Samstag, 18. Januar 2025

Sportliches Gärtnern auf Teneriffa

An das Lauftraining auf dem Sportplatz als Kind habe ich schlechte Erinnerungen. Ich habe immer dringend gehofft, dass es wegen Regen ersatzlos gestrichen werden muss, was nicht immer geklappt hat. Zu blamabel waren mehrere 400m-Runden um den Sportplatz für mich. Doch irgendwer war der Meinung, dass in mir eine olympiareife Leichtathletin schlummert, die nur geweckt werden muss. Nach mehreren qualvollen Jahren war klar, dass diese auch weiterhin tief und fest weiterschlafen möchte, und das Vorhaben wurde zum Glück aufgegeben.

Vielleicht wäre ich motivierter gewesen, wenn der Sportplatz auch nur ansatzweise so gestaltet gewesen wäre wie die Laufbahn auf Teneriffa, die für die Jogger genauso viel bietet wie für Gärtner. Gelaufen bin ich zwar trotzdem nicht, aber jeden Tag zog es mich wieder mit der Kamera zu diesem paradiesischen Ort. Ich habe mich sehr bemüht, keinem Läufer im Weg zu sein.

Es gibt ein Freiluft-Fitnessstudio, die Laubahn, ein paar Sitzecken und ganz viele exotischen und heimische Pflanzen, die die Bewohner im Barranco San Felipe angelegt haben. Was bei uns als Zimmerpflanze gilt, wächst hier fröhlich im Freien.




Vieles ist improvisiert, was es nicht minder schön macht - günstig Gärtnern auf Spanisch. Hier wird sich mehr gekümmert als in manchem Stadtpark, auch gibt es mehr Wildpflanzen, die sich überall dazwischen drängeln dürfen. Manchmal wachsen die Pflanzen einfach nur in einem Steinkreis, an anderen Stellen sind es richtige kleine Gärtchen.



















In den wilden Teilen oben am Hang leben Felsenhühner, weiter unten Türkentauben.

Die Lage am Barranco ist natürlich nicht so ohne. Wenn es Starkregen mit Überflutung gibt - und dafür reichen auf Teneriffa dank der steilen Hänge schon wenige Stunden - ergießt sich eine Sturzflut in den Barranco, die alles mitreißt. Auf der anderen Seite sorgt das immerhin dafür, dass er nicht bebaut wird.

Hoffentlich haben Mensch und Tier noch lange Freude an diesem herrlich wilden Areal, das seinesgleichen sucht in Puerto de la Cruz.

Samstag, 11. Januar 2025

Wintervögel

Macht ihr mit bei der Stunde der Wintervögel dieses Wochenende? Eine Stunde zählt man, welche Vogelarten in welcher Anzahl im Garten auftauchen.

Eine Stunde klingt lang, sie geht aber doch schneller rum als man denkt. Die Aktion hilft, Bestandstrends zu entdecken - und gewinnen kann man auch etwas.

Was nur leider immer typisch ist: Seltenere Arten, die man so gern gemeldet hätte und noch einen Tag vorher gesehen hat, glänzen genau in der Stunde der Wahrheit durch Abwesenheit. Mir ist die Türkentaube jedes Jahr wieder mit dabei oder der Kernbeißer, der im Winter gern die Fruchtmumien am Zierapfel kaut. Die Erlenzeisige oder Bergfinken kommen zuverlässig genau dann, wenn man das Formular schon abgeschickt hat.


Ob diesmal mehr als dieser einsame Stieglitz erscheinen wird?


Dieses Jahr kommt durch den Wintereinbruch noch ein weiterer Nachteil hinzu: Viele Leute, die sonst nicht füttern, stellen jetzt Futter auf, wodurch meine Monopolstellung bröckelt. Und neues Futter ist immer besser als das ewig gleiche tagein, tagaus. Bei so viel Konkurrenz können selbst die sonst so zuverlässigen und mannschaftsstarken Spatzen ausfallen.

