Einige mögen die Existenz der Stadt Bielefeld leugnen, aber viele Bielefelder schaffen es sogar, den Botanischen Garten zu verfehlen.
Dabei hat Bielefeld viel mehr zu bieten als nur die gleichnamige Verschwörung und den berühmtesten Autobahnblitzer der Republik.
Es sind nicht die Ausmaße der Herrenhäuser Gärten und wir haben auch (noch) kein Tropenhaus zu bieten, dafür ist unser Botanischer Garten klein, aber fein - und vor allem ist er, wie viele Attraktionen der ostwestfälischen Metropole, sogar kostenlos zu besichtigen.
Also nichts wie los - hier eine Empfehlung für einen botanischen Stadtrundgang.
Da der Botanische Garten von der Innenstadt aus gut zu Fuß zu erreichen ist, fangen wir am besten in der Altstadt an. Nach der Besichtigung der schönen alten Gebäude laufen wir bis zum Ende der Fußgängerzone, lassen die Kunsthalle links liegen und gehen direkt weiter bis zur denkmalgeschützten Villa Bozi. Hier kann man sich mit edlem Gartenzubehör sowie Geschirr aus Meissen eindecken - oder sich auch mal wie der Elefant im Porzellanladen benehmen (nur für Auswärtige zu empfehlen). Man musss aber nichts kaufen, man kann auch einfach nur das sagenhaft historische Ambiente bewundern oder Englischen Tee mit Scones oder Kakao in Variationen zu sich nehmen und das alles bei freundlicher Bedienung, auch wenn man aussieht wie ein Schneemann.
Weiter geht's durch die Unterführung und links am Oetker-Seniorensttift vorbei, wo man sich mal kurz vorstellen kann, wie man im Alter nicht leben wird, falls kein Wunder oder ein Lottogewinn geschieht.
Die Schnellstraße ignorieren wir geflissentlich, stattdessen schauen wir lieber zur Sparrenburg, die trutzig vom Hügel gegenüber herabblickt.
Sobald der Puddingpulverbau von Puddingtown's berühmtestem Einwohner in Sichtweite kommt, halten wir uns rechts. Auf der anderen Seite der Straße geht es über einen historischen Friedhof mit altem Baumbestand, auf dem die halbe Bielefelder Prominenz begraben liegt.
Dann haben wir ihn endlich erreicht, den Botanischen Garten! Der Eintritt ist frei - soviel Garteninspiration für lau direkt am Teutoburger Wald bekommt man selten geboten.
Wer jetzt immer noch weiterwandern möchte, kann den Tierpark Olderdissen besuchen, der ebenfalls keinen Eintritt kostet und mal eben auf der anderen Seite des Hügels liegt.
Hier ein paar Appetithäppchen aus dem Botanischen Garten Bielefeld:
Das Herzstück ist das alte Bauernhaus:
Im Herbst glänzt der große Tulpenbaum in Gelb - die Buchen im angrenzenden Teutoburger Wald staunen und schweigen. Vorne rechts wuchert die Domina der Stauden, Gunnera manicata, die im Winter unter einer dicken Decke Buchenlaub verschläft.
Die große Rasenfläche im Eingangsbereich wird jedes Jahr anders mit Blumenzwiebeln und danach Einjährigen bestückt. In einem Jahr waren es unter anderem Zier-Süsskartoffeln (Ipomoea batatas) - ein Fest für die Mäuse.
Zwischen der größenwahnsinnigen Gunnera und dem Bauernhaus befindet sich ein Großstaudenbeet mit Astern, Herbst-Margerite (Leucanthemum), Bergenien, Monarden, Helenium und Eisenhut, das einfach immer neidisch macht:
Ein Fächerahorn-Wäldchen mit knorrigen Vertretern in diversen Sorten schließt sich daran an:
Eine artenreiche Rhododendron- und Azaleensammlung unter alten Bäumen liefert Inspirationen für schattige Gartenbereiche:
Die Farntreppe - in den Fugen ungezogener Knotiger Storchschnabel (Geranium nodosum), der sich überall aussät. Im Hintergrund macht ein Baumwürger seine Arbeit:
Elfenkrokus, Bärlauch und Gelber Scheinmohn (Meconopsis cambrica) bringen ebenfalls einen Hauch von Anarchie in die Beete, da sie bei jeder Gelegenheit und in jeder Ritze auftauchen:
Ein besonderes Spektakel ist die Blumenzwiebelwiese, die von den ersten Frühlingszwiebeln bis zu den Herbstzeitlosen alles bietet:
Eine weitere Attraktion ist das Bienenhaus mit garteneigenen Völkern, die hier wie im Schlaraffenland leben. Den Blütenhonig kann man mit ein bisschen Glück dort auch kaufen, wenn der Imker gerade zugegen ist.
Auch so manch andere kuriose Gestalten im Pyjama trifft man in rauen Mengen (Streifenwanze):
Ein großes Steinbecken mit Wasserpflanzen ist Badeanstalt und Kinderstube von Grasfröschen und Erdkröten:
Natürlich hat der Ostwestfale ein eigenes Wort für ihre Nachkommen, nämlich "Pillepoppen". Fragt mich bitte nicht, woher das nun wieder kommt, ich bin auch nur zugereist.
