Samstag, 7. April 2018

Die Balearen für Blumenbegeisterte

Ich habe es ja schon mal angedeutet: Ich kann nicht reisen wie normale Menschen. Während andere den ganzen Tag auf Mallorca am Strand oder sogar gleich in der Strandbar hocken, gehe ich ständig in die Hocke, um irgendwelche Kreaturen zu finden, grün oder nicht grün. Andere werfen Handtücher auf Liegen, ich einen Blick in die Blumen - und die gibt es zur Zeit reichlich.

Soller, Mallorca

Jetzt im Frühjahr haben die Balearen ordentlich Winterregen aufgesogen und zeigen sich von ihrer bunten, meist gelben, Seite. Alle Pflanzen wirken fröhlich.

Senfrauke, Kronen-Wucherblume, Affodill


Röhriger Affodill und Wolfsmilch

Kronen-Wucherblume und Natternkopf

Kronen-Wucherblume

Kronen-Wucherblume, Natternkopf

Kronen-Wucherblume, Natternkopf, Weiße Resede

Milchfleck-Distel
 
Kronen-Wucherblume

Wegerichblättriger Natternkopf und Stierkopf-Ampfer

Wegerichblättriger Natternkopf, Schwalbenschwanz und Stierkopf-Ampfer

Manche Blumen kann man schon als die Prominenz des Mittelmeers bezeichnen, da sie sich überall aufdrängen und besonders groß sind. Eine davon ist der Ästige Affodill (Asphodelus ramosus), ein ausladendes Zwiebelgewächs, an dem kaum ein Insekt vorbeigehen kann (und sei es auch nur als Aussichtspunkt):
 



Er wächst an jeder Ecke und man möchte den langen Lulatsch am liebsten auch im eigenen Garten haben. Doch schnell wird klar, dass er dort - wenn nicht gar verfroren - so doch wenigstens sehr einsam werden würde. Honigbienen besuchen ihn zwar gern, doch was wäre er ohne die korpulenten Pelzbienen, Käfer und Dolchwespen?

Diese pelzige Dolchwespe, die eher wie eine Biene aussieht, heißt Dasyscolia und soll das einzige Insekt sein, das auf die Blüten der Spiegel-Ragwurz (Ophrys speculum) hereinfällt und denkt, die Blüte wäre ein Bienenmädchen. Männer eben.. Diese Art der unfreiwilligen Bestäubung per Trickbetrug konnte ich leider nicht beobachten, wohl aber beide einzeln. Wenn die Wespe nicht gerade verzweifelt versucht, Orchideen zu begatten und sich dabei Hörner aufsetzen lässt, besucht sie in ihrer Freizeit gern den Affodill, aber auch Korbblütler.


Dasyscolia
Spiegel-Ragwurz

Dieses dicke Ding hier ist Anthophora subterranea, eine wirklich gigantische Pelzbiene von Hummelgröße. Elegant im grau-schwarzen Pelz wuselt sie in Wahnsinnsgeschwindigkeit am Affodill herum, mag aber auch Wundklee ganz gern - eine sehr extravagante Mischung.


Das hektische Taubenschwänzchen fliegt gewohnt zappelig an den Blüten entlang.



So groß wie der Affodill ist, so klein und leicht zu übersehen ist dieses winzige Blümchen, das Zwergedelweiß (Filago pygmaea). Es trägt graublau und ist einfach hübsch - wenn man es denn wahrnimmt:


Eine besonders auffällige Blütenbesucherin im Frühjahr ist die Blattschneiderbiene Megachile sicula (einen deutschen Name scheint sie nicht bekommen zu haben). Sie besticht durch einen fuchsroten Pelz, einen schwarzen Hinterleib und dunkel gefärbte Flügel. Alle möglichen Hohlräume kleistert sie mit erdfarbenen Brutzellen voll, ob Löcher im porösen Gestein an der Küste oder hohle Metallstangen. Sie besucht am liebsten Hornkleearten in Gelb - wo sie auch besonders gut auffällt mit ihrer roten Mähne.