Immerhin das Rotkehlchen ist in doppelter Ausfertigung da, aber vermutlich nicht mehr lange, denn es wird jedesmal heftig gestritten, wenn sich die beiden Kampfhähne begegnen. So niedlich es aussieht, aber bei Artgenossen kennt es kein Pardon.

Mal schauen, ob wenigstens die Wacholderdrossel erscheinen wird...

Samstag, 4. Januar 2025

Der Kanarengarten

Wenn ich in anderen Ländern bin, die so gar nicht unserer Klima- und Vegetationszone entsprechen, überlege ich immer, wie ich wohl dort meinen Garten gestalten würde. Selbst wenn es nur Urlaub in Brandenburg ist, wundere ich mich, warum die Leute nicht einfach die Natur machen lassen und warten, bis Natternkopf und Reseden freiwillig in den Garten kommen, anstatt es krampfhaft mit Hortensien zu versuchen - immerhin stehen die hübschesten Pflanzen doch schon vor dem Gartenzaun und warten auf Einlass. Auf den Kanaren ist es dann aber noch interessanter, denn hier wachsen nicht nur sehr hübsche heimische Pflanzen, sondern auch tropische und subtropische Gewächse aus Asien und Südamerika, die mitunter sogar noch essbare Früchte abwerfen.

Wie also würde mein Garten dort aussehen? Vermutlich wäre auch ich nicht abgeneigt, Papayas und Bananen anzubauen. Die brauchen auch nicht viel Platz und lassen sich unterpflanzen, ein Exemplar pro Art reicht ja schon dicke. Vielleicht auch noch eine Avokado?


Vielleicht hätte ich auch einen Weihnachtsstern, einfach nur, weil es geht. Insekten wie der Monarchfalter, die Raupenfliege Linnaemya comta und die bei Käferlarven schmarotzende Dolchwespe Micromeriella hyalina besuchen die Blüten immerhin ganz gern.




Dann aber würde ich doch wieder auf die heimischen Pflanzen zurückkommen, denn die sind bei den Insekten um Längen beliebter.

Ein guter Kompromiss zwischen essbar und bei Tieren gefragt, ist der Kanarischer Erdbeerbaum (Arbutus canariensis).

Seine kleinen heidelbeerähnlichen Blüten locken Schmetterlinge an, wie hier den Kanarischen Admiral (Vanessa vulcania). Die orangefarbenen Früchte sind wohlschmeckend. Der Knaller ist auch seine glatte Rinde.


Ein paar Nummern kleiner ist das fantastische Aeonium arboreum, ein kanarischer Endemit. Auf der Fensterbank würde es nur mickrig bleiben, draußen aber wird es ein kleiner Strauch mit gestreiften sukkulenten Blattrosetten und leuchtend gelben Blüten. Hier finden sich auch Schmetterlinge wie der Distelfalter ein und wieder unsere alte Bekannte, die Dolchwespe.





Passend dazu mit kontrastierendem Wuchs und anderer Blütenfarbe ist der Kanarische Lavendel (Lavandula pinnata). Er entwickelt sich zu einem Halbstrauch mit leuchtend blauen Blüten. Leider riecht er nicht so gut wie der mediterrane Lavendel, aber die Insekten lieben ihn.


Der Bienenwolf ist dort zu finden sowie eine Langhornbienenart und diverse Pelzbienen.




Genauso beliebt ist der Riesen-Natternkopf (Echium giganteum). Der Strauch mit den weißen Blütenkerzen lockt Zottige Rosenkäfer und ebenfalls die Damenwelt unter den Pelzbienen, die sich von den Blüten Pollen auf den Rücken pudern lassen. Hier ist immer was los - man sollte ihn viel öfter pflanzen.

Anthophora alluaudi

 Anthophora orotavae

 Weiße Bindenpelzbiene - Amegilla quadrifasciata

 Weiße Bindenpelzbiene - Amegilla quadrifasciata

 Weiße Bindenpelzbiene - Amegilla quadrifasciata

 Weiße Bindenpelzbiene - Amegilla quadrifasciata


Riesen-Natternkopf

Auch die Fleckenbiene, ein Brutparasit von Pelzbienen, lässt sich von ihm locken, geht aber auch gern an exotische Blüten.


