Samstag, 3. Oktober 2020

Papptöpfe - innovativ oder idiotisch?

Pappe statt Plastik, dieses Prinzip wird mittlerweile immer öfter eingesetzt. Papier ist im Gegensatz zu Plastik kompostierbar, doch ist es auch nicht so unschuldig, wie man auf den ersten Blick meinen könnte. Zwar ist Holz ein nachwachsender Rohstoff, kommt aber zu oft aus illegalen Quellen, wo wertvolle alte Wälder für die Papiergewinnung gerodet werden. Ein schwarzer Plastiktopf wiederum kann wegen seiner Farbe nicht recycelt werden und findet sich am Ende in der Müllverbrennungsanlage wieder, zusammen mit dem ganzen Restmüll.

 


Besser als neues Papier ist Altpapier, für das immerhin kein Baum gefällt werden musste. Mittlerweile gibt es nicht nur kompostierbare Pflanztöpfe für die Pflanzenkinderstube, also die Anzucht der Sämlinge bis zum Einpflanzen, sondern auch welche für den ganzen Sommer. Sie sind groß und bestehen aus dickem, braunem Altpapier. Ein bisschen rustikal sehen sie aus, wie aus einem Klotz Papiermatsch herausgemeißelt.

Doch taugen diese Naturburschen unter den Pflanztöpfen wirklich zum Aufstellen auf der Terrasse, um den ganzen Sommer etwa das Basilikum zu beherbergen? Ich habe es ausprobiert und mir auf der IPM in Essen (Internationale Pflanzenmesse) einen mitgebracht und im April Thymian darin ausgesät:

Der Hersteller schreibt, dieser Topf dürfe ruhig nass werden, trockne dann wieder und werde dabei wieder fest. Man müsse also keine Angst haben, nach dem Gießen oder nach einem Regenschauer ein nasses Häufchen Papierbrei auf der Terrasse vorzufinden.

Damit der Topf nicht untenrum beim Weichwerden auf dem Terrassentisch anpappt, habe ich ihn zur Sicherheit doch auf einen Untersatz gestellt. Im Mai sah auch noch alles ganz gut aus, der Thymian war gekeimt, der Topf noch gut aussehend:


 

Dann hat allerdings das Eichhörnchen Gefallen an diesem Topf aus Naturmaterialien gefunden, er passte ja auch farblich so gut zu seinem Fell und auch haptisch war er vielleicht ganz passend für das Nagetier. Jedenfalls hat es die Thymianansaat sabotiert und erst eine Walnuss im Topf vergraben, später dann wieder heraus geholt. Der Thymian war jedes Mal aufs Neue zerstört, sodass es nichts wurde mit prächtigem Küchenkraut, denn obwohl ich die Sämlinge immer wieder zusammengeflickt hatte, haben Schnecken ihnen am Ende den Rest gegeben.

 


Der Topf vor und nach der zweiten Gärtneraktion des Hörnchens im Juli:


Später säten sich Akeleien im Topf aus. Doch wie gut schlägt sich der Topf? Viel geregnet hat es im Frühling und Sommer ja nicht, sodass er nicht oft Gelegenheit hatte, durchzuweichen. Seine Form hält er bis heute tadellos. Attacken spitzer Meisenschnäbel, die den Rand aufgehackt haben, hat er auch standgehalten.

Das hier ist der Topf im August:


Die Außenseite jedoch sieht mittlerweile nicht mehr so appetitlich aus. Bei Pilzen steht Altpapier auf der Nahrungskette ganz weit oben, ist leichter zu verdauen als kompaktes Holz und daher ein beliebtes Ziel für einen Verdauungsangriff. Und so hat der Topf jetzt schwarze Flecken und sieht insgesamt eher ungesund aus, als hätte er den Schwarzen Tod.

Mein Fazit: Mehrere Monate sieht der Topf tadellos aus, aber irgendwann wirkt er doch etwas verlottert und man möchte ihn nicht die ganze Saison über ohne Übertopf stehen haben, besonders dann nicht, wenn mäkeliger Besuch kommt. Ein guter alter Tontopf ist daher immer noch die beste Möglichkeit, Plastik zu vermeiden, und hält sogar mehrere Jahre durch.

