Montag, 8. April 2013

Messerscharf

Das hier ist das wohl verkannteste Gartenwerkzeug der Neuzeit:

Das mag daran liegen, dass der natürliche Lebensraum dieses Gerätes eher in einer Küche zu finden ist als an der frischen Luft. Die Rede ist vom guten alten Brotmesser. Wenn dieses zum zahnlosen Tiger geworden ist, und das Schneiden von knackigen Krusten nicht mehr so von der Hand geht, kann es seine zweite Karriere im Garten starten. Dazu braucht es keinen dreifach gehärteten Damaszener-Stahl, die einfache Ausführung tut es auch. Denn schwaches Wurzelwerk schafft es immer noch wie sonst keiner - was ihm auf den Laib geschneidert ist, funktioniert auch draußen.

Viele Frühlingsaufgaben kann man mit ihm bewältigen: Einer der Anwendungsfälle ist das Teilen von Stauden. Hat man die erst einmal mit dem Spaten ausgehoben, macht das Messer aus einem Wurzelballen viele.

Das klappt auch bei krautig wachsenden Zimmerpflanzen, wie beim Spathiphyllum. Jetzt im Frühjahr ist Zeit für eine Inspektion: Wenn das Einblatt trotz richtiger Bewässerung (nicht zu viel und nicht zu wenig) welk aussieht und die Erde muffig riecht, sollte neues Substrat her, und zwar schnell. Wenn man gar keinen größeren Topf mehr hat, um es wieder glücklich zu machen, muss es sich zum Wohle der Schönheit unter's Messer legen. Ein Viertel des Ballens wieder mit neuer Erde zurück in den alten Topf und alles wird gut. Die anderen drei Teile kann man verschenken oder anderweitig eintopfen.

Die meisten Zwiebel- und Knollenpflanzen allerdings leben nicht so gern auf Messers Schneide. Hier ist eher Handarbeit beim Teilen gefragt.

Wer ganz neugierig ist, kann auch mal Sensemann spielen und nachschauen, wie so ein alter Wurzelballen vom letzten Jahr von innen aussieht. Die Erde der alten Tomatentöpfe oder anderer Gemüseanbauten bietet sich dafür an. Schnell mit einem scharfen Schnitt entzwei und man wird sehen, dass die Wurzeln immer an der Wand lang gewachsen sind. Jetzt kann man den Ballen von innen ausnehmen wie eine Weihnachtsgans und das wenig durchwurzelte Innere auflockern und als Anzuchterde verwenden. Aus Gründen der Hygiene allerdings nicht mehr bei derselben Pflanzenfamilie, die bereits darin gewachsen ist. Sommerblumen oder Stauden vorziehen kann man aber auch in dem alten, gut abgemagerten Gemüsesubstrat. Der Rest kann in den Kompost.

Bevor man den Töpfen so zu Leibe rückt, ist zunächst noch Schichtwechsel angesagt: Man kann jetzt noch etwaigen Aufwuchs entfernen. Meine Tomatentöpfe werden immer gern von Vergissmeinnicht besiedelt, wo auch immer die Samen hergekommen sind. Da die Vertreter im Beet diesen Winter offenbar gelitten haben, bin ich froh über den an der Hauswand unverfroren überwinterten Nachwuchs. Also einfach die oberste Schicht des Topfes abgetragen - ihr ahnt es schon: Hier kommt wieder das Messer zum Einsatz. Jetzt noch schnell in kleinere Portionen reißen und ab ins Beet. So kann der Frühling doch noch sein blaues Wunder erleben. Und das Brotmesser ist reif für die Wäsche und hat sich eine Pause verdient. Bis zum nächsten Jahr.

18 Kommentare:

  1. Großartig....ich mach das auch so. Manchmal können die Messer auch noch im normalen Gebrauch sein und verbiegen sich dann eben. Oder man findet eine längst vermisste Gabel im Blumenkasten.

