Donnerstag, 23. Februar 2012

Auf Sand gebaut

Die meisten Menschen geraten wohl beim Anblick einer Dünenlandschaft in Verzücken. Die Sanddüne an sich ist mit ihrer herben Kargheit stets der Höhepunkt jeder Urlaubsreise. Nur das Kriechtier unter den Sandhaufen, die Wanderdüne, ist bei uns konservativer Spezies, die ihre Höhlen aus Beton oder Backstein nicht gern auf Treibsand baut, eher unbeliebt.
Pflanzen haben aber auch auf einer sesshaften Düne mit solidem Lebenswandel noch ganz andere Probleme: Zwar sind die meisten Exemplare nah am Wasser gebaut, aber ansonsten von Haus aus inkontinent und können das Regenwasser nicht lange halten.
Deswegen keimen viele einjährige Pflanzen bereits im Herbst aus, blühen im Frühjahr und bilden noch schnell Samen, bevor die große Sommertrockenheit das Leben im Sand zur Qual macht. Stauden und Sträucher haben es einfacher, können sie doch in ein tiefgehendes Wurzelsystem investieren, das ihren Standort trotz Durststrecken für Jahre attraktiv bleiben lässt. Behaarte Blätter mit gutem Verdunstungsschutz sind auch nicht verkehrt.

Königskerze in der Düne - behaarte Blätter

Wer also mit Sandboden oder Sommertrockenheit im Garten geschlagen ist, der kann sich in Dünenlandschaften Inspirationen holen - wer es hier schafft, schafft es überall.

Hier ein paar Bilder von blühenden Dünenlandschaften an der Nordsee - sogar das extrem regenarme Frühjahr 2011 konnte der Pracht nichts anhaben. Wobei man anstandhalber dazusagen muss, dass die bunten Klatschmohn-Arrangements nicht im naturbelassenen Teil der Düne wuchsen, sondern auf einem Sandhaufen, der wohl von Menschenhand umgegraben wurde. Dass aber nach dem Spaten nicht auch noch die Gießkanne ein Gastspiel hatte, kann als gesichert gelten.

Gewöhnlicher Natternkopf (Echium vulgare) und Klatschmohn

Ochsenzunge, Beifuß und Rauke





Gelber Wau, Gelbe Resede (Reseda lutea)

Spargel

Gemeine Ochsenzunge (Anchusa officinalis)

Nachtkerze

Weißer Steinklee (Melilotus albus)

Eselsdistel (Onopordum acanthium)

Gelber Wau, Gelbe Resede (Reseda lutea)

Gemeine Ochsenzunge (Anchusa officinalis)

Selbst für diese Monstrosität aus dem botanischen Gruselkabinett hatte die Dünenkrone noch genug Wasser parat: Ein Gewöhnlicher Natternkopf mit einer Verbänderung:


Zum Vergleich ein ganz normaler Blütenstand - auch schön, aber bei weitem nicht so spektakulär:


Den Hummeln ist dieser komische verbreiterte Spross einerlei, sie freuen sich sehr über diese blühende Fußgängerzone, in der sie so viele Blüten im Laufschritt erreichen können. Die mit Nektar eher geizige Rückseite wird sogar als Unterstand bei Regen genutzt. 

Viele dieser wilden Blumen sind großartige Gartenpflanzen - wunderschön und dabei so anspruchslos wie ein Kaktus. Wer also in seinem von Trockenheit gebeutelten Garten einmal etwas in den Sand setzen möchte, dem seien diese Gewächse ans Herz gelegt. Vielleicht wandern sie von selbst ein oder es lassen sich Samen auftreiben. Die Bienen und Hummeln werden sich freuen, auch ohne Düne.

19 Kommentare:

  1. Hmm, Biologie war nie mein Lieblingsfach in der Schule. Ich meine aber, die Eselsdistel und die Nachtkerze in größerer Anzahl in unserem Garten entdeckt zu haben. Im nächsten Sommer muss ich genauer hinsehen. Schön, einen Blogger / Bloggerin mit solchen Botanik-Kenntnissen gefunden zu haben.

