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Mittwoch, 21. September 2011

Unter Beschuss

Wenn man so gemütlich auf der Terrasse sitzt und es plötzlich in der Staudenrabatte oder am Rosenbogen laut knackt und knistert, sollte man in Deckung gehen.
Es wird scharf geschossen!
Die Munition sind Samen verschiedenen Kalibers.
Die allergrößten liefert der Kugelhagel der Staudenwicke. Die meisten fallen fruchtlos, aber lautstark auf die Terrassenbohlen, wo man sie dann aufsammeln kann zwecks erneuter Aussaat oder zum Weiterverschenken. Die sind auch wirklich reif, da kann man ganz sicher sein.

Zurück bleiben kunstvoll verdrehte leere Schoten:


Auch der Wiesenstorchschnabel kann in dieser Disziplin mithalten. Kaum erhebt man sich mal von seinem Sitzplatz, um Wickenmunition einzusammeln, liegt schon ein Samen von ihm auf dem Sitzkissen - fachgerecht und zielsicher dorthin geschleudert mit Hilfe seines ausgeklügelten Samenkatapultes:


Etwas dezenter, aber ebenso wirkungsvoll sind die salzstreuerartigen Samenkapseln der Roten Lichtnelke, die sich beim Anrempeln in alle Richtungen entleeren und dabei so schön klappern. Wenn man die Samen sammeln möchte, muss man sie nur in einen Briefumschlag entleeren. Wie praktisch.


Ein wahrer Weltmeister im Weitsprung bzw. Samenweitwurf aber ist ein selten gepflanzter Storchschnabel, der darüberhinaus den Rekord im Dauerblühen einer Wildart hält: Geranium nodosum, der Knotige Storchschnabel.

Inmitten von Rodgersia

Unreife Samenstände und Knospen gleichzeitig



Aktenkundig in meinem Fotoarchiv wurde er das erste Mal im Mai, seitdem schiebt er ununterbrochen neue Blüten nach. Und schießt Samen von sich. Ich habe Linienrichter gespielt und bin auf eine Wurfweite von 3,50 Metern Luftlinie gekommen. Respekt! So gut war ich zu Schulzeiten nie im Weitsprung, und ich bin viel größer!

Geranium nodosum hat schönes, glänzendes Laub.


Das Tolle an ihm ist, dass er auch mit trockenem Schatten vorlieb nimmt. Er ist zimperlicher bei Trockenheit als Geranium macrorrhizum, aber immerhin.

Sein Samenkatapult ist dem von Geranium pratense äußerst ähnlich:


Bei mir arrangiert es sich wunderbar mit Rodgersia.
Seine Blüten passen schön zu den filigranen Blütenständen der Heuchera:



Bei Insekten ist er außerdem beliebt, aber nicht bei Schnecken, was ihn noch empfehlenswerter macht.

Durch sein Samenkatapult besiedelt er ständig neue Bereiche im Garten, immer auch gern im Schatten und in trockenen Blumenkübeln, wo er auch ohne Verhätscheln, da meist unbemerkt, zum Jungpflänzchen heranwächst.
Der kleine Revolverheld eignet sich daher hervorragend zur Verwilderung unter Gehölzen, wo er stets seine zartrosa Blüten aus dem perfekten Laub streckt.

Kaufen muss man also nur eine Pflanze. Weitere kommen ganz von allein - dank seiner Schießwütigkeit.


PS: Zu Guter Letzt möchte ich mich noch bei Jana bedanken, bei deren Blogverlosung ich diese wunderschöne Tilda-Schnecke nebst Reisegepäck gewonnen habe:


Obwohl sie sich wirklich ausnehmend gut in meiner Rosa multiflora macht, werde ich sie doch lieber ins Haus holen, damit sie dort schmückt. Vielen, vielen Dank, Jana!

Mittwoch, 8. September 2010

Mein blaues Wunder

Ich bin bestimmt kein strenger Gartenpurist, der nur einheimische Gewächse duldet. In meinem Reich tummeln sich Gäste aus Asien, Afrika und Amerika.

Aber manche mitteleuropäischen Pflanzen haben's einfach drauf. Echte Naturtalente gibt es darunter, wie den heimischen Wiesenstorchschnabel (Geranium pratense).

Die nervigen Nacktschnecken hassen ihn, was schon mal ein guter Grund ist, ihn zu lieben.
Dazu von Juli bis September Blüten in Massen in einem malerischen Himmelblau, was will man mehr.




 
Er steht bei mir zwischen Geranium x magnificum und der Kleinstrauchrose mit dem Arbeitstitel Lovely Fairy.
Zur Rose bietet er ein farbliches Kontrastprogramm bei glücklicherweise gleicher Blütezeit:


Geranium x magnificum aber blüht viel eher und auch nicht so ausdauernd wie G. pratense.

Meinen Wiesenstorchschnabel habe ich eigenhändig aus Samen herangezogen (selbstverständlich nicht an Naturstandorten gesammelt) - daher bin ich natürlich besonders stolz auf meinen Zögling, ich bitte, mir das nachzusehen.

Die Aussaat ist ganz leicht - und wenn man sie lässt, macht die Pflanze das von ganz allein.

Die Samenernte allerdings ist schwieriger, als einen Sack Flöhe zu hüten...

Man muss genau den richtigen Zeitpunkt erwischen, sonst sind die Samen auf und davon und keimen bald munter in jeder Pflasterfuge. Versucht man es zu früh, ist der Inhalt noch grün hinter den Ohren, erntet man zu spät, hat das storchschnabel-patentierte Katapultsystem seine Fracht schon meterweit in Nachbars Garten geschleudert. Zurück bleibt nur noch die leere Schleuder:



Dieses Jahr ist es besonders schwierig, an intakte Samen zu kommen, denn die Feuerwanzen sind meistens schneller und hatten ihren Rüssel schon in den Samen, um sie gründlich auszusaugen.

Das Tolle an dem Katapult ist aber, dass man die Staude beruhigt zurückschneiden kann, ohne schlechtes Gewissen, dass man den Vögeln die Nahrung raubt, denn es sind garantiert keine Samen mehr drin - höchstens umherirrende Feuerwanzen und die sehen nicht umsonst aus wie die Feuerwehr - sie schmecken den Vögeln nämlich nicht.

Letztes Jahr konnte ich massenweise Samen ernten (es waren auch keine Wanzen in der Nähe), daher habe ich mich auch einmal als Guerilla-Gärtner versucht und ganze Ladungen in die wilden Parkwiesen verklappt.


Dieses Jahr würde ich gerne mit euch teilen und unterbreite euch ein Tauschangebot:

Ich biete euch Samen vom Wiesenstorchschnabel im Tausch gegen andere Samen, Pflanzen oder was auch immer es euch wert erscheint.
Also: Wer will noch mal, wer hat noch nicht?

Schreibt mir einfach einen Kommentar oder eine Mail mit eurem Angebot.