Samstag, 13. Januar 2024

Gestrüpp aus dem letzten Jahr

Die eisigen Tage diese Woche haben wieder gezeigt, welche Staudenreste noch zierend sind. Es gibt auch welche, die im geforeren Zustand einfach nur aussehen wie Kräutertee am Stiel und aufgetaut wie matschiger Spinat, nur ohne Blubb.

Bei manchen entscheidet der Standort darüber, ob man vor Entzücken stehenbleibt oder schon die Schere im Anschlag hat. Fette Henne zum Beispiel sieht sehr gut aus, wenn sie standfest den Raureif präsentiert, aber ganz mies, wenn sie auseinandergefallen wie ein gestrandeter Seeigel am Boden liegt. Und das tun meine meistens, die sind labil. Der Boden ist zu nährstoffreich.

Aber natürlich tun wir das nicht nur für die Optik, sondern auch für die Vögel. Die Stieglitze holen sich den Winter über Samen aus Karde, Sonnenhut und Alant. Da stört es denn nicht weiter, wenn deren Stängel etwas windschief daherkommen, die Vögel schmücken ja selbst.

Aster divaricatus

Stinkende Nieswurz

Lonicera x purpusii

Herzgespann

Echter Alant

Echter Alant

Russel-Brandkraut



Helleborus purpurascens



Und man lässt die alten Kräuter stehen für die Insekten. Das können Käfer sein, die im Mark vom Wasserdost gefressen haben und jetzt verpuppt darin ausharren, oder verschiedene Dipterenlarven, die ebenfalls gern im Inneren von Stängeln leben. Sie haben gemeinsam, dass man sie dementsprechend schlecht zu sehen bekommt und so auch kein Erfolgserlebnis zu verbuchen hat. Denn man muss ja sagen, dass das Gestrüpp spätestens im Februar etwas nerven kann, wenn die Schneeglöckchen und Krokusse darunter leiden.

Dankbarer sind Schmetterlingspuppen von Aurorafalter, Grünader-Weißling oder Schwalbenschwanz, wenn man sie an einem Stängel findet. Hier sollte die Schere dann wirklich warten.

Doch es kursieren auch mal wieder einige Irrtümer, wie die Aussage, die ich neulich las: "Wusstet ihr schon, dass die meisten Wildbienenarten in DE als Ei, Larve oder Puppe überwintern?" Jetzt denkt man natürlich, dass Wildbieneneier an oder in irgendwelchen Stängeln gestapelt sind und man zum Bienenmörder wird, wenn man die Stauden schneidet. Das ist aber falsch. In DE gibt es keine Wildbienenart, die als Ei überwintert. Die meisten überwintern als Vorpuppe, wenige als Imago.

Und doch gibt es ja Stängel, in denen Wildbienen oder solitäre Wespen überwintern, das sind dann die markbewohnenden Arten, die sich ins das Innere nagen und dort Nester anlegen. Das kann zum Beispiel bei den Stängeln von Königskerzen passieren. Doch muss man sich keine Sorgen machen, Wildbienen zu kompostieren, wenn die Königskerze im letzten Jahr geblüht hat, denn erst in diesem Jahr würde sie bezugsfertig für die Bienen. Im übernächsten Sommer würde die neue Bienengeneration schlüpfen. Wer das mal ausprobieren möchte, muss die Königskerze also zwei volle Winter lang ansehen oder sie abschneiden und senkrecht an einen Zaun oder Ähnliches binden, wo die Bienen sie auch finden würden.

18 Kommentare:

  1. Hallo Elke,
    das gelbe Brandkraut, Sedum und Echinacea sowie alle Gräser stehen als Samenstände und Futter für die Vögel immer bis zum Frühjahr. Die anderen Staudenreste waren alle schwarz, vermatscht und wirklich unansehnlich, so dass sie so nach und nach herunter mussten. Leider finden sich immer weniger Vögel im Garten an den Futterstellen ein, ob das daran liegt, dass wir hier und überall im Ort so viele Dohlen haben??? Total schade.
    Lieben Gruß und ein feines Wochenende wünscht dir Marita

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    1. Hallo Marita, ich denke nicht, dass die Dohlen schuld sind. Vermutlich sind es eher schwindende Nistmöglichkeiten, zu wenig Brachflächen mit Samen und allgemein zu wenige Insekten.
      VG
      Elke

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    2. Nistmöglichkeiten haben wir geschaffen und rund um den Garten hat es keine Bebauung gegeben, daher finde ich es seltsam und frage mich, was ich noch tun kann???