    Gruß Dieter

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  2. Danke für den so schön geschriebenen, interessanten Beitrag!! Man sollte sich darüber Gedanken machen! Die gelbe Resede - jetzt weiß ich endlich, wie sie heißt. Ich habe auch solch einen Dünengarten, liebe aber in der Natur auch ganz besonders die Trockenrasen! Was übrigens auf unserer "nährstoffarmen Kiefernwiese" in knalliger Sonne auch wächst ist der Hasenklee, den ich als Kind als "Katzenpfötchen" kennengelernt habe. Auch andere Kleearten. Ich freue mich über sie und lasse sie wachsen. Bei uns in der Gegend gibt es zum Glück auch keine "Vorgarten-Polizei".
    Hättest Du aber eine Idee für eine relativ dichte, nicht zu hohe Heckenpflanze, die den Wurzeldruck einer Kiefer aushält?
    Viele Grüße
    Sabine
    PS: Auch seltene, kleine Pilze - mehrere Arten an Erdsternen - haben wir bei uns, die gäbe es nicht in einem Mustergarten!

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  3. ein wunderbare Zusammenstellung, und nach der Blüte sammlei ich auch dann mal Saat ab,
    ich habe schon öfter versucht in meinem Sandgarten diese Pflanzen anzusiedeln, aber sie blühen nur kurze Zeit, denn der Boden ist nicht mager genug und die Quecke ist zu hartnäckig
    ein wunderbaren Patz war dazu die Sandkiste, aber das gab Proteste meiner ENkel, nun ist sie wieder nackt!!
    ich werde es mal mit einem Sandhaufen zusätzlich versuchen, wenn der nicht durchbuddelt wird
    Frauke
    aber auf den Maulwurfshaufen sähe ich auch Wildblumenmischungen aus, da wird dann auch nicht gemäht

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  4. Liebe Elke,

    herrliche Fotos von diesen wunderschönen Wildblüher, die mich schon seit meiner Kindheit her faszinieren. Immer wenn ich sie heute sehe, schwelge ich in Erinnerung, wo diese Wildnis gleich hinter unserem Grundstück anfing.

    Ich wünsche Dir ein schönes Wochenende.

    Liebe Grüße
    Jutta

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  5. Hallo Elke
    Hmm, also mit Dünen hab ich nicht so viel am Hut. Ich mag's eher grüner und saftiger. Aber Dein Post war wieder so genial geschrieben, dass ich ihn bis zum Schluss gelesen hab :o). In meinem Garten kämpfen die Pflanzen mit hartem und lehmigen Boden. Vermutlich wären sie froh, ein Sandkörnchen würde sich mal zu ihnen verirren :o).
    Wunderschöne Fotos hast Du eingestellt, die gleich Lust auf Sommer machen.
    En liebe Gruess
    Alex

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  6. Ein sehr schöner, aufschlussreicher Bericht mit tollem Bildmaterial. Er verleiht sogar der Redewendung "etwas in den Sand setzen" einer ganz neue Bedeutung.


    Ich denke, Wildpflanzen sind eh wesentlich robuster als gezüchtete Pflanzen. Denn die Wildpflanzen müssen sich ja schließlich in der harten Natur durchsetzen.

    Aber wie ist das eigentlich? Darf man sich Pflanzen aus der Natur einfach so ausgraben und zuhause in de Garten setzen. Also wenn die jetzt nicht gerade unter Naturschutz stehen?

    Ich weiß nur, dass es strafbar ist, wenn man Steine einem Flussbett entnimmt. Vor allem, wenn der Flußlauf dadurch beeinträchtigt wird.

