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Mittwoch, 8. September 2010

Mein blaues Wunder

Ich bin bestimmt kein strenger Gartenpurist, der nur einheimische Gewächse duldet. In meinem Reich tummeln sich Gäste aus Asien, Afrika und Amerika.

Aber manche mitteleuropäischen Pflanzen haben's einfach drauf. Echte Naturtalente gibt es darunter, wie den heimischen Wiesenstorchschnabel (Geranium pratense).

Die nervigen Nacktschnecken hassen ihn, was schon mal ein guter Grund ist, ihn zu lieben.
Dazu von Juli bis September Blüten in Massen in einem malerischen Himmelblau, was will man mehr.




 
Er steht bei mir zwischen Geranium x magnificum und der Kleinstrauchrose mit dem Arbeitstitel Lovely Fairy.
Zur Rose bietet er ein farbliches Kontrastprogramm bei glücklicherweise gleicher Blütezeit:


Geranium x magnificum aber blüht viel eher und auch nicht so ausdauernd wie G. pratense.

Meinen Wiesenstorchschnabel habe ich eigenhändig aus Samen herangezogen (selbstverständlich nicht an Naturstandorten gesammelt) - daher bin ich natürlich besonders stolz auf meinen Zögling, ich bitte, mir das nachzusehen.

Die Aussaat ist ganz leicht - und wenn man sie lässt, macht die Pflanze das von ganz allein.

Die Samenernte allerdings ist schwieriger, als einen Sack Flöhe zu hüten...

Man muss genau den richtigen Zeitpunkt erwischen, sonst sind die Samen auf und davon und keimen bald munter in jeder Pflasterfuge. Versucht man es zu früh, ist der Inhalt noch grün hinter den Ohren, erntet man zu spät, hat das storchschnabel-patentierte Katapultsystem seine Fracht schon meterweit in Nachbars Garten geschleudert. Zurück bleibt nur noch die leere Schleuder:



Dieses Jahr ist es besonders schwierig, an intakte Samen zu kommen, denn die Feuerwanzen sind meistens schneller und hatten ihren Rüssel schon in den Samen, um sie gründlich auszusaugen.

Das Tolle an dem Katapult ist aber, dass man die Staude beruhigt zurückschneiden kann, ohne schlechtes Gewissen, dass man den Vögeln die Nahrung raubt, denn es sind garantiert keine Samen mehr drin - höchstens umherirrende Feuerwanzen und die sehen nicht umsonst aus wie die Feuerwehr - sie schmecken den Vögeln nämlich nicht.

Letztes Jahr konnte ich massenweise Samen ernten (es waren auch keine Wanzen in der Nähe), daher habe ich mich auch einmal als Guerilla-Gärtner versucht und ganze Ladungen in die wilden Parkwiesen verklappt.


Dieses Jahr würde ich gerne mit euch teilen und unterbreite euch ein Tauschangebot:

Ich biete euch Samen vom Wiesenstorchschnabel im Tausch gegen andere Samen, Pflanzen oder was auch immer es euch wert erscheint.
Also: Wer will noch mal, wer hat noch nicht?

Schreibt mir einfach einen Kommentar oder eine Mail mit eurem Angebot.