Das Kräuter- und Heilpflanzenbeet wird von einer Pfingstrosenhecke flankiert:
Ein Heidegarten darf nicht fehlen:
... ebensowenig wie ein Steingarten:
Selbst überzeugte Wasserratten statten ihm gerne mal einen Besuch ab:
Aussicht vom Steingarten auf das Gewächshaus mit Sukkulenten sowie diverse Mammutbäume:
Bis auf eine Apothekerrose und einige Rosa hugonis wird man keine Diven hier finden. Aber dafür gibt es einen eigenen Rosengarten auf der anderen Seite der Stadt - der ebenfalls keinen Eintritt kostet.
Wem der Rundgang gefallen hat, der hat Gelegenheit, etwas in die Spendensammelbüchse zu werfen. Größere Summen nimmt Bielefelds bester Mitarbeiter ganz vollautomatisch entgegen, wenn man auf der Autobahn zu schnell ist. Dafür bekommt man auch ein schönes Foto als Erinnerung an einen Tag in der Stadt, die keiner kennt.
... das ist sooo gemein, ... wo jetzt alles matschig und unansehnlich öööd`geworden ist unter dem Schnee, zeigst Du uns nun sooo farbenfrohe schöne Bilder! ;)
AntwortenLöschenLG und einen schönen Start ins WE,
Pupe
ach, früher dachte ich immer, dass ich froh sein kann, dass ich nicht am tor zu ostwestfalen lebe, aber jetzt würde ich dieses urteil einfach mal revidieren...
AntwortenLöschenliebe grüsse, stefanie.
welch ein schön zusammergestellter Rundgang!! da freue ich mich auf den Frühling, Sommer und Herbst bei dem Schnuddelwetter
AntwortenLöschenFrauke
Danke für diese wunderschöne Vorstellung des BoGas! Mir hat das Bild aus dem Fächerahornwäldchen mit den Farnen am besten gefallen, es zeigt so schöne Farben!
AntwortenLöschenLG, Katrin
Bielefeld gibt´s doch ? Und hat sogar einen Botanischen Garten ? Man lernt halt nie aus ;-)
AntwortenLöschenNee, ehrlich, schöne Bilder. Hoffentlich ist der Winter bald vorbei.
Grüsse, KatjaK
Vielleicht sollte ich doch mal einen Zwischenstop einlegen, wenn ich zu meiner Schwester fahre, die Bilder sehen jedenfalls verheißungsvoll aus... und das Bild mit Ahorn und Farn ist der Hammer..!
AntwortenLöschenViele Grüße Annette
Liebe Elke,
AntwortenLöschenwunderschöne Impressionen aus dem Botanischen Garten. Ich freue mich schon wieder auf die Zeit, wo alles grünt und blüht.
Ich wünsche Dir ein wunderschönes Wochenende.
Liebe Grüße
Jutta
Danke für den schönen Rundgang in der neuen Heimat meiner Tochter. Ich freue mich schon auf die bunte Jahreszeit....
AntwortenLöschenIch wünsche Dir ein schönes Wochenende,
herzlichst
Karin
Ooooooh, Mensch, jetzt würde ich am liebsten gleich losfahren... auf nach Bielefeld. Hmm, Mädel, Du solltest von Deiner Stadt eine Werbegage erhalten. Toll! Dass der Eintritt gratis ist, ist kaum zu glauben... wo gibt es denn noch sowas? In meinem Garten könntest Du heute gratis eine Fango-Packung erhalten oder auch ein Schlammcatchen veranstalten. Hmmm, hoffendlich wird's bald etwas trockner, mich juckt es nämlich schon wieder in den Fingern.
AntwortenLöschenLiebe Grüsse
Alex
Tolle Fotos hast Du gemacht. Wenn es wo einen Botanischen Garten gibt, gehe ich auch gerne dort hin. Letztens habe ich den Botanischen Garten in Berlin besucht - der ist riesig. Im Sommer würde ich mir gerne den Botanischen Garten in Padua ansehen, dieser soll der älteste überhaupt sein.
AntwortenLöschenlg kathrin
Hallo Elke.
AntwortenLöschenSehr schön muß der Botanische Garten in Bielefeld sein.Überhaupt sind solche Gärten wunderschön.Bei uns ist in Bochum auch ein prachtvoller Botanischer Garten mit einem tollen chinesischen Garten dabei.
Schönen Sonntag und liebe Grüße Jana
sollte mich meine wege nach Bielefeld verschlagen, weiss ich eines - ich werde genug zeit für den boga einplanen.
AntwortenLöschenEin gelungener bericht über einen schönen garten, der mir lust aufs reisen macht.
MMMMh, warum hab ich den Botanischen Garten in Bielefeld nur übersehen?
AntwortenLöschenNeun Monate hab ich dort gewohnt. In den Tiergarten bin ich gelangt, die Alt- und Neustadt erkundet und direkt am Berg in Sieker gewohnt.
Die Sparrenburg besichtigt, auf der Alm den Bielefelder in der Bundesliga zugesehen, aber den Botanischen Garten glatt übersehen.
Da muss doch nochmal ein Besuch in OWL anstehen.