Megachile sicula


Manche Nester sind geradezu idyllisch gelegen - beste Wohnlage mit dem Ausdauernden Strandstern als Nachbarn, einem wirklich netten Korbblütler. Hier hat er einen Balkon im Gestein:



Während man also vor diesen illustren Gesellschaften steht und betrübt feststellt, dass man dergleichen im eigenen Garten in dieser Besetzung nicht inszenieren kann, stolpert man plötzlich über einen kleinen, strahlendweißen Lauch, der immer aussieht wie frisch gewaschen. Der wächst gern an nicht zu trockenen, schattigeren Stellen unter Laubbäumen und nur ausnahmsweise in der Sonne. Er zieht Schmetterlingsarten an, die wir auch zuhause haben: Zitronenfalter, Kohlweißling und Waldbrettspiel.



Es ist unverkennbar der Glöckchen-Lauch (Allium triquetrum), ein kleiner Stinker wie der Bärlauch, aber mit schmalen Blättern und hübsch nickenden Blüten. Die gute Nachricht: Er ist in Deutschland käuflich zu erwerben und überlebt mit einer Laubschüttung auch unsere Winter.

Solche Erkenntnisse kommen einem nicht in der Strandbar, also bin ich doch froh, dass ich nicht zu tief ins Glas, sondern lieber tiefer in die Blüten geschaut habe. Was machen andere Leute eigentlich so im Urlaub?

Gecko, Wespen-Ragwurz, Schwalbenschwanz an Lavendel

14 Kommentare:

  1. Guten Morgen Elke,
    da wir auch nicht zu den ausdauernden Liegen- und Strandbarhockern gehören, sehen wir uns oft die Gegend an, wo wir urlauben. Allerdings fehlt mir da das Wissen um die einzelnen Pflanzen und sie werden lediglich Gegenstand von schönen Fotografien.Danke dir für's Eintauchen in die Flora und Fauna von Malle...mein letzter Besuch liegt schon fast 10 Jahre zurück.
    Lieben Gruß und hab ein wunderschönes, sonniges Wochenende, Marita

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  2. hallo elke,
    da geht einem einfach nur das herz auf, danke.
    gruss hanna

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  3. Herrlich, liebe Elke, was du alles im Urlaub siehst!
    Rraumhafte Pflanzenwelten.
    Ich war mit dem Sohn und seiner Freundin (pta) vorgestern hier bei uns spazieren, abseits der Wege, und es war die reinste Entdeckungstour.
    Steine, Flechten, Baume, Kräuter....Es war eine unglaubliche Vielfalt, es ist schön, Pflanzen zu kennen, und dann haben wir oft einige abfotografiert oder mitgenommen, um sie hinterher zu bestimmen...Wir waren an einer Stelle, an der viele Küchenschellen wachsen, und die große Waldameise lebt.

    Ich verstehe deine botanischen Urlaube!

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  4. Danke für die wunderschönen Fotos und den interessanten Bericht. Ihre Kenntnisse über Flora und Fauna sind bewundernswert.
    Grüße von Ute

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  5. wenn ich denn mal in urlaub fahre, dann gehts mir wie dir - strand und bar kenne ich nie naeher:) sand haben wir am meer hier selbst genug (wenn auch nicht die temperaturen zum baden...) und bars interessieren mich schon garnicht. das groesste problem ist eigentlich, dass wir immer mit ausstattung reisen muessen, also rosenschere, doeschen fuer saatgut und tueten mit nassem papier - fuer stecklinge:) aber ich vermute, dass das bei dir auch nicht anders laeuft?
    dann geniess mal noch deinen urlaub vom eigenen garten - bei den temperaturen bei euch hast du nach der rueckreise sicher genug arbeit darin:)
    viele gruesse von der endlich etwas waermeren gruenen insel
    Bettina

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  6. eine trauminsel * zu schade nur am meerstrand zu bleiben und nicht weiter : so schönes zu sehen * muss aber gestehen dass ich vor... sehr langer zeit... dort war und fast nichts besichtigt haben * jetzt wäre es bestimmt nicht mehr der fall ! alles zauberhaft und die "Megachile sicula" so schön bunt !
    liebe grüsse