    Frühlingsgrüße,
    Simone, die sich gerade unbändig über Dickmaulrüssler-Larven ärgert, die mal wieder Geranium erledigt haben

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  2. Liebe Elke,
    köstlich, wie du den Artikel "dem Brotmesser auf den Laib geschneidert" hast. Ich habe ein kleines altes Küchenmesserchen, das zum Fugenkratzen im Hof und beim Wurzelabstechen von unerlaubt aufgegangenen Löwenzähnen ganz ausgezeichnete Dienste tut.
    Schöne Grüße, Johanna

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  3. Super Elke,Du schreibst einfach zu schön. Letzte Woche habe ich ein einfaches Messer in meiner Eisdose abgebrochen. Damit kratze ich nun Löwenzahn oder Gras und anderes aus meinem Kopfsteinpflaster ....
    Ich stelle mir Dich gerade vor.
    Dein Emil: "Was hast Du vor?"
    Du: "Ach, ich geh Stauden filetieren".....
    Lieben Gruß Codula

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  4. Hallo Elke,
    ich benutze oft die kleinere Variante im Garten, bei uns hier "Kneipchen" genannt. Ist schon ganz abgenutzt! :)
    Liebe Grüße
    Dagmar

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  5. Vielen Dank für die Erweiterung meines Horizonts...kommt gerade richtig zur Eröffnung des Gartenjahres...der Frühling ist hier nämlich wirklich angekommen!!! LG Lotta.

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  6. Ja, Messer können oft ganz hilfreich im Garten sein. Mal sehen, welche Pflanzen ich nach der Übersiedelung teilen kann :)

    lg kathrin

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  7. Unser Gärtnermeister benutzt auch ein Brotmesser, zum Rasenkantenschneiden beim Plattenverlegen. Ich bevorzuge zum Pflanzenteilen den elektrischen Fuchsschwanz.

    Sigrun

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  8. Aha... hmm, und wo bitte bleibt die Butter :o). Da ich fast nie Pflanzenteile (hab einfach einen gehörigen Respekt davor...) ging's bisher ohne Messer. Wurzelballen von der vergangenen Saison landen bei mir schlicht und einfach auf dem riesigen Haufen zum Häkseln. Manchmal dauert's sooooo lange bis ich zum Häkseln komme, dass darunter bereits neue Erde entstanden ist. Und so arbeite ich fleissig an der Erweiterung unserer Erde oder nennt man das auch Landgewinnung? Keine Ahnung... wohl eher einfach faule Gärtnerin mit schmuddel Ecke *lach*.
    Die Lenzrosen vermehren sich wirklich. Ich lasse sie gewähren und sobald ich sehe, dass ausser Blätter noch was anderes daraus wächst, kriegst Du ein Pflänzchen zugeschickt ;o)... Ehrensache.
    Hab noch eine gute Woche!
    En liebe Gruess
    Alex

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  9. Sachen gibt es; da muss man auch erst draufkommen mit dem Brotmesser! Vielen Dank für den Tipp!
    Als ich das Bild am Anfang sah, dachte ich, du willst den Krokussen damit zu Leibe rücken...
    Liebe Grüsse
    sarah

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  10. Hallo Elke,
    genau, so ein Messer hab ich auch und es hat schon viele wertvolle Dienste im Garten geleistet! Meine Nachbarin benutzt ein altes Brotmesser sogar, um damit den Löwenzahn aus dem Rasen zu stechen....
    Ich lege die Erdballen aus den Töpfen über den Winter immer auf´s leer geräumte Gemüsebeet. Im Frühjahr sind sie dann richtig schön locker und ich verteile die Erde in den Gemüse- und Staudenbeeten, um den schweren Lehmboden zu verbessern. Die alte Erde als Anzuchterde zu nehmen ist allerdings auch keine schlechte Idee!

    Liebe Grüße, Bärbel

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  11. Liebe Elke, das hast du wieder toll auf den Punkt gebracht! Ich hab auch so ein ausrangiertes Modell, was ich immer für den Staudenschnitt im Frühling nehme, geht viel schneller als mit der Gartenschere :-)
    LG, Heike

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  12. Hallo Elke.
    Mein erster Blick in deinem Post das Brotmesser in seiner vollen Große.
    Genau es ist überall einsetzbar egal wo, immer zu gebrauchen. Deines hat schon seine Arbeit getan und hat jetzt Pause.HIHI.
    Meins werde ich auch noch gebrauchen eher zum Blumen schneiden.
    Schöne Woche noch und liebe Grüße Jana.

