Samstag, 31. Mai 2025

Stauden im Garten

Kennt ihr noch die Zeiten, als in den Beeten Edelrosen standen, die so edel irgendwie gar nicht wirkten? Staksig mit kränkelnden Blättern und übergroßen Blüten vermochten sie die Leere nicht recht zu füllen, die sie umgab, denn unter und zwischen ihnen wuchs meistens gar nichts. Stauden hatte man allenfalls in den Steingärten, mit ein bisschen Glück gab es eine ganze Staudenrabatte. Diese leeren Beete findet man auch heute noch, aber wen die Gartenleidenschaft gepackt hat, der kommt um Stauden einfach nicht herum.

Und es gibt so viele! Ich bin ja ein großer Fan von Wildstauden, die sich selbst versamen und den Insekten etwas bieten. Und so habe ich mich auf etwas sehr Wagemutiges eingelassen, das es bei uns zuhause früher nicht gegeben hätte: Der Kriechende Hahnenfuß war plötzlich da und fragte zaghaft, ob ich ihn dulden würde. 


Nun, lange bleibt der nie zaghaft, und so mäanderte er bald durchs Beet, denn er hatte meine Schwäche für Wildbienen gnadenlos ausgenutzt, der alte Gauner. Ich wollte unbedingt die Hahnenfuß-Scherenbiene versorgt wissen - das hier ist sie, wenn auch ein Männchen: 


Ich glaube nicht, dass es viele Gärtner gibt, die Ranunculus repens tolerieren würden, und vielleicht werde ich es bald bereuen, aber zwischen den anderen Stauden ist er richtig hoch geworden, hat sich aus der Kriechspur auf die Überholspur begeben und begeistert mich mit richtig großen Blüten, wie sie der Wollige und der Scharfe Hahnenfuß nicht hinkriegen.

Hier belästigt er das Hohe Helmkraut:


Das hier ist zum Vergleich der Wollige:

Trotzdem wird er wohl keine Karriere als Gartenstaude machen und man braucht viel Enthusiasmus, um ihn zu lieben, wie ihn nur eine Hahnenfußmutter lieben kann.

Und so hat er es auch nicht in das neue Buch "Stauden im Garten: Gestaltungsideen für immerblühende Beete" aus dem Callwey-Verlag geschafft, das von Folko Kullmann, Bettina Rehm-Wolters und Markus Zeiler geschrieben wurde. Es handelt sich um einen dicken, hochwertigen Bildband mit großformatigen Fotos.


Im ersten Kapitel "Die große Welt der Stauden" geht es um "Struktur im Beet" und die Lebensbereiche. Das Konzept von Leit-, Begleit- und Füllstauden wird erklärt mit Sortenvorschlägen.

In jedem Kapiel gibt es Einschübe zu bestimmten Pflanzengruppen, wie Iris, Dahlien, Päonien, Hosta oder Lilien, außerdem werden Fachleute vorgestellt, die Stauden bekannter gemacht haben, wie Karl Foerster, oder ganz aktuell als Staudengärtner oder mit ihren Schaugärten die Welt der Stauden bereichern.

"Gestalten mit Stauden" heißt das nächste Kapitel. Hier geht es um Farbe und Form der Blüten und Blattschmuckstauden. In "Beete kunstvoll gestalten" werden Gartenstile vorgestellt, wie die englische Border, Cottage-Gärten, Kiesgärten, Präriestil, New German Style, formale Beete oder Töpfe und Kübel.



Das letzte Kapitel erklärt die Pflanzung und Pflege. Wie düngt man, wie mulcht man, wie vermehrt man Stauden oder wehrt Schädlinge ab? All dies wird hier dargelegt.




Ich bin immer ein großer Fan von Pflanzenportraits, etwa von empfehlenswerten Gräsern, aber das gibt es im Buch nicht. Viele Arten und Sorten werden in den Texten genannt, aber man muss ganz genau lesen, um sie wiederzufinden. In manchen Kapiteln, wie bei den Präriestauden, gibt es aber hilfreiche Listen als Kasten neben dem Text.

