Montag, 16. Juli 2012

Mondfinsternis

Dieses Jahr ist es zappenduster an meiner Moonlight-Rose (die gelb-orangene von Kordes). Die reinste Mondfinsternis. Während sonst eine Blüte sich an die andere reiht, hat ihr der letzte Winter so sehr zugesetzt, dass sie kaum Kraft hat und nur eine Notblüte zeigt. 


Die Knospe blüht rosa-orange auf...

... am Ende strahlt sie sonnengelb

Das ist nicht von diesem Jahr, leider

Da die gelben Mondgesichter also heuer ausfallen, behilft sich Frau Moonlight auf andere Art und möchte mit gelben Blättern in sämtlichen Schattierungen auffallen. Was ihr auch gelingt, aber nicht im positiven Sinne. Hinzu kommen noch so lustige Flecken auf dem Laub.
Alle paar Wochen wieder kann ich letztendlich doch noch dahingeraffte Zweige herausschneiden. Das zehrt an der Substanz. An ihrer und an meiner.

Die andere Klettertante in meinem Garten, Manita, ist dafür eine echte Angeberin dieses Jahr und protzt nur so mit Blütenwolken, sehr zu meiner Freude und zum Vergnügen der Hummeln. Was die Winterhärte angeht, ist sie eindeutig die Zuverlässigere von beiden.

Manita

Eine Staude aber wittert Morgenluft ob der kränkelnden Moonlight-Rose: Der Wohlriechende Odermennig (Agrimonia procera), dem eigentlich eher eine Nebenrolle im Garten zufällt.
 
























Er möchte seiner Rosenverwandtschaft ein bisschen unter die Arme greifen: Bald zwei Meter hoch, versucht er doch noch ein bisschen Farbe dahin zu bringen, wie sie eigentlich hingehört: Nach oben in den siechen Strauch. Vor ihm war da netterweise auch schon die Gelbe Wiesenraute gewesen. Das alles sind zwar keine Mondgesichter, aber immerhin kleine Sternchen.

Ob der Wohlriechende Odermennig den Namen auch verdient hat, darüber kann man geteilter Meinung sein. Nach irgendwas riecht er jedenfalls. Ich finde es gar nicht mal so unangenehm, aber der Duft polarisiert. Was ihn sonst noch von seinem Wald-und-Wiesen-Vetter, dem Gewöhnlichen Odermennig (Agrimonia eupatoria), unterscheidet, ist seine beeindruckende Körpergröße: Während sein Verwandter allenfalls Kniehöhe erreicht, wächst dieser hier locker bis in den Wipfel einer Kletterrose. Wenn man ihn nicht aufbindet, kann er allerdings bei Sturm auch kurzfristig zum längsten Bodendecker der Welt werden.


Verbänderung


Seine gelben Blüten sind zwar nicht die größten, überzeugen aber durch ihre Fülle an einem reizenden, kerzenförmigen Blütenstand. Um ein bisschen mehr Fernwirkung zu erzielen, ist eine Gruppenpflanzung zu empfehlen.

So oder so neigt er früher oder später zur Grüppchenbildung, dank reichlicher Selbstaussaat. Seine Früchte haben raffinierte Krallen, mit denen sie sich auch mit Hilfe von Tieren verbreiten können, indem sie sich im Fell festkletten und so per Anhalter irgendwohin mitfahren.

Beim Gewöhnlichen Odermennig reichen zum Verschleppen noch kleinere Tiere - Füchse vielleicht - aber beim großen Bruder braucht es schon etwas größere Vehikel. In meinem Garten verbreitet er sich hauptsächlich über des Gärtners Haupthaar, habe ich den Eindruck. In diesem finde ich zumindest immer wieder anhängliche Odermennigsamen - und die sind gar nicht so leicht wieder zu entfernen, ohne dass es weh tut. Auch des Gärtners Kleidung wird gern genommen zum Anhaften.


Widerhaken an Odermennigfrüchten - hier mit Wanzengast

Weder Berührungsängste noch Keimhemmung haben die Samen. Überall hat man schnell eine ganze Brutstätte von kleinen Odermennigen. Im Jugendstadium sind sie rasch gejätet, ältere Semester aber sind hartnäckig, haben eine riesige Wurzel, aus der sie immer wieder austreiben. Oberhand über den Odermennig zu gewinnen ist daher etwas für Schnellentschlossene.

Zu Gute halten kann man ihm außerdem eine außerordentliche Trockenheitsresistenz. Gießen musste ich die wohlriechenden Pflanzen noch nie. Desweiteren verträgt er zur Not auch Halbschatten und ist Kompost nicht grundsätzlich abgeneigt.

Zuhause ist er im Bauern- wie im Naturgarten gleichermaßen. Wer einen solchen sein Eigen nennt oder einen anlegen möchte, der möge gerne bei mir anfragen. Wenn die Samen wieder so richtig anhänglich werden, kann ich welche abgeben (bei mehr als einer ernst gemeinten Zuschrift entscheidet das Los).

