Samstag, 12. November 2016

Bäumchen wechsel dich: Alternanz bei Obstgehölzen

Dieses Jahr war ein gutes für Äpfel. Wo man auch hinschaut, biegen sich die Bäume unter der süßen (oder sauren) Last. Während mein Zierapfel 'Golden Hornet' im September wohl Wasser sparen musste aus Mangel an Regen und den ganzen Garten mit nicht mehr tragbaren Miniäpfeln zugeschmissen hat, hat sich der Säulenapfel 'Arbat' wacker geschlagen.



Dieses Jahr nimmt der Garten also an einem Experiment teil, das da heißt: Zierapfelmulch. Vielleicht der letzte Schrei, was Mulchen angeht? Die Schnecken werden wie auf Rollen laufen.


Der Säulenapfel jedenfalls hielt fest an seinen Äpfeln, die so zahlreich waren wie nie zuvor. Nächstes Jahr wird er dann wieder nur ganz wenige Äpfel tragen, eventuell wird er gar nicht blühen. Das lässt er nämlich bleiben, wenn er keine Lust dazu hat.



Aber warum machen Äpfel und auch Obstgehölze der Gattung Prunus - zum Beispiel Kirschen und Pflaumen - das überhaupt mit der doofen Alternanz? Warum schmeißen sie uns in einem Jahr zu mit Früchten und sparen sich einen Ast im nächsten?


Eine Theorie besagt, der Grund wäre derselbe wie bei den Primzahl-Zikaden. Diese nordamerikanischen Insekten verbringen Jahre als Larven unter der Erde, bevor sie in einem Massenansturm gleich alle auf einmal schlüpfen. Da ist dann immer in großes Hallo in Garten und Wald. Die Zeitspanne, die die Zikaden im Dunklen verbringen, ist ja nach Art unterschiedlich, ganz beliebt sind aber Primzahlen. Manche Arten erscheinen nur alle 13 oder gar 17 Jahre! Warum stellen die sich so an und kommen nicht einfach jedes Jahr zum Vorschein?

Die machen das deshalb so kompliziert, damit kein Fressfeind auch nur ansatzweise auf die Idee kommt, man könnte sein Beuteschema zur Abwechslung mal ausschließlich auf Zikaden ausrichten. So ein Räuber würde schneller verhungern als er bis 17 zählen könnte. Stattdessen gibt es eben alle 13 oder 17 Jahre eine große Sause bei den Zikaden und die Insektenfresser können sich die Bäuche vollschlagen, bevor sie dann wieder eine lange Zeit auf so eine Party warten müssen.

Vielleicht machen es die Obstgehölze genauso. Immer mal ein bisschen pausieren, damit Schädlinge wie Apfel- oder Pflaumenwickler gute Zeiten und schlechte Zeiten erleben und sich nie dauerhaft wie im Schlaraffenland fühlen können? Säugetiere wie wir sind mit dieser Erbsenzählerei vermutlich nicht gemeint, denn wir sollen ja eigentlich die Samen großzügig verbreiten und können damit nicht der Grund für die Alternanz sein.


Nur der spendable Zierapfel muss dieser Schädlings-Theorie natürlich widersprechen. Der kennt keine Alternanz - zumindest keine sichtbare - und hat wohl noch nie von Primzahlen gehört. Aber wer weiß, vielleicht erschlägt er seine Feinde ja einfach alle 11 Jahre mit kiloweise abgeworfenen Früchten. So wie meiner dieses Jahr...

14 Kommentare:

  1. Liebe Elke,
    am Ende des Artikels musste ich lachen, sehr schön geschrieben. Unser Apfelbaum, den wir seit sieben oder acht Jahren haben, hat dieses Jahr zum ersten Mal richtig gut getragen. Den Fachbegriff für dieses wechselnde Verhalten, kannte ich noch nicht.

    Viele liebe Grüße
    Wolfgang

    AntwortenLöschen
  2. Da hast du wirklich Glück wenn die Ernte so gut ausfällt. Bei uns gab es Dank sehr späten Frosts einen Totalausfall bei der Obsternte - zum ersten Mal seit wir den Garten haben.
    Liebe Grüße
    Verena

    AntwortenLöschen
  3. Jetzt verstehe ich unseren Apfelbaum! Einmal biegt er sich unter der Last der Früchte ( wie in diesem Jahr) und ein andermal blüht er zwar reichlich, und es gibt einen Apfel, der dann auch noch wurmstichig zu früh vom Baum fällt.....
    Danke! Etwas gelernt, nun kann ich schlafen gehen....
    Herzlichst
    yase

    AntwortenLöschen
  4. Hallo,
    bei uns zeigt sich die Alternanz diesjährig in schwächeren Fruchtmengen bei Apfel, Quitte und Pflaume. Dafür trug die Bayernkiwi so stark, dass ich sogar überlegte, davon Marmelade zu kochen. Unterliegt die Kiwi-Schlingpflanze auch Alternanz?
    Spätherbstliche Grüße aus dem Laubblättergarten!

