Samstag, 29. März 2025

Kompost als Spiegel der Gesellschaft

Kompost als Spiegel der Gesellschaft - was will sie denn jetzt schon wieder damit sagen? Ist die Gesellschaft etwa komplett verrottet und müffelt bisweilen? Nein, ich will damit sagen, dass ich immer viel über die Menschheit als Ganzes und über mich dabei lerne, wie ich den Komposter befülle, der so ein vermaledeiter Thermokomposter ist. Und der wird im Inneren immer gern zu feucht, nach außen aber gibt er sich blickdicht. Und genau hier beginnen die Probleme. 

Jedes Jahr, wenn ich wieder mühsam den fertigen Kompost entnommen habe und mit Ästen, Efeuranken und Ähnlichem gerungen habe, die völlig überraschend wieder nicht verrottet sind, nehme ich mir wie immer vor:

  • keine Efeuranken mehr in den Kompost
  • auch keine Äste von Kletterspindeln oder anderen Pflanzen mit ledrigen Blättern
  • schon gar keine Halme vom Bambus
  • überhaupt keine Äste
  • wirklich gar keine Äste
  • nun ist mal Schluss mit Ästen

Und wie klappt das dann? Gar nicht. Wieder stopfe ich Efeutriebe in den Behälter. Denn: Aus den Augen, aus dem Sinn. Wo ein offener Komposter mahnend bis anklagend seinen Inhalt offen preisgibt, schluckt meiner alles und macht auch alles ungesehen, aber nicht ungeschehen.

Daher kommen auch viele Probleme der Menschheit: Wir wählen oft die schnelle Lösung, wenn wir die Konsequenzen nicht sehen können oder sehen wollen. Und lernfähig sind wir anscheinend sowieso nicht, aller Evolution zum Trotz. Aber Bequemlichkeit siegt dann eben oft, die schnelle Lösung muss her, auch wenn sie langfristig nicht taugt. Das gilt leider auch bei Umweltfragen, die wir nicht gelöst bekommen, weil wir dazu unser Verhalten anpassen müssten.

Und so ist mein Komposter eine halbwegs passable Parabel auf das Verhalten der (Wegwerf-)Gesellschaft. Immerhin kommt doch irgendwann was Brauchbares raus, wenn man nur lange genug wartet und die leidigen Äste immer wieder zurückwirft, was man anderem Müll ja nicht sagen kann.

Ein anderes Problem sind die vielen Eierschalen im Kompost. Während das leere Frühstücksei noch einmal schnell mit der Hand zerdrückt wird, bevor es in den Behälter kommt, macht man das bei roh aufgeschlagenen Eiern nur noch widerwillig bis überhaupt nicht. Und so finde ich immer Unmengen von eiförmigen Eierschalen wieder, die fast noch für den Osterstrauch taugen würden (Gammel-Edition). Hier kann man einige ganze Eierschalen sehen (die Folie dagegen, die ich hier hineinwerfe, ist wirklich verrottet):

Und so verteile ich die Eierschalen dann mit dem Kompost im Garten und zerdrücke sie dann wenigstens noch schnell. Mit Handschuhen.

Als ich neulich aus dem Fenster sah, war ich dann aber doch ganz begeistert über diese Vorgehen: Eine Gruppe Spatzenmädchen hatte sich um so ein zerdrücktes Ei versammelt und knabberte die Schale. Den Kalk können sie gut für die eigene Eiproduktion gebrauchen. Auch Meisen nutzen so eine Quelle gern.

Wenn doch nur auch die Efeuranken im Kompost einen Abnehmer finden würden....

 

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Und bei der Verlosung hat gewonnen: Bea mit dem Kommentar

 

Moin,

herzlichen Glückwunsch !!!!! Du hast es verdient mit deinem Blog, einfach herrlich lesenswert...und als alter Gartenliebhaber....sehr lesenswert.

Herzliche Frühlingsgrüße Bea

 

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11 Kommentare:

  1. Ha, ja, wer würde es anders machen? Dass die Vögel dann die Eierschalen fressen, finde ich allerdings wieder toll. Da würde ich die Eierschalenpraxis ja dann genau so beibehalten. :-)
    LG
    Centi

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  2. Solch einen Schnellkomposter hatten wir vor langer Zeit. Ich kam damit nicht gut klar, es dauerte ewig, bis sich da mal etwas tat. Heute würde ich schnell mal googeln, was ich falsch gemacht habe. Damals konnten wir ihn beim Umzug im Garten zurücklassen.
    Viele Grüße
    Susanna

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  3. Liebe Elke,
    wir haben eher das gegenteilige Problem anstelle von nass. Der Kompost in unseren beiden offenen Kompostern ist oft zu trocken. Ich muss dann wässern und das ist blöd, weil beide an Stellen stehen, wo ich mit dem Schlauch nicht mehr hinkomme. Da hilft nur, Gießkannen schleppen. Mit dem Rest (Zweige, Efeuranken) verhält es sich ähnlich. Obwohl ich mir bei Efeuranken die allergrößte Mühe gebe, sie nicht in den Kompost zu werfen. Aber im Moment hole ich viel Mulm und Algen aus Teich und Bächlein. Das kommt dann als Feuchtigkeitsspender gleich auf den Kompost.
    Herzliche Grüße und ein schönes Wochenende
    Elke

