Alle Welt benutzt Heißkleber, nur ich habe das nie verstanden, denn ich bin mit Holzleim sozialisiert worden. Seit meiner Kindheit begleitet mich das weiße, klebrige Zeug. Es ist ungiftig, umweltfreundlich und wird nach dem Trocknen durchsichtig und unsichtbar, was ein großer Vorteil bei allem Dekorativem ist und wenn mal was daneben geht.
Mit Holzleim habe ich schon Muscheln auf Holz geklebt, Holz auf Papier und Holz auf Holz. Er hat mich nie hängen lassen - dieses Muschelbild hält jetzt schon über 16 Jahre:
Also dachte ich mir, wie schwer kann es schon sein, mein Bienenhotel damit zu renovieren? Da das obere Fach in dem Häuschen sinnloserweise mit Holzhackschnitzeln hinter Kaninchendraht gefüllt war, wollte ich es bienengerecht umbauen. Hohle Stängel sollten dort installiert werden.
Seit dem letzten Frühjahr spare ich schon für das neue Hotelfach und habe Staudenstängel aufgehoben. Besonders gut eignen sich die trockenen Strünke der Gelben Wiesenraute. Zusätzlich habe ich Herzgespann gesammelt, Iran-Lauch und dünne Bambusstäbe. Ganz winzige Löcher haben die Äste vom Wald-Geißblatt.
Dann mussten die Klammern aufgebogen werden, mit denen der Kaninchendraht befestigt war. Die untere Seite habe ich stecken lassen und das Gitter nach unten geklappt.
Jetzt sollte der Holzleim dran glauben. Großzügig habe ich die Rückseite und das Unterteil damit einbalsamiert. Die Stängel habe ich mehr oder weniger auf die richtige Länge geschnitten und sie in den Leim gesteckt.
Schon nach unglaublich kurzer Zeit wusste ich, warum alle Welt so auf Heißkleber schwört: Der ist anhänglicher und zäher. Holzleim dagegen verzeiht Anfängerfehler und bleibt sehr lange flüssig. So flüssig, dass die Stängel immer wieder umgekippt sind, eher aneinander als an der Holzwand hielten und mühsam geklebte Reihen dadurch wieder aus dem Leim gingen. Mit soviel Bindungsängsten ausgestattete Staudenröhren machten alles etwas mühselig.
Meine Finger aber waren bald so voller Klebstoff, dass ich damit schon perfekt geklebte Äste wieder durcheinander brachte, weil mir die Stäbe auf den Leim gingen. Toll. Mehrmals habe ich außerdem die Löcher der Stängel aus Versehen mit Leim verschlossen, so dass ich sie noch mal kürzen musste. Jetzt war auch die Schere ganz verklebt. Ich war wirklich kurz vorm Durchdrehen.
In schön runden Konservendosen leistet der Leim dagegen bessere Dienste - hier kann man Bambusstäbe erstmal in Ruhe bündeln und mit Kabelbinder zusammenzurren. Dann den Boden der Dose oder die Stäbe ordentlich mit Kleber einschmieren und das Bündel hinein drücken. Die Lücken lassen sich dann mit weiteren Stäben komplettieren. Oft hält so ein Packen sogar ganz ohne Klebstoff.
In dem dreieckigen Holzfach aber geriet die Operation "Nisthilfe mit Holzleim" zur Geduldsprobe mit der Gefahr eines Schreikrampfes.
In dem dreieckigen Holzfach aber geriet die Operation "Nisthilfe mit Holzleim" zur Geduldsprobe mit der Gefahr eines Schreikrampfes.
Am Ende war dann alles schief und krumm, aber sicher unter Dach und Fach - der Leim hielt und durch den Überstand bleibt alles schön trocken. Jetzt noch den Hasendraht wieder drüberfummeln, tief durchatmen und nun heißt es auf die Bienen warten. Hoffentlich sind die nicht auf mit Heißkleber fabrizierte Nisthilfen konditioniert... Und nächstes Mal nehme ich Express-Leim, denn das Fach mit den doofen Kiefernzapfen ganz unten muss auch noch renoviert werden..