15 Kommentare:

  1. Öhm. Was die Leute alles erfinden. Ich finde Papptöpfe ja OK, wenn man sie zum Vorziehen benutzt und dann einfach im Blumenbeet vergraben kann... aber für die dauerhafte Verwendung als Blumentopf ist Papiermasse naturgemäß wohl nicht ganz das Wahre. Wobei er sich schon erstaunlich gut gehalten hat.
    Ich habe auf dem Balkon ein paar Tontöpfe, aber überwiegend Kunststoff, da leicht, billig, wasserfest, winterhart und im Großen und Ganzen unkaputtbar. Die ältesten Plastiktöpfe, die ganzjährig draußen stehen, tun das schon unbeirrt seit 20 Jahren. Und sie sehen dank Kalk-, Algen- und Dreckschicht mittlerweile fast aus wie echter Ton. ;-)
    Übrigens bin ich mir sicher, dass das Eichhörnchen ganz genau weiß, dass einen deinen Thymian unterminiert... so wie das guckt! :D
    LG
    Centi

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  2. Was es nicht alles gibt. Zumindest deine tierischen Besucher fanden ihn super :). Musste gerade diese Woche an dich denken, weil wir die Multiflora Rose radikal zurückschneiden mussten, damit der schwächelnde Holzzaun niedergerissen und ein kräftigerer Maschendrahtzaun aufgebaut werden konnte. Den neuen Zaun werden weder Efeu noch Rose in die Knie zwingen... so hoffe ich zumindest. Auch hoffe ich, dass deine Rose wieder so üppig zu blühen kommt wie in diesem Jahr... aber ich glaube, die ist nicht tot zu kriegen, gell.
    Hab ein gemütliches Wochenende.
    Alex

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  3. Ich hebe die Plastiktöpfe meist fürs nächste Mal auf, dann vetschwinden sie in Übertöpfen. Und auch bei mir stehen seit Jahren dieselben, grossen Tontöpfe. Damsls teuer, weil frostfest, heute immer noch gut. Obwohl die eher nicht unter guten Umständen hergestellt wurden.
    Manchmal finde ich es echt schwer, allem gerecht zu werden...
    Herzlichst
    yase

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  4. Liebe Elke,
    Schön, dass so viele in Deinem Garten Spaß mit dem Topf und Inhalt hatten. War vielleicht nicht dass, was herauskommen sollte, aber was solls.
    Ich fänd so etwas als Anzucht- bzw. Verkaufstöpfe für Gärtnereien super. Aber für den Dauergebrauch sind sie wohl eher nicht so geeignet.
    Meine Plastiktöpfchen von gekauften Pflanzen schmeiße ich nicht weg. Ich bepflanze sie mit Sämlingen und Ablegern und verschenke sie am Gartenzaun.
    Liebe Grüße
    Steffi

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  5. Liebe Elke,
    ich hebe die Plastiktöpfe für meine Ableger auf und gebe sie dann weiter. Ansonsten habe ich noch kein anderes Material ausprobiert, denn aussäen und selber ziehen ist nicht so mein Ding.
    Das Eichhörnchen ist ja niedlich und schön getroffen.
    Einen gemütlichen Abend und lieben Gruß, Marita

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  6. Hallo Elke, sehr interessanter Bericht. Und ich finde toll, dass du nicht breit grinsend von der Messe mit deiner Eroberung heim kamst und sofort einen Blogbeitrag über soooooooo geniale (weil gesponserte) Töpfe geschrieben hast. NEin, du hast dir über Monate die Mühe gemacht und das Zeug wirklich getestet, bevor du es uns Lesern vorgesetzt hast. Und somit die Wirklichkeit zum Ausdruck kommt. Danke dafür! Trotzdem sind die Töpfe, wie andere schon bemerkten doch sicher vielleicht für den Verkauf und die Gärtnereien dann gut. Aber sich er vielleicht nicht stabil genug für die Topf-Füllmaschinen? Jedenfalls frage ich mich, wenn du auch sagst, schwarzer Kunststoff nicht wiederverwertet werden kann, warum man dann nicht einfach einen andere Farbe nimmt. Wenn doch mit einfachen Mitteln so viel verbessert werden könnte, warum wird es nicht ausgeführt? Das geht in meinen Kopf nicht rein.....Immerhin die Töpfe der Bio-Staudengärtnerei sind ja grün, also eigntlich recycelbar?