Den Satz auf dem Buchrücken "Wer dieses Buch liest, weiß alles, was es über Stauden zu wissen gibt" kann ich allerdings nicht unterschreiben, denn es fehlen die Wildstauden, heimische Stauden kommen ebenfalls zu kurz, finde ich. Auch doppeln sich manche Bilder oder Beetansichten, da wäre noch Platz gewesen für weitere Arten. Rittersporn wird oft erwähnt, aber den fressen in meinem Garten sowieso nur die Schnecken.

Anfänger und Fortgeschrittene finden in diesem Band viel Wissenswertes zu Stauden und die Beetgestaltung mit ihnen. Hoffentlich dient das Buch dazu, dass Stauden auch mehr Einzug ins Stadtgrün halten. Und wer Stauden kaufen möchte, wird bei den vorgestellten Gärtnereien fündig.

 

Freitag, 23. Mai 2025

Nach dem Urlaub...

...ist vor dem Urlaub? Ja, aber manchmal auch nach den Pflanzen, denn dieses Mal waren die zwei Wochen im Mai wirklich zu 100% trocken. Das hatte ich echt noch nie, sonst hat es selbst in den trockensten Jahren vor dem Maiurlaub mal ein kräftiges Gewitter gegeben und auch während des Urlaubs ein oder zweimal wenigstens kurz geregnet. Diesmal aber kam gar nichts, den ganzen Monat nicht. Immer wieder dasselbe sonnige, warme Wetter, dass nur Radiomoderatoren und Grillfans immer noch "schönes Wetter" nennen.

Aus dem Urlaub zurück drohten dann auch einige Pflanzen zu vertrocknen. Kurz vorher hatte ich noch eine riesige, getopfte Angelica gigas bekommen, eingepflanzt und wirklich gut gewässert, aber der erste Eindruck war nicht gut - ich dachte, die ist hinüber. Aber sie wurde wieder, was für ein Glück! Nur am neuesten Blatt sind Trockenschäden geblieben:


Die Kuckucks-Lichtnelke, die irgendwoher im Rasen gekeimt ist (ich kann mich nicht erinnern, das selbst getan zu haben), musste auch rasch gegossen werden, ihr ist das alles viel zu trocken:

Einige Gemüsepflanzen waren hin, dafür wachsen die aus dem Bioladen geretteten roten Zwiebeln aber gut. Als ich Anfang Mai sah, dass sie aussortiert wurden, weil sie nicht mehr verkaufsfähig waren, habe ich gefragt, ob ich welche mitnehmen kann. Durfte ich, sie wären sonst im Müll gelandet. Dass es rote Zwiebeln sind, sieht man dem Laub leider nicht an, aber sie wachsen super!


Die Chilis derweil nicht:


Das Dumme ist ja, dass die Nacktschnecken trotz der Trockenheit aktiv sind und besonders in den vom Gießdienst versorgten Kübel gewütet haben. Hier eine bei Mission Impossible 5: Die Rache der Nacktschnecke mit extra für den Raubzug aufgezogener dunkler Kapuze, muss wohl eine Kapuzinerschnecke sein:


Der Rasen sieht auch schlimm aus und wie vertrocknet, ist er aber gar nicht. Der Eindruck täuscht hier gewaltig, denn das strohige sind Krokusblätter, die nun in den wohlverdienten Ruhestand gehen, bis zum nächsten Frühjahr. Die junge Singdrossel ist derweil wohl während des Urlaubs im Garten flügge geworden, als sturmfreie Bude war:


Die Rotkehlchen haben auch erfolgreich ihre Jungen großgezogen und füttern sie jetzt im Garten.



Ganz enttäuscht war ich, als ich die Hornissenkönigin im Meisenkasten nach dem Urlaub nicht mehr gesehen hatte. Aber kaum schaute man mal öfter hin, kam die Erleichterung: Sie ist noch da! Hoffentlich ist bald mit den ersten Arbeiterinnen zu rechnen.

Die Blaumeisen im Kasten darüber haben leider nicht auf mich gewartet und sind während des Urlaubs ausgeflogen. Nun sind sie schon groß genug, dass sie ganz angeberisch an einem Bein hängen können.