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  4. Hallo Elke,
    wir haben auch einen Thermokomposter. In der Regel funktioniert der bei uns ganz gut. Wenn der Inhalt mal etwas zu feucht ist, lasse ich den Deckel an trockenen Tagen einfach offen. Ein Problem gab es nur, wenn es mal nahezu wochenlang hintereinander geregnet hat.
    Dass die Vögel sich nach dem Ausbringen des Komposts über die Eierschalen hermachen, habe ich auch schon beobachtet, obwohl ich zunächst dachte, dass es eigentlich unsinnig ist, sie in den Komposter zu geben, weil es ja Ewigkeiten dauert, bis sie verrotten.
    Herzliche Wochenendgrüße von Marianne

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  5. Kompost als Spiegel der Gesellschaft, also auch meinerselbst? Auweia und autsch :D Auch ich habe letzte Woche viele Stöcke aus meinem Kompost gewühlt. Und viel zu große Staudenreste zerkleinern sich auch schlecht. Wie Elke habe ich mit meinem Palettenkompost auch das Problem, dass der Kompost außen und oben eher ein Heuhaufen ist, weil zu trocken. Und weil die Lücken zwischen den Brettern so groß sind rollen die Eierschalen so wie sie sind in die Beete nach außen. Aber schön zu hören, dass sie dort Abnehmer finden, egal wie stark sie kompostiert sind ! LG Nina

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  6. Das mit den Eierschalen ist spannend, da habe ich sicher auch noch einiges im Kompost. Wir haben ja sowohl Thermokomposter als auch solche aus Paletten und ich lagere im Frühjahr dann um. Noch weiß ich nicht, was mich im 2-jährigen Kompost erwartet aber da wir anfangs viel zu viel Grasschnitt reingeworfen haben, wird da wohl eher kein feinster Humus auf mich warten. Das war schon beim ersten Umlagern eher Moor als Kompost - und spiegelt damit eindeutig die damalige Unwissenheit und Faulheit seiner Besitzer wieder 🙄...

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  7. Hallo Elke,
    meine zwei Thermokomposter sind die letzten Monate eher zu trocken und ich gieße regelmäßig, aber vermutlich auch zu wenig. Ich hoffe die alte Erde aus den Töpfen bringt nun ein bißchen Veränderung.
    Aus den Augen aus dem Sinn...das beschreibt unser Verhalten wohl am Besten.
    Viele Grüße und einen schönen Sonntag,
    Gabi

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  8. danke für die viele tipps mit kompost * mit den äste hatte ich den selben fehler gemacht, jedenfalls waren sie nicht verottet * mache jetzt schale von gemüse und obst hinein * da hier im bioladen alles in papiertaschen verkauft wird machen wir alles bei der küchenarbeit direkt in den verpackungsbeutel um es in dem kompost im garten zu bringen und lasse die leere verschmutzte beutel im kompost * bei rohe eierschale zerkleinere ich die schale wenn diese schon in den beutel sind *
    werde ich bald sehen ob es gewirkt hat (muss noch den kompost leeren !)
    liebe sonntagsgruesse
    mo

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  9. Ja, wer kennt das nicht! Ich denke mir auch, dass wirklich keine Stöckchen in den Kompost kommen... und dann findet man sie doch immer wieder. Ich habe seit kurzem einen Häcksler, der mir einige Probleme abnimmt. Z. B. hatte ich immer die sparrigen Rosentriebe in irgendwelche Säcke gestopft und dann weggefahren. Man bekam sie dann nicht mehr aus den Säcken heraus und war jedenfalls überall zerkratzt. Jetzt gebe ich sie in den Häcksler und kann sie dann zerkleinert auf den Kompost oder in die Staudenbeete geben. Und das Ganze funktioniert auch ohne Stromanschluss mit einem kleinen Stromgenerator. Ich bin echt begeistert. Jetzt muss allerdings das Messer ausgetauscht werden... mal sehen, wann das endlich lieferbar sein wird.
    Viele Grüße von
    Margit

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  10. Ich habe, hört, hört, keinen Kompost, weder offen, noch Thermo. Blätter und Gras kommt sofort unter die Sträucher und alle Äste staple ich, ohne Senkrechtstützen den Zaun entlang, als lässige Benjeshecke, verkleidet. So wird alles sofort in den Kreislauf zurück gebracht, ohne Zwischenlagerung. LG Wurzerl

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  11. Hallo Elke,
    ich schätze, das mit den Kompostzutaten, die nicht verrotten wollen kennen wir alle. Besonders die Eierschalen hatte ich in den ersten Jahren überall herumliegen. Dann habe ich sie separat im Gartenhaus in einem Eimer gesammelt, getrocknet und dann mit dem Mixer zu grobem Mehl vermahlen auf den Beeten verteilt. Das funktioniert sehr gut und man spart sich - zumindest teilweise - den Kauf von Gartenkalk. Dieses Mehl mische ich auch unter Kaffeesatz, den ich zum Düngen benutze, damit den Boden nicht zu sauer wird.
    Viele Grüße
    Claudia

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