Ein paar nicht ganz so spektakuläre Pflanzen dürften aber auch nicht fehlen, wie hier der Mauer-Gänsefuß (Chenopodiastrum murale), dessen Samen der Kanarengirlitz so gerne futtert.


Natürlich muss man auch etwas für die vielen Kanarienvögel zu bieten haben im Kanarengarten, oder?


Samstag, 28. Dezember 2024

Weihnachten bei glücklichen Weihnachtssternen

Weihnachten mal nicht zuhause verbringen, sondern im Süden? Diese Idee hatten wir dieses Jahr mal und haben Last Minute eine Woche Teneriffa gebucht, wo die Weihnachtssterne artgerecht unter freiem Himmel gehalten werden. Aber erst einmal muss man einen Flug über sich ergehen lassen, wo man sich ganz und gar nicht artgerecht behandelt fühlt, sondern eingequetscht wie eine Sardine in der Blechbüchse sitzen muss. Noch dazu wird neuerdings auf diesen Flügen alles nur noch gegen Geld serviert, einen Film gibt es auch nicht mehr, außer man bringt sich selbst ein Gerät mir, auf dem man was mit dem WLAN an Bord gucken kann. Früher hat mal ein Kopfhörer gereicht. Endlich angekommen wartet man ewig auf den Koffer und muss dann mit schon dröhenden Kopfschmerzen die Busfahrt zum Hotel erdulden. Mehrfach bereut man, diese Reise angetreten zu haben.

Am nächsten Morgen sieht die Welt schon wieder anders aus und man staunt, was hier alles wächst! Sämtliche Zimmerpflanzen scheinen draußen vertreten zu sein und dazu tropische Gewächse. Papageien fliegen herum (gut, das tun sie in Düsseldorf auch) und Eidechsen huschen die Mauern entlang.

Ein Muss ist der Besuch im Botanischen Garten von Puerto de la Cruz, der eigentlich keiner sein sollte, sondern dazu gedacht war, exotische Gewächse zu akklimatisieren für ihre neue Heimat Europa. Das hat nur so leidlich geklappt und daher sieht man nur hier die merkwürdigsten tropischen Gewächse in einem Garten vereint. Wer hätte gedacht, dass es Malvengewächse auch in Baumform gibt?

Zur Begrüßung erwartet uns ein wie mit Lametta behängter Baum. Das ist doch fast schon wie Weihnachten.

Uralte Ficus-Bäume mit beeindruckenden Luftwurzeln sind ein weiteres Highlight.



Aloen in Bäumchenform blühen überreich. Palmenarten und Bananen finden sich hier, dazu Avokados, Yuccas, Agaven, Papayas und Cycas-Arten.






Damit es aber auch etwas Zoologisches zu Bestaunen gibt, hatte ich eine Felsenkrabbe vom Strand mitgebracht, um sie dort zu fotografieren. Es war keine lebende Krabbe, sondern eine Exuvie, also die Überreste einer frisch gehäuteten. Sieht aber einer quietschfidelen Krabbe täuschend ähnlich. Ich war nämlich zu faul und zu vorsichtig, um die ganze Fotoausrüstung am Strand herauszuholen, und dachte, im Bot. Garten mache ich das sowieso, dann setze ich sie da in Szene, um ein paar Nahaufnahmen von den Mundwerkzeugen zu machen. Nur hat das zu einiger Irritation bei den anderen Touristen gesorgt, ich musste mehrfach erklären, dass diese Krabbe nicht im Botanischen Garten vorkommt.


Nachdem das geklärt war, habe ich weiter Pflanzen fotografiert. Das hier ist der Rote Puderquastenstrauch, Calliandra haematocephala:


Manche Bäume sind wehrhaft bis fast an die Wurzel:


Der Rückflug heute Mittag wird genauso so schlimm wie der Hinflug, aber immerhin bin ich entspannter.