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Und nun noch eine Buchvorstellung für Gärtner, die sich was trauen. Die den Garten gern in die Hand von Pflanzen geben, die sich manchmal wie die Axt im Walde benehmen, nämlich heimische Arten, die gern verwildern und für überraschende Effekte sorgen. Ich gehöre ja bekanntlich auch zu den Leuten, die sich gern stadtbekannte Wucherer anlachen - die Wildbienen aus der Nisthilfe sollen ja was zu ernten haben. Hier ist also das neue Buch von Norbert Griebl:
Mein ungezähmter Garten: Die 100 besten heimischen Pflanzen zum Verwildern, erschienen im Haupt-Verlag:
Bei jeder Art ist angegeben, wie sie sich verbreitet und wie schnell, welche Ansprüche sie hat und welchen Nutzen wir oder die Tierwelt von ihr haben. Von Akelei bis Zimbelkraut ist alles dabei von Einjährigen bis zur Staude - durch die Angaben zum Ausbreitungsdrang kann man sich leicht aussuchen, an welchen Level man sich heranwagen möchte. Ein Blühkalender ergänzt die Auswahl. Und keine Angst - manche sind gar nicht so schlimm und werden nicht zum immerwährenden Jäte-Opfer, wie Zahnwurz oder Heide-Nelke.
Ich hätte ja gern noch mehr Bilder aus dem Garten des Autors gesehen, aber auch so kann man sich dank der Liste an Pflanzpartnern zu jeder Art vorstellen, wer zusammenpasst. Vielleicht wäre das Buch auch mal ein Denkzettel für Stadtplaner, mal wirklich pflegeleichte Beete anzulegen, in denen sich Wucherer mit Wucherern messen und sich so gegenseitig in Schach halten?
Hallo Elke,
AntwortenLöschenah, das ist ja auch mal eine Idee, geeignete Staudenstängel zu sammeln.
Ja, das merk ich mir. Da kann ich ja heute beim Gartentag gleich mal mein Auge schärfen und eventuell sammeln...
Danke für die netten Ideen und Tipps!
Frühlingsgrüße!
Hallo Elke,
AntwortenLöschenmit großem Interesse habe ich deinen Renovierungsbericht gelsen. Ich bin die Tochter eines Schreiners und kenne Holzleim...
Was ich nicht verstehe ist, warum die Stengel überhahaupt da rein geklebt werden müssen...halten die nicht auch so, wenn mann man sie fest und eng in das Fach packt? Kann man die Rückwand nicht verschließen? (Wahrscheinlich darf man das aber nicht.... ich habe keine Ahnung)
Liebe Grüße Marita
Hallo Marita,
Löschenden Leim habe ich zur Sicherheit benutzt, damit die Vögel nicht trotz Drahtgitter die Stängel herausziehen. Bambusstäbe kann man ordentlich festzurren, die müssen nicht unbedingt geklebt werden. Die weicheren Staudenstängel wären dabei gebrochen, deshalb habe ich den Leim genommen.
VG
Elke
Hallo Elke,
AntwortenLöschenich habe hier seit Jahren ein überdachtes rundes Bündel hängen, allerdings wird es kaum von den Insekten angenommen...auch das nach Anleitung selbstgebaute Bienenhotel hat kaum Gäste...keine Ahnung warum das so ist. Den Bauhöfen der Städte würde so ein Exemplar guttun, da würde manches Straßenbegleitgrün nicht so trostlos daherkommen.
Ein schönes Wochenende, Marita
Herrlich :-)
AntwortenLöschenWir müssen dringend unser Hotel erneuern...damals haben wir auch so nutzloses Material eingefüllt...
Liebe Grüße
Sabine
Liebe Elke, eine gute Idee... Ich habe auch noch Stängel, die ich heute schneiden muss - wenn sie hohl sind, werde ich sie behalten für ein Insektenhotel... Auch die Idee mit den Konservendosen finde ich schön, die sind nämlich auch schon vor-gesammelt. Liebe Grüsse, Miuh
AntwortenLöschenHallo Elke!
AntwortenLöschenDas Hotel hast du bravourös renoviert, da werden die Gäste sicher nicht lange auf sich warten lassen.
Herzgespann steht lt. deiner Hilfe schon auf meinem Merkzettel ;)und die Sichel hat die erste Bewährungsprobe schon bestanden.
