Samstag, 22. Juli 2023

Gras-Fahndung

Gräser im Garten sind beliebt, doch meistens geht es eher um die hohen, feinen Arten wie Reitgras oder die korpulenten wie Chinaschilf. Die Schattenarten werden eher als arbeitswillige Bodendecker angesehen, allen voran das Japanwaldgras oder die Segge Carex morrowii. Letzteres kann ganz schön wuchern. Ich wollte für meinen Schattengarten aber eine heimische Art, die nicht so dominant ist, und hatte mich in das Wald-Flattergras (Milium effusum) verguckt. Ganz besonders die Sorte 'Aureum' ist doch auch wirklich schön.

Hier sieht man Milium effusum 'Aureum' im Frühjahr im Botanischen Garten Gütersloh:


Doch das wäre hier ja nicht "Günstig Gärtnern" wenn ich dafür jetzt einfach ins Gartencenter gehen würde. Das wäre zu einfach.

Stattdessen fiel mir auf, dass in vielen Beeten in der Siedlung ein Gras von ganz alleine aufgetaucht war. Es hatte schöne breite Blätter und einen federleichten Auftritt, ohne Ausläufer zu bilden. Noch dazu schien es in Schatten oder Halbschatten mit Trockenheit klarzukommen. Das wollte ich haben - vielleicht war es ja sogar das Wald-Flattergras, immerhin konnte es im Wind flattern.

Und siehe da, in den Pflasterfugen vor der Haustür erschein genau dieses Gras! 

 


Ich habe es vorsichtig extrahiert und in das schattige Terrassenbeet gepflanzt. Es wuchs und war zufrieden, blühte sogar.

 


Jetzt kamen mir aber Zweifel - welche Art war das denn nun? Milium effusum schied leider aus, auch Japanwaldgras schien es nicht zu sein. Das Bestimmungsbuch und auch eine App benannten es als Wald-Zwenke (Brachypodium sylvaticum). Das könnte tatsächlich hinhauen. Nicht alles, was flattert, ist auch Flattergras!

Milium effusum kann ja jeder, Wald-Zwenke ist doch viel exklusiver! Und wird im Staudenhandel zu 6 Euro der Topf gehandelt - ja, genau, man kann sie kaufen, so unkrautig kann sie also gar nicht sein! Und da habe ich richtig was gespart! Außerdem fressen die Raupen von Waldbrettspiel und anderen Faltern an diesem Gras.

Es ist vielleicht nicht so super ordentlich im Aufbau wie das Wald-Flattergras oder das Japanwaldgras und wird daher weniger Liebhaber finden, aber ich mag es trotzdem.




Die Art ist sogar wintergrün! Sie soll eher feuchte, kalkhaltige Böden lieben, ich finde, dass sie aber auch gut mit Dürre zurechtkommt. Man soll dieses Gras sogar essen können.

Wenn es mir zu viel wird, futtere ich es also auf. Ich habe schon den nächsten Sämling getopft für die Bärlauchecke, die um diese Zeit so kahl aussieht. Mal schauen, ob die Wald-Zwenke den Bärlauch in den Hintern zwenken, äh, zwicken, kann....


___________________________________________

Jetzt muss ich aber noch den Sonnenhut auflösen, der im letzten Artikel noch nicht geblüht hat. Er ist sogar noch schöner geworden als gedacht, die Blüte ist zweifarbig!



Abends schaut die Blüte nach oben, in der Mittagspause schaut sie zu mir herüber - super, oder? Da fühlt man sich beachtet.

12 Kommentare:

  1. Guten Morgen Elke,
    von der Wald-Zwenke habe ich noch nie gehört. Bei uns wächst auch ein ominöses Gras, komischerweise immer an der gleichen Stelle. Vielleicht sollte ich es auch mal topfen und beobachten, denn dort, wo es auftaucht, passt es einfach nicht hin. Dein Sonnenhut ist ein Hübscher und wie schön, dass du von ihm regelmäßig Zuwendung bekommst, im wahrsten Sinn des Wortes.
    Liebe Grüße
    Susanna

    AntwortenLöschen
  2. Oh Elke, ich amüsiere mich immer köstlich, wie Du die Kurve kriegst. Du bist ein richtiges Erzählgenie. Und... weil Du so viele Dinge über unsere heimischen Pflanzen und Tiere weißt, lerne ich spielerisch auch immer etwas. Der Sonnenhut steht bei mir auch, aber Du hast jetzt schon so oft über heimische Gräser erzählt, die für Schmetterlingsraupen Nahrung sind, dass ich doch zu gerne mal ein paar Gräsertöpfe aufstellen würde. Zwischen den Efeu gepflanzt, keine Chance, aber auf ihn draufgestellt, da hätte ich jetzt keine Skrupel. Hast Du auf Deiner Seite schon einmal einen Post über infrage kommende Raupen-Gräser gemacht? Oder wäre das mal eine Idee? Ich würde mich freuen. LG Wurzerl