Zumindest denke ich, dass das meine Meisen sind, nachschauen will ich nicht, denn der Kasten sitzt am Einflugloch voll mit Vogelflöhen, die gern bei mir Blut abzapfen würden:


Jetzt hoffe ich nur, dass es endlich mal richtig regnet, sonst wird das wirklich dramatisch. Gestern hat es immerhin mal 5 Minuten geregnet, aber den Pflanzen sah man keine Erholung an und die Regentonne ist auch nicht voller geworden. Das ist das trockenste Frühjahr, an das ich mich erinnern kann - und bei euch?



Samstag, 17. Mai 2025

Die Ausufernde

In meinen Gemüsekübeln befindet sich seit Jahren dieselbe Erde, immer nur durchmischt mit Schafwollpellets, Kompost oder Kaffeetrester. Ich hätte aber auch durch Kaffeesatzlesen nicht erwartet, dass die Erde dadurch so unfassbar nährstoffreich wird, dass sich Pflanzen, die kein Gemüse sind und sich dort versamen, so ausufern können, dass jetzt kein Platz mehr ist für Tomaten und Kohl. Während sie in kleinen Töpfen oder im Beet mickrig bleiben, wachsen sie in diesen Kübeln so hoch und breit, dass man sich wünscht, man könnte sie essen.

So auch die Frühlings-Braunwurz (Scrophularia vernalis), die sich seit Jahren in meinem Garten herumtreibt und irgendwie den Weg in einen der großen Töpfe gefunden hat. Und da lehnt sie sich nun ziemlich weit aus dem Fenster, da könnte ich gerade wirklich keine Tomate neben setzen.

Das war sie Ende März:


Immerhin ist die Pflanze aber zweijährig und wird irgendwann Platz machen müssen, ob sie will oder nicht.

Bis dahin wirft sie die Terrasse mit gelben ovalen Blüten zu, die mit ihrer Eierform immerhin sehr gut zu Ostern gepasst haben.

Ich hatte noch nie eine so riesige Scrophularia vernalis und daher kann man jetzt gut beobachten, welche Insekten sie besuchen. Da die Anzahl Blüten in die Hunderte geht, lohnt sich dieses Jahr nämlich die Anreise auch für Bienen, die sich sonst vielleicht nicht mit ihr abgeben würden.

Hummeln sind immer gut auf die Pflanze zu sprechen, vor allem Ackerhummeln und Wiesenhummeln fliegen sie an. Weibchen der Rostroten Mauerbiene schauen ebenso gern vorbei.


Aber auch die Weibchen der Frühlings-Pelzbiene fliegen an die Pflanze, die nicht nur dem Namen nach gut zu ihr passt. Mit ihrem langen Rüssel können sie Nektar trinken, sammeln aber auch Pollen. Die Pflanze dient also wirklich als Larvennahrung. Sie summen in viel höherem Summton als die Hummeln und fallen so auch akustisch schnell auf.


An den Nektar kommen die Schmalbienen nicht heran, aber der Pollen ist leicht für so kleine Bienen zu erreichen, da die Staubbeutel netterweise unten aus dem Blüten-Ei herausragen.

So findet sich dann auch die polylektische Spargel-Schmalbiene ein, die zum Glück nicht nur Spargelblüten besucht, und andere, noch kleinere Arten, die schwer zu bestimmen sind.








Könnte das hier die Dunkelgrüne Schmalbiene (Lasioglossum morio) sein?




Fliegen sonnen sich hier eher, die Gepunktete Nesselwanze (Liocoris tripustulatus) saugt an der Pflanze,



Auch fehlen einige Blätter, andere haben Löcher und es befinden sich verräterische Kotspuren auf der Pflanze, aber die knabbernde Raupe habe ich nicht finden können, aber im letzten Jahr konnte ich eine Raupe der Achateule entdecken.

Blattläuse dagegen fehlen, vielleicht geben sich viele Arten nicht gern mit zweijährigen Pflanzen ab, weil sie ihnen unter dem Hintern wegtrocknen könnten - und wer dann nicht fliegen kann, ist verloren.

Aber die Frühlings-Braunwurz wird sich wieder versamen und dann beehrt sie mich im nächsten Frühling wieder, ganz wie es der Name verspricht.