GlG
Sabine
dein insekte hotel ein schöner anblick im garten *
AntwortenLöschenim garten brauchen insekte, vögel, wildes leben viele geeignete plätze und für die nahrung im sommer sind einfache pflanzen auch wichtig und dein buchvorschlag ist bestimmt interessant.
es macht jetzt spass wieder einiges im garten zu tun :)
liebe grüsse
Ich möchte auch so ein Hotel bauen..... Irgendwo hast du ja mal erzählt, wie das richtig geht. Vielleicht finde ich deinen Post nochmal
AntwortenLöschenHerzlichst
yase
Ich habe letztes Jahr festgestellt, dass die Stängel von den Taglilien so herrlich hohl sind. Gute Idee, dass 3-Sterne Hotel zum 5-Sterne-Hotel umzubauen...:-) So kann man auch ein gekauftes Hotel gut nutzen. Ein ungezähmter Garten...das klingt schon mal sehr spannend.
AntwortenLöschenLG Sigrun
Hallo Elke,
AntwortenLöschenich nehme immer Chinaschilfstengel, die verrotten auch sehr schlecht.
Eine Sichel habe ich mir übrigens auch vorletztes Jahr zugelegt, gerade für Gräser eine feine Sache.
Du fragtest nach der Pflanze auf dem Sissinghurstfoto, ich denke es war Goldlack. er wird ja ein bisschen krautiger wenn er älter wird.
LG Dagmar
ein renoviertes und zum teil kernsaniertes hotel, da werden die bienen sicher einziehen wollen.
AntwortenLöschender titel des buches klingt schön, wenn ich einen garten hätte, dann sicher einen ungezähmten ;-)
herzlichste grüße & wünsche an dich
amy
Wir sind auch gerade am zusammentragen und basteln, liebe Elke.
AntwortenLöschenMal sehen, ob wir alles so richtig machen und unser Hotel dann
auch bezogen wird :-)
Ganz liebe Sonntagsgrüße
sendet Urte
Liebe Elke, ich war sehr erstaunt, dass Du Kleber für das Bienenhotel verwendest - dann habe ich gesehen, dass Du wegen der Vögel vorsichtig bist. Ich hatte bei meiner Hotelkette ;-) noch keinen Stengelschwund, aber ich verwende überwiegend Bambus, Schachtelhalm und eine Waldstaude, deren Namen mir gerade nicht einfallen will. Allerdings sind meine Häuser auch nicht so gut besucht, wie ich es gerne hätte. Dieses Jahr lege ich noch ein neues großes Bienenbeet mit Naturstauden an, dann gibt es dort nochmals ein Hotel ... will doch sehen ob es dann nicht funktioniert! Vielen Dank für deinen sehr klebrigen ;-) Post. LG von Marion
AntwortenLöschenHallo liebe Elke,
AntwortenLöschendas Bienenhotel hast Du schön saniert. Die fleißigen Bienen werden sicher diese Arbeit anerkennen und einziehen wollen.
Unsere Nachbarin hat fünf Bienenstöcke auf ihrem Grundstück. Deshalb arbeiten schon jetzt viele Bienen auch in unserem Garten. Letztes Jahr ist ein Bienenvolk ausgewandert und hat sich auf einem von unseren Bäumen niedergelassen. Da konnten wir dann zusehen, wie das Volk wieder eingefangen wurde!
Eine schöne Woche und viele Grüße
Loretta
Liebe Elke,
AntwortenLöschendas wäre ja was für meinen kurzen Geduldsfaden gewesen, die Leimerei der Röhrchen. Aber Heißkleber nehme ich nur im Notfall, den mag ich so gar nicht. Beim Anblick Deiner Bilder habe ich eine Idee entwickelt, wie ich ohne "Haus" dazu ein Bündel Röhrchen unterbringen kann. Ich werde aus dem gerade angefallenen Staudenschnitt kleine Bündel zwischen unsere gelagerten Holzscheite schieben.
LG Karen
Also ich schwöre da nicht unbedingt drauf. So toll hält der Heißkleber leider auch nicht immer, er zieht lange Fäden und das damit Geklebte sieht nicht immer sehr schön aus! Dann der Geruch - gesund ist das bestimmt nicht! Ich habe sowas früher eher mit Pattex fixiert, das ist ja auch schnell "fest" - allerdings auch nicht gesundheitsfördernd. ;-)
AntwortenLöschenMeine Insektenhotels habe ich in den Beeten. Heute waren ganz viele Marienkäfer überall hervorgekrochen und haben sich gesonnt. Und so allerlei anderes Getier krabbelte und fleuchte umher. Und in Teilen ungezähmt ist es ja auch bei mir. ;-) Bin gespannt, was aus der Tellima in diesem Jahr wird und an welchen Stellen sie gut gedeiht.
Liebe Grüße
Sara