Was ich in meiner Nacktschnecken-Paranoia schon alles für solche gehalten habe:
- die braunen Blatt-Austriebe vom Bronze-Fenchel
- Faullaub in braun
- abgefallene alte Blüten von Nadelbäumen
- Steine
- Tonscherben
- alte Blüten von Taglilien
Besonders perfide sind an einem Spinnfaden hängen gebliebene, im Wind schaukelnde braune Blätter. Da sich manche Nacktschnecken, so auch die Spanische, an einem Schleimfaden nach Art Mission Impossible abseilen können, liegt der Verdacht nahe.
Neulich seilte sich eine von der Fensterbank am Küchenfenster ab. Die Haustür ist nach jedem Regen zugeschleimt und vollgeschissen, aber das würde ich in Kauf nehmen, wenn sie dafür die Pflanzen in Ruhe lassen würden - das wäre ein richtiger Green Deal, aber davon träume ich nur und meine Stauden auch.
So einen hübschen Anblick wie diesen hier gibt es in meinem Garten schon seit Jahren nicht mehr. Früher war die Terrasse auch übersät mit schnuckeligen Schnirkelschnecken, aber seit den trockenen Sommern findet man keine mehr. Oder gibt es eine andere Ursache für ihr Verschwinden?
Den häuschentragenden Schnecken würde ich in jedem Fall nichts tun, sie sind auch kaum schädlich für die Pflanzen.
Die schlimmste von allen ist die Spanische Wegschnecke (Arion vulgaris), mittlerweile Kapuzinerschnecke genannt. Sie stammt nämlich gar nicht aus Spanien und lange wurde berichtet, dass sie entgegen erster Vermutungen heimisch sei, aber anscheinend ist sie doch von irgendwo her eingewandert und ein neuerartiger Schädling. Der Klimawandel mit den milden Wintern helfen ihr und anderen Neuankömmlingen wie der Gefleckten Weinbergschnecke, bei uns Fuß zu fassen. Es wurden schon Dichten von 60 Spanischen Wegschnecken pro Quadratmeter in Gärten beobachtet.
Natürliche Feinde sind rar, Arion vulgaris hat nämlich einen sehr zähen Schleim, der nicht gut ankommt bei Räubern. Lauf- und Kurzflügelkäfer fressen Eier und Jungtiere von A. vulgaris, doch nur sehr große Laufkäfer wie Carabus nemoralis fressen größere Jungtiere, erwachsene Schnecken aber anscheinend gar nicht.
Im Garten und vor allem in Gemüsegärten können die Spanische Wegschnecke und die Gefleckte Weinbergschnecke verheerend sein. Absammeln und in der Natur wieder freilassen klingt zwar nett, ist aufgrund ihres Neozoen-Status aber nicht gut für die Ökosysteme, wo eine solche Überpopulation dann Probleme macht und andere Scheckenarten verdrängt. Auch ist die Art Zwischenwirt des Französischen Herzwurms (Angiostrongylus vasorum) sein, der Hunde und Füchse befällt. Heu wird zudem durch Nacktschnecken verunreingt und schädigt in der Folge Haus- und Nutztiere. *
Eine Freundin berichtete, dass durchgeschnittene Nacktschnecken immer über Nacht verschwunden waren. Die Wildkamera enthüllte dann, dass Waschbären und Nutrias die schleimigen Überreste fraßen. Aber ob sie auch lebende, auf dem Weg zum nächsten Gemüsebeet befindliche Schnecken erbeuten? Auch ist es fragwürdig, Neozoen mit Neozoen zu bekämpfen, zumal der Waschbär bei mir gerade unten durch ist, nachdem der pelzige Wonneproppen zum zweiten Mal in einer Saison das Kohlmeisennest ausgeräumt hat. Er hat bis zum Plündern der Nistkästen immer gewartet, bis die Jungmeisen kurz vorm Ausfliegen waren, um den maximalen Ertrag zu ernten. Der Stachelkragen um den Stamm hat nicht geholfen, jetzt muss ich wohl die Fronten der Nistkästen gegen die Alcatraz-Variante austauschen.
Hier sucht er an Nachbars Hausecke nach Futter. Ich hole das Vogelfutter nachts rein, um das dicke Pelztier nicht zu mästen.
Aber zurück zu den Schnecken: Nur Schneckenzäune mit konsequentem Absammeln, bis innerhalb der Umzäunung keine Schnecken mehr da sind, helfen dem Gemüsebeet, diese Bezeichnung zu Recht zu tragen.
Einzelne Pflanzen kann man nachts mit Einmachgläsern schützen. Schneckenkragen funktionieren auch, sehen aber mehr wie ein Fremdkörper aus. Doch das tun abgefressene Gerippe von Stauden ja auch...
Schafwolle oder Kaffeesatz helfen, solange sie trocken bleiben. Auch mit Lavamulch habe ich gute Erfahrungen gemacht. Laufenten passen nicht in jeden Garten und haben auch ihre Bedürfnisse, die erfüllt werden wollen.
Auf keinen Fall kann man Jahre oder Jahrzehnte abwarten, bis sich Fressfeinde an die neue Schnecke angepasst haben. Dann könnte es für manche Pflanzenarten und darauf spezialisierte Insekten zu spät sein.