Samstag, 10. Mai 2025

Der Kübel-Irrtum

Bei manchen Staudengattungen sehen sich die Blätter einfach so ähnlich, dass man sich manchmal ein bisschen mehr Kreativität und Individualismus wünschen würde. Wenn es nach Fahndungsfotos ginge, würde man lange im Dunklen tappen, bis die Blüten endlich erscheinen. Selbst Akelei und Akeleiblätrige Wiesenraute, die zwar nicht derselben Gattung angehören, aber deren Ähnlichkeit im Laub schon im Namen steckt, kann man besser unterscheiden als die Arten der Gattung Geum. Schon die beiden heimischen Arten Bach-Nelkenwurz (Geum rivale) und Echte Nelkenwurz (Geum urbanum) sind anfangs schwer zu unterscheiden. Die Blüten gleichen sich gar nicht, aber die Laubblätter anfangs umso mehr.

Die Bach-Nelkenwurz ist eine hübsche Staude, die nicht unbedingt feuchte Böden braucht, die Echte Nelkenwurz eher unkrautartig mit unscheinbaren gelben Blüten. Beide haben Samen, die kletten können, und daher schnell verschleppt werden. Beide werden von Schnecken in Ruhe gelassen. Da ich aber mehr Bach-Nelkenwurz im Garten habe, hatte ich daher auch an sie gedacht, als sich ein Geum in den großen Kübel auf der Terrasse ausgesät hatte. Die nächste Echte Nelkenwurz war ziemlich weit weg, die Bach-Nelkenwurz war näher dran. Lag also nahe, dass es die hübschere Art sein würde.

Da ich bei Pflanzen, die sich selbst aussäen, erstmal abwarte, nach dem Motto "Im Zweifel für den Angeklagten", ließ ich den Sämling also gewähren. Im Frühjahr war dann der ganze Kübel voll, da passt nun nichts anderes mehr rein.

Im Garten fing die Bach-Nelkenwurz schon an zu blühen, die vermeintliche in dem Topf aber nicht. Das war hochgradig verdächtig!

Mittlerweile bin ich mir sicher, dass das die Echte, unkrautige, Nelkenwurz ist. Und ich wollte schon fast was abstechen und freudestrahlend als hübsche Staude verschenken. Da hätte ich mich aber ziemlich unbeliebt gemacht. Vor allem, wo jetzt jeder die super angesagte Sorte 'Mai Tai' (Geum chiloense) haben möchte und keine Wald-und-Wiesen-Nelkenwurz...

Da wir mitten in der Stadt wohnen, passt Geum urbanum natürlich auch viel besser ins Bild als stadtbekannter Partycrasher...

Hier das fragliche Kübelgewächs, kurz vor der Blüte:




Das hier ist die schöne Schwester, die Bach-Nelkenwurz, mit ihren Puschelblüten, die aussehen wie altmodische Stehlampen. Hummeln mögen sie ganz gern, die Aschgraue Sandbiene sitzt hier nur zur Zierde.







Naja, wenigstens ist das Problem der Kübelbepflanzung nun gelöst. Bei der Bach-Nelkenwurz hätte ich Skrupel gehabt, sie zu entmieten, bei Geum urbanum nicht. Also wird da bald ein Platz frei für Gemüse... Glück gehabt...

Samstag, 3. Mai 2025

Was lange währt...

...wird endlich gelb! Also wirklich, diese Pflanze ist ja rein gar nichts für Ungeduldige! Und Gärtner haben es ja bekanntlich nicht so mit der Geduld. Ich eigentlich auch nicht, aber als ich im Herbst 2020 Samen bekam, habe ich sie ausgesät. Nichtsahnend, dass mich diese Pflanze die nächsten fünf Jahre beschäftigen wird. Denn die Durchwachsene Gelbdolde (Smyrnium perfoliatum) passt in keine Schublade. Wenn man nach ihr sucht, findet man meistens die Angabe, dass sie zweijährig sei, und diese Geduld kann man ja gerade noch aufbringen. Das kennt man schon von Wilder Karde oder Königskerze und da lohnt sich das Warten ja auch, wir sitzen die Zeit bis zur Blüte ganz lässig und faul auf einer Pobacke ab.




Also tat ich das auch bei der Gelbdolde, säte sie im Herbst 2020 und freute mich auf die Blüte im nächsten Jahr. Was für eine Freude: Die Sämlinge erschienen mopsfidel in 2021 und wirkten proper und kräftig. Aber dann kam der Mai und sie waren verschwunden. Da fallen einem natürlich sofort die Schnecken als Schuldige ein und ich schrieb die Pflanze ab. An eine Blüte in dem Jahr war ja wohl nicht mehr zu denken.




Das Frühjahr 2022 kam, und zu meiner völligen Verblüffung war die Gelbdolde wieder da. Größer als letztes Jahr, mit mehr sellerieartigen Blättern, aber wieder war sie im Mai untergetaucht. So langsam zweifelte ich an der Schneckentheorie, vor allem, als sich das Spektakel noch zwei Jahre wiederholte. Jedes Mal waren die Pflanzen größer geworden, aber hielten sich an den Zeitplan und waren bald wieder weg. Sie benahmen sich ganz so, wie man es von Frühjahrsgeophyten wie Zierlauch gewohnt ist, der vor dem Sommer einzieht und ein gähnendes Sommerloch hinterlässt.

Das mit dem zweijährig war ja nun wohl genauso falsch wie der Tod durch Nacktschnecken. Nicht auszudenken, wenn man die Gelbdolde mit dem Versprechen auf Zweijährigkeit kauft und sie dann einzieht anstatt zu blühen. Da macht man sich dann Vorwürfe, schimpft auf die Schnecken und bepflanzt die Stelle womöglich gleich neu – womit man sich wohl um die Blüten bringen würde, denn irgendwann mussten die ja kommen, oder?

Dieses Jahr hatte ich dann auch große Hoffnungen, dass endlich als großes Finale die Blüten erscheinen würden. Wieder kamen die Blätter, aber diesmal wuchsen sie kräftiger und im April auch in die Höhe. Bald erscheinen brokkoli-artige Knospen - es war soweit!

Jetzt ab Mitte April bis Mai blüht die Gelbdolde. Schnecken sind selten an ihr zu finden, aber sofort fand sich die winzige Weichwanze Orthops basalis ein, die auf Doldenblütler spezialisiert ist und ein gelbes Herz auf dem Rücken trägt - wie passend!


Die Sandbiene Andrena nitida besuchte die Blüten.

Eine Schmalbiene schnappt sich Pollen:

Ein winziger Sandbienenmann und eine Goldwespe:

Die Frühe Doldensandbiene (Andrena proxima) erschien als Spezialistin für Doldenblütler dann auch bald:

Ameisen sind die häufigsten Blütenbesucher:

Gelbdolde heißt sie, weil die oberen Laubblätter sich ebenso gelb färben wie die Blüten, die Fernwirkung ist dadurch enorm.

Nur echt mit dem geflügelten Stängel:



Nun wird diese nervenzerfetzende Pflanze nach der Blüte wohl auf Nimmerwiedersehen absterben. Vielleicht samt sie sich aus und dann dauert es wieder fünf Jahre, bis sie blüht. Bis dahin nimmt sie zwar Platz weg im Beet, aber auch nur bis Mai, wie man es von Frühlingsgeophyten gewohnt ist. Man nennt Pflanzen mit so einem Lebenswandel mehrjährig hapaxanthe Stauden, in diesem Fall mit Speicherknolle wie bei Geophyten üblich. Zweijährig ist die gute Gelbdolde definitiv nicht, das ist ein fieser Etikettenschwindel mit großem Frustpotential.

Aus manchen Botanischen Gärten wird die aus Südeuropa, vor allem dem östlichen Mittelmeergebiet,  stammende Pflanze als invasiv beschrieben. Bei einer späten Wiesenmahd kommen die Pflanzen zur Blüte und Fruchtreife. Die großen Blätter können dann heimische Pflanzen verdrängen. Schon erstaunlich, dass so eine Pflanze, die nach dem Motto "Gut Ding will Weile haben" lebt und einen so auf die Folter spannt, invasiv sein kann. In meinem Garten mache ich mir da aber keine Sorgen, dass sie allzu weit kommen wird.

Würdet ihr euch mit so einer gemächlichen Staude abgeben wollen?