Samstag, 9. Juli 2022

Der blühende Kauknochen

Manchmal kommt man ganz unerwartet an neue Pflanzen. Es war irgendwann im April, als ich mit dem Fahrrad in die Stadt fuhr und auf dem Gehweg einen Lauch liegen sah, den gerade ein Jack-Russell-Terrier im Maul hatte. So ein bläulich-grünes Gewächs fällt auf grauem Asphalt natürlich sehr auf und die längliche Form weckt bei jedem Hund, der etwas auf sich hält, gleich den Spieltrieb - ob sich so ein Lauch auch werfen lässt, fragte sich das Tier sicher? Frauchen jedenfalls wollte nicht mit Essen spielen und zog ihren Terrier weiter, der nur missmutig vom Lauch abließ. Das war meine Chance! Schnell hin und den Lauch in den Fahrradkorb geworfen!


Zuhause dann die Frage: Essen oder einpflanzen? Aufgrund der Hundeschnauze, die vorher an dem Lauch war, habe ich mich für das Einpflanzen entschieden. Ist doch auch ein stattliches Exemplar, Wurzeln waren auch dran, also habe ich auf Blüten gehofft. Und Zwiebelgewächse funktionieren in meinem schattigen, staudigen Garten nur, wenn sie über die anderen Pflanzen hinweg schauen können. Das konnte der Lauch definitiv.

Die Form sah natürlich zunächst einmal ziemlich behämmert aus - oben schön gerade geschnitten, damit das Gemüse in eine Kiste passt. So wirkte es eine Weile lang, als ob ich das Flair eines Supermarktes im Garten nachbilden wollte. Aber dann verwuchs sich der Schnitt auch bald und die Pflanze sah wie eine Pflanze aus.




 

Der Lauch streckte sich, die Schnecken knabberten ihn zwar ein wenig an, schädigten ihn aber nicht groß, sondern ließen sich eher zum Übernachten zwischen seinen Blättern nieder, und das nicht zu knapp.

Schließlich bildete sich tatsächlich eine Knospe! Diese drehte sich anfangs in alle möglichen Richtungen, als wollte sie auf etwas zeigen. Das tat sie dann auch. Hier weist sie auf die Knotige Braunwurz hin:


Jetzt im Juli warf der Lauch dann seine lustige Zipfelmütze ab und öffnete seine stattliche Blüte - man sollte viel öfter Gemüse blühen lassen! Gleich fand sich auch die Lauch-Maskenbiene ein und Furchenbienen.



 


Und so hat der lustige Lauch gleich mehrere Tiere erfreut, angefangen bei einem kleinen Jack-Russell-Terrier, der doch nur spielen wollte.


11 Kommentare:

  1. Oh dass habe ich auch schon mal mit Porree gemacht eine wunderschöne Blüte passend zu all den Zierlaucharten. Gerade blühen viele Radieschen, die krause Petersilie vom letzten Jahr, der Knoblauch beginnt, dann der Mangold schiebt auch hohe Blüten, auch Salat und Spinat dürfen blühen. Immer wieder spannend. Dazu die wilde Möhre und vieles mehr..
    Grüße von Frauke

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  2. Welch eine tolle Blüte hat sich denn da entwickelt - danke dir fürs Teilen, hab ich bislang noch nicht gesehen.
    Lieben Gruß von Marita

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  3. Ich finde es klasse, dass der Lauch überhaupt wieder angewachsen ist, nach allem, was er erlebt hatte. Die Unterschiede zwischen Zier und Lauch sind ja fließend - ich finde auch Schnitt-Lauchblüten sehr hübsch. Und Möhren mit ihren zarten weißen Dolden sind ganz allerliebst. Und prompt hast du wieder das passende Insekt zur Hand: die Lauch-Maskenbiene. Ich hab noch viel zu lernen, was da alles im Garten herumschwirrt ...
    Liebe Grüße
    Susanna

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  4. So eine nette Geschichte, es ist schon ewig her, dass ich essbare Lauche im Garten gepflanzt habe (wobei letztlich wohl alle genießbar sind?). Du schreibst einfach so unterhaltsam, dass ich schon immer warte, was nun am nächsten Samstag passiert. In diesem Sinne, eine gute neue Woche und feine neue Gartenerlebnisse zum Erzählen, wünscht Wurzerl

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  5. "Man sollte viel öfter Gemüse blühen lassen!" Recht hast du, Elke. Und Hunden begegnen, die Gemüse verteilen auch. Tolle Story!
    Viele Grüße
    Claudia

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  6. genial dieser "poireau" (fast den namen den Agatha Christie für den superdetektiv "Poirot" benütz hat) die blüten sehen wie bei den dicken zwiebel wunderschön aus * und ausserdem ist es ein nützliche pflanze : in der gegend von Lyon wird sie gerne für der "quiche de poireaux" benütz * deine bilder superschön mit der "Zipfelmütze" sowie der prachtvolle geöffnete blüte !
    bon weekend !

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  7. Hier blühen gerade Kartoffeln - eine interessante Sorte mit lilafarbenen Blüten. Und der Kürbis - so hoffe ich - blüht dann auch mal. Falls die Schnecken ihn denn lassen.
    Deine Lauchgeschichte ist erfrischend - und die Blüten gefallen mir echt gut
    Herzlichst
    yase

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  8. Hallo Elke,
    interessant das Teile von Pflanzen wieder weiter wachsen wenn sie eingepflanzt werden. Lauch in Blüte ist sowieso ein Knaller. Aber die Story dazu mit dem Hund ist köstlich. Bei mir im Garten blüht momentan Knoblauch, auch er ist ein problemloser Gartenbewohner.
    LG...Stephanie

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  9. Hallo Elke,
    hätte ich ja nicht gedacht, dass ein Hund den Geschmack von Lauch mag und ihn sogar ins Maul nimmt. Die Blüte ist echt schön und klasse, dass sich auch die Bienen sofort einfinden.
    Viele Grüße
    Gabi

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  10. Liebe Elke, ach herrlich wieder dein Post :-)
    Musste richtig lachen - die Nachbildung des Flair eines Supermarktes!
    Da muss man erst mal drauf kommen :-) Und toll, was die Natur alles kann.
    Aus so einem Supermarktlauch entsteht etwas so Hübsches. Das gibt doch Hoffnung. Ganz viele liebe Grüße von Urte

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  11. Ich hätte wohl ganz ähnlich entschieden...
    Ach, was für ein bezaubernder Gewächs!
    Liebe Grüße
    Nina

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