Samstag, 10. Juli 2010

Überraschungsei

Als Gartenanfänger ist man sehr empfänglich für vermeintliche Schnäppchen und auch ich konnte in meinem ersten Garten(vor)frühling nicht widerstehen, als die Gebrüder Albrecht im eisigen Februar wurzelnackte Rosen zum Kampfpreis von 99 Cent das Stück anboten.
Da hatte ich mir den ganzen Winter den sozusagen als Weihnachtgeschenk erworbenen Second-Hand-Garten durch die Wohnzimmerfensterscheibe angesehen und brannte förmlich darauf, mein Revier zu markieren, und zwar mit der ein oder anderen Pflanze. Rosen sollten es sein, jawoll.
Leider glänzte ich noch durch völlige Ahnungslosigkeit und konnte gerade mal Wildrosen vom Rest der Sippe unterscheiden.
Da standen sie also im Supermarkt, spottbillig und hübsch etikettiert. Zumindest mit bunten Bildchen, von Sortenbezeichnungen keine Spur. Draußen tobte zwar noch der Winter, aber umso verlockender wirkten eben jene bunten Schildchen.
Also nicht lang gezögert und mal schnell drei Exemplare in den Einkaufswagen geworfen. Zwei Kletterrosen und eine rosafarbene Bodendeckerrose sollten es sein. Kosteten ja nicht die Welt und der neue Garten war doch noch so leer.
Tja, aber wie pflanzt man die, in den Schnee etwa? Das Warten auf besseres Wetter mussten die Kandidaten also erstmal im Haus erledigen. Was ihnen schon mal gar nicht gut bekam.
Dann endlich war ihre große Stunde da - ab in den Garten!
Die Kletterrosen verschwanden sofort sang- und klanglos im Rosennirvana. Da war nichts mehr zu machen. Nach einem zögerlichen Austrieb, dem ich Durchhalteparolen einflüsterte, kam das große Welken. Die waren fertig mit Schönschreiben. Völlig fertig. Die waren reif für den Kompost.

Nur die kleine Bodendeckerrose hielt eisern durch. Diese kleinen Kerlchen, Marke Fußangel, die man so gern in öffentliches Grün pflanzt, sind einfach nur zäh. Die kann man so schnell nicht umbringen, so viele Fehler man auch nacheinander macht. Meine Billigrose jedenfalls hat mir nichts übel genommen.
Hellrosa wie auf dem Beipackzettel abgebildet war sie zwar nicht, aber immerhin Pink. Und bodendeckend - diese Information stimmte. Im professionellen Bodendecken konnte ihr so schnell keiner was vormachen, so dass ich ihr ewiges Abhängen auf anderen Pflanzen und Gegenständen irgendwann nicht mehr mit ansehen mochte.


Über den Wuchshabitus von Kleinstrauchrosen hätte ich mich wohl besser vorher erkundigt, aber die Situation konnte doch noch zur vollsten Zufriedenheit aller Beteiligten gerettet werden. Das Röschen wurde einfach aufgebockt. Am metallenen Obelisken steht sie seither erhaben über allem Irdischen und schwingt sich zu den Blüten des Wiesenstorchschnabels auf, mit dem sie so wunderbar harmoniert.


Dummerweise muss ich zwanghaft alles beim Namen nennen können, was Flora oder Fauna entstammt. Überraschungseier aus dem Supermarkt machen es einem in der Beziehung nicht leicht.

Die späte Blüte ab Juli, die feinen weißen Streifen in der nicht ganz gefüllten Blüte und die Büschel in Pink lassen einen gewagten Sortenvorschlag zu: Es könnte eine Lovely Fairy sein. Wer eine bessere Idee hat, kann sie mir gerne mitteilen, bis dahin werde ich sie mit ihrem jetzigen Arbeitstitel anreden.


Immerhin ist sie gesund. Bei namenlosen Billigrosen kann man nämlich nicht sicher sein, welche Folgekosten auf einen zukommen. Antipilzmittel, um dem sommerlichen Blattfall vorzubeugen, sind jedenfalls nicht billig und machen noch dazu viel Arbeit.
Da habe ich also noch mal Glück gehabt. Ich würde es auch nicht wieder tun, ganz ehrlich. Für derlei Experimente ist mein Garten einfach zu klein. Meine nächsten Rosen hatten alle einen Namen, einen Stammbaum sogar, sowie ein Züchteretikett. Die sind zwar teurer (wurzelnackt aber auch noch relativ günstig), aber man weiß wenigstens, was man kriegt - in Punkto Farbe, Duft, Blütenform und Blattgesundheit.
Außerdem kann man sie mit Namen anreden.