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    1. In Naturschutzgebieten darf man das auf keinen Fall, geschützte Pflanzen sind überall tabu. Ansonsten darf man es wohl, es kann allerdings auch je nach Land/Bundesland variieren, was man entnehmen darf.
      Ich würde aber immer eher zum Samensammeln raten als zum Ausgraben, denn dann hat die Pflanze an dem Standort noch eine Chance. Auch sollte man nur an Stellen sammeln, wo eine Pflanze reichlich vorkommt.
      Viele Grüße
      Elke

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  7. Schöne Bilder ! Vieles davon wächst auch bei uns in der Heide, nur die Ochsenzunge habe ich noch nicht gesehen. Aber der verbänderte Natternkopf ist der Knaller !

    Grüße, KatjaK

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  8. danke für deinen Besuch auf meinem blog. Jetzt schaue ich mich gerade bei dir um und finde so viele interessante Themen und schöne Bilder. Ich komme gerne wieder vorbei.

    lieber Gruß von Heidi-Trollspecht

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  9. Liebe Elke,
    da hast du uns ja wieder einen feinen Sandfloh ins Ohr gesetzt ;-))
    Kleine Anmerkung zu den Nachtkerzen: Sie sind nix für kleine Gärten, sie vermehren sich so schnell und werden einfach zu groß.

    Herzliche Grüße ins Gartenglück
    Jo

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  10. Ein sehr schöner Bericht! Ich wundere mich, dass mir als Kind nie die Pflanzen in den Dünen aufgefallen sind. Vermutlich war ich mit meinen Gedanken anderswo!

    Sigrun

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  11. Liebe Elke
    Und schon wieder etwas von dir gelernt. Bei uns fehlen natürlich solche Landschaften, aber deine Bilder, sie sehen wunderschön aus.
    Ich wünsch dir einen gemütlichen Abend und schick herzliche Grüsse
    Ida

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  12. Du hast ganz wunderschönes Fotos einer Pflanzengesellschaft aufgenommen, die sehr viel Ähnlichkeit hat mit der Vielfalt unser Ruderalpflanzengesellschaften hier am Berliner Stadtrand.
    LG
    Sisah

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  13. Das erinnert mich irgendwie an meine ganz persönliche Gartensandwüste... da wachsen auch behaarte Teile, die ich allerdings noch nicht identifizieren konnte ;-) Liebe Grüße Annette

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  14. Hallo Elke,
    das ist mal wieder ein wunderbarer Bericht! Über den Vergleich des Natternkopfes mit einer Fußgängerzone habe ich herzlich gelacht. :-)

    Das Interessante bei vielen dieser Überlebenskünstlern ist aber auch, dass sie universell einsetzbar sind und auch unter völlig konträren Bedingungen wunderbar gedeihen. Wir haben hier einen sehr fetten, schweren Lehmboden, auf dem z.B. die Ochsenzunge und natürlich auch der Mohn wie dolle wachsen.

    Liebe Grüße von Bärbel

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  15. Also, wenn ich Deine Bilder sehe, dann kann ich es kaum erwarten, bis wir wieder einmal ans Meer fahren. Allerdings ist das bei uns eher die Adria als die Nordsee :) Obwohl ich letztere auch gerne einmal sehen würde.

    lg kathrin

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  16. Hallo Elke,
    Pflanzen passen sich an jede Umgebung an, wie man von Deinen Fotos entnehmen kann.
    Ich beobachte das immer wieder,sei es an unserem Strandufer, am See Ontario, oder den tropischen Inseln, die ich kürzlich besuchte.
    Die Vielfalt, der Pflanzen ist erstaunlich.
    Wenn Du Zeit hast, dann schau Dir bitte meinen neuesten Blog an, mit vielen tropischen Pflanzne, er verwendet dynamische Ansichten..
    http://guildwoodgardens-mypictures.blogspot.com/
    LG Gisela

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  17. Oh Elke, was für wundervolle Nordseedünenbilder die in mir sofort das Bedürfnis wecken, wieder hinzufahren, denn dort verbringen wir meine persönlichen Lieblingsurlaube ;)

    Traumhafte Bilder mit vielen tollen Infos, ein klasse Post, lieben Dank!

    Lg Sandra

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  18. Das sind ja herrliche Bilder... toll

    Lg Mavi

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