Samstag, 11. April 2015

Talentsuche

Stauden sind schön. Stauden locken Insekten an. Stauden sind im Garten einfach unersetzlich. Soweit, so gut. Trotz dieser Vorzüge bin ich aber immer auf der Suche nach Kandidaten, die nicht nur im Beet gut sind, sondern auch im Haushalt oder in einer anderen Disziplin. Eine Staude mit Zweitnutzen zu finden ist eine immerwährende Talentsuche mit manchmal überraschendem Ausgang.

Kulinarische Entdeckungen sind natürlich immer besonders gern gesehen. Kräuter wären hier zuerst zu nennen, aber die sind zu offensichtlich und werden oft gar nicht zur Zierde gepflanzt - Geheimtipps unter den Zierpflanzen gilt es stattdessen aufzudecken. 

Da wäre zum Beispiel die Taglilie, deren Blüten man essen kann, sogar noch im Verwelken, nachdem die Schwebfliegen einen vergnügten Tag lang darin herumfuhrwerken durften. So teilen sich Mensch und Insekt einvernehmlich dieselbe Blüte.


Der im April sagenhaft aussehende Rauling (Trachystemon orientalis) ist aus der Schwarzmeerküche nicht wegzudenken. Eine Verkostung meinerseits steht immer noch aus. Er soll erst einmal Fuß fassen und größer werden. Bis dahin macht er sich als Gierschverdränger nützlich - den man ja auch essen kann. Hummeln und Pelzbienen (Bild unten) haben jedenfalls schon fleißig die Blüten getestet und für tauglich befunden.




Stauden, die neben schönen Blüten auf irgendeine Art Dünger zaubern können, sind für den Garten ebenfalls eine große Hilfe. Der Beinwell ist so einer. Man kann seine Blätter als Mulch verwenden oder zu übelriechender, aber sehr nahrhafter Jauche vergären.

Manchmal dauert es durchaus ein bisschen länger, bis dem Talentscout eine bisher verborgene Eigenschaft ins Auge fällt, aber in der Kaderschmiede Garten ist alles möglich. So eine Multifunktionsstaude auf den zweiten Blick ist die Gelbe Wiesenraute (Thalictrum flavum ssp. glaucum), die man für gewöhnlich eher für den erfrischenden Anblick ihrer gelben Wuschelköppe pflanzt, die in dezenter Pastellfarbe daherkommen und mit dem zart bläulichen, feingliedrigen Laub kontrastieren.


Obwohl sie für feuchte Standorte empfohlen wird, habe ich diese Staudenriesin an einem eher trockenen Platz trotz Wurzelkonkurrenz noch nie gießen müssen. Manchmal wird angegeben, dass sie Ausläufer bildet, doch so etwas tut mein Exemplar jedenfalls nicht - es weiß sich zu benehmen.

Erst im Winter fällt auf, wie schön ihre Stängel sind - in einem warmen Farbton gehalten, rank, schlank und so lang, dass man sie in Flechtzäune integrieren kann, wo ihr sonniger Teint positiv auffällt.


Ein weiterer Pluspunkt: Die Stängel sind hohl und weisen Internodien auf - diese stabilisierenden Verdickungen machen bei der stattlichen Größe dieser Pflanze auch durchaus Sinn, da sie ein Umknicken verhindern. 

So große Hohlkammern im Inneren machen das Wiesenrautengestrüpp im Frühjahr zu einer perfekten Einlage für Insektennisthilfen. Waagerecht und wettergeschützt in ein Bienenhotel integriert dienen die Abschnitte kleineren Arten als Brutkammer. Die Wiesenraute ist eben ein Naturtalent.



Blüten, Bastelmaterial und Bienenhotel-Zimmer - das sind ja gleich drei Dinge auf einmal! So eine mit allen Wassern gewaschene Allround-Staude muss man erstmal finden. Aber die Talentsuche geht weiter - es bleibt spannend.

17 Kommentare:

  1. Ich kenn mich da viel zu wenig aus!! Bei mir muss alles praktisch sein, von selbst wachsen und hübsch aussehen! Das sind meine Hauptkriterien!!!! Dein Insektenhotel in der Kanne ist Spitzenklasse!!!!!
    Viele Grüße von
    Margit

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  2. ...wäre die Indianernessel vielleicht noch eine Option?
    Monarda ..., davon gibt es verschiedene Arten und Sorten.
    Grüne Grüße!

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  3. Aha, dieses gelbe Ding werde ich mir nochmals näher ansehen.... Ich hätte da noch Platz ;)
    Herzlichst
    yase

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  4. Hallo Elke ,
    Schön wie ganzheitlich du alles auch siehst..
    Danke für den schönen Tipp mit der gelben Wiesenraute. Den habe ich gleich in die Tat umgesetzt und mitbestellt.
    Mit dem Dost , der es auch feucht mag ,machte ich auch die Erfahrung, dass er, wenn er mal tief genug wurzelt, auch Trockenheit gut verträgt.
    Grüße von Frauke

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  5. An die Taglilie habe ich mich bis jetzt noch nicht herangetraut, was das Essen betrifft. Kann man sie uach nicht verwechseln?

    Ich las gerade irgendwo, daß Blütenfarben (in dem Falle beim Lungenkraut) sich durch den Besuch (Bestäuben?) von Bienen verändern soll. Das wußte ich noch nicht, ich hätte das auf den Welkeprozess bzw. das Alter der jeweiligen Blüten zurückgeführt, die sich zu unterschiedlichen Zeitpunkten geöffnet haben?

    Pelzbiene hört sich ja niedlich an - und manche erscheinen ja auch reichlich behaart.

