Gelb im Garten, nachdem der Frühling vorbei ist und bevor der Hochsommer überhaupt in Sichtweite gerückt ist? Mir ist ja alles recht, was blüht. Im Frühsommer leuchtet Gelber Scheinmohn zusammen mit den letzten Resten vom Goldlack, oben drüber blüht die Moonlight-Rose mit gelb-rosa Blüten - alles ganz große Leuchten und ich finde sie großartig, während andere Gärten jetzt in Pastellfarben schwelgen.
Mir doch egal, denn eine andere gelbe Pflanze ist gerade mein ganz großer Liebling und eine hervorragende Entschuldigung, den ganzen warmen Sonntag lang im Garten herumzulungern - und die blüht sogar schon seit Ende April!
Dieser beste aller gelben Vor-dem-Hochsommer-Korbblütler ist die Kriechende Gämswurz (
Doronicum pardalianches). Während die frühlingsblühenden Gämswurzen allenthalben in Vorgarten stehen und dort auch artig am Platz bleiben, treibt die Kriechende kleine, harmlose Ausläufer und verbreitet sich außerdem mit Flugsamen. Diese Staude ist relativ unbekannt und kaum irgendwo ausgepflanzt zu finden, dabei hat sie ungeahnte Qualitäten und einen hohen Unterhaltungswert.
Ich benutze sie sogar manchmal als anonyme Fototapete, indem ich das Motiv einfach vor die Blüten halte, wie diese Raupe vom Aurorafalter an Knoblauchsrauke, wo man den Effekt gut sehen kann:
Die Ausläufer der Gämswurz sind auch wirklich nichts Verwerfliches, man freut sich wie Bolle, wenn sie es auch in dichtbepflanzten Beeten schafft, ans Licht zu kommen. Ein weiteres Kuriosum von Doronicum pardalianches ist ihre Eigenschaft, den Hochsommer zu boykottieren. Kann man ja machen, wenn man keine Hitze mag. Die Staude zieht also ein und ist dann mal weg, während ihre Flugsamen irgendwo landen. Im Herbst sind die grundständigen Blätter dann wieder da, was gut ist, dann kann man ihnen nicht aus Versehen eine andere Staude auf den Wurzelbereich pflanzen.
Ihre Blätter wirken auch sehr zart, leicht behaart, aber nicht unbedingt hitzebeständig. Bei mir hat sie es irgendwie vom schattigen Beet unter der Kletterrose auf die andere, halbschattige Gartenseite geschafft, wo sie ganz anders aussieht, die Blüten sind viel weniger, aber dafür größer mit längeren Zungenblüten. Das zeigt, dass die Kriechende Gämswurz nicht nur auf der Kriechspur unterwegs ist, sondern auch große Sprünge machen kann.
Die Blütezeit ist in jedem Fall lang, denn während die Samen reifen, entstehen in den Blattachseln neue Knospen.
Weshalb ich aber am liebsten den lieben langen Tag vor der Gämswurz stehen würde, Kamera im Anschlag, sind die vielen Blütenbesucher, die Pflanze ist der absolute Hotspot.
Wenn man früh genug aufsteht, bekommt man jetzt im Juni noch die Tanzdarbietung der hübsch gezeichneten Langhornmotten-Männchen (
Nemophora degeerella) aufgeführt. Die Männchen setzen sich zwischen den Aufführungen gern auf die Gämswurz. Später wird es ihnen dann zu heiß und die Show wird erst einmal abgesetzt, um am nächsten Morgen ein Comeback in alter Frische zu starten.
Gemeine Breitstirnblasenkopffliegen (
Sicus ferrugineus) sind auch am Mittag noch dabei, sie sehen immer aus wie Quasimodo und ihre Larven parasitieren bei Hummeln:
Schwebfliegen, Mistbienen und auch die unglaublich hübsche, aber leider gefräßige Narzissenfliege lieben die gelben Sonnenblüten.
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Narzissenschwebfliege |
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Mistbiene |
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Mistbiene |
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Syrphus-Schwebfliege |
Nur die Hummeln sind weniger oft dabei, die fliegen lieber eine Etage höher zu den Wildrosenblüten, anstatt sich mit den fummelig kleinen Röhrenblüten der Gämswurz abzumühen. Außerdem wollen sie sich sicher nicht mit den doofen Breitstirnblasenkopffliegen abgeben.
Also, besorgt euch den gelben Freigeist, am besten aus Bioanbau oder als Ableger, die Insekten werden es euch danken.
Liebe Elke,
AntwortenLöschenIch mag ja Insektenhotspots und werde die Augen offen halten, ob mir diese Pflanze irgendwo begegnet. In meinem Insektenfreundlichen Beet sollte sie wohl nicht fehlen. Und bitte stelle immer wieder Insekten vor, da habe ich noch viel zu lernen. Bei mir fliegt so viel durch den Garten und oft habe ich keinen Schimmer, um was es sich handelt.
