Jeden Samstag einen frischen Blogartikel zu veröffentlichen mit einem möglichst ganz neuen Thema, das die Welt noch nicht gelesen hat, und ohne alte Artikel hervorzuholen, ist gar nicht so einfach. Gerade im Sommer, wenn man mitunter am Garten vor lauter Trockenheit nichts Schönes mehr finden kann, sondern er einfach nur anstrengend und mitleiderregend ist. Manchmal geht die Kreativität noch vor dem Inhalt der Regentonne zuneige.
Diese Woche habe ich mich daher auch gründlich verzockt. Ich wollte die Geschichte von meinem Rauen Sonnenhut (Rudbeckia hirta) erzählen, aber die Blüte entblättert sich so unfassbar langsam und zögerlich, dass er sich trotz Anfeuerns meinerseits nicht rechtzeitig geöffnet hat. Aber, ach, was soll's: Jetzt ist es auch egal, ich erzähle die Geschichte trotzdem, sicher könnt ihr euch denken, wie so eine Blüte aussehen würde - denn siehe oben, ich hatte kein Alternativthema überlegt. Da müsst ihr jetzt also durch.
Zu diesem Sonnenhut bin ich auf der Messe in Stuttgarte gekommen, wo ich Mitte April zu Interviews mit Volker Kugel eingeladen war.
Es gab eine Halle mit dem Thema Garten und dort war ein Stand der Stuttgarter Wilhelma, was schön war, denn dort war ich am Vortag erst gewesen. Die Wilhelma ist ja Zoo und Botanischer Garten in einem und so werden dort auch Pflanzen herangezogen.
Die Wilhelma im April |
Ein paar winzige Sämlinge hatten die Mitarbeiter der Wilhelma mitgebracht. Als kleine Aufgabe konnte man sich einen der Winzlinge - richtig, es waren die Sonnenhüte - in torffreie Erde topfen und mitnehmen. Dazu gab es eine Tüte aus kompostierbarem Material.
Das musste ich unbedingt machen, obwohl schon zu erahnen war, dass auch der kleinste Sonnenhut ein großer Klotz am Bein ist, wenn man ihn den ganzen Tag mitschleppen muss und am nächsten Tag mit der Bahn reist. Erschwerend kam bei diesem Leichtgewicht hinzu, dass die Tüte schon im vollen Zerfall begriffen war und Wasser durch kleine Risse im Boden lief. Immerhin zeigte das: Sie war wirklich kompostierbar, nur etwas übereifrig damit.
Nun musste der Sonnenhut also den Messetag miterleben, er hatte sogar noch spontan einen Auftritt, als es um das Thema Plastik ging. Danach unternahm der Topf mehrere S-Bahn-Fahrten und hat ein vom Verlag gesponsertes Abendessen beim Spanier über sich ergehen lassen (wo er vor Freude eine Pfütze auf dem Boden hinterlassen hat), er musste im Hotel übernachten, beim Frühstück zuschauen und danach den Intercity nach Bielefeld nehmen. Er hatte einen Fensterplatz, wo ich ihn beim durch Reservierungen erzwungenen Platzwechsel auch prompt fast vergessen hätte.
Im Garten bekam er einen Platz im Beet und ich musste feststellen, dass die rauen Blätter den Schnecken nicht zu schmecken scheinen, was für ein Glück! Die Tüte bekam dagegen einen Platz im Komposter - ich bin gespannt und hoffe, sie nie wieder zu sehen.
Und nun schaute ich jeden Tag ungeduldig nach der Pflanze (nicht der Tüte) und wartete auf Blüten. Ja, und hier ist nun der Stand, ganz aktuell: Er blüht auf, aber das zelebriert er ganz genüsslich. Immerhin zeigt er ganz viele Nebenknospen.
Ich finde, es hat sich gelohnt, ihn mitzunehmen. Und wenn er die Schnecken überlebt, kann ich ihn nächstes Jahr selbst aus Samen ziehen.
So, das war jetzt zwar kein Artikel mit Blüte, aber wenigstens mal wieder ein passendes Thema zu Günstig Gärtnern!