    AntwortenLöschen
  3. Nicht überall sind Gräser erwünscht, aber dennoch habe ich sie gerne. Ihre Vielfalt faszinieren mich und in einen Naturgarten haben sie ihren festen Platz. Gräser in Töpfen aufziehen, auf die Idee bin ich noch nie gekommen, sie kamen immer so in unseren Garten, hier übrigens auch.
    Liebe Sonntagsgrüße
    Edith

    AntwortenLöschen
  4. Guten Morgen liebe Elke, du kultivierst Gräser extra. Da bist du mutig. Ich jäte sie alle in den Stauden, denn meist bilden sie in schnellster Zeit dichte Teppiche! Wünsche dir da ein gutes Händchen, die richtige Wahl getroffen zu haben. Liebe Grüße von Frauke

    AntwortenLöschen
  5. Das ist ja klasse, dieses Gras ist dir umsonst ins Beet geflattert, liebe Elke...ich weiß gar nicht, ob ich dieses Flattergras im Garten habe...ich bin im Moment mit meiner Excelliste nicht mehr up to date.
    Hab einen schönen Sonntag - lieben Gruß von Marita

    AntwortenLöschen
  6. Liebe Elke,
    dieses Gras ist mir bewusst noch nicht untergekommen, sehr interessant, zumal da auch noch Wintergrün. Wir haben ja mehr die hochwachsenden Gräser und noch gar nicht an die kleinen Verwandten gedacht.
    Ich wünsche Dir einen tollen Sonntag.

    Viele liebe Grüße
    Wolfgang

    AntwortenLöschen
  7. wieder köstlich ..
    aber ich habe auch einen Wiesensalbei mitgenommen
    und oh Wunder.. er hat auch ausgetrieben ;)
    an Gräsern habe ich nur dieses "blaue" Gras..
    Blauschwingel??
    kann mir Namen immer nicht merken
    und das in einem Topf
    sollte ich aber auch einmal auspflanzen
    dein Gras sieht sehr fein aus
    liebe Grüße
    Rosi

    AntwortenLöschen
  8. Tolle Sachen unternimmst du immer. Carex morrowii, die Japan-Segge habe ich leider im Garten. Das ist ein Teufelszeug. Das rottest du nicht mehr aus, wenn du es einmal hast.
    Liebe Grüße - Elke

    AntwortenLöschen
  9. Wenn es um Gras geht, bin ich immer etwas zwiegespalten. Einige Gräser gefallen mir ausgesprochen gut, andere wiederum werden mir mitunter im Garten richtig lästig, besonders dann, wenn sie sich überall zwischen die Stauden mischen. Und wenn man sie lässt, dann werden sie schnell ein bisschen zu großspurig und setzen sich überall fest.
    Auf jeden Fall bin ich gespannt, wie sich Dein Gras mit dem Bärlauch verträgt.
    Aber Dein Sonnenhut ist ein ganz schicker. Das ist ja jetzt ein richtig toller Auftritt. Den Burschen werde ich mir mal merken, zumal er, wie Du schriebst, von den Schnecken gemieden wird. Dann ist er genau richtig bei mir – und schick ist er auch noch. Was will man mehr?
    Lieben Gruß von Marianne

    AntwortenLöschen
  10. suess deine grass beobachtungen sowie mit dem hübschen sonnenhut der sich bewegt ! habe heute abend wieder meine ecke mit bienenfreundliche pflanze beobachtet und die blüten öffnen nacheinander sogar bei regenwetter.
    schöner abendgruss

    AntwortenLöschen
  11. Hallo Elke,
    gerade habe ich bei mir im Garten auch ein Gras gefunden, dass mir sehr gefällt. Extrem zart und elegant überhängend. Da will ich auch eine Vermehrung versuchen, oder zumindest eine Rettung, bevor Mann mit dem Freischneider den Gräserkiller gibt. In den Beeten macht sich allerdings seit drei Jahren eingewanderte Hirse breit. Und die ist ein echtes Unkraut. Invasiv ist gar kein Ausdruck.
    Viele Grüße
    Claudia

    AntwortenLöschen
  12. Hallo Elke,
    ich finde es auch immer toll, wenn man Ableger aus den Fugen holen kann. Dein Gras sieht wirklich sehr schön aus, Glückwunsch zu diesem Schnäppchen.
    Und wie schön dein Sonnenhut blüht, da hat sich das Warten doch gelohnt!
    Viele Grüße
    Gabi

    AntwortenLöschen

Mit der Nutzung der Kommentarfunktion erklärst Du Dich mit der Speicherung und Verarbeitung Deiner Daten durch diese Website einverstanden.