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  13. Ja, ausrangierte Messer sind herrliche Gartenwerkzeuge :-)
    Als wir den Garten übernahmen, haben wir noch eine Reihe davon im Schuppen gefunden, aus der geerbten Küche kam so manches dazu, und unsere Küche steuerte auch so manches Messer bei. Wo die in den 17 Jahren alle geblieben sind? Wir haben doch keinen Rasen, und für Löwenzahn & Co habe ich einen 'Unkraut'-Stecher! Die kann ich doch nicht alle beim Gras aus den Fugenauskratzen für den Hof verbraucht haben?
    Allerdings ein Brotmesser habe ich nie dafür weiterverwendet. Das mag aber auch daran liegen, dass ich kaum Topfpflanzen habe. Und die Segge aus dem Teich musste ich damals mit einer sehr scharfen Säge teilen ...
    LG Silke

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  14. Und der Haifisch, der hat Zähne
    Und die trägt er im Gesicht
    Und die Elke, hat ein Messer
    Und das Messer sieht man hier

    An ’nem schönen blauen Sonntag
    Liegt ein Kübel auf dem Beet
    Und ein Mensch geht um die Ecke
    den man Elkie Messer nennt

    und die Wurzeln erst im Dunkeln
    holt die Elke an das Licht

    und sie rückt ihnen zu Leibe,
    dass es eine Freude ist.

    Deine Fotos inspirierten mich :-)...frei nach B. Brecht...
    LG
    Sisah

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  15. Hallo Elke,
    wir müssen noch im Garten anfangen. Hat sich wegen des langen Winters nach hinten verschoben. Derzeit ist alles auf den morgigen Kindergeburtstag fixiert. Danach sollte es aber endlich draußen losgehen.

    Gruß Dieter

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  16. Ja, genau, alte Messer braucht man unbedingt im Garten. Wie könnte ich denn sonst meine Hostas schonend teilen ?
    Aber heute zum Teilen meines Topfmiscanthus wäre das Messer zu mickrig gewesen. Da habe ich den Wiedehopf gebraucht.

    lg Frieda

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  17. Hallo Elke,
    danke, danke, danke!
    Endlich finde ich in dir eine Fürsprecherin, für Kochwerkzeug im Garten. Ich wurde schon wiederholt etwas schief/fragend/zweifelnd angeschaut, wenn ich ein altes Obstmesser zum wurzeldurchtrennen aus meiner Gartenhütte geholt oder gar mit der Fleischgabel die Blumenkistenerde gelockert und Samen untergehoben habe!
    Lieben Gruß, Doris

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  18. Hallo Elke,
    auch ich nutze meine "Küchenmachete" regelmäßig im Garten oder beim Teilen von Zimmerpflanzen. Vor Jahren drängte mir jemand einen großen Bogenhanf auf. Seit dieser Zeit stehe ich regelmäßig einmal im Jahr wie ein lustiger Holzhackerbub im Garten und säge was das Zeug hält. Obwohl immer wieder etliche Töpfe mit den Teilstücken bepflanzt werden, türmen sich am Ende der Aktion lange Blätter und Wurzelbrocken unter dem Zwetschkenbaum. Die ganze Verwandtschaft hat schon die Fensterbretter bestückt bekommen. Ich erwäge ernsthaft, dieses Jahr die sterblichen Überreste des Massakers in einen Balkonkasten zu setzen und der Sonne auf der Südseite auszusetzen.
    Auch meine Hosta zersäge ich, um sie einerseits zu vermehren oder ihren ausufernden Wuchs einzuschränken.
    Gestern habe ich mein Messer aus dem Keller geholt. Es darf draußen bleiben bis zum Winteranfang (da keine kleinen Kinder mehr durch den Garten vagabundieren). Ein billiges Brotmesser, dass aber bisher keinen Rost angesetzt hat! Gutes muss nicht teuer sein!
    Eine Gabel und ein normales Messer (Essbesteck) stecken mal in diesem, mal in jenem Topf. Leider. Ich vergesse nämlich immer, in welchem Topf sie stecken und verbringe den Sommer mit lustigen Versteck-Spielen. Den weißen Plastiklöffel finde ich aber immer auf Anhieb!!!
    Gruß
    Bettina aus Bielefeld

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