Schrecklich, diese Maßlosigkeit. Diese Mitnahme-Mentalität meinerseits.
Wo soll das noch hinführen?
Ich schäme mich sehr - habe ich doch gestern schon wieder nicht widerstehen können und Blumenzwiebeln gekauft, obwohl eben diese meinem Garten schon zu den Ohren wieder herauskommen.
Aber zu meiner Verteidigung kann ich anführen, dass die Gebrüder Albrecht diese Zwiebeln seit Ende August anbieten - ich also schon seit über einem Monat erfolgreich dieser Versuchung getrotzt habe, und das war gar nicht leicht.
Nun verhält es sich so, dass das Sortiment an Blumenzwiebeln immer mal wieder ergänzt wird durch gewisse modische Neuheiten. Und wie das oft so ist mit diesen Neuentdeckungen für den Garten: Was der Gärtner nicht kennt, das pflanzt er nicht. Kaufen erst recht nicht.
Während also die altbekannten Lieblinge, die den Frühling erst zum Frühling machen, ziemlich plötzlich ausverkauft sind, bleiben die anderen, die sich womöglich noch erdreisten, erst zu den Eisheiligen zu blühen und nicht schon im März in Schnee und Eis, einfach links liegen.
Bei Krokussen, Narzissen und Tulpen weiß man schließlich, was man hat: Die Tulpen und Narzissen werden im ersten Jahr alles geben und wunderbar blühen, im zweiten Jahr eventuell gar nicht mehr auftauchen oder nur Blätter zeigen. Egal - da weiß man, worauf man sich einlässt. Und eben weil sie sich so gern vom Acker machen oder im Falle der Tulpenzwiebeln in Wühlmausmägen landen (falls man kein Alcatraz aus Kaninchendraht um sie herumbaut) braucht es auch ständig Nachschub.
Was in unserem Außenposten des Albrecht-Imperiums aber jedes Jahr auf's neue wie Blei im Regal liegenbleibt, ist der Goldlauch (Allium moly). Eigentlich eine schöne kleine Pflanze für auch feuchtere Böden, blüht aber erst im Mai. Da sie zudem noch zum Wuchern neigt, kauft man sie nicht zweimal.
Schnell werden diese Zwiebeln daher zur Bückware und jede Woche sinkt ihr Preis.
Dieses Jahr haben sie zur Abwechslung einmal Leidensgenossen, die ihnen Gesellschaft leisten: Die Prärielilie (Camassia cusickii). Die blüht ähnlich spät, passt also auch nicht ins typische Frühlingserwachen-Spektakel.
Außerdem ist sie noch unbekannter als der kleine Goldlauch. Erschwerend kommt hinzu, dass auf der Packung noch nicht mal ein deutscher Name abgedruckt ist - sehr suspekt.
Für beide sank nun der Kurs beständig, bis sie mittlerweile bei sagenhaften 10 Cent (in Worten: Zehn Cent!) pro Beutel angekommen sind. Dafür bekommt man drei äußerst feiste Prärielilien-Zwiebeln.
Ob die Druckstellen allerdings so förderlich sind? Man wird sehen, wie sie sich entwickeln.
Zwei Beutel habe ich mitgenommen, denn auf einem Bein kann man nicht stehen.
Das darf man doch auch eigentlich nicht mehr kaufen nennen, das fällt eher schon unter lebensrettende Maßnahmen, denn noch ein paar Wochen später werden sie vermutlich auch aus dem untersten und vergessensten aller Regale verbannt und dem Müll überantwortet. Das will doch kein Pflanzenfreund, der etwas auf sich hält, auf dem Gewissen haben.
Außerdem habe ich noch überhaupt keine Prärielilien. Goldlauch schon.
Wenn ihr also noch eine oder mehrere dieser Arten braucht - schaut doch einfach einmal nach, im entlegensten Winkel eures Supermarktes werdet ihr vermutlich fündig. Zu einem Preis, der ihrer zwar nicht würdig ist, aber über Leben und Tod entscheiden wird. Holt sie da raus!