21 Kommentare:

  1. Ich weiß, ich hab schonmal.... aber trotzdem hätt ich fürchterlich gern so ein Oder-gemennige hier im Garten- vor allem das Bild mit der Biene lockt natürlich die Hobby- Imkerin sehr....
    Bei mir ists ein naturgarten, der ihn gern aufnähme.
    Übrigens: das Pentaglottis vom letzten Jahr hat schon alle Saat abgeworfen (oder von Ameisen abgeknuspert bekommen, wer weiß) ich hoffe also auf mehr davon im nächsten Jahr. Dann kann ich auch was abgeben....

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  2. Hallo Elke, so wie mit deiner Moonlight geht es mir mit der Aloha, auch eine Kordesrose. Die hatte dieses Jahr auch noch nicht eine Blüte, aber hunderte gelber Blätter ;-)
    Das Bild mit der Biene am Odermenning ist richtig klasse!

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  3. Die Farbe der Manita ist wunderschön, kräftig, aber nicht schreiend das rosa. Man ist ja wirklich dankbar, wenn eine Rose rostunaanfällig ist, denn wenn erst mal die Flecken kommen, wirds einfach nur mühsam...
    Da melde ich mich glatt für die Samen an, ich kannte bisher nur den Wilden, auf deinem Foto schaut der veredelte Verwandte sehr hübsch aus - und - ich mag so Stauden die die Höhe suchen!
    Ich schreib es ja ab und zu, aber es muss einfach immer wieder gesagt werden: Dein Schreibstil ist einfach wunderbar!
    Liebe Grüße
    Elisabeth

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  4. Liebe Elke
    Ja ich erlebe in unserem Garten ähnliches bis nicht gleiches! Die einen strotzen und protzen, die andern särbeln und werden fast gar nix mehr. Aber dennoch bin ich erstaunt, wieviele der Rosenlieblinge sich doch wieder aufgerafft haben - bis auf die Hochstämmchen, die waren dann endgültig hinüber.
    Deine Manita ist ein Traum - ganz meine Farbe.
    Liebe Grüsse
    Ida

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  5. Hallo Elke,

    in unserem Garten ist dieses Jahr auch vieles anders . Bei mir taucht auch schon der Sternrusstau an einzelnen Rosen auf, letztes Jahr hatte ich damit keine Probleme. Dafür ist die gelbe Wiesenraute, genau wie bei dir riesig groß geworden. Mal sehen wie es weiter geht!
    LG Dagmar

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  6. Liebe Elke,

    in diesem Winter wurde so manches Röslein dahingerafft. Das ist zwar sehr schade, aber so ist die Natur - unberechenbar. Sie hat aber auch immer wieder freudige Überraschungen für uns bereit.

    Liebe Grüße
    Jutta

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  7. Ich dachte schon: "Was? Mondfinsternis? Habe ich was verpasst?" Hihi, ist aber "nur" Dein Röschen. Hab auch so dahinsiechende Kandidaten. Habe mal gehört, Rosen seien leidensfähig...hmm, also bei mir wohl definitiv. Die Manita ist aber ein toller Hingucker. Wunderschön!
    Aha, eine Verbänderung ist das? Das hat nämlich auch mein italienisches Leinkraut gezeigt und ich habe mich schon gewundert, was das wohl nun wieder soll.
    Habe einen gemütlichen Abend in Deinem wunderschönen Garten.
    En liebe Gruess
    Alex

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  8. So ist das in diesem Jahr mit den Rosen. Einige wollen absolut nicht, andere blühen so schön wie noch nie. Meinen Rosenblüten macht der ständige Regen mehr und mehr zu schaffen. Die ersten Sternrußflecken zeigen sich auch.
    Wirklich interessant finde ich deinen Odermenning. War mir bisher völlig unbekannt. Odermenning habe ich weder als Unkraut noch als Gartenpflanze bisher gesehen. Das ist das schöne beim Bloggen. Man findet ständig neue, interessante Dinge.
    Liebe Grüße
    Anette

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  9. Über meine Rosen spreche ich heuer lieber nicht, die sind ein einziges Trauerspiel. Der Garten ist im Moment ein Graus und die Sonne war schon länger nicht mehr zu sehen...

    lg kathrin

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  10. Liebe Elke, vielen Dank für deinen (Schmunzel-)Beitrag und die hübschen Fotos.
    Wirst sehen, nächstes Jahr blüht deine Moonlight-Rose wieder üppig, vielleicht braucht sie einfach mal eine Pause. Deine Manita blüht wirklich prächtig, bildhübsch sieht sie aus.
    Das Klettenzeugs ist wirklich lästig wenn es sich in den Haaren verfängt!
    Liebe Grüße von Zaunwinde

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  11. Wirklich schade in diesem Jahr mit den Rosen. Bei uns ist es nicht anders!

