Freitag, 14. Mai 2010

Findelkinder

Neulich beim Spaziergang entlang einer Schrebergartenkolonie (so eine "wilde", ohne Vereinsvorsitzenden, aber mit Bahndamm) fand ich ihn - einen achtlos am Wegesrand entsorgten Rhabarber.
So was kann der leidenschaftliche Pflanzenfreund nicht gut mitansehen - einmal ist es schade um das schöne Gemüse, andererseits muss so etwas ja auch nicht sein. Wozu gibt es schließlich Komposthaufen? Oder rhabarberlose Nachbarn? Es wird sich doch ein Abnehmer für einen Ableger finden lassen?
Na gut, wer nicht will, der hat schon. Also Stelle merken und beim nächsten Spaziergang mit Plastiktüte bewaffnet zum Retter des Rhabarbers werden. In der Zwischenzeit hatte ich Gelegenheit, Rhabarberschorle zu kosten, und die Begehrlichkeit wuchs. Ich weiß zwar noch nicht, wie man die Stangen fachgerecht entsaftet, aber hier steht es nun, das Findelkind, oder besser gesagt: Findel-Riesenbaby:


Man muss dazu sagen: Auf dem Foto residiert er schon drei Wochen an seinem neuen Platz, so groß hätte er nämlich den Rucksack zum Platzen gebracht oder sich alle Stangen gebrochen.
Da der eigene Kompost gerade aus war, habe ich die Pflanze erstmal mit Langzeitdünger versorgt und anschließend mit Strauch-Häckseln gemulcht.

Spazierwege an Schrebergärten halten oft Weggeworfenes feil - man muss es nur erkennen. Ein anderes Mal waren es auf einen großen Haufen geworfene, kräftige Krokusse. Wer weiß, welcher Neophyt auf diesem Wege seine steile Karriere als Nervensäge der Natur begonnen hat? Selbst wenn die entsorgten Pflanzen nicht Fuß fassen können, ersticken sie doch beim Verrotten Angestammtes, wie die zartbesaiteten Buschwindröschen, oder reichern den Boden mit Säure oder Stickstoff an.

Das Mitnehmen der Ausgestoßenen kann also nicht schaden. Da ist man auch in guter Gesellschaft, selbst Gartenberater und Redakteur Tjards Wendebourg schwärmt hier von seinen Findelkindern.
Ich bilde mir sogar ein, dass die Geretteten es einem danken und sich gerne auf ihre Art revanchieren.

2 Kommentare:

  1. Darum habe ich immer ein paar große blaue Ikeataschen im Auto, einen kleinen Klappspaten, einen Pflanzstecher & eine Rosenschere ;-)
    Und Spaziergänge habe ich früher nur bewaffnet mit kleinen Tüten für Saat oder Pflanzen und dem handlichen Unkrautstecher gemacht ...
    LG Silke

    AntwortenLöschen
  2. Auch ich habe viele Findelkinder in meinem Garten. Schließlich heißt es ja, wenn du ein Pflanze brauchst (z.B. für deine Gesundheit) oder dir sehr wünscht, kommt sie zu dir. Ist mir schon oft so passiert.

    AntwortenLöschen

Mit der Nutzung der Kommentarfunktion erklärst Du Dich mit der Speicherung und Verarbeitung Deiner Daten durch diese Website einverstanden.