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    3. Die Insektengifte reichern sich überall an und darunter leiden auch die Vögel. Habt ihr denn Spatzen im Garten? Bei ihnen ist es immer am schwierigsten, sie zum Brüten zu bewegen, man muss Kästen an der Hauswand anbringen.

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  2. Hallo Elke,
    hier bleibt bis auf die wenigen Mehltau-Kandidaten alles stehen. Nicht nur für die Tierwelt, auch aus Eigennutz. Wer möchte schon den Winter über auf nackigen schutzlosen Boden schauen?
    Wir haben eine ganze Reihe von Nistkästen, aber in den letzten drei Jahren waren jeweils nur drei bewohnt, einer von Blau- einer von Kohlmeisen ...
    Liebe Grüße und ein schönes Wochenende
    Susanna

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  3. Hallo Elke,
    bei mir bleibt inzwischen fast alles stehen, weil ich schlicht und einfach im Winter keine Lust auf viel Gartenarbeit habe. Die Fette Henne macht hier aber auch die Ausnahme und ein sehr großer Farn, der unterhalb der Zaubernuss wächst und mit seinen braunen Wedeln sonst alle Schneeglöckchen verdecken würde. Bei meinen Ziergräsern muss ich aufpassen, wenn es aufs Frühjahr zugeht. Die wachsen oft schon grün nach, bevor ich zur Schere greife.
    Ich wünsche dir ein schönes Wochenende.
    Elke

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  4. "Doch es kursieren auch mal wieder einige Irrtümer, wie die Aussage, die ich neulich las: "Wusstet ihr schon, dass die meisten Wildbienenarten in DE als Ei, Larve oder Puppe überwintern?" Jetzt denkt man natürlich, dass Wildbieneneier an oder in irgendwelchen Stängeln gestapelt sind und man zum Bienenmörder wird, wenn man die Stauden schneidet. Das ist aber falsch. In DE gibt es keine Wildbienenart, die als Ei überwintert. Die meisten überwintern als Vorpuppe, wenige als Imago."
    Oh- okay, wieder was gelernt. Wobei: da die allermeisten Wildbienen ja als Larven (oder sind das auch Vorpuppen? Wofür dann das eingetragene Futter??) im Boden überwintern, sind die Stängel eh für Vögel wichtiger als für Insekten. Aber ob man nun Vorpuppen mordet, indem man Stängel auf den Kompost wirft (Verpilzung!!!) oder Eier, das ist ja eigentlich auch egal, oder?
    Bei uns steht anders als bei kleiner-staudengarten Vieles über den ganzen Winter, auch Zartes wie zB Wiesenflockenblumen. Matschen tun nur Wenige - vielleicht liegt es dran, daß wir fast nur einheimische Wildstauden haben?

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    1. Als Vorpuppe hat die Larve dann schon alles aufgefuttert. Der gesammelte Pollen würde ja auch über den Winter verderben, daher muss er sofort gefressen werden.
      Ich denke, der Unterschied ist der: Wenn man die Stängel wie die Königskerze für markbewohnende Arten stehen lässt, macht man das ganz bewusst und kennt sich aus mit den Arten, denn man weiß, wie viele Jahre das dauert, bis der Stängel auf den Kompost kann. Bei der Sache mit den Eiern werden die Leute, die sich nicht auskennen, aber völlig verunsichert. An welchem Stängel klebt jetzt ein Ei und wie soll man das Bienenmorden denn dann verhindern? Solche Fehlinformationen nützen dann nichts und machen alle nur kirre.

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  5. Ich lerne das in diesem Leben nicht mehr, sorry.... die Anonyme bin ich!