    In meinem Garten warte ich - was kommt - sogar eine Waldanemone hat sich - von selbst - eingestellt - oder mit Pflanzen, an denen Samen haftete. ;-)

    Liebe Grüße und ein schönes Wochenende
    Sara

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    1. Nein, die Änderung der Blütenfarbe beim Lungenkraut hat nichts mit der erfolgten Bestäubung zu tun, sondern schlicht mit einer Änderung des ph-Wertes beim Entrollen der Wickel. Die Blüten sind also quasi kleine ph-Teststreifen.
      Eine Änderung der Blütenfarbe nach erfolgter Bestäubung gibt es allerdings bei Ross-Kastanien. Die haben sogenannte "Saftmale" in den Blüten, die nach der Bestäubung von hellgelb (mit einem großen Farbanteil im UV-Bereich, den wir nicht, aber Bienen sehr gut sehen) auf rot (das Bienen nicht sehen können) umschlagen. Die Biene weiß dann, zu welcher Blüte sich der Weg noch lohnt und zu welcher nicht.
      LG
      Anja

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    2. Liebe Anja,
      danke für den Hinweis. Ich habe in meinem Blog noch etwas dazu geschrieben.
      Bei den Rosskastanien war mir die Veränderung auch schon aufgefallen, hatten wir doch ein eigenes Exemplar im Waldgarten. Nur wußte ich nicht, wodurch diese Veränderung sich ergibt. Sehr spannend! Vielen herzlichen Dank!
      Liebe Grüße
      Sara

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  6. Mensch Elke, bei dir kann man doch immer wieder was Neues lernen. Den Rauling kenne ich noch gar nicht, aber mehr Gierschverdränger kann ich gebrauchen. Und die Wiesenraute als Nisthilfe für Insekten...perfekt.
    Ich hab übrigens meinen Federmohn jetzt kleingeschnitten und festgestellt, dass er auch innen hol ist...den hab ich in mein Insektenhotel integriert...
    Lieben Gruß von Heike

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  7. Hallo Elke,
    ein sehr interessanter Post. Talglilien gab es bei mir schon öfter als leckere Salatzugabe. Ich esse die noch nicht geöffneten Blüten sehr gern. Alles andere war mir neu.
    Man lernt nie aus.
    Ich benutze die hohlen Stangen des Amaranth für mein Bienehotel oder als Stütze im Staudenbeet.
    Lieber Gruß,
    Anette

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  8. Liebe Elke, finde diesen Post ebenfalls sehr interessant und aufschlussreich. Beim Kauf von Stauden hatte ich bislang noch nie auf eine Zweitfunktion geachtet.

    LG kathrin

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  9. Die Taglilie ist ja wirklich wunderschön! Das merke ich mir, denn das Orange passt noch gut zu der Kapuzinerkresse, die ich IMMER anpflanze (kann man ja auch essen)! Oft stellen sich spontan "Stauden" ein, die irgendwie interessant sind. Ich hatte so kohlartige Pflanzen letztes Jahr, die rochen nicht gut, hatten nur so polsterartige Blüten ohne Blätter, aber verschiedene Schwebefliegen liebten sie, und ich mochte die sattgrünen Blätter der Pflanze.

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  10. Ich mag die Taglilien in meinen Garten sehr. Wenn sie blühen, gibt es oft Taglilien die ich mit Frischkäse fülle...lecker zur Jause.
    Liebe Grüße, Petra

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  11. Hallo Elke,
    die Wiesenraute wächst auch in meinem Garten und verträgt wie du sagts ganz normal feuchten Boden sehr gut. Schöne Staude, man sieht sie leider nicht so oft.
    Kleiner Tip noch für Staude mit Zusatznutzen : Schnittlauch und Boretsch (eßbar und schöne Blüten)
    LG Dagmar

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  12. Hallo Elke,
    obwohl ich schon vor einiger Zeit gelesen habe, dass man Taglilien essen kann, habe ich mich bisher noch nicht getraut. Es gibt ja so einige essbare Blüten mit denen man herrliche bunte Salate kreieren kann. Die Wiesenraute kannte ich noch nicht, aber ich bin auch vorsichtig mit Staudenriesen.....
    LG Sigrun

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  13. Bei mir steht eine weiße Wiesenraute leider viel zu trocken. Die ist immer ganz fix im Frühjahr dabei. Aber vertrocknet nach einer sehr kurzen Blütezeit dann auch recht schnell. Nennenswerte Höhen = Fehlanzeige. Anders am Teich mit feuchten Füßen - die werden teilweise traumhafte Riesen, die ich gern bis zum Spätherbst oder gar länger am Teich als Überwinterungsquartier für Insekten stehen lasse.

    Und danke für den Tipp mit dem Beinwell. Dann verstehe ich jetzt auch, warum sich der cremefarbene frühe Beinwell & der frühe Eisenhut so gut verstehen ;-)
    VG Silke

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  14. Jetzt sehe ich hier nochmal den Rauling .... der interessiert mich auch. Bewußt ist er mir noch nie über den Weg gelaufen. Was stellt man denn damit an? Und wie schmeckt er??
    Jürgen Dahl schrieb übrigens über die Taglilien, er hat ja so Einiges verkostet. Doch ich muß da ein wenig aufpassen wegen Allergie.

    Liebe Grüße
    Sara

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  15. Liebe Elke,
    toll deine Staudengeheimtipps!
    Von der Silke habe ich ja jetzt auch ein Beinwellpflänzchen im
    Garten und bin schon so gespannt, wie er sich hier bei mir macht!
    Und mir gehts mittlerweile auch so - immer schaut man - wofür
    so ein Pflänzchen noch gut sein könnte, außer nur hübsch auszusehen :-)
    Ganz viele liebe sonnige Wochenendsgrüße
    sendet dir die Urte

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