Hab ein schönes Wochenende!
Liebe Grüße
Steffi
Ach, was für schöne Aufnahmen. Die Blüten wirken wirklich wie kleine Sonnen. Das sieht ganz zauberhaft aus...
AntwortenLöschenLiebe Elke,
AntwortenLöschenwas für ein schöner Post über gelbe Blüten, ich mag sie sehr. Und der Gämswurz lockt ja allerhand an, einfach irre ... und super, dass Du Dich so gut auskennst, da komme ich nicht mehr mit.
Schöne Pfingsten
wünscht Dir
Anke
Ich liebe diese geben Korbblütler, kann sie aber noch nicht so treffsicher wie du auseinanderhalten. Nun ist ja die Zeit der Frühlingsgämswurz vorbei. Neben den restlichen Blüten vom gelben Goldlack steht bei mir ein ganz ausdauern blühender gelber Korbblütler in der Sonne. Leider ist das Etikett unauffindbar.....;-) Ein Insektenmagnet...
AntwortenLöschenDas Foto mit den langen Hörnern ist ja genial....;-)
Schöne Pfingsten,
LG Sigrun
Gelbe Korbblütler....;-)
LöschenGuten Morgen Elke,
AntwortenLöschenvielleicht sollte ich meinem Garten und den Insekten und Käfern doch mehr gelbe Farbtupfer gönnen...Wahnsinn, welch schöne Aufnahmen du gemacht hast.
Lieben Gruß und feine Pfingsttage, Marita
Liebe Elke, selten so eine faszinierende Pflanzen- und Insektenvorstellung gelesen! Danke dafür! Sehr schade, dass es die nicht im Gartencenter gibt. Stattdessen viele Regalmeter Petunien. Muss ich mich mal anderweitig umsehen. Wahnsinn, wie die Blüten angeflogen werden! Herzlichst, Bianca
AntwortenLöschenMeine Gärten schwelgen tatsächlich in Pastell. Aber warum nicht gelb? Isekten tummeln sich aber auch bei mir in Massen! Ich habe allerdings keine Ahnung, welche das sind!
AntwortenLöschenViele Grüße von Margit
wundervoll so viele insekte * "Doronicum pardalianches" möchte ich gerne hier wachsen sehen mit so viel "besuch" ! habe einige insekte hier gesehen auf "Centranthus ruber" besonders schmetterlinge und "Macroglossum stellatarum"
AntwortenLöschendanke für diese schöne insekte-bilder (mit namen)
liebe grüsse :)
Liebe Elke,
AntwortenLöschenzur Zeit ist Rot die Farbe des Monats, der Mohn blüht und viele Blogger zeigen ihn, du machst die große Ausnahme und zeigst uns alles in Gelb, wunderbar, ich bin begeistert. Ich habe ja schon öfter erwähnt, gelbe Blumen sind ein Insektenmagnet, deine Fotos beweisen es. Das du so locker die einzelnen Insekten benennen kannst finde ich toll, ich habe da so meine Schwierigkeiten und muß immer wieder in das Forrum meiner Freundin zurückgreifen, es nennt sich "Forum für Naturfragen". Einige Bienen und Schwebfliegen kenne ich inzwischen auch, deshalb fand ich deinen Beitrag sehr hilfreich, danke.
Dir noch schöne Pfingsten
liebe Grüße
Edith
Immer wieder faszinierend, was du alles zu erzählen weisst! Meine Rosen haben wohl einen Knospenbohrer (oder wie das Würmchen heisst) Ich werde wohl alles runter schneiden müssen :((
AntwortenLöschenTrotzdem, vergiftet wird hier nichts
Herzlichst
yase
Hallo Elke
AntwortenLöschenSo schöne Fotos - das macht direkt Lust darauf den Doronicum pardalianches in den Garten zu holen.
Mit dem Frühlings-Gämswurz habe ich keinen Erfolg. Er verschwindet nach der Blüte auf nimmer wieder sehen. Vielleicht geht es ja mit dieser Variante besser. Alles was die Insekten mögen ist schliesslich gut.
Grüess Pascale
Ich bin ein schlichte Gemüt und stehe auf kräftige Farben und Blüten, die sie aussehen, wie man als Kind Blumen malt: in der Mitte gelb und rundum Blütenblätter (auch wenn das eigentlich wieder alles einzelne Blüten oder Scheinblüten sein sollten..). Das Zeug hätte ich echt gerne auf meinem Balkon!
AntwortenLöschenDas stimmt wie kleine Sonnen :-)
AntwortenLöschenUnd die Bienen lieben es!
Ganz viele Grüße Urte
Ich habe die Gemswurz (bei mir hat sie ein e ��, beide Schreibweisen scheinen o. K.?) auch seit kurzem und bin sehr gespannt, ob die Kleine sich zwischen all den Langbeiner-Sonnenkindern des gelben Beets behaupten wird.
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Corinna