    AntwortenLöschen
  5. Wir hatten vergangenes Jahr so viel Äpfel, dass sogar mal wieder Saft gepresst hatten, dieses Jahr so gut wie keine Äpfel. Lag aber wohl auch am Frost im April und allgemein kaltem Frühjahr. Liegt die Alternanz nicht auch mit in der Sorte begründet?

    AntwortenLöschen
  6. Liebe Elke,
    Du schreibst so unterhaltsam, lustig und sehr lehrreich...(...habe mir auch Deinen tollen Post vom Blätterkompost angeschaut!)- es ist eine Freude bei Dir zu lesen!!!
    Zur Alternanz möchte ich noch folgendes bemerken: Man kann ihr weitgehend begegnen - durch geeignete Schnittmaßnahmen - auf Holz schneiden...auf Frucht schneiden...das müsste man an einem geeigneten Objekt zeigen können...
    Alles Liebe
    Heidi

    PS Die Tulpenzwiebeln sind angekommen! Nochmals vielen Dank dafür!!!

    AntwortenLöschen
  7. Sehr interessant. Meine Obstbäume, Zieräpfel, tragen alle zwei Jahre viel und dann wieder weniger. Abwerfen tun sie eigentlich nicht, wenn alles untenliegt, haben die Vögel den Winter über gut zu essen. Die Amseln freuen sich.

    Sigrun

    AntwortenLöschen
  8. aus der insektewelt kann man soviel lernen danke für dein bericht :) für sie, pflanzen, tiere usw. müsste man mehr die wertvollen noch erhaltene natur-oasen beschützen * habe oft bemerkt dass wenn viele äpfel da sind (wie dieses jahr hier) auch viel Wespen normalerweise zu sehen sind aber dieses Jahr war es nicht der fall * vieilleicht ist diese art auch von insektizide usw. bedroht wie die bienen und schmetterlinge usw * mit zieräpfel kann man gute apfelgelee kochen :) die vögel essen sie so gerne natur *
    liebe grüsse

    AntwortenLöschen
  9. Liebe Elke,
    wir haben Dich in unsere Lieblingsblogliste aufgenommen.

    Viele liebe Grüße
    Wolfgang

    AntwortenLöschen
  10. :-)) Herrlich!
    Wieder was gelernt :-)
    Die Zieräpfel von unserem Bekannten
    sollen übrigens nur alle zwei Jahre erscheinen.
    Sagte sein Verkäufer. Aber nun hat er doch
    jedes Jahr welche :-) Mich freuts!
    Liebe Grüße Urte

    AntwortenLöschen
  11. Oh, da hast Du auch sehr schöne bereifte Bilder aufnehmen können, liebe Elke!
    Puhh, nee, aber auf solches Mulch kann ich grn verzichten. Wenn nicht die Schnecken sich darüber hermachen, gammelt es vor sich hin.

    Was die Alternanz betrifft, habe ich mal gelernt, daß Witterungseinflüsse dafür zuständig sind. Wobei nicht alle Sorten gleichermaßen betroffen werden sollen. Aber man könnte ja manuell etwas dagegen unternehmen. Beim Zierapfel weiß ich jetzt nicht. Ich beschneide unseren Baum auch ähnlich wie in der Obstplantage. So wie auch Heidi schreibt ... Sieht zwar nicht so schön aus (ich mag auch lieber die alten überhängenden Apfelbäume mit den kleineren Äpfeln anschauen) bringt aber größere und weniger Äpfel. Mit den Maßnahmen, wie derzeit Leimringe und noch weiteren biologischen hoffe ich, daß er dann im nächsten Jahr mal ohne größeren Befall trägt oder im übernächsten, wenn ich jetzt mit den Maßnahmen am Ball bleibe. ;-) Denn sonst wäre es in diesem Jahr schon ein sehr schöner Ertrag gewesen.

    Liebe Grüße
    Sara

    AntwortenLöschen
  12. Hallo Elke,
    farblich passend zu Deinem 'Apfelmus' habe ich eben endlich die Blüten vom Juni von Deinem gelben Auswanderer gepostet: http://schneiderhein.blogspot.de/2016/06/unbekannte-mitreisende.html
    Hast Du eine Idee, wer sich da bei uns eingeschlichen hat? Ich hoffe, dass sie uns auch noch im nächsten Jahr erhalten bleibt. Oder zumindest ihre Saat teilweise in den Steinfugen verteilt hat …
    VG Silke

    AntwortenLöschen
  13. chhchhrrrr :-D
    wieder grossartig und lustig geschrieben! die theorie scheint mir plausibel!
    xxxx

    AntwortenLöschen
  14. Hallo Elke,
    ein tolle Sorte. Ich habe leider eine Zierapfelsorte erwischt die nicht so gut fruchtet egal in welchem Jahr und die Früchte sind nur erbsengross.Schöne Fotos übrigens.
    LG Dagmar

    AntwortenLöschen

Mit der Nutzung der Kommentarfunktion erklärst Du Dich mit der Speicherung und Verarbeitung Deiner Daten durch diese Website einverstanden.