkraut.
    Ich wundere mich immer über die Gartennachbarn, die ihre wertvollen Rohstoffe zum Recyclinghof fahren. Habe letztens auch viele viele Schubkarren voll Hechselgut vom Gartennachbarn geholt, der damit nichts anfangen konnte. Ich kann Mulchen mit dem eigenen Häckselgut jedenfalls uneingeschränkt empfehlen. Es lockert auch den Rasenschnitt auf, der in feuchten Sommern dann doch mal auf den Kompost kommt statt ins Beet.

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