Eine Weinprobe kann ja jeder, wir machen heute eine Weinrosenprobe! Unter anderem jedenfalls, denn auch alle anderen Hagebutten, die ich in meinem Garten abgreifen kann, nehmen teil! Leider hat die Kartoffelrose abgesagt, sie hat nicht eine einzige Frucht zustande gebracht. Ich werde den Verdacht nicht los, dass sie eine zweite Pflanze als Bestäuber braucht? Aber warum schaffen es die anderen Wildrosen, obwohl auch sie allein auf weiter Flur sind oder höchstens auf Klone von sich selbst ein paar Meter weiter treffen? Man weiß es nicht.
Hier nun die Aufstellung der Testkandidaten. Die Auswahl ist international. Neben heimischen Teilnehmern haben wir einen Athleten aus Nordamerika, die Glanzrose, und einen Wettstreiter aus Asien, die Büschelrose. Welche Hagebutte wird wohl am besten schmecken? Welche lässt sich am leichtesten küchenfertig zubereiten?
- Hundsrose (Rosa canina)
- Zimtrose (Rosa majalis)
- Büschelrose (Rosa multiflora)
- Rosa x salaevensis
- Weinrose (Rosa rubiginosa)
- Glanzrose (Rosa nitida)
- Bibernellrose (Rosa spinosissima)
Besonders gut Samen angesetzt haben die Weinrose und die Büschelrose. Letztere gibt sich sichtlich Mühe, möglichst viele Kerne unter wirklich optimaler Raumausnutzung unterzubringen.
Kein Wunder, beim Thema Fortpflanzung macht Rose multiflora so schnell keiner was vor. Fruchtfressende Vögel bekommen zwar viele Kerne, sofern sie diese aber im Ganzen schlucken, passieren sie den Vogeldarm unverdaut. Dabei erhalten sie nur wenig Fruchtfleisch. Daher knabbern die Grünlinge also lieber die Samen und lassen das Fruchtfleisch fallen.
Nun geht es an die eigentliche Verkostung. Die Kerne müssen vorher weg, was im Falle von Glanzrose und Rosa x salaevensis aufgrund des matschigen Fruchtfleischs nicht so einfach ist.
Hier das Ergebnis unserer Geschmacksprobe:
- Hundsrose: Süß-fruchtiger Geschmack
- Zimtrose: Sehr weich, fader Geschmack, wie erwartet nicht nach Zimt
- Büschelrose: Die Ausbeute ist gering, die harte Halbkugel aber fantastisch süß
- Rosa x salaevensis: Sauer, wenig Fruchtgeschmack, matschig
- Weinrose: Sauer und mehlig, aber leicht von Kernen zu befreien
- Glanzrose: Die Überraschung aus Amerika: Das wenige Fruchtfleisch, das man aus einer Hagebutte gewinnt, schmeckt herrlich nach Feige
- Bibernellrose: Außen schwarz wie die Nacht, innen blutrot: Dekorative Frucht mit rubinroten Kernen in dunklem Fruchtfleisch, das leider bitter schmeckt
Unsere Sieger sind nun ausgerechnet die auswärtigen Kandidaten, nämlich Glanz- und Büschelrose, dicht gefolgt von der heimischen Hundrose, die es immerhin auf Platz drei schafft und so zur Ehrenrettung der Mitteleuropäer beiträgt. Der Feigengeschmack der Glanzrose ist so überraschend wie köstlich. Leider hat der Strauch immer nur wenige Hagebutten. Die Büschelrose ist so süß wie sie aussieht. Bei ausreichend Langeweile könnte man aus den winzigen Dingern herrliche halbe Liebesperlen basteln, die ganz ohne Lebensmittelfarbe auskommen. Da man eher nicht auf die Idee kommt, diese zarten Früchtchen zu probieren, war das eine große Überraschung. Vielleicht bekommen die Amseln doch immerhin genug Zucker, wenn sie die Hagebutten im Ganzen schlucken.