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  6. Liebe Elke,
    ich weiß noch gar nicht richtig, was der Frost in unserem Garten so "angerichtet" hat. Ich habe gerade mit einem "Hexenschuss" zu kämpfen und komme gerade so ans Fenster um in den Vorgarten zu schauen. Und da bange ich um meine schönen Christrosen, die wie Matsch am Boden liegen. Ich hoffe, sie erholen sich wieder etwas. Ich muss mich immer "anstrengen" im Herbst etwas stehen zu lassen, ich gehöre eher zu den "Abschneidern", weil sonst im Frühjahr die ersten Frühblüher, die bei uns immer sehr zeitig kommen, unter dem "Matsch" liegen.
    Aber es ist schon besser geworden *grins mit dem "Stehenlassen". Ich gebe mir jedenfalls Mühe.
    Viele liebe Grüße von Doris

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  7. Liebe Elke, ich habe mir oft Gedanken gemacht, wann ich denn dann wirklich guten Gewissens abräumen darf. Da hat mir Dein heutiger Beitrag schon sehr geholfen. Mit der Fetthenne habe ich einen einfachen Trick für Dich. Chelsea Chop heißt das Zauberwort. Also einfach den Austrieb spätestens Anfang Juni, ein ganzes Stück einkürzen. Dann bleiben die Blüten- und Samenstände standfest. Ich wünsche Dir ein schönes Wochenende. LG Wurzerl

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  8. wieder schöne bilder * im winter kann man gut im garten dazulernen * sehe gerne auch wie die pflanzen die kälte gut vertragen : oregano sieht so gut aus und hat sich hier verbreiten und neue junge pflanzen kommen dazu. Helleborus (weisse bei mir) zeigen noch keine blüten hier. es ist auch ratsam nicht zu viel zu machen im garten dann man stört oft insekte usw...
    liebe grüsse
    mo

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  9. Hm. ich habe keine Ahnung, ob in den Pflanzen, die ich den Winter über stehen lasse, irgendjemand wohnt oder nicht. Ich schmeiße die dann irgendwann raus, wenn das neue Grünzeug überhand nimmt. Ich hab allerdings auch nichts mit attraktiv wirkenden Stängeln oder so, bei mir läuft das eher unter "Bodendecker, braun". Also, falls jemand darunter gesessen und gepennt hat, hat er sich vermutlich im Frühjahr verkrümelt oder wohnt so tief im Blumentopf, dass es ihm egal ist, was ich an der Oberfläche anstelle. Hoffe ich.
    LG
    Centi

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  10. Hallo Elke, manche trockenen Stauden sind im Winter, besonders wenn sie bereift sind, eine richtige Augenweide. Ich finde die Kokardendistel immer regenrecht hinreißend. Sie macht auch eher selten mal schlapp, während andere, wie Du ja auch schreibst, nicht so stolz den Winter überdauern. Ich lasse die meisten Stauden über Winter stehen. Nur die, die irgendwann vom Mehltau Besuch bekommen, die schneide ich runter. Ich hoffe, Vögel und Insekten danken mir, dass alles andere stehen bleiben darf, bis Neues den Platz beansprucht.
    Einen lieben Sonntagsgruß von Marianne

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  11. Hallo Elke,
    gerade heute war ich im Schrebergarten und muss sagen, so schlimm sah es da gar nicht aus. Geschnitten hatte ich so gut wie nichts im Herbst, am besten gefällt mir momentan der Salbei.
    Deine Helleborus sieht toll aus in diesem Farbton und mit dem zarten Eis darauf.
    Viele Grüße
    Gabi

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  12. Liebe Elke, wie schön dass du eine so gute Aufklärung lieferst zu den Insekten. Ich lasse einfach alles stehen, nackten offenen Boden mag ich nicht. In der Natur ist auch alles bedeckt oder bewachsen. Im zeitigen Frühjahr schneide ich mit einer kleinen elektrischen Heckenschere die Stengel ab. bei den Frühlingsbeet mit den vielen Blumenzwiebeln. Diese wandern aber nur locker auf den Kompost. So können sich da weitere Insekten frei bewegen. Das Staudenbeet schneide ich erst später. Viele Grüße von Frauke

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  13. bei mir steht ja noch nicht so viel
    dass muss erst alles noch werden
    geschnitten habe ich auch noch nichts
    schöne Bilder zeigst du
    ich werde morgen wohl mal nachschauen fahren denn am Mittwoch soll es Schnee geben
    liebe Grüße
    Rosi

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  14. Hallo Elke,
    wie jedes Jahr sieht mein Garten um diese Jahreszeit grausam aus. Gut das aktuell Schnee liegt und das Chaos darunter versteckt liegt. Sobald der Schnee weg ist werde ich im Vorgarten etwas "aufräumen", damit die Schneeglöckchen eine Chance haben sich zu entfalten. Das wenige das ich auflese bleibt dann irgendwo am Beet Rand liegen, bis März.
    LG...Stephanie

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