    Über den Odermennig schrieb ich auch schon mal - allerdings wohl eher die Wild-Version.

    http://mein-waldgarten.blogspot.de/2010/08/odermennig.html

    Ich hab' allerdings nicht dran gerochen. Aber da er in der freien Natur wuchs ...

    Ich hätte ja gerne den Echten, also die Heilpflanze, gehabt. Aber in unserem jetzigen Garten, wo ich ihn aussäte, ging er leider nicht auf.

    Liebe Grüße
    Sara

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  12. das ist wieder typisch! bei mir laeuft alles andersrum! der wohlr. odermennig hat sich nach ein paar jahren verabschiedet, ohne einen einzigen nachwuchs:( der "gemeine" (der ist aber garnicht so gemein!:) lebt und blueht und macht sich sehr gut - wobei er wenig nachwuchs produziert, was aber nicht seine schuld ist, sondern meine - weil rundherum kein offener boden fuer ihn ist... so kanns gehen im leben:) wir haben hier uebrigens auch ein paar frostkandidaten, die sich noch redlich abgemueht haben, wieder gesund zu werden, aber nach einer traurig anzusehen siechzeit den loeffel abgegeben haben:)

    mitfuehlende gruesse

    Bettina (aus irland, wo das wetter mal wieder so garnicht nett zum gaertner ist, feuchtwarm und klebrig:()

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  13. Moin,
    seid froh, wenn die Kordes Rose wenigstens eine Blüte hat!
    Unsere ist im Winter komplett eingegangen.Wirklich schade.
    Wir haben sie durch eine andere ersetzt.
    Aber es ist nicht die Einzige, die erfroren ist. Andere, die schon mit uns umgezogen sind, haben tapfer ums Überleben gekämpft und blühen jetzt
    fleißig.
    Der Winter war schlecht für uns und jetzt dieser verregnete Sommer!
    Wir würden so gern etwas von unserem Wasser abgeben an die Regionen, die es wirklich gebrauchen können ...

    Feuchte Grüsse aus Norddeutschland
    Meggie

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  14. Dass der Gewöhnliche Odermennig noch einen großen Bruder hat, der auch noch duftet (oder das Gegenteil), wusste ich noch gar nicht. Interessant, ist aber wohl auch eine Wildpflanze, wie mein schlaues Taschenlexikon der Wildpflanzen sagt auch einheimisch. Der Kleine Odermennig wächst hier in der Umgebung auf sämtlichen Ruderalflächen...so auch in meinem Garten, der stellenweise 'Magerrasenqualität' hat, die die Pflanzen offenbar brauchen. Wie verträgt der sich denn mit den auf nährstoffreichen Boden angewiesenen Kletterrosen?
    Liebe Grüße
    Sisah

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  15. Schade um Dein Mondlicht. Hoffentlich klappt es nächste Saison dann wieder :-)
    Den Odermening kannt ich bisher nur als "Unkraut". Ich muss sagen bei Dir im Beet sieht er gut aus.
    Grüess Pascale

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  16. "Der längtse Bodendecker der Welt" -1A, du triffts mal wieder den Menning bzw. den Nagel auf den Kopf.Das Wetter spielt gerade sehr den unerwünschten Gärtner. Da das ältere Odermenningsemester so hartnäckig ist, verzichte ich auf eine Samenspende-mir machen inzwischen meine Nachtkerzen das Leben schwer. Einerseits sieht sie ja ganz nett aus und ist ja eine Heilpflanze. Andererseits wuchert sie wo immer sie kann. Und sie kann immer...
    Jätende Grüße in deinen Garten, Jo

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  17. An eine Notblüte habe ich auch schon bei meiner "Bonny" gedacht. Eine sonst überborende Kletterrose hatte sie in diesem Jahr nach dem letzten Nachtfrost auf einen Schlag gelbe Blätter. Trotzdem war der Blütenansatz gewaltig. Doch kaum ist die Blüte über dem Zenit, trocknet der ganze Zweig ein. Ich glaube, ich schneide das gute Stück mal runter, damit sie an dieses Elend nicht noch Kraft verschwendet.

    GlG Jane

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  18. Da nur zwei Anwärterinnen für die Samen dabei waren, bekommen beide welche: Fjonka und Elisabeth.

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  19. Liebe Elke!

    über Agrimonia eupatorum findet man ja viel im Internet,
    zum A. procera hingegen wenig.
    Da bei uns auch ziemlich viel im Garten davon wächst,
    wüssten wir schon lange gerne, wie man den Duft- oder Großen Odermennig denn als Heilpflanze einsetzen kann.
    (Ernte-Gut, Ernte-Zeit, Tee/Tinktur,...)

    Weißt Du vielleicht was dazu?

    Herzliche Grüße,

    Constantin

    constantin.ec@gmx.at

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    1. Hallo Constantin,
      in meinen Büchern finde ich leider nichts dazu.
      Man liest höchstens, dass die Inhaltsstoffe ähnlich seien zum Gew. Odermennig.
      Viele Grüße
      Elke

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