    Schönes Wochenende noch wünscht der Achim

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    1. Hallo Achim,
      tatsächlich sind die dicken Papptöpfe nicht für die Gärtnereien, sondern eher für Grabbepflanzung usw, also zum dauerhaft Bepflanzen. Die Töpfe sind nicht anlagengängig.
      Die grünen Töpfe müssten recyclebar sein. Ich denke, dass die schwarzen einfach billiger sind....
      Viele Grüße
      Elke

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  7. Liebe Elke,
    ein interessanter Beitrag. Ich wusste auch nicht, dass man schwarze Töpfe nicht recyceln kann. Warum eigentlich nicht? Nur weil sie schwarz sind? Man könnte doch die schwarzen Töpfe aussortieren und dann wieder verwenden. Aber das ist wahrscheinlich zu teuer. Umweltschutz stößt ja oft an seine Grenzen, wenn es um Geld geht.
    Dass Papier nicht immer besser ist, habe ich auch schon gehört, und auch E Autos sollen ja insgesamt betrachtet nicht so unheimlich CO2 freundlich sein. Alles nicht so einfach.
    Ich wünsche Dir einen schönen Sonntag.

    Viele liebe Grüße
    Wolfgang

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    1. Hallo Wolfgang,
      das liegt daran, dass die Scanner in der Sortieranlage die Plastikarten anhand ihrer Reflexion zu erkennen. Schwarze Töpfe und Verpackungen, also auch schwarze Duschgelflaschen, schlucken aber alle Wellenlängen, also kommen sie in die Verbrennung.
      Grüße
      Elke

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  8. Liebe Elke,
    vielen Dank für deinen Bericht und die Erfahrungen die du an uns weiter gibst. Grundsätzlich ist Altpapier als Grundlage für Papiertöpfe besser, ich kaufe sie bei den Setzlingen am liebsten, weil man sie samt Topf in den Boden versenken kann, deshalb schaue ich immer danach. Dein Eichhörnchen ist sich aber keiner Schuld bewußt, so wie das schaut.
    Liebe Grüße
    Edith

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  9. In einem Baumarkt wurden vorgezogene Kräuter in solchen Papptöpfen angeboten. Ich habe sie aber nicht gekauft, denn sie sahen wirklich übel aus. Überall Schimmel etc.
    Solche Pflanzen wollte ich dann auch nicht haben. Für Zuhause kann ich mir das eher vorstellen. Aber im Baumarkt wird vermutlich ordentlich gewässert. Jedenfalls ist das meine Erfahrung, wenn ich dort bin.
    Kürzlich habe ich ein Alpenveilchen erworben. Der Topf sah aus wie Plastik, soll aber verrotten. Ich muss mir das nochmal näher ansehen, aus welchem Material die Töpfe sind.
    Viele Grüße von Margit
    P.S.: Kann man dem Hörnchen böse sein? So süß! Auch wenn ich weiß, dass diese Tierchen ganz schöne Räuber sind.

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  10. Have you ever tried using ivy leaves in the washing machine instead of detergent? Found the idea yesterday and to my amazement - yes - ivy leaves make foam! The saponins are bad for fish, but should be okay as grey water in the garden?

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  11. Hallo Elke,das mit dem Tontopf unterschreibe ich sofort!Ich habe mir bei unserem Gartencenter Kräuter gekauft die man mit Topf in die Erde pflanzt. Der Topf soll sich nach und nach auflösen. Aus welchem Material er gearbeitet wurde stand nicht drauf.
    Zum Schilf als Wirtspflanze konnte ich den Artikel nicht mehr ausfindig machen. Anscheinend war das eine Falschmeldung. Hätte mich aber gefreut, denn ich habe Schilf im Garten und mein Anspruch ist es, das Jede Pflanze irgendwas zu bieten hat. Zumindest ist das alte Gras zum Nestbau zu gebrauchen.
    Lediglich unter "Potsdamer Naturschutzblätter", Die Tagfalter, alter Nuthelauf, konnte ich fündig werden. Fand ich ganz interessant. LG...Stephanie

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  12. Liebe Elke,

    über diese Problematik habe ich mir auch schon öfters Gedanken gemacht, die Papiertöpfe sind wie Deine Erfahrungen ja auch zeigen für längere Zeit nicht geeignet, aber für den Transport wären sie eine gute Alternative. Denn viele Pflanzen werden doch direkt nach dem Kauf in die Beete gepflanzt.

    Dein Eichhörnchen-Foto schaut traumhaft schön aus.

    Herbstliche Grüße und ein schönes Wochenende
    wünscht Dir
    Anke

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  13. Hallo liebe Elke,
    eigentlich sehen diese Töpfe ja ganz witzig aus. So rustikal :-)
    Aber diese Schimmelpilze mit der Zeit sind dann schon gruselig.
    Das Eichhörnchen hat seinen Schatz auch lieber wieder herausgeholt,
    ehe er verdirbt ;-)
    Ganz viele liebe Grüße sendet dir Urte

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