Wie jeder weiß, schleppe ich von überall pflanzliche Souvenirs herbei. Das ist so eine Art Sport. Wo andere sich mit ortsüblichen Bierkrügen, Postkarten oder T-Shirts mit "I ♥ Berlin" eindecken, finde ich fast überall irgendein Grünzeug, dem das Schicksal gerade äußerst übel mitspielt. So ein Pflänzchen liegt dann beispielsweise halb vertrocknet auf dem Gehweg herum (ein lilafarbenes Sedum in Potsdam), unter einer Parkbank (Zwiebeln vom Wunder-Lauch, auch Potsdam) oder gejätet im botanischen Garten (Geranium phaeum 'Samobor' in Hamburg).
Hier der Fund aus Potsdam (der Topf ist aus Bielefeld und gehörte nicht dazu):
Hier der Fund aus Potsdam (der Topf ist aus Bielefeld und gehörte nicht dazu):
Wie auch jeder weiß, liege ich oft nicht immer richtig mit meiner Einschätzung, was ich da gerade so rette. Bestes Beispiel ist die Pentaglottis sempervirens, die als vermeintlicher Fingerhut in meinen Garten kam, sich seitdem bester Gesundheit erfreut und sich erfolgreicher vermehrt als jeder Fingerhut das je könnte.
Das war nur ein kleiner Schritt für einen Menschen, aber ein großer für die Pentaglottis, die damit Neuland betreten hat und nun auch im Null-Euro-Beet vor sich hin wuchern darf.
Peinlich wird das Ganze erst, wenn man vorher großspurig herumtönt, was für eine Pflanze einem da gerade vor die Füße gefallen ist. Da kann die Glaubwürdigkeit doch arg leiden.
Daher war ich neulich sehr überrascht, dass ich bei einer Pflanze nicht nur immerhin die Gattung völlig richtig geraten hatte, sondern - ob ihr's glaubt oder nicht - sogar die Blütenfarbe! Das grenzt jetzt auf den ersten Blick an hellseherische Fähigkeiten, war aber nur ein Abwägen von Wahrscheinlichkeiten, denn genau diese Blütenfarbe gab es am Fundort in Massen, aber doch auch immerhin eine weitere Farbe.
Wo das nun wieder war? Berlin, Frankfurt, New York? Nein, viel besser, in der westfälischen Weltstadt Rietberg. Dort fand vor Jahren einmal eine Landesgartenschau statt und das Gelände ist noch immer zu besichtigen. Machen wir auch einmal im Jahr. Es begab sich letztes Jahr also zu einer Zeit, als gerade ein Jätedurchgang in den Staudenbeeten stattgefunden hatte. Neben der Pflanzung mit weißen Storchschnäbeln lag nun ein kleiner Kandidat kurz vorm Verwelken auf dem Weg im Dreck herum. Der musste natürlich mit, auch in Ermangelung eines T-Shirts mit dem Aufdruck "I ♥ Rietberg".
Aber
ob er wirklich weiß blühen würde? Die Zeit bis zur Blüte war kaum
auszuhalten, aber jetzt ist es endlich soweit. Und voila: Blüten in
wirklich ganz unschuldigem Weiß gucken mich an, dass es eine wahre Pracht
ist.
Jetzt muss ich aber noch die Art herausfinden, irgendwas ist ja immer.... Ich tippe einfach mal auf Geranium maculatum 'Album' - was meint ihr?