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  7. Das hat ja fantastisch geblüht....:-). So tolle Schwalbenschwanzfotos....ich muss morgen unbedingt den Natternkopf aussäen. Es ist der gleiche, den du hier auf den Fotos hast. Die Tüte gab es letztens auf der Nürnberger Samentauschbörse.
    LG Sigrun

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  8. Hallo Elke,
    ich freue mich immer wieder auf deine Reiseberichte. Die Beschreibung der Pflanzen mitsamt wunderschönen Bildern sind einfach toll.
    Ich bewundere im Urlaub auch gern jedes Blümchen am Wegesrand. Leider kenne ich die meisten nicht. Immer wieder kaufte ich in den Ferienländern Bestimmungsbücher, aber meist fehlten die pflanzlichen Wegbegleiter in den Büchern.
    Auch deine Bienenbilder mag ich sehr. Da ich früher geimkert habe, kann ich zwar eine Buckfast-Züchtung von einer Carnica unterscheiden, aber bei Wildbienen muss ich passen und freue mich auf deine Erklärungen.
    Viele Grüße,
    Anette

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  9. Wahnsinnsschöne Fotos! Wir lieben Mallorca im Frühling! Dank dir weiß ich jetzt den Namen der Affodill! Von der hab ich schon einige Fotos gemacht :-)
    Warst du schon mal im botanischen Garten in Soller? Stand mal auf meiner Liste, konnte aber meinen Mann nicht überzeugen. Wäre interessant ob es sehenswert ist.
    Mag deine Wildbienenfotos auch sehr! :-) Werde auch mein Insektenhotel komplett für Wildbienen umbauen! <3 alles Liebe und weiter so!
    Mein Fotoblog: www.ristits.com Lizy

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    1. Jaaaa, wir waren auch im bot. Garten von Soller! Viele Frösche gab es dort, Mandarinenbäume, Holzbienen und einfach einen schön angelegten Garten. Das lohnt sich, auch wenn es Eintritt kostet.
      VG
      Elke

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  10. Liebe Elke,
    eine wunderbare Vielfalt die du da präsentierst. Das Lieblingsurlaubsdomizil mal von einer ganz anderen Seite, abseits von Hotelburgen und Strandbars. Solch eine Vielfalt an Schmetterlingen und Wildbienen findet man bei uns fast nur noch im Gebirge. Alleine diese verschiedenen Orchideen begeistern mich schon. Leider bin ich noch an Schulferien gebunden, deshalb fahre ich meist im Sommer in den Urlaub, dann ist es am Mittelmeer mit dieser Artenvielfalt fast vorbei. Wir sind dann gerne in den Bergen unterwegs, ich meist am Ende der Gruppe mit der Kamera auf allen Vieren auf Abwegen...
    Liebe Grüße Theresa

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  11. Liebe Elke, das sind wunderschöne Bilder. Es muss ein wunderbarer Urlaub gewesen sein :) Genial sind Deine Insektenbilder - wow, da bist Du bestimmt lange auf der Lauer gelegen!

    Vielen herzlichen Dank für Deine Bestimmungshilfe bei meinem letzten Beitrag.

    LG Kathrin

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  12. Wow, liebe Elke,
    ein wunderschöner Post, tolle Bilder und informativ, dazu witzig und flott geschrieben.
    Ich mag übrigens auch nicht einfach in der Sonne liegen, irgendwas muss ich im Urlaub immer unternehmen.
    Ich wünsche Dir noch eine schöne Restwoche.

    Viele liebe Grüße
    Wolfgang

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  13. Gut, dass Du keine Strandsitzerin bist, liebe Elke! Da würden uns allen ja viele Eindrücke entgehen. Die Bilder sehen alle herrlich leicht und unbeschwert aus.
    Ein lieber Gartennachbar hatte mir einen Natternkopf als Urlaubssouvenir mitgebracht - ich finde die Pflanze ja bildhübsch. Aber leider hat sie den harten Winter hier im Norden nicht gepackt.
    liebe Grüße,
    Corinna j

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