Ab März räkelten sich junge, selbst gesäte Tomatenpflänzchen auf der Fensterbank, sehr zum Unmut der Stammbelegschaft, einschließlich Frau Katze, die das stinkende Grünzeug gar nicht leiden kann.
Im diesjährigen Versuchsaufbau befanden sich Sämlinge der gelben Wildtomate "Golden Currant" und Nachkommen einer unbekannten roten Bioladenfrucht, beide kleinfrüchtig.
Als die Jungpflanzen begannen, die Sonne zu verdunkeln und es draußen angenehm warm wurde, mussten sie umziehen auf die Terrasse.
Vier große Kübel mit nagelneuer torffreier Erde beherbergten ab sofort das junge Gemüse, das wie jedes Jahr zunächst Ambitionen hatte, eine Kletterpflanze zu werden, mit zunehmendem Alter aber eher eine Karriere als Bodendecker anstrebte.
Tagesausflüge bei sonnigem Wetter waren von schlechtem Gewissen überschattet - ob die Tomaten wohl schon schlapp über den Topfrand hängend nach Wasser japsten?
Ja, taten sie, jedes Mal auf's Neue. Waren aber auch jedes Mal erfolgreich wiederzubeleben. Das schlechte Gewissen blieb trotzdem.
Und auch sonst alles wie gehabt? Alle Jahre wieder erst der braune Daumen, dann die Braunfäule?
Nein, irgendetwas war anders - es gab eine Ernte, die sich gewaschen hat:
Und was wurde nicht alles aus den leckeren Früchten zubereitet:
Insgesamt waren es bisher 4200 Gramm, von Mitte Juli bis jetzt. Und noch immer ist kein Ende in Sicht.
Bei durchschnittlich 60g pro Tag ergibt sich folgende Ernteverteilung:
Aus diesem Diagramm lassen sich folgende Erkenntnisse gewinnen:
- Golden Currant - die mit drei von vier Töpfen und höherem Ertrag pro Pflanze den Löwenanteil an der Ernte hat - produziert kontinuierlich den ganzen Sommer lang Früchte.
- Wer nicht jeden Tag in seinen Tomatenpflanzen herumwühlt, um alle reifen Paradeiser sofort und unverzüglich zu ernten, produziert komische Diagramme, die vor allem eines aufzeigen: Wann die Wochenenden und wann die Urlaube stattfanden.
Apropos Urlaub: Wer hätte gedacht, dass nicht nur Haustiere sich vernachlässigt fühlen, wenn man es wagen sollte, ihnen für eine Woche den Rücken zu kehren? Tomaten sind in der Beziehung noch viel empfindlicher, aber wenigstens leiser. Die unbekannte Sorte gewinnt hier eindeutig die Wehleidigkeitsmedaille, hat sie es doch gewagt, sich in unserer Abwesenheit nicht nur die Braunfäule zuzulegen, sondern auch noch einen ganz prächtigen Mehltau. Sowas muss man auch erstmal schaffen.
Golden Currant aber bekommt die Goldmedaille für Ausdauer - so robust wie diese kleine gelbe Wildtomate im Kirschformat war noch keine meiner bisherigen Pflanzen.
Zwar hat sie mittlerweile auch die Braunfäule bekommen (ebenfalls in unserem Urlaub), aber die Pflanzen in zwei Kübeln sehen noch recht gesund aus und produzieren weiterhin Früchte.
Fazit:
- Ganze Pflanzen im Supermarkt zu kaufen ist teuer und nur der halbe Spaß.
- Robuste Tomatensorten zahlen sich in jedem Fall aus.
PS: Vielen, vielen Dank an Bärbel vom Maifelder-Gartenlust-Blog, die mich mit den Samen von Golden Currant versorgt hat und mir damit die frustfreie Variante des Tomatenanbaus gezeigt hat.
Auch für nächstes Jahr hat sie mir schon zwei neue Sorten geschickt, die sicher ebenso viel Freude machen: